Hallo, Leute!
Eigentlich lichte ich ja Planeten ab. Meine Ausrüstuing ist auch dementsprechend "spezialisiert". Für die längste Mondfinsternis dieses Jahrhunderts wollte ich mich dann aber auch nicht lumpen lassen und doch mal Luna ablichten.
Problem Nr. 1: Meine Balkon-Sternwarte städtischer Natur ist auf Westseite.
Also die ganze Ausrüstung eingesackt und übers Wochenende zu den Eltern aufs Land gefahren. Extra noch ne Kabeltrommel besorgt, für alle Fälle, denn...
Problem Nr. 2: Das ganze Grundstück ist nach Süden hin mit Bäumen bewachsen.
Die Suche nach einem geeigneten Beobachtungsort gestaltete denn auch etwas langwierig. Letztendlich sind wir raus auf den Acker (Gottseidank keine Mais-Saison!), weit genug an die obere Ecke der kleinen Siedlung, dass der Mond frei sichtbar war. Und da war sie auch schon, eine schöne tiefrote Sichel knapp über dem Horizont. Es war so gegen 21:00 Uhr.
Auch schön zu sehen: Venus im Südwesten, Jupiter im Süden und Kollege Saturn Süd-Süd-Ost. Man konnte wunderschön den imaginären Bogen der Ekliptik von Venus bis zum Mond ziehen.
Nachdem wir uns das alles angeschaut hatten begann ich zu überlegen. Goto-Teleskop? braucht Strom, Batteriepack ist aber vorhanden
Smartphone für die Teleskopsteuerung per App? Akku sollte reichen.
Alter Astro-Schlepptop?
Problem Nr.3: Der alte Astro-Schlepptop hat einen ebenso in die Tage gekommenen Akku. Besonders lang hält der nicht.
Eine stetige Stromversorgung war also vonnöten.
Also zurück aufs Grundstück, die Kabeltrommeln geholt und versucht, zum Beobachtungsort hin zu verlegen.
Problem Nr.4: Das Unternehmen scheiterte kläglich, als klar wurde, dass ca. 15 Meter fehlten.
Ich also wieder überlegt. Der Akku hält vielleicht 30 bis 40 Minuten. Für 2-3 Bilder sollte es immerhin ausreichen, wenn ich ihn zwischendurch ausschalte. Ich brauch ja keine 10 Aufnahmen der Totalität.
Also trotzdem Ausrüstung auf dem Acker aufgebaut, die ZWO ASI 120MC an den 90mm/910mm-Refraktor. Wohlweislich hatte ich mir zu Jahresbeginn noch einen Fokalreduzierer (0,5fach) zugelegt der nun auch zum Einsatz kam.
Laptop an, Kamera angeschlossen, Sharpcap geöffnet, per App Mond anvisiert und los gings.
Mit dem Ergebnis bin ich ganz zufrieden. Etwaige Artefakte sind meiner mangelnden Erfahrung in der MoFi-Fotografie geschuldet.
![](http://www.astrotreff.de/upload/Rigel7/20180728/Moon270720182224jp.jpg)
0,2 Sekunden Belichtungszeit bei Gain 100. 50 von 500 Frames gestackt und in Registax etwas nachgeschärft.
Nun hastig alles wieder ausgemacht, um Strom zu sparen. Den Rest der Totalität haben wir nur visuell genossen. Grob gegen dreiviertel Elf lies sich die ISS wunderbar hell blicken. Im Verlauf der Beobachtung fiel mir auf wie unglaublich hektisch der Himmel geworden ist in den letzten 20 Jahren. In den Beobachtungsnächten meiner Jugendjahre waren deutlich weniger Flugzeuge und helle Satelliten unterwegs.
Kurz nach 11 machte sich dann ein heller Zipfel am linken Rand des Mondes bemerkbar. Erst schwach, dann immer heller. Hatte ganz vergessen, dass es den Diamantring-Effekt auch bei MoFis gibt.
Also schnell wieder alles angeschmissen und nochmal draufghalten.
![](http://www.astrotreff.de/upload/Rigel7/20180728/Moon270720182318jp.jpg)
Diesmal nurnoch mit 0,028s Belichtingszeit und Gain 100.
Bitte das grüne Etwas auf der übersaturierten Seite ignorieren, da hab ich vergessen ein oder zwei Schärfungspunkte in Autostakkert selbst zu setzen. *hüstel*
Autostakkert setzt die in dem zu hellen Bereich nicht automatisch. Wozu auch, es gibt ja dort eigentlich nix zu schärfen.
Wieder alles ausgemacht und weiter visuell beobachtet. Irgendwann sind wir dann wieder rein. Der partiell verfinsterte Mond ragte nun ein wenig über die Baumwipfel hervor, also die Ausrüstung wieder auf den Hof geschleppt. Nun war Strom auch kein Problem mehr.
Leider zogen nun aber Schleierwolken für ca. 20 Minuten vor den Mond.
Danach konnte ich noch schnell ein weiteres Bild machen.
![](http://www.astrotreff.de/upload/Rigel7/20180728/Moon280720180011jp.jpg)
Gain konnte jetzt natürlich auf 0 und die Belichtungszeit war auf 0,0045s geschrumpft.
Damit waren meine ersten MoFi-Aufnahmen im Kasten. Indem ich bis kurz nach 1 Uhr wartete, konnte ich dann auch noch den Mars ablichten, der nun tief durch eine Lücke zwischen Baumwipfeln wanderte.
![](http://www.astrotreff.de/upload/Rigel7/20180728/Mars280720180113jp.jpg)
Hier hab ich meine 2,5fach Barlow dazwischengesteckt und mich erst gewundert warum ich das Bild nicht scharf bekomme. Nach 5 Minuten Fokusssuche fiel mir ein, dass der Fokalreduzierer noch in der Kamera steckte...
Naja, es war schon spät und ich müde.
Gestackt wurden hier 300 von 3000 Frames.
Abschlussfazit: Es war eine tolle Beobachtungsnacht mit vielen kleinen und großen Highlights. Die diversen Unwegbarkeiten verleihen dem eine zusätzliche erinnerungswürdige Note.
Gruß,
Peter