Beiträge von Rohr

    Hallo Mario II (aus der Ukraine)


    herzlich willkommen bei AstroTreff. Bin auch noch nich so lange
    hier, also auch ein Vertriebener. Geht aber erheblich zivilisierter
    zu, nich so wie bei der Hamas.


    Das unter Testbericht 3 auf meiner Homepage geprüfte C8 gehört
    einem Sternfreund aus Kronach, und hab ich vor ca. 3 Jahren
    geprüft. Da wußte ich noch nix von grüner Laserdiode und von
    doppeltem Phasen-Kontrast-Test - man entwickelt sich ja weiter.
    Insofern ist ein Vergleich nur bedingt möglich. Ich selbst besaß
    nie ein C8, habe aber jede Menge von C8-Testbilder im Rechner.


    Iss hier Gottseidank eine private und keine kommerzielle Veranstaltung
    man merkt doch gleich den Unterschied. Wie sich die Öffnung meines
    ebenfalls privaten Meßbetriebes hier auf dem Board entwickelt, weiß
    ich noch nicht. Wann kommst Du mit Deinen Optiken eigentlich vorbei?


    Herzliche Grüße nach UK


    Wolfgang Rohr





    <img src="http://home.t-online.de/home/wolfgang.rohr/farb-ig2.JPG" border=0>
    http://rohr.aiax.de

    Hallo Matthias,


    die Schnittweiten des Farblängsfehlers von Schmitt-Platten habe ich noch nicht vermessen. Aber
    immer wieder recht beeindruckend fotografiert: Ich habe noch deutlichere Beispiele. Eine der
    Schmittplatten hatte deutliche "Speichen", woraus man schließen konnte, daß die Platten an-
    gesaugt werden, um sie dann wie immer sphärisch zu polieren - dann aber dürften diese gra-
    vierenden schmalen Zonen von L/4 wave gar nicht entstehen - weil die Flächengenauigkeit im
    Durchgang nur etwa 1/4 so genau sein muß, wie bei der Spiegel-Oberfläche, die doppelt so
    genau sein muß. Dazu müßte Alois exaktere Auskunft geben können. Ich kann mir also wirk-
    lich nur irgendeine Handretouche vorstellen, wenn solche Flächen entstehen sollen.


    Hallo Roland,


    das "wilde" grüne Interferogramm (532 nm) habe ich natürlich auch quantitativ vermessen, schon
    aus Interesse. Dort erhielt ich bei konsequenter Auswertung :
    PVwave / RMSwave / Strehl = 0.54 / 0.096 / 0.69
    Der hohe PV-Wert entsteht hauptsächlich über die Linien-Verbreiterung von 08.00 Uhr nach
    14.00 Uhr, also ein Koma-Effekt - und Koma darf gegen-gerechnet werden. Der RMS wave-Wert
    wird direkt in den Strehl umgerechnet nach der Formel, wenn RSM eine Dezimal-Bruchzahl:
    Strehl = 1 - (2*Pi*RMS)exp2 . Weil jedoch die Streifen insgesamt linear sind, außer die Ver-
    formung über die schmalen Zonen, ist der RSM/Strehl-Wert trotzdem noch gut, weil die
    gravierenden Abweichungen durch die feinen Zonen (ca. L/4) das topografische Ergebnis zu
    wenig stören, also mehr zur Rauhheit gezählt werden muß. Nach meiner Kenntnis sind die
    Hauptspiegel aller SC's sphärische Spiegel, alles andere wäre Unsinn. In ZEMAX habe ich
    ein System, dessen Haupt- und Fangspiegel sphärische Flächen haben. Ich vermute, daß
    sowohl Celestron wie Meade ebenfalls eine Sphäre beim Fangspiegel haben, schon aus
    Gründen der Fertigung und die Gesamt-Korrektur über die Schmittplatte lösen. Ein ZEMAX-
    Rechen-Beispiel für ein C8 hätte ich gerne. Liegt sicher irgendwo im Web.


    Hallo Jens,


    In Autokollimation prüfe ich Spiegel und optische Systeme bis zu einem Durchmesser von 400
    mm komplett, größere Durchmesser durch abscannen im Doppelpaß-Verfahren. In Kompensa-
    tion durch eine BK7 Plankonvex-Linse 165/971 bei einfachem Durchgang Newton- und Hyperbol-
    Spiegel bis zu einem Durchmesser von 1000 mm. Das ist besonders beim Interferogramm
    wichtig, weil damit die Gesamt-Fläche erfaßt werden kann. Wie LOMO seine Parabeln
    retouchiert, weiß ich mittlerweile auch. Für mich wäre es interessant, diesen 60 cm Spiegel mit
    meinen bisherigen Ergebnissen vergleichen zu können. LOMO liefert
    unter Umständen nur die Interferogramme auf einem Film ab und spart
    sich die Auswertung, die ich aber ebenfalls übernehmen könnte. Ich habe also schon die LOMO-Interferogramme aus Neugier mit den meinigen
    verglichen, auch um meine eigene Meßtechnik zu überprüfen.


    Noch eine Frage an den Matthias:


    Wie kriege ich meine Bilder aufs Board, damit ich sie dann in den Text einbinden kann?
    Per Email schicken, hat ja prima funktioniert. Du hast mir dann die wie immer geartete
    Adresse übermittelt und ich konnte sie dann einbinden.


    Seid alle herzlich gegrüßt - in meinem Rechner häufen sich die Test-Beispiele und
    es kommen täglich neue hinzu.


    Euer Wolfgang



    <img src="http://home.t-online.de/home/wolfgang.rohr/farb-ig2.JPG" border=0>
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    Premiere
    Hallo Optik-Freaks und Test-Besessene,


    dies wird ein erster Versuch - Premiere mithin - auf dem Tec-Board von AstroTreff die Test-Bilder zu veröffentlichen, wie sie bei meinen zahlreichen Testreihen für unterschiedlichste optische Systeme anfallen.


    Weil es immer nur Einzel-Geräte sind, die ich untersuchen soll im Auftrag von Sternfreunden, bezieht sich meine Kommentierung immer nur auf dieses Einzelgerät. Eine generelle Würdigung meinerseits verbietet sich aus den unterschiedlichsten Gründen. Es werden also in der Folge besonders herausragende Geräte sein, oder besonders auffällige.


    Eine Zuordnung der Geräte zu bestimmten Händlern bzw. Sternfreunden verbietet sich ebenfalls. Auf Euer Echo bin ich vielleicht gespannt, sag ich Euch !


    1. Testobjekt: ein C8 (kennt ja jeder)



    In Autokollimation heißt: Im Fokus des optischen Systems Schmitt-Cassegrain sitzt ein 0.01 mm künstlicher Stern. Dessen Licht geht durch das optische System und es entsteht ein paralleles Lichtbündel, wie am Himmel, nur umgekehrt.
    Der hochgenaue Planspiegel (Zeiss) reflektiert dieses parallele Lichtbündel wieder zurück, und so geht das Licht ein zweites Mal durch die gleiche Optik und wird im Fokus wieder zu einem Stern. Die Veränderungen des Lichtes werden nun durch verschiedene Tests untersucht:



    Der Ronchi-Gitter-Test 10 LinienPaare/mm sagt etwas über die Korrektur der Optik aus. Intrafokal gemessen bedeutet bauchige Linien Überkorrektur, kissenförmige Linien Unterkorrektur. Überkorrektur: Mittelpunkts-Strahlen fallen kürzer, Unterkorrektur: Mittelpunktsstrahlen fallen länger. Bei ca. 85% vom Durchmesser sind die Ronchi-Linien "gezackt".


    Das weist auf einen erheblicheÖffnungsfehler hin etwa im Bereich von L/4 PV wave. Wird über die weiteren Tests noch klarer. Weil die klare Abgrenzung der Linien fehlt, muß man von einer rauhen Oberfläche ausgehen. Auch macht sich bereits ein von der Schmittplatte verursachter Farblängsfehler bemerkbar, der den Kontrast einschränkt. Besonders auffällig die "Zacken" bei 85%-90% vom Durchmesser !



    noch deutlicher ist dieser Farblängsfehler beim Foucault- oder Messerschneide-Test zu erkennen. Das kommt daher, weil die einzelnen Farben unterschiedliche Schnittweiten haben und für die Messerschneide wahlweise intra- bzw. extra-fokal abgeschnitten werden. EinEinfluß auf den Kontrast dürften auch die Zonen haben, wie man auf dem nächsten Bild sehen kann.



    Das ist eine PhasenKontrast-Aufnahme wie ich sie entwickelt habe (Version Rohr) Dazu findet man eine genaue Beschreibung auf meinen Internet-Seiten. Man sieht deutlicher als beim Foucault-Test die Flächenfehler, die hauptsächlich von der Schmittplatte bzw. der Retouche herrühren. Es sind sehr schmale Zonen, wie man sieht. Jetzt versteht man auch, warum sowohl beim Ronchi-Test, wie auch Interferogramm, die "Zacken" bei den Streifen entstehen.



    Das ist eine PhasenKontrast-Aufnahme wie sie David Vernet, Frankreich, entwickelt hat (Version Vernet) Die Feinstruktur der Flächenrauhheit wird hier besser dargestellt, der räumliche Foucault-Effekt jedoch fällt weg. Die Glattheit der Fläche bestimmt den Kontrast eines optischen Systems, weil das Streulicht durch eine glatte Fläche minimiert wird und umgekehrt.



    Die "Zacken" der Interferenz-Streifen verdeutlichen erneut den Zonen-Fehler bei der üblichen Meß-Wellenlänge von 632.8 nm = Helim/Neon-Gas-Laser. Weil ich eine Laserdiode verwende, bin ich bei "freundlichen" 650 nm. Bereits jetzt können diese Zonen quantifiziert werden. Der ansteigende Streifenabstand von 08.00 Uhr in Richtung 14.00 Uhr ist ein Koma-Effekt, der vom Meßaufbau verursacht sein kann. Es könnte sich aber genausogut der vorhandene Astigmatismus abbilden.



    Mit mehr Streifen sieht man die Zonen noch besser, immer noch bei 650 nm wave.



    Bei 532 nm Wellenlänge erkennt man diese Struktur noch deutlicher! Diese "Zacken" beeinflussen die Kontrastleistung erheblich, zusätzlich zur rauhen "Oberfläche der Wellenfront"



    Die Rotations-Symmetrie bzw. der Astigmatismus beeinflußt in dieser Größe das Bild weit weniger. Es könnten Störungen sein, die von der Lagerung der Schmitt-Platte her rühren. Die anderen Fehler sind gravierender.


    Das Referenz-I_Gramm wird von 08.00/14.00 Uhr in Richtung 09.00/15.00 Uhr gedreht. Das hat mit der Auswertungs-Software zu tun. Durch die ansteigenden Streifenabstände erkennt das Programm einen Koma-Effekt in der Fläche und bildet sie in einer flachen S-Form ab. Um dies zu unterdrücken, müßte man nur die mittleren Streifen auswerten. Weil aber im System noch ein Astigmatismus nachweisbar ist, könnte das auch auf den Astigmatismus zurückzuführen sein. Bei der Beurteilung dieses optischen Systems spielt also die quantitative Aussage eher eine Neben-Rolle.


    Fröhliches Antworten allerseits!


    Euer Wolfgang Rohr


    http://rohr.aiax.de

    Liebe Optik-Freaks,


    die von Euch diskutierte Abschluß-Planplatte hat bei einem
    8-Zoll Newton so um die f/6 der Newton von Alois Ortner,
    Feinoptiker seit ca. 40 Jahren. Mit dessen Newton konnte man
    vom Saturn ein zwar dunkles aber dennoch sehr kontrastreiches
    Bild bei hohen Vergrößerungen (ca. 400-fach) erzielen.
    Eben auch deswegen, weil das Tubus-Seeing reduziert und die
    Beugung der Spinnen-Arme weg war. Diese planparallele Platte
    muß natürlich in jeder Hinsicht optische Qualität haben, wenn
    man sich nicht irgendeinen neuen Fehler einführen will.


    Vielleicht geht es ja schon mit Float-Glas aus dem man
    Doppelglas-Fenster herstellt - jedenfalls Wolfgang Busch,
    der Erfinder seines HAB-Refraktor in Ahrensburg erzählte immer
    davon, wie optisch einwandfrei der Blick durch seine Thermo-
    Fensterscheiben sei. Natürlich muß man solche Scheiben gegen
    irgendein opt. System auf opt. Tauglichkeit prüfen. Aber einfach
    wäre diese Lösung schon.


    Jedoch dürfte ein 8-Zoll System die Obergrenze für solche
    Überlegungen sein, weil es dann tatsächlich "kopf-lastig"
    wird von den Kosten her.



    Herzliche Grüße


    Wolfgang


    Irgendwann brauch ich mal einen Kurs, um dieses Board richtig
    zu bedienen. Ich habe wenigstens 5 Minuten gesucht, bis ich den
    Antwort-Button fand.





    <img src="http://home.t-online.de/home/wolfgang.rohr/farb-ig2.JPG" border=0>
    http://rohr.aiax.de

    suchte voller Verzeiflung nach der email-Adresse des
    Boardmasters, weil ich ihn bitten wollte, daß er mir
    die Kontroll-Mails zukommen läßt, damit ich besser reagieren
    kann. Also nicht nur solche auf meine Beiträge, sondern
    vielleicht die anderen auch, wenns geht.


    Iss kein neues Thema - deshalb bitte wieder löschen,
    aber fand keinen anderen Weg!


    Herzliche Dank !


    Wolfgang Rohr


    http://rohr.aiax.de

    Lieber Board-Master: In astronomie.de hab ich als LOGO mein
    buntes Interferogramm. Läßt sich dieses kleine Bild irgendwie
    an den Anfang meiner Beiträge stellen, zusätzlich meiner
    Web-Adresse? Mach ich auch selbst, wenn mich ein gescheiter
    Mensch aufklärt.


    Lieber Hannes!


    Koma ist nicht nur eine Erscheinung beim Parabol-Spiegel, sondern auch bei anderen optischen Systemen. Nur beim Newton-Spiegel besonders deutlich außerhalb der Achse feststellbar. Größer ist die Koma bei großen Öffnungen f/4 in Richtung f/2 und kleiner in der Gegenrichtung. Mit der Strahlendurchstoßrechnung kann man die Koma prima darstellen außerhalb der optischen Achse. Da könnte ich Euch Bilder schicken, wenn ihr wollt. In dem Aberrator-Programm aus dem Web läßt sich ebenfalls die Koma simulieren.


    Die Koma ist nach den Kometen benannt, weil sie auch einen Kern hat und so einen Lichtschweif herum, ähnlich einem Kometen, der um die Sonne flitzt.


    Auf der Achse hat ein Newton perfekt zu sein, sonst ist er dejustiert. Im Feld hat ein Newton ganz wilde Koma, je größer die Öffnung. Dafür gibt es nun die Koma-Korrektoren. Nicht zu verwechseln mit den Chroma-Korrektoren die für die Farb-Korrektur bei Syntas gebaut werden.


    Bei der von Karl-Ludwig Bath, Emmendingen gerechneten und von mir 1985 gebauten AstroKamera habe wir Koma und Astigmatismus derart minimiert, daß wir zwei hyperbolische Flächen eingebaut haben, ähnlich einem RC-System. Dadurch erhält man punktförmige Sterne weit ins Feld bei einem Durchmesser von 0.01 mm.


    Sorge Dich also zuerst um die exakte Justierung Deines Newtons und später kannst Du Dir überlegen, welchen leistungsfähigen Koma-Korrektor Du Dir zulegen möchtest.


    Soll erst einmal als Erklärung reichen.


    Herzliche Grüße


    Wolfgang


    http://rohr.aiax.de

    Hallo Roland,


    Dir graust es vor gar nix!


    Ein Planspiegel iss so ziemlich das ekelhafteste, was ich mir
    vorstellen kann, zu polieren.
    1. Weil er zu Prüfzwecken benutzt wird, muß er homogen sein.
    Die Fläche darf zwar einen Radius so um die 100 km haben,
    aber er sollte möglichst keine Zonen haben - die würdest
    Du nämlich wieder bei der Prüfung anderer Optiken finden.
    2. Er sollte extrem glatt sein, weil Du damit auch noch eine
    Aussage über die Glätte anderer Flächen treffen willst.


    Es geht also nicht nur um den Foucault-Test und den Interfero-
    metertest sondern auch noch um den Rauhigkeits-Test. Und alle
    Tests verlangen eine hohe Planspiegelgenauigkeit und Flächen-
    güte.


    Deshalb wird die Fläche eher abgezogen und bei Feinoptikern
    immer von oben poliert, das geht bei denen sowieso nicht
    anders. Der Polierer sollte daher möglichst leicht sein.
    Der Alois Ortner weiß sehr viel darüber, der hat 40 Jahre
    Erfahrung als Feinoptiker-Meister aus der Industrie.


    Erst mal herzliche Grüße!


    Wolfgang Rohr


    Hallo Boardmaster: Wie krieg ich denn mein Logo in das
    "Posting" ?




    Wolfgang Rohr

    Matthias,


    In dieser Meßanordnung hast Du recht!
    Natürlich gibt es trotzdem eine Möglichkeit, einen Planspiegel gegen
    einen Kugelspiegel zu prüfen, auch gegen einen Kugelspiegel der
    kleiner wie der Planspiegel ist. In Amateuer Making Teleskop Band III
    wird dieses Verfahren beschrieben, wie es Ronchi verwendet hat:


    Man prüft den Kugelspiegel, wie sonst auch aus dem Krümmungs-
    mittelpunkt - benutzt aber den Planspiegel gewissermaßen als
    Umlenk-Spiegel, wie bei einem Newton-System den Fangspiegel.
    Für diese Prüfanordnung geht dann das Licht 2 x über den Planspiegel
    der auf diese Art doppelt so genau geprüft wird. Auf diese Art habe
    ich meinen eigenen Prüf-Plan-Spiegel 400 mm Durchmesser gegen
    einen 200 mm Durchmesser Kugelspiegel geprüft. Der Kugelspiegel
    sollte dann jedoch sehr exakt sein bwz. mindestens L/10 PV wave und
    besser sein, was in meinem Fall ja ganz wichtig ist.


    Auch die Rauhheit meines eigenen Ploanspiegels habe ich auf diese
    Art gegen einen 300-er Kugelspiegel von Lichtenknecker geprüft, weil
    ich wissen wollte, wieviel Rauhheit mein eigener Planspiegel beim
    Test ins Spiel bringt. Und weil mein Planspiegel extrem glatt ist, war
    ich anschließend beruhigt.


    Aus diese Art also läßt sich eine Planfläche gegen eine Kugel prüfen.


    Seid alle gegrüßt!


    Wolfgang Rohr



    Wolfgang Rohr

    Lieber Matthias,


    Kugelspiegel gegen Planspiegel prüfen geht nicht!
    Warum?


    Nun den Kugelspiegel hast Du ja aus dem Krümmungs-Mittelpunkt
    heraus geprüft. Das Licht des künstlichen Sterns sitzt im
    Mittelpunkt der Kugel(-Spiegel) und wird aus geometrischen
    Gründen dorthin wieder in sich zurück-reflektiert.


    Am Himmel ist das anders. Da kommt ein paralleles Lichtbildes
    an, also kein konisches oder divergierendes Lichtbündel wie beim
    Kugelspiegel. Deshalb wird es von der Parabel im Fokus oder
    Brennpunkt vereinigt mit hoher Genauigkeit und nur noch mit dem
    halben Radius der Krümmung oder eben dem Fokus. Wenn Du nun
    Sphäre gegen Planspiegel prüfen würdest, hättest Du die typische
    Abweichung der Kugel von der Parabel, diesmal aber umgekehrt.
    Erst wenn Du anfängst, die Kugel in der Mitte tiefer zu legen,
    wird das bei perfekter Parabel ein sogenannter Null-Test:


    Ronchi-Linien sind exakt gerade, wie am Himmel,
    Interferenz-Linien ebenfalls.


    Fazit: nur mit einer Parabel könntest Du eine Planfläche prüfen,
    aber die Parabel müßte doppelt so gut sein, wie die Planfläche,
    weil das Licht 2x über die Parabel geht. (Der Planspiegel hat
    natürlich eine Bohrung in der Mitte) Auf meiner Website gibt
    es Bilder von dieser Meßanordnung.


    Es spielen alle Gesetze der geometrischen Optik eine Rolle.


    Ich hoffe es ausführlich erklärt zu haben.


    Herzliche Grüße!


    Wolfgang


    Natürlich wäre es denkbar, ein Optik-Kompendium aufzumachen,
    da müßte mindestens der Birkmeier mit dem Thema "optische
    Qualität" rein, vom Wolfgang Strickling gibt es was, und wer
    Französisch kann, sollte den Link auf meiner Homepage dorthin
    benutzen. Vielleicht kriegen wir ja auf die Weise Kunden,
    daß man sich angewöhnt, bestimmte Fragen einfach hier nachzu-
    schaun.


    Mit der Systematik komm ich noch nicht so zurecht. Eine prima
    Einrichtung bei astronomie.de war, daß man die Antworten als
    email geschickt bekam. Auch an die Verzweigung über die Bilder
    oben mit nachfolgender Themen-Übersicht hatte ich mich ebenfalls
    gut gewöhnt.




    Wolfgang Rohr

    Hallo Hannes,


    warum solltest Du meine "Weisheiten" nicht verwenden dürfen auf Deinen
    Seiten. Es sind immer wieder die alten Fragen, die ich zu bestimmten
    Themen gestellt bekomme. Nachdem ich damit fast jeden Tag zu tun habe,
    sind entsprechend "praktisch" eingefärbt. Daher die Beantwortung einer
    nicht gestellten Frage:


    Wie prüft man überhaupt sinnvoll Fernrohre?


    1. Durch die weit entfernten Objekte "Sterne" kommen die Lichtstrahlen
    exakt parallel zu uns. Und werden vom Teleskop im Brennpunkt gesammelt
    Am exaktesten trifft dies beim Newton-Parabol-Spiegel zu. Jedoch nur
    auf der optischen Achse. Im Feld hat besonders ab f/4 der Spiegel
    erhebliche Koma, also eine Verzeichnung der runden Sternscheibchen
    in Richtung Komet = Kern+Schweif oder einfach Koma genannt. Planeten-
    Beobachter stört das nicht - aber die Astro-Fotografen, weil die
    auch eine exakte Auflösung im Feld wollen, jedoch brauchen die insgesamt keine so hohe Genauigkeit, wie die Planeten-Jäger.


    2. Um diese Situation mit dem parallel Lichtbündel zu simulieren, setzt man im Fokus des Fernrohres den 0.01 mm künstlichen Stern,
    schickt ihn das das optische System in umgekehrter Richtung, dann auf
    einen mindestens L/10 PV Wellenfront genauen Planspiegel, und der
    sagt: Zurück Marsch, Marsch! Also nocheinmal durchs optische System
    hindurch. Heraus kommt eine doppelte Genauigkeit bei allen Messungen.
    Diese Testanordnung nennt man Autokollimation, und den Lichtweg
    double pass!


    03. Wie das Hubble-Beispiel lehrt, kann man jedoch Optiken auch durch
    Kompensation prüfen, damals falsch, weshalb Hubble eine "Brille" brauchte. Das macht man mit genau berechneten Linsen-Systemen. In diesem Fall geht das Licht einmal durchs System, also single pass, also nur einfache Genauigkeit.


    04. Die Genauigkeits-Freaks behaupten nun, daß jede Hilfs-Optik von
    Übel sei, womit sie genaugenommen recht haben. Nur handeln sie sich
    bei der Direkt-Messung z.B. einer Parabel andere Fehlerquellen ein
    und die Katz springt auf die alten Füß. Das betrifft die Diskussion
    wie man einen Parabol-Spiegel exakt ausmisst:


    - Mit der Caustic-Methode http://rohr.aiax.de
    - mit Foucault-Zonen-Messung, die so ähnlich funktioniert
    - alle prinzipiell so ähnlichen Tests?
    - mit einer Kompensations-Linse im Dall-Null-Verfahren?
    - oder in Autokollimation?
    - oder mit dem Roddier-Stern-Test, wo am Himmel das intra/extra-
    fokussierte Sternscheibchen im Rechner abgezogen wird und daraus
    eine Fehler-berechnung vorgenommen wird. Soll bis L/20 PV wave
    gehen. (Roddier ist Beruf-sastronom auf Hawai)
    - oder eine Interferometer-Aufnahme aus dem Krümmungsmittelpunkt
    und er Umrechnung der "Wellenlinen" im Rechner zu einem Nulltest.
    auch nicht besonders genau, aber ohne Planspiegel möglich. Mein
    Logo enthält eine solche Aufnahme.


    Ich habe mich also für die Autokollimations-Methode entschieden,
    weil sie eine hohe (doppelte) Genauigkeit zuläßt bei allen
    Messungen: den quantiativen und den qualitativen!


    Herzliche Grüße


    Wolfgang Rohr




    Wolfgang Rohr

    Hallo,


    dann fang' mer mal an:


    01. Iss natürlich besser, ich krieg eine Frage gestellt, auf die ich
    antworten kann, sonst schreib' ich Euch unnützerweise das Board voll.
    Ob Ihr das wollt?


    02. Unterkorrigiert ist ein Newton-Spiegel, dessen Rotations-Figur
    noch nicht ganz die Parabel erreicht hat: Ihr wisst vielleicht noch
    was von den Kegelschnitten: Parallel zur Grundfläche gibt das einen
    Kreis, schräg zu Grundfläche gibt das Ellipsen, parallel zu Mantel-
    Linie gibt das Parabeln und darüber hinaus nennt man das Hyperbeln.
    Wenn ein Spiegel geschliffen wird, iss das zuerst eine Kugel, später
    eine Ellipse und irgendwann fast eine Parabel. Weil jedoch noch fast
    sagt man dazu unterkorrigiert: Die Mittelpunkts-Strahlen fallen noch
    länger als die Randstrahlen. Überkorrigiert ist dann ein Spiegel,
    wenn man über die Parabel hinaus in die tiefere Hyperbel poliert hat.
    Für diesen Fall fallen die Mittelpunktsstrahlen kürzer als die
    Randstrahlen. Für Objektive gilt der gleiche Fall.
    Bei Überkorrektur verformen sich die Ronchi-Linien intrafokal bauchig,
    bei Unterkorrektur hingegen kissenförmig. Am besten sind 10 lp/mm. Die
    Genauigkeit mit der man was sieht liegt dann am Stern bei max. L/4
    PV wave.


    03. Grundsätzlich kann man optische Flächen, wie die eines Spiegels
    in Lambda der Oberfläche angeben, was bei Spiegeln oft so gemacht
    wird, oder aber in Wellenfront. Beides verhält sich wie 1:2
    Die Feinoptiker beziehen sich sehr oft auf die Oberfläche, die sie
    ja herstellen und beschreiben müssen, die Meßtechniker lieber auf
    die bilderzeugende Wellenfront. Das aber bedeutet, daß die Oberflächen
    werte doppelt so gut sein müssen wie die Wellenfront-Werte. L/8 der
    Oberfläche entspricht L/4 der Wellenfront. Dies immer dann, wenn es
    sich um ein Interferogramm handelt. Dazu könnte ich einen eigenen
    Roman schreiben. Interferogramme werden heute wie eine topografische
    Karte aufgefaßt und auch ausgewertet. Viele Streifen kaschieren dabei
    derbe Zonenfehler, also laßt Euch nicht täuschen. Die Linearität der
    Streifen ist also nicht ausreichend, es kommt auch noch der Streifen-
    abstand als Kriterium hinzu.


    04. Zonen sind Flächenteile auf optischen Flächen, durch die die
    Lichtstrahlen auf einen anderen Ort der optischen Achse fokussiert
    werden. Eine abgesunkene Spiegelkante führt dazu, daß die von dort
    kommenden Randstrahlen die Achse hinter dem Fokus schneiden und dann
    als heller Saum um die Sterne wahrgenommen werden. ZOnen sieht man
    sehr schön, wenn man das Okular defokussiert intra/extrafokal. Zonen sind gewöhnlich rotations-symmetrisch und deshalb als Ring-Berge oder
    Ring-Täler erkennbar. Entscheident ist GRöße der Zonen. Die meisten
    Syntas haben Zonen, eine Reihe von Spiegeln haben Zonen, weil manche
    die Parabel mit Zonen-Polierer herstellen, und dann keine restlos
    homogene Fläche bekommen. Hier ist nur die Frage, stört es die Optik,
    oder nicht.


    Vielleicht sammelt mal von Euch einer die Themen und dann bemühen sich
    die Fachkundigen unter uns, dazu etwas Vernünftiges zu sagen.


    Auf meiner Website gibt es eine Seite, wie man Newtons richtig
    justiert. http://rohr.aiax.de


    Auch kann man mich anrufen unter 09521 5136


    Herzliche Grüße an alle Friedfertigen


    Euer Wolfgang Rohr






    Wolfgang Rohr

    Hallo Daniel,


    informier Dich auf meinen Internetseiten: http://rohr.aiax.de
    Den Spiegel würde ich Dir durch-checken wenn Du Interesse hast
    unter wolfgang.rohr@t-online.de.
    Es geht natürlich auch mit einem Stern- oder Ronchi-Gitter-Test
    am Himmel - aber auch da könnte ich Dir kostenlos weiterhelfen.


    Herzliche Grüße


    Wolfgang Rohr


    Wolfgang Rohr