Hallo an alle Interessierten!
Vor einigen Wochen stellte sich in mir das Verlangen nach einem neuen Teleskop ein. Mein 6“ f/8 FH war visuell größtenteils ausgereizt. Vor allem am Planeten stellte sich der Wunsch nach mehr Auflösung und authentischen Farben. Es sollte wegen Balkonnutzung kompakt sein, von meiner EQ6 getragen werden können und mir ein gutes, farbreines Bild zeigen. Zur Wahl standen
- TAL200K
- C9
- Bosma 8“ Mak
Die Wahl fiel nach Vereinbarung einer entsprechend langen Testzeit (danke an TS) auf den Bosma 8“ f/12 Rumak, der im Netz leider sehr wenig vertreten ist und dementsprechende Berichte rar gesät sind. Die Versprechungen der Händler sind/waren bezogen auf diese Maks aber sehr hoch. Im Webarchiv fand ich die Angabe von mindestens 0,9 Strehl für diese Geräte, was ich mir auch nochmal zusichern ließ.
Jedes der hier zur Auswahl herausgesuchten Teleskope ist sicherlich in seinem Gebiet sehr gut. Zumindest hörte man von den ersten beiden ja immer viel Gutes in den Foren und die Aufnahmen (auch wenn diese keine Rückschlüsse auf visuelles Beobachten zulassen) dieser Geräte sprechen auch eine deutliche Sprache. Das Bosma war für mich also die große Unbekannte. Auch war mir klar, dass ich, egal welches Gerät ich nehme, mit hoher Obstruktion leben muss. Und das ich! Der Obstruktionsangsthase vor dem Herrn Aber ich kann ja schließlich Testen.
Folgend möchte ich Euch a) einen Eindruck vom Gerät an sich geben, b) meine bis heute leider spärlichen Beobachtungserfahrungen damit schildern, und c) einen interferometrischen Test von diesem Gerät vorstellen. Zu letzterem konnte ich Kurt Schreckling gewinnen, der großes Interesse an diesem Rumak zeigte. Doch hierzu später mehr.
Das Gerät kommt in einem mit Styropor ausgekleideten Karton zusammen mit einem 8x50 Sucher und jeweils einem T2-Adapter auf 1,25“ und 2“. Die ganze Chose wiegt satte 13 Kilo, ohne Okular, aber mit Objektivschutzdeckel. Leider scheint die gleichzeitige Klick-Verlinkung hier nicht zu funktionieren. Deshalb stehen die Links zu den grossen Bildern unter dem jeweiligen Vorschaubild.
http://s2b.directupload.net/file/u/18455/y9hpbh2o_jpg.htm
http://s8b.directupload.net/file/u/18455/6fnamtug_jpg.htm
http://s11.directupload.net/file/u/18455/ad5gv6d7_jpg.htm
Der Tubus ist offenbar aus recht dickem Alublech gefertigt. Man kann sehen, dass die Falz komplett mit einer durchgehenden GP-Schiene (massiv!) verschraubt ist. Innen sitzen zwei massive Ringe, die dem Gerät noch mehr Stabilität geben dürften. Einer ist direkt hinter dem Meniskus, der andere vor dem HS platziert. Der Meniskus- und der Hauptspiegelaufsatz sind jeweils mit vier Schrauben mit dem Tubus verbunden. Letzterer hat drei mit Kappen geschützte Öffnungen, die nach Entfernung den Weg zu den HS-Justierschrauben freigeben.
http://s11.directupload.net/file/u/18455/4ug96ss6_jpg.htm
http://s6b.directupload.net/file/u/18455/g89spahl_jpg.htm
http://s11.directupload.net/file/u/18455/pe729uwn_jpg.htm
Generell ist zu bemerken, dass die Innenschwärzung sehr gut ist. Hier bitte von den Bildern nicht täuschen lassen. Diese habe ich stark im Gamma angehoben, damit man überhaupt etwas sehen kann....trotz Einsatz des Blitzes! Hier kann man auch gut die Blenden im Blendrohr erkennen.
http://s11.directupload.net/file/u/18455/4fmf5dmy_jpg.htm
http://s6b.directupload.net/file/u/18455/pitj7jbt_jpg.htm
Wie gut das Gerät gegen Streulicht geschützt ist, zeigt imho folgendes Bild gut. Es entstand mit ISO 1600 und 2 Sekunden Belichtung in den Tubus von der Rückwand aus geknipst.
http://s6b.directupload.net/file/u/18455/87x864e2_jpg.htm
Folgend möchte ich auf einen Kritikpunkt zu sprechen kommen. An der Rückseite des Tubus befindet sich der Anschluss fürs Zubehör. Das Gewinde an der Rückwand ist aber kein Standardgewinde! Weder T2, noch SC, noch irgendwas. Durchmesser 59,7 mm, Steigung des Gewindes 1,25 mm. Mit dem Gerät kommt allerdings ein auf dieses Gewinde gelegter und mit einem dicken Schraubring fixierter T2-Adapter.
http://s8b.directupload.net/file/u/18455/ur7cnql2_jpg.htm
http://s6b.directupload.net/file/u/18455/hecfmgcf_jpg.htm
Dies ist natürlich ärgerlich, da so die Adaption eines OAZ rund 1 cm unnötigen optischen Weg kostet. Prinzipiell ist dies aber bei diesem Gerät egal, da der Backfokus mehr als ausreichend ist. Ferner habe ich wohl ein älteres Modell erwischt. Auf Nachfragen beim Händler hieß es, das die neusten Geräte ein SC-Gewinde hätten. Ich legte aber Wert auf ein ausgesuchtes Gerät, das per vergleichendem Sterntest herausgesucht wurde. Von daher kann ich mit dieser „Macke“ gut leben
Zu sehen ist auch der Fokussierknopf. Dieser ist mit einer Madenschraube gegen die Welle geklemmt. Hier musste ich feststellen, dass die Mechanik starke Kälte nicht liebt und die Fokussierung schwergängig wird. Deshalb habe ich eine längere Schraube eingesetzt, die die Madenschraube ersetzt. Damit kann ich mehr druck ausüben und o.g. Manko ist erledigt.
Weiter muss erwähnt werden, dass mein Model recht starkes Spiegelshifting aufweist. Bei 240-fach (10er RK) bewegt sich das Objekt beim Umfokussieren rund ½ bis ¾ des Bildfeldes mit ca. 50°! Dies ist auch der Grund für meine OAZ-Überlegungen. Ob ich an der Mechanik noch etwas verbessern kann, wird sich zeigen.
Leider konnte ich aber bis dato noch nicht so viele Erfahrungen am Himmel mit dem Gerät machen. Ich hatte erst drei Nächte, die ich kurz nutzen konnte, seitdem das Gerät da ist. Aber was ich sah, hat mich schon überzeugt. Und das trotz der hohen Obstruktion! Die in den Nächten erreichbaren Objekte waren Mars, Saturn und M13 sowie M57. Alles vom Balkon aus im lichtverseuchen Krefeld.
Mars zeigte sich, für mich sehr erstaunlich, unglaublich hell, trotz des kleinen Durchmessers. Offenbar habe ich hier den Lichtgewinn zum 6“ FH deutlich unterschätzt. Für mich stellte sich bei 240-fach sogar das Problem dar, das Details wegen der Helligkeit nicht sichtbar waren. Deshalb musste ich noch höher vergrößern. Ab 300-fach war das bild deutlich angenehmer zu schauen und trotz durchwachsenem Seeing konnte ich dann neben den Polkappen in ruhigen Momenten deutlich Strukturen erkennen. Ich hatte dabei auch nicht das Gefühl gehabt, ständig nachfokussieren zu müssen, wie es häufig für hoch obstruierte Systeme beschrieben wird. Mars stand scharf und ausgestanzt da (in ruhigen Momenten). Folgend nochmal meine aller ersten Versuche mit dem Bosma und einer 31er DMK, die ich zeitgleich mit dem Teleskop gebraucht erwerben konnte. Die Farbe im ersten Bild stammt von einer VestaPro.
Mars vom 4.3.
http://s6b.directupload.net/file/u/18455/7uah9n7q_jpg.htm
und 7.3.
http://s11.directupload.net/file/u/18455/wla66d24_jpg.htm
Ich denke, dass diese allerersten Ergebnisse schon respektabel sind.
Bei Saturn sah ich blickweise Cassini, trotz der unvorteilhaften Ringstellung, wunderbar die Bauchbinde und die dunkle Polregion. Hierbei ist zu erwähnen, das der gute Ringmeister von mir aus direkt über Düsseldorf stand und auch noch nicht sehr hoch. Dafür war das Bild aber schon jetzt besser als im FH unter Top-Bedingungen.
M13 bot sich mir endlich bis ins Zentrum aufgelöst, und das trotz des unglaublich hellen Stadthimmels. M57 als schöner Rauchring mit UHC-Filter. Ohne säuft er total im Lichtschmutz ab. Ich bin gespannt, was mir das Gerät unter guten Bedingungen zeigen kann.
Mehr kann ich aber leider noch nicht berichten. Um mehr Erfahrungen mit dem Gerät unter guten Bedingungen zu erhalten, werde ich im Juni und im September in die Alpen fahren. Ferner sind parallele Beobachtungen mit diversen Geräten angedacht.
Eines muss aber noch erwähnt werden. Das Gerät braucht lange zum auskühlen! Gerade bei stark fallenden Temperaturen kommt das Teil nie ins Gleichgewicht. Ohne eine Lüftung wird man dann nie die volle Leistung ausschöpfen können. Deshalb habe ich mir schon im Vorfeld einen Lüfter gebaut. Hierzu habe ich einen grossen 80er PC-Lüfter an ein Plastikgehäuse geklebt, das ich mit Staubfiltern versehen habe. Der Lüfter wird einfach in den OAZ gesteckt, das Teleskop mit OAZ nach oben fixiert und die Justier-Schutzkappen entfernt. So pumpe ich kalte Luft in den Tubus, welche die Warmluft nach oben verdrängt und durch die Öffnungen zur HS-Justierung aus dem Tubus befördert.
http://s6b.directupload.net/file/u/18455/f23p2n9t_jpg.htm
Das klappt so gut, dass ich nach 30-45 Minuten bereits beobachten kann. Wenn überhaupt habe ich nur noch eine ganz leichte Ausfransung im defokussierten Sternbild. Nach 1 Stunde ist definitiv kein Warmluftkeil mehr zu sehen, und das bei einem Unterschied von 23°C Wohnraumtemperatur zu -3 °C draussen. Bei weiter fallenden Temperaturen muss das natürlich ab und an nochmal wiederholt werden. Ist halt keine Dauerlüftung, die ich bei Bedarf einfach einschalten kann. Aber durch den großen Lüfter geht auch das dann wieder recht schnell. Nach max. 5-10 Minuten ist der neue Ansatz eines Warmluftkeils wieder verschwinden.
Die oben beschriebenen Beobachtungen scheinen aber trotz der nicht gerade vielen Gelegenheiten die Optikprüfung zu bestätigen, die einige Tage zuvor stattgefunden hatte. Wie bereits erwähnt, hatte ich Kurt kontaktiert, ob er nicht Lust hätte diesen Rumak mal in die Mangel zu nehmen. Er stimmte umgehend zu (nochmal vielen Dank von mir). Ich brachte das Gerät zusammen mit meiner besseren Hälfte vorbei und verbrachten mindestens 4 Stunden in seinem Hobbyraum Nur unterbrochen mit gutem Kaffee und Gebäck...
In den 4 Stunden hat Kurt das Teleskop und die Messgerätschaften fein ausgerichtet und konnte folgend auch schon mit 555 nm Wellenlänge messen und auswerten. Was wir sahen hat uns doch sehr positiv überrascht. Auch Kurt war doch sehr erstaunt über das erste i-Gramm.
http://s2b.directupload.net/file/u/18455/g9j8qoqc_jpg.htm
Die Auswertung vor Ort sagte was von Strehl 0,95 ohne Abzüge von Coma und Asti und RMS von 0,035. Um Fehler im Testaufbau rauszumitteln drehten wir die Optik um 90° und erhielten einen Strehl nach Mittelung von rund 0,97! Kurt wies mich folgend noch ein wenig in die Bedienung von OpenFringe ein, und dann gings erstmal nach Hause.
Kurt behielt das Gerät aber noch etwas da, um weitere Wellenlängen zu messen. Vermessen wurden 420, 465, 510, 555, 600, 645 und 690 nm. Die i-Gramme zeigen, dass ein Farbfehler quasi nicht existent ist und die Werte nur ganz leicht variieren. Kurt sendete mir dann die i-Gramme zu und ich machte dann die Auswertung, die im folgenden PDF zu finden ist. Gemessen am 555 nm-igramm komme ich auch auf beinahe exakt die gleichen Ergebnisse wie vor Ort bei Kurt. Ich habe nur die Fringes noch etwas genauer nachgezeichnet und liege leicht unter seinen Werten. Daher denke ich, dass ich nach anfänglichen Startschwierigkeiten mit OpenFringe alles richtig gemacht habe
http://s11.directupload.net/images/user/100315/i4gxdxva.pdf
Also nach diesen Ergebnissen kann ich vollauf zufrieden sein mit der Optik, auch wenn die Obstruktion doch sehr hoch ist. Die Händlerangabe von FS-Größe von 69 mm mag zwar stimmen, doch schattet die FS-Blende unnötigerweise stark zusätzlich ab. Auch das unschöne Shifting trübt das Bild etwas. Wenn ich aber den Preis des Gerätes zur gebotenen Leistung in Relation setze, so kann ich das Gerät wohl als Schnäppchen bezeichnen.
Auf jeden Fall werde ich mir noch eine Lösung für eine Dauerlüftung einfallen lassen und ich werde bei Zeiten auch noch versuchen, die Fokussierung shiftingfreier hinzubekommen.
Mein Fazit bis hier: Der Bosma 8“ Mak ist wohl als Allrounder zu bezeichnen, der irgendwie alles recht gut kann. Er ist okularunkritisch, hat auch im Feld eine saubere Abbildung (TSWA 32 2“-Okular Randscharf) und erreicht theoretisch mit einem 50mm Okular rund 1,25° Feld am Himmel. Visuell zeigt er mir unerwarteter weise (Obstruktion) scharfe Bilder am Planeten und sollte bei gutem Seeing auch bis 400-fach zu gebrauchen sein. Auch wird wohl die Verwendung eines Binos möglich und auch gewinnbringend sein. Dies wird ebenfalls baldmöglichst getestet.
Das Gerät ist neben der guten visuellen Leistung offenbar auch fotografisch zu gebrauchen. Die Ausleuchtung scheint sehr gut. Meine 1000D zeigt kaum Vignettierung (ist das überhaupt welche?), auch wenn ich das Bild komplett mit den Kurven in PS ausquetsche und stark kontrastiere. Aufgenommen mit ISO1600 und 4 s Belichtung vor einer weißen Wand in der Wohnung. Ich hoffe das ist so auch aussagekräftig. Kenne mich hier nicht gut aus. Daher: falls ich hier Mist schreibe und erzähle, bitte kurze Info. Dann mache ich das gerne nach Anleitung besser
http://s8b.directupload.net/file/u/18455/up7znutr_jpg.htm
Beste Grüße,
Sascha