Hallo,
mittlerweile kann ich auch auf gut 50 Jahre visuelle Beobachtung zurückblicken. Angefangen hatte es mit dem kleinen Feldstecher meiner Eltern, ein 8 x 30 Glas. Nachdem ich mein erstes Geld verdiente, schaffte ich mir einen 110/2720 mm Schiefspiegler von Kosmos an. Nicht gerade das Instrument für Deep-Sky. Aber damals war ich noch mehr an Mond, Sonne und Planeten interessiert. Dafür war das Instrument hervorragend. An größere Teleskope war damals kaum zu denken, wer einen 150er oder 200er Newton hatte, war schon ein "Krösus" unter Sternfreunden. Erst mit dem Dobson veränderte sich die Teleskoplandschaft entscheidend. Einen 10 oder gar 12-Zöller parallaktisch aufzustellen, war ein ordentlicher und kostentreibender Aufwand. Fotografie analog war im Vergleich zu den digitalen Möglichkeiten heute ebenfalls recht beschränkt. Wenn man solange dabei ist, dann ist man lange nicht mehr jede Nacht am Beobachten, sondern schaut erst mal, was interessantes los ist, oder ob die Sichtbedingungen ideal sind. Es stimmt einfach nicht, dass Deep-Sky nur mit großen Geräten einen Genuß bietet. Ich habe einen kleinen 66/400 ED-Refraktor, mit dem habe ich im Sommer mal etliche DS-Objekte beobachtet. Gut zu sehen sind hier eine ganze Reihe offener Sternhaufen, ja mit einem OIII-Filter war sogar der Sturmvogel zu sehen, kein Problem auch M31 oder M33. Und durch die Milchstrasse zu wandern macht mit so einem Gerät mehr Spass als mit einem 300er Dobson. Der ist dafür dann bei kleinen Objekten wie Galaxien oder PN die Wahl. Macht aber auch nur Sinn, wenn der Mond nicht stört und die Luft möglichst klar ist. Kann man ja gut an den Sternen des kleinen Wagens abschätzen. Sind die beiden der Deichsel näher stehenden Wagensterne deutlich sichtbar, dann passt es eigentlich ganz gut. Trotzdem ist es manchmal ganz schön zeitraubend bestimmte Objekte zu finden. Habe mindestens gefühlt 15 mal über NGC 891 drübergeguckt ohne das Ding zu sehen. Auf einmal stand sie dann da. Wichtig ist auch diverse Vergrößerungen und Filter auszuprobieren ob damit der Eindruck besser wird. Helix-Nebel ist ein gutes Beispiel, ohne Filter so gut wie nichts davon zu sehen, mit Filter dann gut und das trotz tiefer Stellung. Dass man nach ein paar wenigen Wochen mit ersten Beobachtungserfahrungen vielleicht nicht so zufrieden ist und etwas Frust hochkommt, ist durchaus nicht ungewöhnlich. Erlebt man ja auch bei anderen Dingen, wo dann die Erwartungen nicht sofort in Erfüllung gehen. Als Anfänger kann ich zwar ein Auto fahren, doch "Fahrgenuss" und Routine ergeben sich erst nach gewisser Zeit.
Also nicht aufgeben, das astronomische Beobachten schulen und mit anderen Hobbyfreunden in Kontakt zu kommen erscheint mir ganz wichtig. Insbesondere der Kontakt ist eine wertvolle Hilfe, dort werden Erfahrungen ausgetauscht, kann man auch mal durch die Geräte der Hobbyfreunde schauen, ausprobieren, Okulare testen usw. Das gibt wieder Anregungen für die eigene Praxis. Wenn ich auch mal Zeiten mit wenig Beobachtungsnächten im Jahr hatte, aus dem Blick kam das Hobby nie und aufhören damit war niemals eine Option.
Gruß Franz