Beiträge von Cyborgs

    Hallo Lutz,

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    Warst du auch bei den Konzerten dabei, die im Planetarium stattfanden? Tangerin Dream, Mitte der 70er Jahre mit "Phaedra" und Nico's letztes Konzert (1988) sind mir da noch in Erinnerung. Vom Nico-Konzert gibt es sogar eine CD. Und "Phaedra" gehört in jede CD-Sammlung von Freunden dieser Art von Musik.

    Grüße

    Dietrich

    Wir sind 1985 nach Bayern weggezogen und davor, seit etwa 1975 war ich intensiv mit elektronischer Musik beschäftigt. Wir machten zu Dritt Musik ausschließlich mit Synthesizern. Einmal besuchte uns auch Chris Franke von TD und wir stellten fest, dass wir ganz ähnliche Musik machten. Diese Art von Musik nannte man dann später "Berliner Schule". Das Spiegel schleifen lief nebenbei denn ich hatte viel auch mit unserer Synthesizerschule zu tun (Cyborg-Synthesis) und mit Beiträgen zu Fachmagazinen und vor allem mit Beiträgen zu einer speziellen Sendung im SFB "Die Steckdose - Musikcomputer, Computermusik", die regelmäßig zur besten Sendezeit lief. Ich war sonst nur (viel zu) selten in der Sternwarte. Die Anfahrt von Spandau war schon relativ weit und ich hatte alles der Musik untergeordnet :)
    Ein paar Einblicke gibt es noch auf meiner Website: http://www.cyborgs.de
    Grüße, Lutz

    Hallo zusammen,
    Kürzlich ist mir wieder eingefallen, wie ich im Wintergarten neben der Küche stand und eifrig an meinem Spiegel schliff.

    Aber erst mal, Danke für die unkomplizierte Aufnahme in den Astrotreff.
    Ich bin Baujahr 50 und war, sobald ich die ersten Worte lesen konnte, Dauerkunde in der Stadtbücherei in Spandau. Dort lieh ich mir immer wieder, oft auch wiedeholt Bücher aus die von der Entstehung der Erde, von Dinosauriern und vom Weltall erzählten. Schon ganz früh wurde ich so technisch sehr interessiert und das weitete sich auf alles aus, was sich "Wissenschaft" nennt. Andere wollten vielleicht Feuerwehrmann werden, mein Ziel war "Erfinder".
    Naja, so ganz ist das nichts geworden, ich hatte (auch später) zwar so einiges erfunden aber dann doch feststellen müssen, dass es das schon gab. Im Vor-Internet-Zeitalter war die Recherche nicht so einfach ;)
    Dann fing ich irgendwann an Schlagzeug zu spielen und viel später dann, als die ersten Synthesizer auf den Markt kamen, kaufte ich mir auch einen und machte "Weltraummusik". Das Thema hat mich nie losgelassen, auch heute mit 72 nicht.
    Es war dann wohl 1983 oder 1984 als ich erfuhr, dass es in der WFS einen Kurs gab bei dem man einen Spiegel selbst schleifen konnte um ein eigenes Spiegelteleskop zu bauen. Das hatte mich sofort "heiß gemacht". Ein gutes Fernrohr wollte ich immer schon haben aber wegen meines teuren Hobbys war dafür kaum Geld vorhanden.
    Ich fuhr dann oft von Spandau zur WFS und dort trafen sich immer einige Leute, die unter Anleitung von Werner Nehls aus fetten Duran-Glasscheiben Schritt für Schritt Spiegel schliffen. Herr Nehls besorgte alles, was wir dafür brauchten, gab wertvolle Tipps und der Fortschritt der Schleiferei wurde dort im Kellerraum der WFS geprüft. Geschliffen wurde natürlich zu Hause. Wenn ich nicht im (Synthesizer-) Keller war, stand ich in der Küche und schliff den Spiegel den ich auf einer Holzplatte festgeklemmt hatte die man immer wieder einmal ein Stück weiterdrehen konnte. Schleifen, schleifen... ich weiß nicht, wie lange das dauerte aber nachdem das Korund immer feiner wurde und ich immer mehr auf Sauberkeit achtete, damit nicht etwa ein einzelnes grobes Schleifkorn Dutzende Stunden Vorarbeit zerstörte, kam endlich mal was Neues. Ich kam wie immer mit einem selbstgebauten Holzköfferchen mit meiner "Scherbe" zum Treffen und an dem Tag beschichtete Herr Nehls den inzwischen fein geschliffenen und auf 90mm Brennweite gemessenen Spiegel (15cm) mit Hilfe einer Silikonmatte mit einer dicken Schicht Pech. Fortan wurde also nicht mehr geschliffen sondern es wurde poliert. Immer viel Wasser, die Sauerei in der Küche war bemerkenswert ;) Wie auch immer, eines Tages war meine "Scherbe" fertig, hatte die richtige Brennweite und eine perfekte Oberfläche. Natürlich prüfte ich auch zu Hause die Oberfläche mit den Präzisionsintrumenten:
    Dachlatte, Taschenlampe, ein Plastikröhrchen mit einem Lämpchen darinnen und einem Holzstück mit einer Rasierklinge. Es ist toll, wie präzise dies alles trotz der "primitiven" Werkzeuge und der "groben" Handarbeit wird.
    Dann wurde die "Scherbe" verspiegelt und ich bekann das Kleinmaterial bei Herrn Nehls zu kaufen, dass für den Bau des Teleskopes wichtig war. Ein Stück graues Abflussrohr, verschiedene Gewindestangen, Rändelmuttern, Halterungen für den Auslenkspiegel, den kleinen Planspiegel selbst natürlich usw. Das Rohr beklebte ich innen mit schwarzem Samt-DC-Fix und die Montierung baute ich aus Leisten zusammen, alles nach Vorlage.
    Eines Tages war dann das Ganze Spiegelteleskop fertig, ich konnte es aber nur 2x richtig nutzen weil zuerst das Wetter nicht mitspielte und wir dann 1985 von Berlin aus nach Bayern aufs Land umzogen. Den Umzug machten wir selbst und hatten zuvor alle sperrigen Dinge wie Möbel (Gründerzeit-zimmer) usw. verkauft. Das Teleskop konnte ich nicht mitnehmen, das Stativ hätte zuviel Platz gebraucht. Mein Hauptinteresse, ob man tatsächlich mit eigenen Händen und ohne Maschinen einen Spiegel schleifen kann, war erfüllt und so ließ ich mein Teleskop bei Herrn Nehls in der Sternwarte zurück. Ich hoffe, es hatte noch einen Zweck erfüllt.

    ok, lange Geschichte aber das war sozusagen mein Einstand. Ich werde wohl eher gelegentlicher Leser im Forum sein denn zur WFS komme ich nicht so schnell denn wir leben noch immer "ufm Dorf".
    Was mich interessieren würde, hat jemand Fotos vom Spiegel schleifen, vielleicht sogar von dem Kurs mit herrn Nehls oder von so einem Selbstbau? Fotografieren fand damals fast nur im Urlaub statt.
    Grüße, Lutz