(==>)Thomas:
Vielen Dank für deine klaren Worte!
Auch ich gehöre zu den Hobbyfotografen, die im Lauf der Jahrzehnte viel mehr Zeugs angeschafft haben als sie zum Erreichen guter Bildergebnisse benötigen. Die Folge ist, man benutzt die einzelnen Komponenten nicht oft genug, um sie blind zu beherrschen. Dadurch geht ein erheblicher Teil der Zeit für nicht-kreative Tätigkeiten drauf, bis hin zu verpassten Aufnahmen, weil ich mal wieder eine Kamera-Einstellung erst in den Untermenüs suchen muss.
Bei unbeweglichen Motiven kann ich in Punkto Bildergebnis mit meinem aktuellen Zeugs gegenüber meiner ersten SLR-Kamera von 1977 (Quelle Revue 2002) keine entscheidenden Verbesserungen sehen, die durch neueste Kameratechnik ermöglicht werden. Für Abzüge bis 30x45cm genügte die Auflösung völlig. Besser geworden ist heute die Bildentwicklung, die nun komplett im Computer stattfindet und ganz andere Möglichkeiten bietet. Damals hatte ich nur unser Schul-Fotolabor, und Farbfoto-Bearbeitung war nicht möglich. Bei den heutigen vollelektronischen Kameras hilft die Technik vor allem bei dynamischen Motiven, die Ausschussrate zu verringern, und für dich als Profi zählt bestimmt auch, dass eine Kontrolle unmittelbar nach der Aufnahme möglich ist und die höhere Auflösung mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung nach Kundenwunsch ermöglicht.
Wenn Du Workshops organisierst, würde ich bei den Ankündigungen die potenziellen Teilnehmer schon darauf hinweisen, dass es primär nicht um Technik-Talk geht, sondern ums Fotografieren. Interessant ist für mich, dass dieses Problem wohl eher bei unseren Geschlechtsgenossen auftritt[:I]. Nach meiner Beobachtung sind die meisten Frauen beim Umgang mit Technik viel stärker ergebnisorientiert[^]. Wirkungsvoll unterbinden ließe sich das Technik-Gequatsche wohl nur, wenn alle Teilnehmer die gleiche Kamera zur Verfügung gestellt bekämen.
(==>)Florian:
Aktuell erhältliche DSLR-Kameras sind nicht für Astrofotografie optimiert und deshalb immer ein Kompromiss. Dieser Nachteil wird meiner Meinung nach bei den neueren Kameratypen nicht geringer.
Ohne Astro-Umbau sind die Kameras nahezu blind für H-alpha. Selbst mit Umbau erreicht weniger als 50% des Lichts die Pixel, der Rest bleibt im Bayerfilter hängen. Daran ändern neuere Kameratypen nichts.
Falls ich mir mal eine Astrokamera zulege, dann nur mit genug Lichtempfindlichkeit für H-alpha. Statt Klappdisplay wäre mir eine gute Live-Vorschau auf dem Laptop lieber. Ich wäre also eher ein Kandidat für eine spezielle Astrokamera. Derzeit ist mir allerdings visuelle Astronomie (noch?) lieber.
Das Ausleserauschen der Bildsensoren selbst ist mittlerweile so niedrig, dass bei den Top-Kameras schon rein physikalisch keine entscheidenden Verbesserungen mehr möglich sind. Die Qualität von Astro-Aufnahmen ist deshalb unter typischen Bedingungen vor allem durch das Quantenrauschen der Himmelsaufhellung begrenzt.
Andere Bildsensor-Technologien als Silizium-CMOS sind für hoch auflösende Kameras nicht verfügbar und für Massenproduktion derzeit vollkommen unrealistisch. Auch die würden vor allem den Spektralbereich erweitern. Viel mehr als 85-90% Quantenausbeute und viel weniger als ca. 1 Elektron Ausleserauschen (von Spezialkameras praktisch erreichte Top-Werte bei Si-CMOS) geht halt nicht.
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass die Pixelzahl immer höher und ihre Größe immer kleiner wird. Irgendeine Zahl im Datenblatt muss sich schließlich gegenüber dem Vorläufermodell verbessern, um Verkaufsargumente zu haben. Dass diese Schärfe irgendwann nur noch mit aufwändiger Spitzenoptik und mit Bildstabilisator oder Stativ erreichbar ist, hilft wiederum als Verkaufsargument für immer teurere Objektive. Sichtbar bessere Bilder bei üblichen Darstellungsgrößen auf gängigen Anzeigemedien erreicht man damit nicht, und die Lichtempfindlichkeit kann man mit mehr Pixeln auch nicht steigern.
Auch von mir der Rat: Überlege genau, was Du erwartest, wähle eine Kamera, die das im Prinzip leisten kann, und arbeite dich dann so gut ein, dass Du sie optimal nutzen kannst.
Die beste Steigerung der Ergebnisse könntest Du vermutlich erreichen, wenn Du aus Hamburg raus aufs Land ziehst und dort eine Sternwarte einrichtest, damit Du dein Equipment immer aufgebaut und einsatzbereit halten kannst.
Gruß,
Martin