Hallo Carsten,
ich verfolge den Thread schon etwas länger, komme aber erst jetzt dazu, meinen Senf dazu abzugeben.
Vor einigen Jahren machte ich genau deinen aktuellen Prozess durch, indem ich ebenfalls in die Astrofotografie einsteigen wollte. Bei mir war es schlussendlich mehr der Wunsch nach Deep-Sky Fotografie, da mich das einfach mehr faszinierte. Mittlerweile fotografie ich beides, also Mond und Planeten sowie Deep Sky.
Zu deiner Frage nach dem Equipment: Astrofotografie ist hart, vor allem am Anfang. Aber man kann heute dabei Resultate erzielen, die vor wenigen Jahrzehnten noch nur den Forschern und Hubble vorbehalten waren. Aber das ganze ist wesentlich komplizierter, wie man am Anfang glaubt. Auch ich habe das unterschätzt.
Ich möchte dir jetzt nicht irgendein Teleskop und eine Montierung aufgrund irgendwelcher technischen Daten einreden, sondern nur meinen Weg und meine Erfahrungen damit schildern. Bei mir hat alles mit einer DSLR und einem Objektiv ohne Montierung, also auf einem Stativ angefangen. Damit gewinnt man im Deep-Sky Bereich rasch erste gute Ergebnisse. Schnell kam bei mir der Wunsch nach mehr Brennweite und mehr Belichtungszeit -> eine kleine Montierung musste her. Das klappte dann auch gut.
Wie geht es weiter? Genau: Wunsch nach mehr Brennweite. Es wurde damals ein 6" f/5 Newton auf einer Montierung der EQ5 Klasse. Damit hatte ich dann bereits alle Hände voll zu tun. Die Brennweite von 750mm darf nicht unterschätzt werden, die Justage muss immer passen, Verkippungen können auftreten, Randunschärfen, Vignettierung, die Bildbearbeitung, die Kameratechnik, ... ein endloses Thema. Ich hatte die ersten Stufen (DSLR ohne und mit Nachführung) recht schnell "gemeistert" und man kann sagen, ich bin mit einem 6" f/5 Newton auf EQ5 eingestiegen.
Irgendwann wurde mir der Newton sogar zu viel (die Justagearbeit und Verkippungen) und ich habe diesen verkauft und einen kleinen 65mm APO auf der Skywatcher AZ-EQ5 gekauft. Damit hatte und habe ich eine große Freude. Man stellt ihn raus (er ist sofort ausgekühlt), fokussiert und es gibt kein Problem mit Verkippungen (es ist der TS Quadruplet mit eingebautem Flattener). Schlussendlich habe ich mir aber wieder einen kleinen Newton (130/650) geholt. Momentan fotografiere ich je nach Lust und Laune mit beiden Geräten. Die geringe Brennweite ist ein Vorteil, da so auch ohne Guiding am Anfang brauchbare Ergebnisse realisiert werden können. Denn Guiding ist wieder ein technisches Detail, das funktionieren muss.
Mit dem Newton fotografie ich derzeit auch erfolgreich Mond und Planeten (auch mit kleineren Optiken wie mit dem 100/1000 FH). Die Ergebnisse sind dank Videotechnik selbst mit kleinen Optiken genial.
Wenn ich den Weg heute noch einmal machen müsste, dann würde ich ihn wahrscheinlich wieder genau gleich machen, nur dass ich von Anfang an eine ordentliche Montierung wählen würde. Denn die ist das A&O in der Astrofotografie.
An deiner Stelle würde ich zu einem Newton greifen, im Bereich von 700mm Brennweite. Ich würde einen f/5 Newton nehmen. f/4 ist anfälliger, was die Justage und den Komakorrektor betrifft. f/4 bietet also wieder eine Fehlerquelle mehr. Und mit einem 5" oder 6" Newton kann man sehrwohl auch Planetenfotografie auf einem hohen Niveau machen. Sparen würde ich nicht bei der Montierung, kauf dir da was stabiles. Und dann ist wichtig einfach ausprobieren und aus Fehlern lernen, weil Fehler wirst du bestimmt genug machen! [:D]
Und du wirst dich manchmal auch sicher ärgern, weil eine Kleinigkeit nicht funktioniert hat.
Mach aber nicht den Fehler, gleich ein Monster mit über 1000mm Brennweite zu bändigen zu versuchen. Da kann man auch schnell die Freude daran verlieren!
Falls du noch Fragen hast, kannst du dich gerne melden!
cs
Markus
PS: Es hat kürzlich einen 150/750 Newton im Biete-Board gegeben. Vielleicht wäre das was für dich. Da kannst du Geld sparen, und wenn es so gar nicht deins ist, ist nicht viel Geld verbraten, weil die MOntierung bleibt dir ja immer!