Hi Daniel und Uwe
Es scheint so, als hätte ich Euren Bericht verschlafen. Nicht nur Eure Beobachtungen sind spitze, sondern auch die Ausführungen zu den Entdeckern. Da auch ich mich sehr oft mit diesen Objekten beschäftige, möchte ich Euch Auszüge aus meinen Beobachtungsprotokollen zu manchen der hier beobachteten Objekte geben, die aber mit 1 Ausnahme nur mit Öffnungen von 10 bzw. 11" gemacht wurden. Allerdings sollte man dabei nicht vergessen, daß ich im Gebirge wohne und so auch sehr gute Bedingungen vor der Haustüre habe (im Regelfall beträgt meine visuelle Grenzgröße zwischen 6,5 und 7mag).
So, nun kommt viel Text, aber vielleicht interessiert es den einen oder anderen:
Baade 1 (2002 mit 10“-SC)
Das Auffinden dieses PN´s ist nichts im Vergleich zu der Beobachtung. Nach einem vorsichtigen herantasten an die betreffende Stelle, war natürlich ohne Filter nichts zu sehen. Auch mit dem 21er Okular nichts. Mit dem 14er konnte ich in das erste mal für Sekundenbruchteile sehen, aber nicht sagen, ob rund oder wie oder was. Also probierte ich das 10,5mm Okular. Nach ca. 25minütiger Beobachtung war ich sicher, eine strukturlose, sehr schwache, aber tatsächlich rundlich wirkende Aufhellung gesehen zu haben. Auch hier musste ich zwischen den Beobachtungen immer wieder eine Pause machen, denn ohne diese absolut keine Chance. Trotzdem gelang mir die beste Sichtung, als ich wieder auf das 14er wechselte. Damit konnte ich 2x den Nebel so aufblitzen sehen, dass auch seine runde Gestalt deutlich zutage trat. Wirklich „Deep-Sky“ vom feinsten für den 10er.
Beobachtung 2005 mit C11:
Geändert zu damals hat sich nur, dass anstelle des 10ers das C11 in der Sternwarte steht. Bringen die 26mm mehr an Öffnung und eine verbesserte Verspiegelung tatsächlich so viel mehr.........
Mit dem 21mm Okular war mein Eindruck gleich wie damals. Nur für Sekundenbruchteile blitzte der PN auf. Auch das 14er brachte keinerlei weiteren Erkenntnisse. Den O-III vergaß ich ganz schnell, denn damit war überhaupt nichts zu sehen. Eigentlich mehr aus Spaß schnallte ich das 31er Nagler mit dem O-III in den Auszug. Und siehe da, auf einmal war dieser PN eigentlich recht leicht zu sehen. Er scheint wirklich extrem auf den Filter anzusprechen, allerdings nur in Kombination mit der richtigen Austrittspupille. Ich schaffte es, diese schwache Scheibe durchgehend für ca. 7 Sekunden zu halten und das mehrmals. Jetzt war ich wirklich sehr erfreut, denn diesen PN zählte ich bis jetzt zu den schwierigsten Objekten, die ich je beobachtet hatte. Diesen Status hat er aber nach dieser Nacht verloren. Allerdings wäre es vermessen, Details zu erkennen. Trotzdem konnte ich beide Sterne, zwischen denen der PN eingenistet ist, bei gutem Seeing erkennen.
Hu 2-1 (Beobachtung 2002 mit 10“-SC)
Die Gegend war schnell gefunden, und schon konnte es los gehen:
56mm ohne Filter: heller Punkt, ohne Farbe, spricht super auf Filterblink an 32mm ohne Filter: heller Punkt, ohne Farbe, spricht super auf Filterblink an
10,5mm ohne Filter: in Momenten ruhigen Seeings erkennt man unter Vergleich der Umgebungssterne, dass der PN etwas flächiger (verschmierter) wirkt, als diese; dürfte erstes Anzeichen von Flächigkeit sein; Zentralstern trotz einer Helligkeit von 13,3mag traue ich mich zu sagen, dass ich ihn eindeutig erkannt habe;
10,5mm mit UHC: hier scheint die Helligkeit dieses winzigen Scheibchens vom Zentrum nach außen dunkler zu werden; kann aber auch an meiner Müdigkeit liegen!!
BV 5-1 (Beobachtung 2003 mit 10“-SC)
Nach diesem für mich tollen Erfolgserlebnis wollte ich den PN BV5-1 beobachten. Trotz der Brechstangen-Methode (1,8fach Barlow + 9mm Nagler = 560fache Vergrößerung) sah ich nur für ca. 2-3 sec. Irgendetwas aufblitzen, das aber nie gehalten werden konnte. Somit stufe ich diesen PN als „Nicht – gesehen“ ein.
(Beobachtung 2005 mit C11)
Rein von den Daten her nicht für ein C11 geeignet. Allerdings lernte ich mit der Zeit, dass die visuellen Helligkeiten von Planetarischen Nebeln sehr mit Vorsicht zu genießen sind. So auch in diesem Fall. Wiederum wurde das 21er Okular zum PN-Knacker. Mit indirektem schauen war ein kleiner schmaler, aber deutlich länglicher Nebel zu sehen, der eher an eine schwache Edge-One Galaxie als an einen PN erinnert. Trotz der angegebenen 15,7mag war dieser PN nicht wesentlich schwieriger wie Abell 77.
Jones 1: (Beobachtung 2004 mit 10“-SC)
Dieser steht in meiner persönlichen Hitliste aller PN´s sehr weit vorne. Als erstes beobachteten wir ihn mit dem 40mm Pentax und O-III Filter. Man sieht sehr deutlich einen großen Ring, dessen innerer Teil aber immer noch deutlich nebelig erscheint. Im Ring selbst sind mehrere Details zu sehen. Auffallend ist eine kleine Unterbrechung im Ring, die auf der genau gegenüberliegenden Seite ebenfalls auftritt. Ebenso sind deutliche Helligkeitsunterschiede im Ring auszumachen. Extrem wird es dann mit dem 56mm Okular. Hier wird dieser PN zu einem richtigen Vorzeigeobjekt. Vor allem der Ring ist schon an der Grenze zum direkten schauen. Ohne Filter sind mehrere Sterne im Nebelinneren zu sehen, wobei der Zentralstern mit 16,13mag nicht identifiziert werden kann.
(Beobachtung 2004 mit 400mm RC)
Als letztes Objekt in dieser Nacht kamen wir nochmals in den Pegasus, um den Planetarischen Nebel Jones 1 (PK104-29.1) zu sehen. Bewaffnet mit dem 31er Nagler und O-III Filter absoluter Wahnsinn. Es präsentiert sich eine sehr große Scheibe, die von einer hellen äußeren Schale umgeben ist. Diese Schale ist westlich und östlich kurz unterbrochen, bietet aber mit geduldigem schauen nochmals eine große Strukturvielfalt. Ohne Filter war der PN dann nur noch sehr schwach zusehen, allerdings waren jetzt dafür mehrere Sterne im Nebel zu erkennen. Den Zentralstern mit 16,13mag haben wir nicht eindeutig identifizieren können, da 5 ungefähr gleich helle Sterne im Zentrum stehen.
JnEr1 (Beobachtung 2001 mit 10“-SC)
Dieser PN sollte sich hinterher als ein Grenzobjekt für den 10“er erweisen, da sein Kulminationspunkt noch rd. 5 Stunden entfernt war (=75° von der höchsten Stellung entfernt!!). Obwohl von gleicher Größenklasse wie vorher beobachteter, verteilte sich das Licht aber immerhin auf eine Größe von 405x360“. Das Gebiet war schnell
eingestellt und los gings:
56mm Plössl mit O-III = NICHTS!!!
56mm Plössl mit UHC = nur durch leichtes antippen des Fernrohres schälte er sich blickweise aus der Dunkelheit
32mm Plössl mit UHC = jetzt konnte er indirekt dauernd gehalten werden, aber wirklich extrem schwach (lt. meinen Aufzeichnungen wesentlich schwieriger als Abell 33 mit dem 150mm Refraktor; siehe BB-4/2001);
mit leichtem antippen des Fernrohres konnte ich erstmals einen zarten, dünnen, aber nicht perfekt geschlossenen Ring erkennen; Originalzitat lt. Diktiergerät: “Mei isch der schwach“
32mm Plössl mit OIII = größere Scheibe mit 2 gegenüberliegenden Verdichtungen, aber lt. Aufzeichnung „EXTREMST“ schwach!!
32mm Plössl ohne Filter = die Verdichtung zwischen den 2 markierten Sternen (13,5 bzw. 13,2mag konnte auch ohne Filter eindeutig gesehen werden, aber extrem schwierig;
14mm Pentax + OIII = NICHTS
14mm Pentax mir UHC = NICHTS
14mm Pentax ohne Okular = NICHTS
(Beobachtung 2003 mit 10“-SC)
Als erstes stand mein neues Lieblingsobjekt, der PN JnEr1 auf dem Programm, da er seinen Kulminationspunkt zustrebte. In Verbindung mit Telrad + Sucherfernrohr war das Gebiet sofort gefunden.
56mm mit UHC: eine nebelige, runde Masse konnte erstmals gesehen werden;
21mm mit O-III: der PN ist nicht mehr so kontrastreich zu sehen, aber wird eindeutig von 2 gleichhellen Sternen begrenzt, die noch in den äußersten Nebelbereichen liegen; trotzdem habe ich jetzt eine etwas zu kleine Austrittspupille, also wieder zurück zum:
56mm mit UHC:
ich betrachtete den PN rd. ½ Stunde, wobei immer mehr Details zutage traten; erstmals konnte ich einen geschlossenen Ring sehen, der 2 gegenüberliegende Verdickungen hatte. Auch trat das dunkle Zentrum deutlich zutage. In Verbindung mit dem tollen Sternenfeld in unmittelbarer Nähe ein wirklich grandioses Bild. Leider habe ich derzeit das 41mm Okular noch nicht da, aber ich vermute, dass dies das optimale Okular für diesen PN wäre.
Grüße aus Innsbruck
Tom