Beiträge von Lukas Howald

    <font size="3"></font id="size3">Lieber Hausmeister, sorry, falls mein erster Forenbeitrag als schhlecht formatierte Bombe einschlagen sollte..
    Von Andreas Tesch habe ich vom Schiefen Forum in Deutschland gehört und mal rein geschaut. Da läuft erfreulich viel. Ich selbst habe bisher nur Schiefes gebaut und bin Mitglied der YOLO-Gruppe Schweiz. Ob schief gewickelt oder neben den Schuhen stehend, kommt alles etwa aufs Gleiche...[8)]
    Die Hilferufe in Richtung Schweiz sind sicherlich berechtigt, da einige von uns schon jahrelange Erfahrung haben. Bei mir selbst ist die intensive Konstruktionszeit zum grössten Teil vorbei und eher die Beobachtung am Okular und mit der Webcam angesagt. Zum Internet-Forum habe ich bisher wenig Kontakt. Kann mir aber vorstellen, in begrenztem Masse mitzumachen. Ich werde aber das Gegenteil eines Forenmeisters sein, denn ich habe neben Astrooptik noch andere Hobbies und einen spannenden Beruf.


    Zum Thema Versuch macht kluch:
    Da bin ich prinzipiell einverstanden. Das richtige Quantum Theorie hilft aber sicherlich, einige Irrungen und Wirrungen zu vermeiden. Da muss jeder seinen eigenen Kompromiss finden, und die Zusammenarbeit in einer Gruppe bringt natürlich viel Know-how, das sich gegenseitig ergänzen kann.


    Meine Instrumente:
    Überzeugt von den Ausführungen von H.G. Ziegler, galt 1992 mein allererster Schliff dem Primärspiegel eines normalen YOLO (150mm). Wie Daniel Steiner bereits erklärt hat, ist dies trotz Hyperbel nicht schwieriger als bei einem langbrennweitiger Parapolspiegel. Der zweite Spiegel war dann schon das Toroid (Sekundärspiegel des YOLO). Ich bin also ein lebendes Beispiel dafür, dass ein Anfänger die Spiegel für einen YOLO schleifen kann. Was man dabei lernen muss, ist der sichere Umgang mit Foucault- oder Ronchitest.


    Mein zweites Teleskop hört auf den Namen "HOAP" (Herschel-Teleskop mit off-axis Paraboloid, Öffnung 110 mm 1/12). Dies ist von aussen gesehen ein kleiner Newton in Dobson Bauweise. Beim Einblick ins Rohr scheint aber der Fangspiegel zu fehlen. Der Primärspiegel ist um 2° verkippt und enthält alle nötigen Korrekturen. Der Sekundärspiegel ist ein normaler Planspiegel, der ausserhalb des einfallenden Strahlenbündels in einem schön geschwärzten Kasten unmittelbar vor dem Okular sitzt (ideale Streulicht-Sperre). Neben der üblichen Parabelkorrektur ist dieser Spiegel ein leichtes Toroid (Zylinderkorrektur mit Scheitelhöhe 1,2 Lambda) und braucht eine Koma-Korrektur ("Sesselfläche" mit Höhe +/- 0,7 Lambda bezüglich des Spiegelzentrums). Alle Korrekturen wurden hier mit einer Pechhaut von nahezu vollem Durchmesser poliert. Das Resultat ist ein exakter ausseraxialer Abschnitt aus einem grossen Parabolspiegel. Dieses Teleskop hat schon viele Kinnladen ausgehängt und ist mein meistbenutztes Instrument, da mit zwei Handgriffen auf der Terrasse aufgestellt.


    Das dritte Teleskop ist ein Reise-YOLO mit Öffnung 100mm 1/5.5 und heisst "PICYOLO".
    Die Spiegel dieses Aplanaten sind stark verkippt und jeder enthält zwei stark asphärische Korrekturen, die weit über die Korrekturen beim normalen YOLO hinausgehen (Vorsicht, anschnallen: der Primärspiegel hat eine kräftige Zylinderkorrektur plus starke Hyperbel (k=-22), der Sekundärspiegel eine kräftige Komakorrektur plus starkes Ellipsoid (k=+16). Das Resultat ist ein Rich-Field Fernrohr (4°) mit sehr flachem Bildfeld und exzellenter Korrektur. Anfänglich dachte ich, dass dieses kurzbrennweitige Gerät nicht für Planeten taugt. Beide Spiegel sind aber so gut gelungen, dass PICYOLO den Vergleich mit den besten Refraktoren gleicher Öffnung nicht scheuen muss (auch bei 200 facher Vergrösserung nicht).
    Zu Risiken und Nebenwirkungen: der Schliff von derart asphärischen Spiegeln ist nichts für schwache Nerven. Das braucht viel Erfahrung und auch charakterliche Ausgeglichenheit! Spiegel oder Spiegelschleifer könnten aus dem Fenster stürzen...


    Mein grösstes Rohr ist "BUMBO", eine vergrösserte Ausgabe des HOAP mit 200mm Öffnung 1/10.
    Das lange Rohr besteht aus zwei Hälften (runde Kartonfässer, mit glänzender Alu-Aussenhaut), die mit Schnellspannringen für den Transport zerlegt werden können. Die Montierung ist Alt/Az mit zwei Schrittmotoren plus DobDriver. Die Korekturen an diesem off-axis Paraboloid waren bedeutend langwieriger als bei HOAP, da viel mehr Glas entfernt werden musste, gegen Ende nur noch mit kleinen lokalen Polierwerkzeugen.


    Mein Fazit zu den Reflektoren ohne Obstruktion:


    Die Einspiegler (off-axis Paraboloid) sind schöne Systeme. Sie sind sinnvoll bis max. 200mm Öffnung und Öffnungszahlen runter bis 10 (bei 100mm Öffnung bis 8). Gegenüber dem Newton kann der Fangspiegel grosszügiger gestaltet sein, was ein helles Gesichtsfeld ohne Obstruktion und Vignettierung ergibt. Für den Test dieser Spiegel braucht es einen guten Planspiegel, damit in Autokollimation gearbeitet werden kann.


    Bei den Systemen mit 2 Spiegeln ist der YOLO mein klarer Favorit. Beide Spiegel sind schwach gekrümmt und können für sich alleine mit hoher Genauigkeit getestet werden. Für das Toroid gibt es sogar einen echten Nulltest (ohne weitere Hilfsmittel), der so empfindlich ist, wie am einfachen Kugelspiegel.


    Mehr als 2 Spiegel halte ich persönlich für unnötig.


    Wer sich nicht mit asphärischen Korrekturen befassen will, sollte die Finger lassen von halbherzig korrigierten YOLOS, kurzen Kuttern oder Herscheln! Da sollte man sich dann ganz klar Designs auswählen, die für Kugelspiegel optimiert sind. Es gibt zwei gute Gründe, weshalb die Kugelfläche zu Recht als die am besten ausführbare Fläche gilt: 1.) ist der Nulltest todsicher und hochempfindlich 2.) kann die höchste Poliergüte (Mikrorauheit, Hundekuchen...) erreicht werden. Ein wenig beachtetes aber sehr schönes obstruktionsfreies System, das mit zwei Elementen und rein sphärischen Flächen gut korrigiert ist, ist der off-axis Maksutov, als Wright-System bekannt und vollständig beschrieben in Amateur Telescope Making von Ingalls, Band 3, S. 429 "The Maksutov Lens Applied to the Herschelian and Newtonian Telescope".[:)]


    Ich selbst bin am Experimentieren in letzterer Richtung: kleiner Schief-Maksutov mit 70mm Öffnung und Brillenglas als Meniskuslinse. Meine Erfahrung mit Brillenoptik: Von meinen zwei Meniskuslinsen sind alle 4 Flächen vom Brillenoptiker als sphärisch bezeichnet worden. Sie sehen im Foucault-Test fürchterlich aus (Raddeckel und Flaschenböden sind heilig dagegen!). Nein, ohne Scherz, die typischen Flächenfehler von 1 bis mehreren Wellenlängen stören für die Brillenanwendung nicht, machen aber solche Scherben für Astrooptik unbrauchbar. Funktioniert bis maximal 10mm genutzte Öffnung, aber nicht darüber. Ich musste beide Seiten (konkav und konvex) im Feinschliff überarbeiten, damit Radien und Form ins Lot kamen.
    Ist bei voller Öffnung also nur als billiger Glasrohling tauglich! Sollte dann aber ohne AR-Beschichtung beim Optiker in Auftrag gegeben werden, vielleicht sogar unpoliert und mit Gegenschalen aus Glas.


    Als weitere Möglichkeit ist ein off-axis Schmittkorrektor durchaus denkbar. Wie ihr seht, stehe ich vollstädig neben den Schuhen...


    Zuletzt möchte ich aber allen unentschlossenen Selbstbauern den guten alten Newton mit maximal 20% Obstruktion (im Durchmesser) ans Herz legen. Mit relativ wenig Risiko erreicht man da sehr viel. Wenn auch noch die Spiegelhalterung und der Tubus inkl. Streulichtblenden! sorgfältig gemacht werden, ist der T.N. Himmel schon fast erreicht.


    Bemerkungen zu zwei Punkten im Forum:


    [8D]Streulichtblenden
    Streulichtblenden gehören zu JEDEM guten optischen System, egal welcher Bauart! Und zwar mehrere entlang des ganzen Strahlengangs. Zusätzlich gibt es je nach Bauart noch neuralgische Punkte, an denen unbedingt eine Blende sitzen muss. Die Tubusströmungen können oft ausserhalb des Strahlengangs abgeleitet werden (habe bei BUMBO durchgehende "Strömungsschächte" entlang der obersten und untersten Mantellinie im Rohr eingerichtet).


    [8D]Koma und Astigmatismus im Gesichtsfeld
    Die visuelle Beurteilung am Rand des GESICHTSFELDS DES OKULARS sagt nichts aus über die Abbildungsleistung des Teleskops ausserhalb der Achse! Ich kenne teure Okulare, die am Rand deutliche Farbfehler und Koma/Astigmatismus haben. Wieviel Verzerrung auftaucht, hängt von jeder Kombiniation von Okular und Teleskop ab (siehe "Telscope Optics" von Rutten und Venrooij). Mit viel Glück können sich Abbildungsfehler von Okular und Teleskop aufheben. Im Normalfall addieren sie sich aber unvorteilhaft. Der einzige Weg zur Aussage über den Rand des Gesichtsfelds vom Telekop ist, das Okular seitlich dorthin zu versetzen und das Okular auf seiner eigenen optischen Achse zu betreiben, d.h. Bild wieder in der Mitte. Das geht z.B. mit einem 1 1/4" Okular das im 2" Auszug seitlich versetzt wird.[;)]