Beiträge von Minzeblatt

    Moinsen zusammen,


    ich habe vor ein paar Monaten für kleines Geld ein Deltrintem multicoated geschossen. Die bekannten glänzenden Plaste-Innentuben habe ich mit leichter Gewalt entfernt (sie werden zwar dabei beschädigt, ich habe sie aber geklebt, um sie vorsichtshalber aufzubewahren) und einfach durch ein paar weitgehend maßgleiche konische Röhren aus dünnem mattschwarzem Karton ersetzt. Deren Länge habe ich so lange angepasst, bis sie nach dem Einschrauben der Objektive ohne Spiel fest und sicher im Gehäuse klemmen. Und - voilà: deutlich weniger Streulicht. Schlicht und wirksam, und für jeden Bastler problemlos machbar. Und in der sehr praktischen Original-Bereitschaftstasche ist das jetzt mein ständiger Begleiter.


    LG - Thomas

    Hi Andreas,


    "Todesstrafe für Schlimmbastler ist etwas übertrieben, lebenslanges Optikverbot ohne Aussicht auf Bewährung reicht auch." Ja klar, nicht das da was in den falschen Hals gerät, das war natürlich nicht wörtlich gemeint. Ich hatte übrigens dem Verkäufer (ich weiß natürlich nicht, ob er das selber war oder jemand anderes vor ihm) nach der Reparatur geschrieben, was mit dem Glas los war, und er hat sich vielmals entschuldigt, das sei ihm so nicht klar gewesen. Ich habe beschlossen, ihm das zu glauben.


    Gut's Nächtle - Thomas

    (==>) Andreas:
    "Übrigens war die Reparatur des Tento sicherlich nicht nur Bastelspaß sondern auch eine Herausforderung für Dich das wieder hinzukriegen, dazu meinen Respekt!
    Ein kleiner Widerstand gegen die Wegwerfgesellschaft und das Glas ist jetzt brauchbar."
    Meine Motivation hast Du da sehr richtig beschrieben.
    Aber was das Klavierspielen angeht, ich spiele lieber Orgel, und da können wir ja die aus der Kirche am Bielefelder Marktplatz (siehe Dein link) nehmen ;)

    Hallo Andreas,


    na ja, das Basteln hat tatsächlich Spaß gemacht, ich habe ja auch tagsüber genug Zeit als Teil-Rentner. Und wenn Du mich so fragst, also Lust hätte ich schon, nicht unbedingt jetzt sofort, aber demnächst mal wieder . . . also wenn Du wirklich etwas los werden willst, wäre ich schon die richtige Adresse. Was wäre denn so in der Schrottkiste? Und wie könnte ich ggf. drankommen?


    LG - Thomas

    Mein Abenteuer mit dem Kronos 20x60


    Wenn ich das alles vorher gewusst hätte . . .


    Aber von vorne. Im November 2018 fand ich ein Kronos 20x60 für € 60 inkl. Versandkosten bei ibäh, es war jedoch bei mir in der Nähe und so fuhr ich hin, um es zu kaufen. Schon beim ersten Anfassen hörte ich ein leichtes klappern, irgendetwas war lose. Beim Durchschauen fand ich ein krasses Doppelbild vor, also von Kollimation keine Spur. Auch konnte ich nicht beide Seiten gleichzeitig scharf stellen, der Dioptrien-Verstellbereich des rechten Okulars reichte nicht aus. Also war das Glas eigentlich Schrott, vermurkst, ein Fall für die Tonne oder höchstens für das Ersatzteillager. Trotzdem, irgendwie reizte mich das realsozialistische Großglas, und ich kaufte es dann für € 35, immer noch viel zu viel, aber wie gesagt, irgendwie sprach es mich an und forderte mich heraus. Wenn ich nur geahnt hätte . . .
    Zu Hause auf meiner Werkbank kommt dann Stück für Stück das Gesamtdesaster zum Vorschein.
    Erste Auffälligkeit: Auch wenn es von den Dimensionen und den optischen Werten gleich zu sein scheint, hat das linke Okular eine andere Vergütung als das rechte, und das nicht nur im kleinen Bereich einer Serienstreuung, sondern es ist eher blass pinkfarben und reflektiert etwas mehr als das rechte, das eher tiefblau ist. Die Okulare gehören also schon mal nicht zusammen, sie sind zumindest von verschiedenen Baujahren.
    Zweite Überraschung: Was da klappert, ist nicht etwa ein loses Prisma, sondern das rechte Objektiv, das locker im Objektivtubus herumschlackert. Warum dies? Weil der Exzenterring, mit dem man die Kollimation einstellen kann, nur noch im halben Umfang vorhanden ist, den Rest hat jemand halb angesägt, dann abgebrochen und die eine Hälfte offenbar weggeworfen. Und das nicht ohne Grund, und der ist schon nur noch mit Kopfschütteln zu quittieren: Das Objektiv gehört gar nicht zum dem Glas, denn auch wenn es von der Vergütung und den optischen Werten her mit dem linken gleich zu sein scheint, es hat eine andere Metallfassung, der in die Fassung integrierte Exzenter sitzt etwa 3,2 mm höher als der vom rechten Objektiv, und somit sitzt es um diesen Betrag zu tief in seinem Tubus, wo man es nun auch nicht mehr befestigen kann. Das war dann der Moment, wo ich an die Wiedereinführung der Todesstrafe dachte. Wie kann man bloß so wirr, dilettantisch und grauenhaft rummurksen! Außerdem ist die Bördelung der Metallfassung um die untere Linse herum nicht ganz fest, das kann ich sehr vorsichtig, aber doch recht schnell beheben. Aber das Hauptproblem: Gibt es für die Maßdifferenz eine Lösung? Eine Drehbank habe ich nicht, neue Ringe anfertigen geht nicht. Aber nach längerem Überlegen und Herumsuchen in meiner Sammlung überflüssiger Teile finde ich einen genau 3,2 mm dicken Stahldraht, den ich um eine Form genau rund biege, passend ablänge, um ihn dann mit etwas Vorspannung in den Tubus zu schieben, wo er auf der Auflagefläche der Objektivfassung aufliegend leicht in die dort eingestochene Nut einrastet. Jetzt passt allerdings die Objektivfassung nicht mehr hinein, weil der Innendurchmesser mit dem neuen Reduzierring zu klein ist, und so schleife ich den Drahtring innen ringsum so weit herunter, bis das Objektiv gerade eben hinein passt. Der halbe Rest des losen Exzenterrings wird nicht mehr eingebaut, der jetzt wieder eingeschraubte Gewindering hält jetzt das Objektiv fest im Tubus. Es sitzt jetzt stramm und zentriert darin und daher kann hier natürlich nicht mehr per Exzenter die Kollimation eingestellt werden, das geht also nur noch auf der anderen Seite. Jetzt kommt die erste positive Überraschung: Beim ersten Durchschauen sehe ich . . . kein Doppelbild mehr. Die Kollimation ist auf Anhieb und offenbar viel Glück weitgehend ok. Puuh.
    Also weiter im Abenteuer, zum Verstellbereich der Zentralfokussierung: Der reicht nicht aus, auf Unendlich geht das Glas gerade nicht mehr scharf zu stellen. Um es kurz zu machen, nachdem die ganze Mechanik ausgebaut, gereinigt und gefettet ist, kann ich sie mit viel probieren so weit bringen, dass der Verstellbereich dann doch deutlich über Unendlich hinaus reicht.
    Nun zum Verstellbereich des Dioptrienausgleichs im rechten Okular. Hier kann ich das Okular gerade so weit herausdrehen, dass es so eben für meine Augen reicht. Woran das liegt, ist mir lange nicht klar. Darauf gekommen bin ich erst beim zum Vergleichen der beiden aus den Fassungen herausgebauten Okulare, da habe ich festgestellt: Unter dem linken Okular sitzt ein Gummi-O-Ring! Ergebnis: Es sitzt viel zu hoch in seiner Fassung. Eventuell war das ein vergeblicher Versuch, die falsche Stellung des zu tief im Tubus sitzenden Objektivs auszugleichen. Aber wie auch immer, weg mit dem Gummiring, und nach dem Zusammenbau war dann der Dioptrien-Verstellbereich wieder wie er sollte. Wieder kommen in mir Phantasien von grausamen und qualvollen Todesarten für Ignoranten, Murkser und Pfuscher hoch.
    Jetzt zum letzten Knüller: Zur Inspektion und Reinigung des Gehäuseinneren habe ich nach Demontage der Okulartuben auch die oberen Blechabdeckungen entfernt. Außen darauf hatte ich schon vorher Nietköpfe gesehen, also keine Schrauben, sondern glatte Köpfe ohne Kreuz- oder Längsschlitze. Nun sehe ich innen, dass gar keine Gegenlöcher im Gehäuse vorhanden sind, und „folgerichtig“ hat unser Stümper die Nietstifte innen so ziemlich weggeschliffen, aber nicht genug, denn die Abdeckbleche liegen schief auf den Gehäuse, die Stiftreste innen drücken es an den Außenseiten hoch. Allerdings sind im Gehäuseinneren angegossene Ausbuchtungen für Gewinde vorhanden. Also bohre ich die Nieten komplett aus den Blechen heraus, bohre 2,4 mm Löcher ins Gehäuse und schneide M3-Gewinde hinein. So kann ich die Abdeckbleche nach der Montage richtig mit kleinen Schräubchen festschrauben. Also der dritte Beweis, dass hier nicht zusammengehörige Teile zusammengehudelt worden sind.
    Zum Abschluss wird noch ein wenig an den Exzenterringen des linken Objektivs gedreht, und so steht das Kronos nun wieder in neuem Glanz da: Gut kollimiert, alles (bis auf den äußerlich nicht sichtbaren improvisierten Festsitz des rechten Objektivs) sitzt und passt richtig zusammen, die Mechanik geht leicht, wenn auch mit leichtem Spiel in der Zentralfokussierung, und nach prüfenden Blicken auf das weit entfernte teils erleuchtete Hochhaus und auch mal auf die hellen Straßenlaternen und ins dunklere Wohngebiet (es ist gerade abendlich dunkel) sieht alles richtig gut aus, auch die verschiedenen Okularvergütungen sind so nicht wahrnehmbar.
    Na also, nach bestimmt 15 Stunden prüfen, analysieren, Lösung finden, bohren, schleifen, schrauben und putzen steht dem ersten Blick zu den Sternen steht nur noch der graue Himmel im Weg.
    Fazit: Ich habe jetzt in gutes Großglas und sehr viel gelernt.


    LG - Thomas

    (==>)Karl: Die Uni-Skripte sprengen für mich das Verhältnis von Aufwand und Ertrag.
    Ansonsten finde ich es sehr spannend, dass die eingangs verantwortliche destruktive Interferenz sich im Laufe der Diskussion als eine konstruktive Interferenz entpuppt hat. Das macht Sinn. Es passiert zwischen den Grenzschichten offenbar etwas, das beides gleichzeitig ist, auf die Weise, das einfallende Licht als solches in der Reflektion zeilweise zu negieren, um dann auch diese Reflektion wieder zu negieren, so dass das ursprüngliche auf höherer Ebene wieder herauskommt. Negation der Negation. Geil. Hegel lässt grüßen. Ohne Ironie: Philosophie meets Physik. Wer hätte das gedacht.

    Hallo Holger,


    Du schreibst: "Addiert man die Amplitude des direkt transmittierten und des doppelt reflektierten Lichts: 0.98 + 0.02 = 1, Intensität also 1^2 = 100%. Also werden 100% transmittiert." Na gut, was ich aber jetzt nicht verstehe, ist: Der Hauptlichtstrahl geht in Richtung in die Linse hinein, der reflektierte Anteil jedoch in den Raum hinaus, oder nirgendwohin, wenn er tatsächlich ausgelöscht wurde. Warum dann addieren? Was in den Raum hinausgeht, ist doch für die Transmission verloren. Oder was verstehe ich da nicht? Wenn mein Nichtverstehen etwas mit "doppelt reflektiertem Licht" zu tun hat, dann bitte ich um weiteren Aufschluss, was genau das ist. Irgendwie muss es ja darum gehen, dass die sog. Auslöschung (=Doppelreflektion?) tatsächlich zu einer gemeinsamen vollständigen Richtungsumkehr beider sich in Wirklichkeit gar nicht "auslöschender" Teilreflektionen führen muss. Und wie genau geht das?


    LG - Thomas

    Hi und danke erstmal,


    die reinen Fakten sind ja bekannt: Vergütung erhöht die Transmission. Aber wie genau geht das? Die destruktive Interferenz müsste dann ja nicht nur die Reflektion auslöschen, sondern zugleich das "gelöschte" Licht als nutzbares Licht erhalten. So wie es der Satz ausdrückt: "Sind die Amplituden der beiden Strahlen genau gleich groß, bleibt die Energie in nützlicher Weise im Hauptstrahl vollständig erhalten. Das Licht läuft [...] ohne Signalabschwächung durch die Linse." Also ist vermutlich der Begriff der "Auslöschung" streng genommen zu kurz gegriffen, weil er nur die eine Seite des Vorgangs beschreibt, dessen untrennbare andere Seite dann notwendigerweise so zu verstehen wäre, dass die Auslöschung durch Rückverwandlung des reflektierten Lichtanteils in Nutzlicht passiert. Also so etwas wie "Reflektionsrückwandlung". Die Fresnelschen Formeln in Wikipedia konnten mir hier nichts erklären, was aber wohl an meiner mangelhaften Mathematik liegt. Gibt es hierzu vielleicht eine allgemeinverständliche Erklärung?


    LG - Thomas


    P.S. Zu was einen der dauer-depri-graue Himmel nicht alles verleitet . . .

    Liebe Kollegen,


    ich habe eine theoretische Frage zum Thema Reflektion – Vergütung – Transmission von Ferngläsern. Es ist klar, dass auch hochwertige optische Gläser das am Objektiv einfallende Licht sowohl durch Reflektion als auch durch Absorption schwächen, so dass hinter dem Okular nur noch ein Teil davon zur Verfügung steht. Das Bild verliert an Helligkeit, und zusätzlich entsteht so im Gehäuseinneren, im Strahlengang „herumgeisterndes“ Streulicht, das den Kontrast senkt. Diese negativen Effekte werden durch die Vergütung reduziert. Bei Vision Doctor wird das so formuliert: „Mit Hilfe von hochwertigen optischen Gläsern und Vergütungsschichten kann so die Abschwächung stark vermindert werden. Dazu werden zur Entspiegelung des Glases im Idealfall mehrere, sehr dünne Schichten von Metallverbindungen aufgedampft. Sie sind mit dem bloßen Auge als grünlich oder rötlich schimmernde Coatings erkennbar. Die Schichtdicke und das Material werden dabei so gewählt, dass sich die Reflexionen, die an den einzelnen Grenzflächen entstehen, gegenseitig überlagern und auslöschen (destruktive Interferenz) und durchgehende Lichtstrahlen sich gegenseitig verstärken.“


    Die grundsätzliche Funktionsweise der hier angesprochenen Lambda-Viertel-Entspiegelung ist mir bekannt, in der destruktiven Interferenz löschen sich die Reflektionen („Wellenberg“ gegen „Wellental“) gegenseitig aus. Bei mehreren Schichten klappt dies auch in den verschiedenen Wellenlängen / Farbbereichen des sichtbaren Lichts. So weit so gut, die Störungen sind weg. Was ich aber nicht verstehe: Wie kommt es zu Stande, dass dadurch die Transmission steigt, dass „durchgehende Lichtstrahlen sich gegenseitig verstärken“? Immerhin wird nach dieser Erklärung der destruktiven Interferenz, des gegenseitigen Auslöschens, der ansonsten reflektierte Lichtanteil einfach beseitigt. Er ist also weg. (Am Rande vermerkt: Tatsächlich wird er in eine andere Energieart umgewandelt, weil Licht als Energie natürlich nur insofern vernichtet werden kann, als dass sie in anderer Form wieder erscheint. Aber das ist ja nicht unser Thema.) Also nochmal klar formuliert: Wie kann es sein, dass die Transmission steigt, wenn doch durch die Vergütung der ansonsten reflektierte Lichtanteil einfach nur durch Auslöschung wegfällt? Dann hat man zwar keine Reflektionen mehr, aber bei z.B. 5 Linsen = ca. 30% Reflektionsanteil sind diese 30% weg, futsch, perdu. Trotzdem wird gesagt (und ich nehme durchaus an zu recht!) dass dadurch die Transmission steigt, bei modernen Vergütungen auf etwa über 90%. Aber wie das? Dazu müsste ja nicht nur die Reflektion unterbunden, sondern auch ein Ersatz für das dabei „vernichtete“ Licht gefunden werden. Wo soll der herkommen? Eigentlich müsste man ja sogar eher das Gegenteil annehmen, da durch die bei der Vergütung zusätzlich aufgebrachten Beschichtungen mehr Grenzschichten entstehen, die ihrerseits auch „Licht schlucken“. Wo kommt das Mehr an Licht her? Es müsste ja aus den reflektierten Anteilen ein positiv nutzbarer Lichteffekt entstehen, der über die reine Auslöschung weit hinausgeht. Gibt es den?


    Also entweder ich habe einen Knoten in meinem Denken oder die Erklärung ist unzureichend. Wer kann die Frage beantworten und den (Schein-)Widerspruch lösen?


    Leicht verwirrte Grüße - Thomas

    Hallo Kollegen,
    ich habe soeben für ganz kleines Geld ein älteres Kronos Fernglas 20x60 #1041;#1055;#1062; erworben, wusste auch beim Kauf, dass es defekt ist, es war dejustiert und die linke Objektivlinse klapperte lose herum. Nach der Demontage stellt sich heraus, dass der Exzenterring aus Aluminium, der um die Linsenfassung sitzt und für due Justierung verantwortlich ist, von einem Pfuscher vermurkst worden ist, er ist nur noch gut halb vorhanden, weswegen auch die Linse nicht fest sitzt. Nun meine Frage, ob und wenn ja wo man wohl einen Ersatz-Exzenterring bekommen kann. Ich könnte mir zwar seine Maße von der anderen Seite abnehmen und etwas irgenwie Passendes nachbasteln, aber so eine schräge Bastellösung wäre mir doch nicht recht. Hat jemand hierzu eine Idee für eine Bezugsquelle? Dafür wäre ich wirklich sehr dankbar. Oder hat jemand von Euch vielleicht ein schrottiges älteres Kronos / Tento 20x60, von welchem er ein Ersatzteil entbehren könnte?
    Liebe Grüße - Thomas

    Liebe Freunde,


    ich hatte erfreulicherweise mal wieder Gelegenheit, meine beiden 8x30er ausgiebig zu nutzen, für Blicke auf's Meer, auf Land und Berge und in den Himmel, und dabei beide nochmals intensiv vergleichen: Mein altgedientes in Ehren ergrautes Deltrintem und das wenig abgenutzte für 15 Euronen auf dem Flohmarkt erworbene Universa Royal. Es ist frappierend: Nicht nur die Außenmaße und Durchmesser sind alle exakt gleich, auch die Formgestaltung aller Bauteile ist genau übereinstimmend, nur das Plättchen mit der Seriennummer des Deltrintem (meins hat 32xxxxx) hat beim Universa eine etwas andere Fase. Die Entspiegelung ist augenscheinlich die selbe, kein Unterschied erkennbar, der selbe Reflektionsgrad, die selbe Farbe (meine frühere Aussage zu Unterschieden hier beruht darauf, dass die Entspiegelung der Okulare meines alten Deltrintem weitgehend abgerieben ist). Auch wenn man durch die Objektive ins Innere schaut, ist auch alles gleich: Die Riffelung der Innentuben, die mattschwarze Farbe, die Lage und Form der gerade so sichtbaren Prismen, bis ins letzte Detail. Die Fokussierung mit ihrem enorm weiten Verstellbereich, der ebenso weit verstellbare Dioptrienausgleich, die Skala auf dem rechten Okular, alles genau das selbe. Gleichermaßen die optischen Eigenschaften: Die sehr gute Bildschärfe in der Mitte, der Verlauf der zum Rand zunehmenden Unschärfe, der große Bildwinkel, das Einblickverhalten am Okular, die leichten Farbsäume im Randbereich an starken Kontrastkanten, die Stärke der Kissenverzeichnung, das Verhalten bei Gegenlicht (geringe Reflexionen / Streulicht), die Austrittspupille, alles auf‘s Genaueste gleich. Wenn nicht die unterschiedliche Beschriftung (und selbst hier haben beide ein 1Q eingeprägt) und andere Gebrauchsspuren wären, könnte ich sie nicht unterscheiden, in der Benutzung sind sie vollkommen identisch. Ich sage ganz klar: Die beiden Gläser sind 100% baugleich, da kann es m.E. keinen (!) Zweifel geben. Das Universa hat die Aufschrift Made in Germany, das ist ja ganz neutral und passt auf Ost und West. Meine Frage nun: Da ich mir nicht vorstellen kann, dass es eine offizielle Lizenzfertigung in der BRD oder sonstwo gab oder dass gar eine Raubkopie vorliegt, kann ich mir nur vorstellen, dass hier Original in der DDR gefertigte Zeiss-Gläser umgelabelt und in der BRD unter „Universa“ vermarktet wurden. Alle anderen Deutungen haben m.E. gar keinen Sinn. Einen wirklichen Fernglas-Hersteller mit eigener Produktion namens "Universa" gab es in Deutschland jedenfalls nicht.


    Zum Namen „Universa“ selber ergaben meine Recherchen: Es war dies wohl eine Handelsmarke, unter der Geräte verschiedenster Hersteller aus z.B. Westdeutschland, der DDR und Japan vertrieben wurden. Beim Deutschen Patentamt wurde „Universa" 1964 für die „UNIVERSA-Fototechnik Gesellschaft mit beschränkter Haftung, 76437 Rastatt, DE“ als Bild- und Wortmarke registriert, die 1997 gelöscht wurde. Es gab dazu die „Universa-Arbeitsgemeinschaft leistungsfähiger Foto-Fachgeschäfte“, siehe das Buch „Marktstrukturen und Wettbewerbsverhältnisse im Einzelhandel“ von Erich Batzer. Einigen von deren Mitgliedsfirmen gründeten dieser Quelle zufolge später eine Handelsgruppe „Fotoco GmbH & Co. KG“, die sich vor allem um die Pflege der Beziehungen zu den klassischen Lieferanten kümmerte. Diese Handelsgruppe und ihre Handelskette „Europafoto“ (die es übrigens beide heute immer noch gibt!) vetrieben vor rund 40 Jahren z.B. die Universa Junior Super 8 Filmkamera, Hersteller Carl Braun, Nürnberg mit Fixfocusobjektiv Cine Universal Wetzlar 15 mm, und auch um 1976 eine Spiegelreflexkamera Universa Interflex TL 1000, das Gehäuse hergestellt von Cosina (Japan), das mit einem Objektiv Jena T 1:2,8/50 mm aus der DDR bestückt wurde (siehe etwa Internetauftritt des Lippischen Kamera Museums). Auch "Universa"-Filmprojektoren gehörten zum Portfolio. Demnach wäre es ja ohne weiteres vorstellbar, dass diese Handelskette auch ein auf Universa Royal umgelabeltes Deltrintem von Carl Zeiss Jena in der BRD vertrieben hat, ähnlich wie es ja als „Panorama Berlin“ in Westberlin (von wem eigentlich?) vertrieben wurde. Die Lieferbeziehungen zwischen Fotoco/Universa und CZJ gab es ja nachweislich z.B. bei Fotoobjektiven.


    Daher nochmal die Bitte, meine Neugier zu befriedigen: Stimmt meine Annahme? Wie wurden die Gläser in der BRD angeboten? Katalog? Fachhandel? Wer genau firmierte als Anbieter? Über erhellende Antworten würde ich mich sehr freuen.


    Lieben Gruß - Thomas

    Guten Abend,


    entschuldigt, dass ich den alten thread aufwärme, aber hier stimmt schonmal das Fernglasmodell. Ich benutze seit Jahrzehnten ein altes Deltrintem 8x30 von Carl Zeiss Jena für Beobachtungen von meiner Terasse aus auf's Meer, in den Himmel und in die Gegend, auch für Tierbeobachtung, tagsüber und auch nachts. Als Alltags-Allrounder finde ich das kleine alte Glas sehr überzeugend. Nun habe ich für meine Frau ein "Universal Royal" 8x30 auf dem Flohmarkt für 15 Euronen erstanden, das ist technisch (Fokussierung, Optik) ebenso top wie mein Deltrintem, hat aber weniger Gebrauchsspuren. Es hat nur offenbar eine modernere Vergütung und ist daher noch etwas klarer, sieht aber ansonsten genau so aus wie mein Glas, maßgleich bis auf den mm, wie ein Ei dem anderen, ich habe das Gefühl, das ist ein für den Export umgelabeltes etwas moderneres Deltrintem. Gab es sowas? Oder hat da irgendeine Firma einfach die Konstruktion abgekupfert? Für Information wäre ich dankbar, ich bin einfach neugierig, auch weil ich im Internet dazu nichts gefunden habe.


    LG - Thomas