<b><font color="limegreen"><font size="5">Neun Planetarische Nebel in neun verschiedenen Sternbildern</font id="size5"></font id="limegreen"></b>
Liebe Sternfreunde,
im Winter hatte ich bereits eine zweitägige Winterreise zu Planetarischen Nebeln bei Astronomie.de zusammengefasst.
Das Gleiche möchte ich diesmal für die aktuelle Jahreszeit auch hier tun und Euch einige Planetarische Nebel abseits der eingefahrenen Straßen vorstellen, die ich im letzten und in diesem Jahr besucht habe, die alle mit 8" oder weniger Öffnung erreichbar sind und die selbst oder aufgrund ihrer Lage zu weiteren Objekten recht interessant sind.
Beobachtet habe ich in mehreren Nächten - mit 3,4", 8" und 14". In allen Nächten hatte ich mindestens fst 6 mag.
<font color="orange">NGC 6210 - Turtle Nebula - Sternbild Herkules</font id="orange">
Schon gut, so unbekannt ist dieser PN nicht, aber ich finde ihn wegen seiner Farbe sehr schön, die er bereits in mittleren Optiken zeigt. Man sollte ihn zu Beginn der Nacht noch unbedingt mitnehmen, bevor Herkules sich gen Westen verabschiedet.
Bei der ersten Suche mit 3" haben mein Freund Basti und ich uns mal vor Jahren einen Wolf gesucht, weil er doch recht lange stellar bleibt.
Mit 3,4" erscheint der PN klein und kompakt nebelig.
Mit 14" und 65-fach sowie 100-fach ist eindeutig eine blaugrüne Farbe zu sehen und der Nebel zeigt sich von seiner schönsten Seite. Die unregelmäßige Form, die zur Namensgebung führte, ist gut erkennbar. Der PN ist aus meiner Sicht als Highlight einer Beobachtungsnacht geeignet.
<font color="orange">NGC 7662 - Blue Snowball - Sternbild Andromeda</font id="orange">
Na, der Nebel hat sich wohl in die falsche Jahreszeit verirrt und sich deshalb vermutlich blau geärgert. Er ist einer der hellsten Planetarischen Nebel, der schon mit kleinen Öffnungen seine schöne Farbe zeigt. Mir hat er seine Farbe leider vorenthalten, aber vielleicht war meine Öffnung dann doch zu klein.
Mit 3,4" und 23-fach wird indirekt ein kleines unscharfes flächiges Sternchen sichtbar, bei 50-fach dann ein flächiger aber diffuser heller Nebel. Bei Höchstvergrößerung von 150-fach ist der PN noch immer sehr hell und als klar begrenzte runde Scheibe sichtbar. Das war wohl eine gute Nacht.
<font color="orange">NGC 1501 - Camel´s Eye - Sternbild Giraffe</font id="orange">
Eine rhetorische Frage - warum ausgerechnet "Camel´s Eye"? Sieht so das Augen eines Kamels aus? Ich vermute mal, den Namen hat der PN weg, weil er hier der einzige helle beobachtbare PN ist und zudem noch recht zentral im Sternbild zu finden ist. Sicherlich steht die Giraffe aktuell nicht ganz so optimal am Himmel, aber es geht, denke ich.
Mit 14" ist der Nebel schnell gefunden, wenn man dem südlich abgehenden Ausläufer der Sternkette von Kembles Kaskade folgt. Schon mit Aufsuchvergrößerung wird ein flächiger gleichmäßig heller Nebelball erkennbar. Bei 85-fach und mit UHC erscheint er gleichmäßig hell und kontrastreich, ohne UHC wirkt das Scheibchen etwas größer und ästhetischer, aber nicht so scharf begrenzt wie mit Filter. Bei 121-facher Vergrößerung habe ich ein schönes rundes Scheibchen gesehen. Der Zentralstern blitzte nur einmal indirekt aus, also habe ich ihn nicht sicher gesehen.
<font color="orange">NGC 6891 - Der Alibi PN - Sternbild Delphin</font id="orange">
Im Delphin gibt es bekanntlich nicht viele beobachtenswerte Objekte, dafür zwei Planetarische Nebel, die bereits mit 4" erreichbar sind.
Zu dem vermutlich unbekannteren der beiden - NGC 6891 - muss man sich im wahrsten Sinne des Wortes hinhangeln. Er steht nämlich gut 4° westlich von den sternbildgebenden Sternen entfernt an der Grenze zum Adler.
Mit 8" und 30-fach ist der PN schon als kleines unscharfes Sternchen erkennbar. Bei 92-fach und UHC-Filter wirkt er flächiger und ist deutlicher von den umgebenden Sternen unterscheidbar. Seine Ränder wirken recht diffus ... und man war mal im schönen Sternbild Delfin unterwegs.
<font color="orange">IC 1747 - Obscura Nebula - Sternbild Cassiopeia</font id="orange">
Der Eigenname ist von mir, den gibt es nicht wirklich.
Auf diesen PN wurde ich aufmerksam, weil ich eine interessante Beschreibung eines anderen Sternfreundes im Internet fand, in der er mit einer größeren Öffnung ein dunkles Loch im Nebel gesehen haben will. Zudem ist die Lage des Nebels nahe dem Stern Epsilon Cas sehr günstig.
Für kleine Öffnungen ist aus meiner Sicht dennoch eine Aufsuchkarte empfehlenswert, da der Nebel schnell mit einem der vielen umgebenden Sterne verwechselt werden kann. So ging es mir mit 3,4". Ich dachte, ich habe ihn blickweise gesehen, konnte meine Beobachtung am nächsten Tag aber mit 14" nicht verifizieren. Dumm gelaufen.
Mit 14" liegt der PN schön entlang einer gewundenen Kette gleichheller Sterne und wirkt schon mit 63-fach leicht flächig. Bei 131-fach und OIII ist ein gut begrenzter kreisrunder mittelheller Fleck zu erkennen. Der PN ist aber ohne OIII auch gut sichtbar. Man kann ruhig hoch vergrößern. Bei 340-fach ist der Nebel noch immer hell und ein gut begrenzter Fleck, die Abdunklung im Zentrum konnte ich jedoch nicht wahrnehmen.
<font color="orange">NGC 7139 - Nolens Volens PN - Sternbild Cepheus</font id="orange">
Zu diesem Nebel kann ich eigentlich wenig sagen, außer dass wir in der betreffenden Beobachtungsnacht von dem imposanten Bedeckungsveränderlichen VV Cep nur gut 1° nach Westen schwenken mussten, um diesen Planetarischen Nebel zu finden. Also haben wir ihn nolens volens mit aufgesucht.
Mit 8" und 60-fach sowie OIII ist indirekt eine leichte flächige aber unscheinbare Aufhellung zu erkennen. Der Nebel wirkt gut begrenzt und scheint ringförmig.
<font color="black">Kleiner Exkurs: Der eigentliche Ausgangspunkt der Suche, der oben genannte 4.900 Lichtjahre entfernte Bedeckungsveränderliche VV Cep setzt sich zusammen aus einem imposanten Roten Überriesen VV Cep A und einem Blauen Riesen der Hauptreihe VV Cep B. VV Ceph A ist einer der größten bekannten Sterne der Milchstraße (und im Gegensatz zu größten bekannten Stern UY Scuti in Sternkarten zu finden). VV Cep A hat ungefähr den 1.600- bis 1.900-fachen Sonnendurchmesser. Befände er sich an der Stelle unserer Sonne , dann würde er bei der größten angenommenen Ausdehnung sogar noch die Umlaufbahn des Saturn einschließen. Seine Helligkeit entspricht circa der 275.000- bis 575.000-fachen Leuchtkraft unserer Sonne. Wahnsinn, oder?</font id="black">
<font color="orange">NGC 7008 - Fetus Nebula - Sternbild Schwan</font id="orange">
Ich vermute mal, dass der facettenreiche irreguläre Nebel so heißt, weil auf Fotos eben dieser Eindruck entsteht, auf ein Ultraschallbild von einem Ungeborenen zu sehen.
Mit 8" und 30-fach ist der Nebel bereits identifizierbar. Bei 133-fach erkennt man gut die ovale Form und 4 Sterne werden im Nebel oder am Rand sichtbar. Der PN ist indirekt immer noch sehr hell. Mit 14" und 121-fach ist ein sehr auffälliger Nebel zu sehen, am Rand scharf begrenzt. Durch Sterne im PN wirkt dieser etwas granuliert. Man kann ruhig noch einmal zurück vergrößern. Bei 43-fach wirkte der Nebel dann sehr ästhetisch und ist auch mit dieser Vergrößerung bereits flächig aber ohne Strukturen wahrnehmbar. Das Objekt ist eine Reise wert.
<font color="orange">NGC 6765 - Der Meister der Tarnung - Sternbild Leier</font id="orange">
Mit meiner Benennung tue ich dem PN ein wenig Unrecht. Er kann nichts dafür, dass ich ihn trotz Wissen um die richtige Postition nicht gefunden habe. Wer den richtigen Filter nimmt, ist nämlich klar im Vorteil. Mein H-Beta-Filter fühlte sich etwas vernachlässigt und hat mit meinem OIII mal die Hülle getauscht, als ich nicht hingesehen habe ...
Mit dem richtigen Filter dann ist es allerdings kein Problem mehr. Der PN liegt nur gut 1° westlich des Kugelsternhaufens M 56.
Mit 14" und 85-fach sowie OIII wird ein kleines nicht ganz so stark begrenztes Scheibchen mit Helligkeitszunahme zur Mitte hin sichtbar. Faszinierend fand ich den Anblick des PN genau in der Mitte eines gleichseitigen Dreiecks (eine Kante ist rd. 10' lang, schätze ich). Bei 121-fach habe ich den eigentlich unentbehrlichen OIII-Filter weggelassen und den PN dennoch indirekt als leichte unbegrenzte Aufhellung innerhalb dieses Dreiecks wahrnehmen können.
<font color="orange">NGC 6842 - Der Grenzgänger - Sternbild Füchschen</font id="orange">
Der Nebel liegt auf der Sternbildgrenze zum Schwan und ist eigentlich besser von dort ausgehend zu finden.
Trotzdem habe ich mir den ganzen letzten Sommer die Zähne an der Suche ausgebissen. Am Ende einer langen Nacht im Spätsommer, als der Nebel schon am untergehen war, habe ich ihn dann endlich geknackt. Danach fragt man sich immer, warum das eigentlich so schwer war.
Ein guter Ausgangspunkt für die Suche ist der Offene Sternhaufen NGC 6834 der nur 30' westlich vom PN steht. Die markante nach außen geschlungene und am OS vorbeilaufende Kette aus 4 Sternen ist hilfreich für die Orientierung. Der PN ist ohne OIII so gut wie nicht zu sehen.
Mit 14" und 43-fach sowie OIII lichtet sich der Vorhang, der PN ist aber noch fast stellar. Bei 85-fach und OIII wird ein schon relativ großes nebliges Scheibchen ohne Strukturen sichtbar. Der PN bildet dabei ein schön anzusehendes Parallelogramm mit drei relativ gleichhellen Sternen.
<font color="black">Wieder ein Exkurs: Interessant finde ich den Sternhaufen NGC 6834, den ich "Gestaltwandler" getauft habe. Mit 3,4" und 23x wirkt der Haufen länglich und spitzer als auf Bildern. Vergrößert man ihn aber oder nimmt ein größeres Teleskop, dann nimmt der Haufen dagegen die Form eines gleichmäßigen Dreiecks an, wobei eine Kante des Dreiecks durch eine Kette von 5 helleren Sternen dominiert wird, die dem Haufen vermutlich den länglichen Charakter bei kleinen Vergrößerungen geben. Man fragt sich bei hohen Vergrößerungen zwangsläufig, was man da vorher gesehen hat. </font id="black">
Nachfolgend habe ich allen Interessierten die wichtigsten Daten und allgemeine Beobachtungshinweise zu den vorgestellten PN angehangen.
<font color="black">Die Seitenangaben beziehen sich auf den Interstellarum Deep Sky Atlas bzw. Uranometria, Helligkeit 2 ist die Helligkeit des Zentralsterns.
Die Kommentare in blau stellen allgemeine Beobachtungstipps dar und sind keine eigenen Beobachtungen.</font id="black">
Die PN-Sommertour gibts auch als PDF:http://www.mediafire.com/view/…70k6r58/PN_Sommertour.pdf
So, hoffentlich war die eine oder andere Anregung dabei und die üblichen Verdächtigen um M 57, 76 und 97 bekommen vielleicht Gesellschaft in Euren nächsten Beobachtungsnächten.
Offene Sternhaufen haben es mir auch angetan. Viele davon sind sehr interessant und einige lassen sich sicherlich auch im Rahmen einer kleinen Jahreszeitentour zusammenfassen. Dann sollte ich mich aber vielleicht ein wenig kürzer fassen ...
Beste Grüße
Rene