Stargazing in Oberbay. mit 12 Zoll aus dem Koffer

  • Freitag 19.03.2010
    Ort: oberbay. Voralpen bei ca. 1100 Höhenmeter,
    Beginn: 19.03.2010 ca. 21:00
    Ende: 20.03.2010 ca. 3 Uhr
    Wetter: wolkenlos mit gelegentliche Zirren, später dichtere Zirren , Transparenz lies während des Abends nach,
    Temp: +4 C°, trocken und windig
    SQM-L erst 21,0 später wiederholt 21,3 mag/sas bei wolkenlosen Himmel
    Ausrüstung: 300/1500, f/5, HI Reiseteleskop
    Okulare: 13mm, 7mm und 5mm und 3,5 mm
    Kommentare: allein, wegen der Schneeschmelze etwas matschig


    Trotz herannahender Schleierwolken habe ich am Freitag den 19.03.2010 die Gelegenheit genutzt -vielleicht ein letztes mal in diesen wettermäßig eher unsympathischen März- das eine oder andere Objekt zu beobachten. Die Beobachtungsbedingungen variierten in dieser Nach von relativ gut bis „geht gar nichts mehr“, dennoch harrte ich bis ca. 3 Uhr morgens aus und nutzte dabei jede Lücke am Himmel . Dieses mal hatte ich mein 12 Zoll Reiseteleskop von HI dabei. Wahrscheinlich danke ich den 12 Zoll Spiegel, dass ich nicht so schnell entnervt aufgegeben habe.


    In den letzten beiden Monaten hatte ich mit einen 8 Zoll Volltubus beobachtet. Der 12er zeigte mir, dass mehr Öffnung einen spürbaren Unterschied ausmacht, die Objekte wirken heller und strukturierter -dies soll aber kein Plädoyer für mehr Öffnung sein, denn meiner Ansicht nach, ist ein guter Himmel durch nichts zu ersetzen... Ich zehre heute noch von dem grandiosen Anblick der Galaxie M51 mit einem 8er unter SQM-L 21,5 mag/sas und transparenten Himmel.



    Objekte der Nacht:
    NGC2859 (GX, LMi), NGC3242 (PN, Hya), NGC2655 (GX,Cam), NGC2841 (GX, Uma), NGC2715 (GX, Cam), NGC2681 (GX, Uma), NGC6543 (PN, Dra), M5 (GC, Ser), NGC5466 (GC, Boo), NGC2782 (GX, Lyn), NGC2964 (GX, Leo), NGC3198 (GX, Uma), NGC3310 (GX, Uma), M108 (GX, Uma), M57 (PN, Lyr)
    M101 (GX, Uma), M97 (PN, Uma)


    LeoI (UGC5470, Glx, Leo) -Sichtung fraglich-[:o)]
    Dicht an Regulus meine ich diese Galaxie gesehen zu haben. Bei Überprüfung meiner Aufzeichnungen bin ich mir mittlerweile nicht mehr ganz sicher was ich da beobachtet habe. Ich vermute ggf. die Galaxie IC591 gesehen zu habe, von meiner visuellen Beschreibung her würde dies eher zu IC591 passen…


    NGC2859 (GX, LMi)
    sehr klein, sehr schwach, rund, links (östlich) von der Galaxie und oben im Okular ist ein heller Stern zu sehen. Unter mäßigen Himmel und mit kleinem Teleskop (kleiner als 8") könnte das Objekt etwas schwierig zum auffinden/beobachten sein.


    NGC3242 (PN, Hya) „Jupiters Geist“
    sehr einfaches Objekt, eindeutig als fette Scheibe im 13mm (V=115) Okular zu erkennen. Hebt sich eindeutig aus den umliegenden Sternen hervor. Kein OIII-Filter (Filter-Blinking) beim auffinden notwendig. Höhere Vergrößerung entlocken unter mäßigen Himmel keine wesentliche Details. Ein zentraler Stern ist mir leider nicht aufgefallen. Die Scheibe stellt sich m.E. am Rand nicht als scharfe Abgrenzung dar, der Rand wirkt leicht zerfranst, das Objekt stellt sich auch nicht vollkommen Rund dar.


    NGC2655 (GX,Cam)
    im 9mm (V=166) Okular stellt sich das Objekt auffällig hell dar, der Kern ist leicht stellar, Drumherum ein schwacher Halo. Am Rande des Okulars sind unten (norden) und links (osten) zwei helle Sterne und bilden zusammen mit der Galaxie nahezu ein gleichschenkliges Dreieck. Zieht man jetzt das Teleskope etwas nach links und nach unten stößt man auf eine weitere Galaxie, vermutlich N2715.


    NGC2841 (GX, Uma)
    Die Galaxie stellt sich hell und recht groß dar, elongiert (nord-süd), drei schwache Sterne bilden am oberen Rand der Galaxie ein Dreieck -fast wie ein Dach-. Die Galaxie hat einen hellen Kern, fast Stellar, ein etwas schwächerer Halo umgibt den Kern, links unten (östlich) befindet sich ein heller Stern im Okular. Das Objekt ist m.E. auch für kleinere Teleskope (kleiner 8") erreichbar.


    NGC2681 (GX, Uma)
    sehr klein, runder heller Fleck mit hellen Kern, nicht stellar. Links oben, dicht am Objekt befinden sich zwei helle Sterne (sehen fast wie Doppelstern aus), unten befindet sich ein weiterer heller Stern.


    NGC6543 (PN, Dra)
    einfach zu finden, etwas kleiner als PN Jupiters Geist, helle Scheibe im 13er einfach zu erkennen (V=115). Keine wesentliche Details zu erkennen. Das Objekt gibt sich als auffällig hell.


    M5 (GC, Ser)
    helles, großes, flächiges und auffälliges Objekt, in einzelne Sterne teilweise auflösbar, im Aussenbereich vollständig und zum Zentrum hin etwas weniger. Zum Zentrum hin wirkt das Objekt konzentriert und hell. Im Außenbereich sind Sternketten erkennbar. M5 ist m.E. zusammen mit M13 einer der schönsten KS am nördlichen Himmel. Aufgrund der günstigen Lage am Himmel -recht weit über dem Horizont- ein echtes Vorzeigeobjekt, auch für kleine Teleskope.


    NGC5466 (GC, Boo)
    sehr schwach zu sehen bei mäßigen Bedingungen (hier schwache Transparenz/ Schleierwolken), nicht in einzelne Sterne auflösbar, Objekt wirkt großflächig in Form eines schwachen (grauen) Nebelschleier, der Schleier ist nicht auffällig hell, keine Konzentration oder Aufhellung zum Zentrum erkennbar. Helligkeit ist über das gesamte Objekt nahezu gleichförmig.


    NGC2782 (GX, Lyn)
    sehr klein und schwach, rund/schwach oval, heller Kern. Rechts oben flankieren zwei schwache Sterne die Galaxie, links oben ein Stern, unten sind zwei helle Sterne zu sehen.


    NGC2964 (GX, Leo)
    hell, groß, etwas klein, mit kleineren Teleskope (kleiner 8") und mäßigen Himmel könnte die Beobachtung etwas schwer fallen. Unten links im Okular, ist eine weitere Galaxie zu erkennen mit vgl. Helligkeit vermutlich N2968. Die dritte im Bunde N2970 ist wahrscheinlich so klein, dass diese mir im Okular als verschmierter Stern vorkommt. Das Seeing und die Himmelstransparenz lassen im Augenblick zu wünschen übrig. Aufjedenfall werde ich diesen "Dreier" bei wesentlich besseren Bedingungen erneut beobachten.


    NGC3198 (GX, Uma)
    sehr schwache Helligkeit, relativ großes/flächiges Objekt, elongiert, zwei helle Stern unten am Rande des Okulars, an der Spitze (oben) befindet sich ein weiterer heller Stern. Kein stellarer Kern in der Galaxie zu erkennen, das Objekt gibt sich relativ homogen und schwach in der Flächenhelligkeit. Mit kleinem Gerät (kleiner 8" ) und mäßigen Himmel könnte die Beobachtung zu einer echte Herausforderung werden.


    NGC3310 (GX, Uma)
    Objekt befindet sich nahe an einem hellen gelben Stern links (osten) im Okular, der Stern stört etwas bei der Beobachtung. die Galaxie zeigt sich hell, rund und mit hellem Kern. Um den Kern zeigt sich ein schwacher Halo.


    M108 (GX, Uma)
    sehr groß, schwache Flächenhelligkeit, es ist in der Mitte ein deutlich heller Kern zu sehen, in dessen Mitte befindet sich wiederrum ein weißer stellarer Kern-könnte aber auch ein heller Feldstern sein- am Rande des Objektes sind schwache Verdunkelungen zu sehen.


    M57 (PN, Lyr), „Ringnebel in der Leier“
    im 13er Okular (V=115) ist die Ringstruktur eindeutig zu erkennen. Entlang des Ringes sind helle Verdichtungen und Knoten zu erkennen, diese treten bei höherer Vergrößerung etwas deutlicher aber nicht markant hervor.


    Wega & LYR, HER, Corona Borealis



    M101 (GX, Uma)
    die mäßigen Bedingungen (schwache Transparenz) erlauben nicht die zahlreichen HII-Regionen zu beobachten. Einige sind -vielleicht- schwach zu erkennen, könnten aber auch andere Strukturen der Galaxie sein, z.b. schwache Ansätze von Spiralarme.


    M97 (PN, Uma)
    auffälliges und großes Objekt, die "Augen" sind ohne Filter und bei mittlere Vergrößerung sehr schwach zu erkennen, fast am Randes des "erahnen", der Einsatz eines OIII-Filters dunkelte das Objekt nur ab und brachte keine weiteren Details zum Vorschein.


    Fazit: als neue Objekte haben mich Jupiters Geist und das „dreier Pack“ (NGC2964/2968/2970 im Leo) am meisten beindruckt, enttäuschend war der KS N5466. Der Ringnebel war mal wieder eine Wucht.


    Alles im allen eine lange Nacht unter nur mäßigen Himmel.


    Anbei ein paar Stimmungsfotos der Beobachtungsnacht:


    Leo & Saturn






    M44 & Mars





    "North Celestial Pole" (exposure ca. 20 min.)

  • Hallo Costa,


    während wir beim Bierchen geplauscht haben hast du ja ordentlich was gemacht!


    Liest sich spannend - top! LeoI machen wir dann demnächst mal zusammen, zirrenfreier Himmel wär dabei aber schon nicht schlecht :-).


    friedl

  • Hallo Leo,


    schöner Bericht - sag mal - wo genau warst du?


    Da ich in der Nähe von FFB zu hause bin, bin ich auf der Suche nach einem geeignetem Platz in den Bergen! Hast du da ein paar Vorschläge für mich?


    Schöne Grüße


    Fritz

  • Hallo Costa,
    da warst Du ja wieder mal sowohl beim Beobachten als auch beim Berichten sehr fleißig. Respekt!
    Und die Fotos zeigen sehr schön die besondere Stimmung beim Spechteln, die für mich beinahe das Wichtigste dabei ist.
    Ich hoffe immer noch, dass wir mal gemeinsam zum Beobachten kommen.


    Letzten Freitag war ich allerdings in Sachen astronomische Allgemeinbildung aktiv, wie Du in diesem Beitrag nachlesen kannst.
    Leider waren die Bedingungen hier bereits um Mitternacht zu ungünstig zum sinnvollen Beobachten.


    Gruß,
    Martin

  • =>Fritz:
    Für dich wäre eine Möglichkeit der Höhenrücken bei Geigersau, ca. 900 m Höhe und oben sehr flach, ca. 20 km südlich vom Ammersee gelegen.
    Genaueres gern per PN.


    Was das Beobachten in den Voralpen generell angeht, kann ich hier nur aus meiner Perspektive schreiben:


    Das Problem in den deutschen Alpen ist, es gibt kaum geeignete Beobachtungsplätze, die man auf öffentlich zugänglichen Straßen legal erreichen kann. Da haben es die Österreicher und Italiener sehr viel besser.


    Solange nur ganz wenige Leute zum Beobachten kommen, sich extrem zurückhaltend benehmen und bei den Anliegern freundlich um Verständnis für unser Problem bitten, sind wir im Einzelfall auch mal inoffiziell geduldet. Eine offizielle Erlaubnis dürfen wir bei den deutschen Beörden nicht erwarten, es besteht einfach kein Interesse daran, im Spannungsfeld zwischen privaten Pächtern, Jägern, Forstbeamten, Skigebietsmanagern und nicht zuletzt Naturschützern irgendwelchen obskuren Randgruppen wie Amateurastronomen Zugang zu geeigneten Spechtelplätzen zu verschaffen.


    Gruß,
    Martin

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