Beiträge von Pagi

    Hallo liebe Foren-Miglieder,


    als Selbstbau-Barndoor-Fotograf stellte sich mir - neben der Polausrichtung (siehe http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=146938) - die Frage, wie richte ich die Kamera auf das gewünschte Objekt aus, insbesondere, wenn dieses erst nach längerer Belichtung zu im Foto sehen ist ?


    Ich habe mir zwar die Möglichkeiten geschaffen, Rektaszension und Deklination auf einige Grad genau am Dreiwegeneiger der Kamera einzustellen, die genaue Positionierung muss ich aber weiterhin mit Hilfe - möglichst kurz belichteter Aufnahmen (10 - 20 Sekunden) - vornehmen. Befinden sich in der Nachbarschaft des gewünschten Objektes signifikante Sterne, ist dies auch kein großes Problem.


    Im Beispiel von "Markarians Chain" an der Grenze Coma Berenices / Virgo ist dies aber nicht so einfach, viele Galaxien und wenige Sterne. Die Idee, diese Problematik lösen, bestand aus dem Vergleich zwischen Foto und Sternkarte - aber nicht mit der Sternkarte auf dem Schoß, sondern im Rechner.



    Meine Software erkennt in der kurzbelichteten Testaufnahme (200mm, Blende 2,8, 15 Sekunden) die Sterne anhand der Anzahl zusammenhängender heller Pixel und markiert diese durch deutliche rote Kreise.


    Anhand der eingegebenen Zielkoordinaten (12:30 / 13°) sucht sich meine Software die zugehörige Karte aus den in meinem System hinterlegten Karten, die ich aus Toshimi Takis Sternatlas generiert habe, und blendet die Karte in invertierter Darstellung hinter das Foto mit den markierten Sternen. Der Maßstab der Karte wird dabei dem des Fotos angepasst., das Foto leicht verkleinert, um einen genügend großen Kartenausschnitt zeigen zu können. Verschiebe ich jetzt die Karte mit der Maus hinter dem Foto, fällt es nicht schwer, die Sterne des Fotos mit denen der Karte zur Deckung zu bringen:



    Mein Programm zeigt mir dabei unten links an, um wie viele Einheiten (Vierteldrehungen der Knöpfe) ich die Ausrichtung des Neigers korrigieren muss, um die gewünschte Zielkoordinate in die Bildmitte zu rücken.


    Hier ein Ausschnitt aus dem dabei entstandenen Foto mit 200 mm Brennweite, Blende 4,5, 10 Aufnahmen a ' 6 Minuten, 10 Darks. Die Objekte können aber beim nächsten Mal deutlich mehr Belichtungszeit vertragen!



    Viele Grüße
    Ralf

    Hallo Armin,


    na ja, das mit den Jahrhunderten war wohl nicht so ernst gemeint.
    Theoretisch liesse sich das auch ohne Nordblick realisieren. Je weiter man sich aber vom Pol entfernt, je spitzer schneiden sich die Lote und je ungenauer läßt sich der Drehpunkt bestimmen. Zudem muss man die Position der Sterne, deren Strichspuren man fotografiert, sehr genau kennen. Also für die Praxis mit meinem einfachen Gerät wohl eher ungeeignet. Zudem muß ich ohnehin mobil fotografieren und kann mir dann auch einen Platz mit Nordblick suchen.


    Danke für Deinen netten Kommentar !


    Gruß, Ralf

    Hallo liebe Foren-Mitglieder,


    mein Name ist Ralf (58) und ich wohne in Barsbüttel in Schleswig-Holstein, nahe am östlichen Stadtrand Hamburgs.


    Ich habe mir vor zwei Jahren meine erste Barndoor gebaut und fotografiere inzwischen mit dem zweiten selbstgebauten Modell.



    Neben diversen anderen Frage stellte sich mir als Neueinsteiger die Frage, wie die Barndoor möglichst genau auf den nördlichen Himmelspol ausrichten ? Eine einfache Visiereinrichtung war zu ungenau, Scheinern zu langwierig und die Verwendung eines Polsuchers auch nicht gerade das gelbe vom Ei. Da ich zur Steuerung meiner Barndoor ohnehin ein Notebook dabei habe und sich dieses auch bereits zum Fokussieren und bei der Auswahl des Bildausschnittes bewährt hatte, kam die Idee, den Drehpunkt meiner Barndoor und den Solldrehpunkt fotografisch zu bestimmen und aus dem Vergleich die nötigen Korrekturinformationen zur Ausrichtung zu gewinnen.


    Den Drehpunkt fotografiere ich bei grob auf Polaris ausgerichteter Barndoor indem ich meine Barndoor im Schnelllauf ca. 1 Minute laufen lasse und dabei mit 200 mm Brennweite belichte. Aus den Bilddaten gewinne ich mittels meines selbstentwickelten Programms den Drehpunkt im Bild indem ich die zusammenhängenden, hellen Pixel erkenne, auf diese Kreissegmente die Lote fälle und deren Schnittpunkte miteinander berechne. Der rechnerische Schwerpunkt dieser Schnittpunkte im Bild kennzeichnet den Drehpunkt meiner Barndoor.



    Das nächste Bild belichte ich im Stillstand mit ca. 15 Sekunden. Die Barndoor ist grob so ausgerichtet, dass Polaris
    einigermaßen im Zentrum steht. Ggf. muss ich jetzt etwas nachkorrigieren - allerdings ohne die Ausrichtung der Kamera auf der Barndoor zu verändern. Im Foto ist Polaris als hellster (flächengrößter) Stern eindeutig zu erkennen, auch für meine Software. Ich habe nun einmalig einige weitere markante Sterne in der direkten Umgebung von Polaris ausgemessen und lasse mein Programm jetzt nach diesen aufgrund ihres Abstandes zu Polaris und der Winkel zueinander - ebenfalls gegenüber Polaris - suchen. Bisher ist mein Programm immer fündig geworden. Das Programm kennt somit die Position von Polaris und die der Referenzsterne im Foto und damit auch die Position des Himmelspols.



    Im so analysierten Foto blendet das Programm jetzt ein: den Himmelspol als gelbes Kreuz, den zuvor bestimmten Drehpunkt meiner Barndoor als gelben Kreis, sowie die Istposition von Polaris und seine Sollposition als roten Kreis bei gleicher Verschiebung wie zwischen Himmelspol und Ist-Drehpunkt.


    Mittels einer Programmfunktion "Polfind." fragt das Programm die Stellung der Barndoor ab, blendet ein Raster ein das zeigt, wie sich Änderungen der Einstellungen des Stativkopfes in der Ebene und der Höhe auswirken würden, und zeigt unten an, wie die Einstellung beider Achsen zu korrigieren ist:



    -3,4 Einheiten in der Waagerechten drehen, -0,1 Einheiten neigen. Ist eine Kamera mit LiveView angeschlossen, kann die Korrektur unter direkter Sichtkontrolle so erfolgen, dass Polaris in den roten Kreis positioniert wird. Nach wenigen Korrekturzyklen, Probeaufnahmen und Bestimmungen des Poles durch das Programm ist die Barndoor nach einigen Minuten ausgerichtet und ich kann mich jetzt aufs eigentliche Fotografieren stürzen.


    Die Bestimmung des Poles im Foto der Polaris-Umgebung ist noch auf eine einfachere Weise möglich als durch das Ausmessen der Koordinaten von Hand: Erstellt man das erste Foto statt mittels Drehung der Barndoor durch Drehung der Erdachse - einfach z.B. 20 Minuten bei stillstehender Barndoor belichten - bestimmt die Analyse des Programms den Himmelsdrehpunkt. Im darauf folgenden Foto bei Stillstand der Barndoor ist damit direkt die Position des Himmelspoles bestimmt. Damit kann ich auch auf einfache Weise der Präzision der Himmelsachsefür die nächsten Jahrhunderte folgen.


    Zum Abschluss noch eines der so gewonnenen Fotos:



    M31 am 09.09.2012 im Kreis Lauenburg, EOS 400D astromodifiziert, Ausschnitt aus 200 mm Brennweite, Blende 4, 30 Fotos mit zusammen 68 Minuten Belichtungszeit, 11 Darks.


    Viele Grüße
    Ralf


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