Hallo Peter, hallo Forum!
spannendes Thema, danke für die Anregung.
Ich bin einfach für mich mal Peter's Auflistung gefolgt und habe die Punkte mal kommentiert, für mich trenne ich meine persönlichen Vorlieben von dem, was ich z. B. für die Sternwarte mache, da ist man als Verein ja nicht unabhängig von Besucherzahlen / Mitgliederbeiträgen. Von Ausnahmen abgesehen - und bitte korrigiert mich - kenne ich eigentlich fast nur Vereine, die mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben - und meisten stärker als die demographische Entwicklung. Wo ich ein Vereinsthema sehe, habe ich entsprechend bemerkt.
• Aktuelle Easyness der (Einsteiger-) Fotografie (Seestar und Konsorten)
#Tja, von den Paradeobjekten abgesehen, muss man sich das visuelle Erlebnis erarbeiten. Irgendwer hat mal bei einer gemeinsamen Beobachtung mit Besuchern gesagt, es gibt so ein paar Handvoll leicht zugängliche Objekte, wo man auch echt was sieht, ansonsten leben wir in unserer eigenen Welt. Das ist auch mein Empfinden – und ich finde meine Welt immer wieder toll!
• gewisser 'Trend zur Fotografie' - auch schon oder sogar gerade bei Anfängern ?
# Das ist bestimmt so. Ich ertappe mich auch immer öfter dabei, dass ich extra Bilder „designe“ um Sie meinen Freunden per Messenger zu schicken… ich bin zwar als semialter Knacker nur mit Whatsapp und Signal unterwegs und mache einen großen Bogen um die anderen Social Media Platformen, aber die Technik ist schon toll und verändert unser aller Leben. Wie oft sitzt man in einem Lokal beim Essen und sieht rundherum aus allen Alterklassen von 10 -80 Jahren die Leute am Handy sitzen… sich Bilder zeigen etc… und bei den digital natives geht das doch gar nicht mehr ohne – oder ?
Bei Führungen auf der Sternwarte etc. war es vielen Besuchern wichtig, mal schnell mit dem Handy ein Foto zu machen und den Freuden zu senden / teilen / posten (Sonne, Mond… so ein paar Sachen gehen ja mit aktuellen Handies). Das ist dann wohl einfach mal so.
... Ein Bild sagt mehr als tausend Wort ... oder nicht ?
• 'Ich kann fotografisch (einfacher) tiefer sehen, also fotografier ich'
# das ist IMHO zweitranging hinter dem Bedürfnis für „pretty pictures“
• zunehmende Lichtvermutzung begünstigt Fotografie, weil 'Fotografie den Himmel per Software abzieht', Visuelle das jedoch nicht tun können
# Dies hier ist meine Meinung dass eine bewusste und informierte Entscheidung die von Personen getroffen wird, die bereits eine gewisse Erfahrung haben.
• Bei Visuell-Anfängern: Frustration über (unerwartet mittelmässig-schlechte) 'visuelle Ergebnisse' ?
# bei mir war es vor mehr als 10 Jahren genau umgekehrt, ich habe parallel mit meinem 5“ Refraktor erste Gehversuche visuell und fotographisch gemacht, irgendwann hatte ich mir als Wochenendpendler für die Zeit unter der Woche auf der Arbeit einen preiswerten GSO 10er gekauft und war hin und weg wie einfach das alles ist.... seitdem bin ich Dobsonaut und habe alles andere verkauft… Ob ich für ein Seestar zu haben wäre - eher nicht
• Bei Visuell-Experten: Langeweile, alles schon gesehen (?), neue Ideen ?, am Limit der handhabbaren Teleskopgrösse (20-30")
# nun ja, meiner Meinung nach ändern sich ja auch die Interessen im Laufe der Zeit
• Thematische Unterforderung / Überforderung
# … das ist wohl eher ein individuelles / persönliches Thema
• Visuelles Sub-Forum VERSUS schierer Umfang der Foto-Subforen (und deren Technik)
# das ist m. E. ein Spiegel der Aufmerksamkeit in der breiten Masse
• Kommunikation in Foren wirkt manchmal etwas reduziert auf 'gefällt mir' Buttons (sorry, das ist ein sehr subjektiver Eindruck), weniger lebhafte Diskussion ? eine 'gewisse Lethargie' ?
#ich habe mal mit einem leidenschaftlichen Fotographen diskutiert, wieso er nicht mal dieses Objekt oder jenes fotografiert – die lakonische Antwort war: … für diese Art von Objekten gibt es mir zu wenig Likes … IMHO wurde Forensoftware nach und nach um diese „Buttons“ ergänzt, um die Abwanderung zu anderen Social Media Platformen einzudämmen
• Zahlreiche Experten/'Veteranen' posten nicht (mehr) in Foren (wegen schwer fassbarer 'atmophärischer Veränderungen', irgendwie keine Lust/Zeit mehr, einer subjektiv wahrgenommenen 'Verflachung',...)
# da würde ich die Veteranen doch einfach mal kontaktieren und versuchen zu verstehen / reaktivieren ?
• Kommunikation läuft vermehrt über Messenger (What's(Cr)App und Konsorten) (?)
# Es sind ja auch schon ein paar Foren gestorben. Das wird bestimmt so weitergehen bei dem Druck von den Tech-Giganten mit Ihren Platformen. Damit werden auch einige „Wissenspeicher“ mit Struktur einfach verloren gehen. Sucht mal in einem Messenger nach einem Thema/Bild…
• Ist nicht mehr modern ? (bei den Youngsters), Generationswechsel 'Boomer go home'
# für mich habe ich das akzeptiert. Ich tippe ja auch keinen Basic Code mehr aus Happy Computer o.ä. ab…(ok, das hinkt jetzt mal richtig.. liegt vermutlich am zweiten Glas Rotwein 😉)
• Gibt es nix Neues ?
# Visuell: Hervorragende Komakorrektor, 100 + Grad SF Okulare Schelle Dobsons mit großer Öffnung ohne Leiter, tolle Literatur wie DAS / DSG (OKOK… alles nicht Brandneu, aber m. E. relevant)
• Was kann man/frau tun ?
# Ich bin (mitte 50) alt genug um für mich zu entscheiden, ob ich einem Trend / Mode folge (folgen muss?) Hier würde ich unterscheiden was ich persönlich mache (visuelle Beobachtung) oder in einem Verein / öff. Sternwarte etc. wo m. E. wir schon auf das Publikum eingehen müssen um nicht einen einsamen Tod zu sterben :
--> EAA auf Leinwand.. Infotainment for the Masses.
--> Wir haben seinerzeit sehr gute Erfolge gehabt, Publikum über Facebook etc. anzusprechen und dort Werbung zu schalten… massiver Anstieg der Besucherzahlen und entsprechen Umsatz für den Verein und natürlich macht Facebook seinen Schnitt… aber so ist es halt.
• Welche Projekte macht man z.Zt. in der Visuellen Beobachtung ?
# Alle OdMs der Reihe nach neu Beobachten, wenn mein neues Teleskop da ist und neue Zeichnungen erstellen (außer DS und OC… das ist irgendwie nicht meins.)
# Entfernte GX / keine Quasare
• Was sind (persönliche) Wege, damit umzugehen ?
# Mich macht altes Licht glücklich. Das ist mein bester Ausgleich zum Beruf und echte Entspannung. Gerne in Gesellschaft / Teleskoptreffen / Astrobuddies und fachsimpeln. Mir macht es nicht aus, in einer Randsportart aktiv zu sein. Ich gebe gern mein Wissen / Praxis an Mitbeobachter / Besucher auf der Sternwarte etc. weiter in Form von ehrenamtlicher Tätigkeit etc. Eine gute Diskussion (und wenn es für mich zum X-ten Mal das gleiche Thema ist, aber für die Besucher neu) ist für mich persönlich unendlich viel erfüllender als zum Beispiel alles wann man so im Berufsleben hat.
Und das kann doch jeder auf seine Weise machen und auf seine Weise mit Anderen teilen. Ich z. B. schreibe kaum noch Beobachtungsberichte sondern versuche meine Beobachtungen mit Zeichnungen und Skizzen festzuhalten.
Wie toll ist das (oben mehrfach beschriebene) Naturerlebnis - im Wald / auf der Lichtung / auf der Wiese / in den Bergen abseits von Siedlungen neben dem aufgebauten Teleskop die Dämmerung zu beobachten, die Sterne aufgehen zu sehen, die Milchstrasse tritt hervor, wir werden von unheimlichen Vögeln, Wildschweinen und sonstigen Tieren erschreckt... um dann mit eigenem Auge am Teleskop Jahrmillionen zu überbrücken, ins Universum einzutauchen...
Natürlich sind wir als Produkt von 4,5 Mrd Jahre Evolution auf diesem Planeten ganz tief in uns verbunden mit unserem Heimatstern, dem Mond, dem Sonnensystem... und es berührt doch fast jeden ( zumindest in meiner Erfahrung) einen schönen Sternenhimmel zu betrachten und dann das Wissen unserer Kultur (ist Astronomie die älteste Wissenschaft ?) und den persönlichen angehäuften Wissenschatz auf Objekte anzuwenden, die wir Dank unserer Teleskope vergrößern und aus dem Schwarz des Himmels herauslösen können...
Oh Yeah !
Allerbeste Grüße und CS,
Rainer