Guten Abend zusammen,
gestern, nach der Arbeit, sah ich gegen 20:00 Uhr mal, mehr oder weniger gedankenfrei, aus dem Fenster. Das mache ich eigentlich mittlerweile schon automatisch, seit ich mir, nach langem Zögern, letztes Jahr ein Teleskop gekauft habe. Eigentlich erwarte ich da mittlerweile nicht mehr viel, hier am Rande des Neuwieder Beckens ist der Himmel halt äußerst bescheiden, wie ich seit her feststellen musste. Mir ging es, wie wohl vielen anderen angehenden Hobbyastronomen auch so, dass die angestaute Euphorie, nach ersten praktischen Gehversuchen, schlagartig einer, bis Weilen, deprimierenden Ernüchterung zu Opfer fällt. Aber nach ein paar Monaten wird einem dann bewusst, was die erfahrenen Astronomen mit dem Wort Geduld eigentlich meinen. Nur, dass dies eine solche Dimension annehmen kann – nu ja, Geduld ist wohl auch relativ. Ok, ich schweife ab.
Hm - ein Paar Wolken; einige größere Lücken; ah da Zwilling, alpha und beta, ordentlich hell. Ui - wie so sehe ich eigentlich da noch 3-4 Pünktchen, hab noch nie da mehr Pünktchen gesehen? Fenster zu und Karkoschka geschnappt; Karte E7 62, 69, .. zu sehen alle um die 4.1m. So einen Himmel hab ich hier noch nicht bewusst wahrgenommen. Schnell halbwegs warme Sachen angezogen und das ganze Instrumentarium auf den Balkon geschafft. Ok, mal schauen Süden und Osten ist ziemlich mau, keine Sterne aber Richtung Zenit ist, abgesehen von den sporadischen Wolken, echt klasse. Also heißt es das Röhrle aufrichten. Nuh, gegen Zenit ist die AZ3 nicht wirklich lustig zu handhaben, ständig bleibt man mit den Gelenkwellen irgendwo hängen und wenn man dann noch einen 2“ WO Spiegel mit den Hyperions auflastet kann man schon mal einen 19er Ringschlüssel in Reichweite legen. Immer wenn ich was interessantes endlich im Okular habe, kommt entweder eine Wolke oder ich bleib irgendwo an der Montierung oder Gestell hängen und wenn ich die Wolke ab warte ist das Objekt weck gewandert und ich kann nicht mehr nachstellen. Ich will schon, mal wieder, gefrustet einpacken da fällt mir ein Objekt auf, das mit ordentlicher Geschwindigkeit, nahe dem Horizont Richtung Osten fliegt. Es war nur ein gelbes, konstantes, Licht zu sehen. ISS, wenn man sie denn mal sieht ist eigentlich zu meiner Rechten zu sehen, kann also nicht wirklich sein. Ok, horizontale Verklemmung gelöst, anpeilen, möglichst Fokussieren und dabei nachführen – ah, rotes Blinklicht schwach zu erkennen – Flugzeug, ok dafür ist die Montierung eigentlich gar nicht mal so schlecht.
Dann fällt mir Richtung Osten über den Horizont ein Lichtpunkt auf, ein Stern kann das nicht sein denn es sind in der Richtung gar keine weiteren zu sehen und die Hellsten sind alle in anderer Richtung unterwegs. He, das muss Saturn sein. Auch wenn meine Optik absolut nicht für Planeten geeignet ist, ist mir das in dem Moment wurscht. 5er Hyp. aufgesteckt und angepeilt. Ja Saturn, das Kerlchen ist zwar total winzig, total bunt, unscharf und wabert dermaßen das man mal die Ringe sehen kann mal nicht, mal oval mal rund aber völlig egal, ich sehe jetzt in diesem Moment mit eigenen Augen eine Planten unseres Sonnensystems und als Zugabe kann man zeitweilig sogar noch seinen Mond Titan wahrnehmen. Mal so neben bei, wie Zeichnet ihr eigentlich Planeten? So schnell wie das Kerlchen durchs Sichtfeld huscht, Zeichnen, Nachführen, Beobachten und ich war nur mit 120 fach unterwegs? Als ich dann zum zweiten mal mit der Nachführung an den Anschlag kam, da hatte das Wabern schon deutlich nachgelassen, habe ich dann sehr zufrieden aber deutlich an gefröstelt (Die Sache mit der Temperatur bei der Astronomie ist schon ein Thema für sich, spontan betrachtet weit unterbewertet, das ist nichts für Leute die es gern kuschelig haben, Hut ab vor den Leuten die sich bei -10°C und mehr rausstellen.) eingepackt.
Und nun zur Überschrift, das waren die ersten Lichtquanten von Saturn die meine Netzhaut seit 30 Jahren empfangen haben und ich muss sagen, dass es mich heute mehr beeindruckt als ich das als Kind empfindungsmäßig in Erinnerung habe aber dennoch hat mich dieses damalige Licht seither nicht mehr verlassen.
Und wieder, bei der flüchtigen Betrachtung des Solsystems von innen, stellt sich mir die Frage: Warum die Menschheit nicht in der Lage ist zu erkenne das sie nur das Produkt einer begünstigten Evolution ist, die es, wie auch immer, schaffte als Spezies Mensch die dominierende Spezies zu werde, obwohl wir erst seit kurzem auf ihr herum trampeln und somit, bedingt, Verantwortung für die Geschicken des Planeten zu tragen hat. Erst wenn wir allen Menschen den bewussten Bick in die Sterne ermöglichen und die Erkenntnis das wir uns auf einem kapazitive begrenztem Himmelskörper befinden, ohne temporale Möglichkeit der interstellaren Expansion, wird der Menschheit möglicher Weise klar wie essenziell unwichtig unsere zwischenkulturellen Konflikte sind und somit das überleben der Spezies als solches als Möglichkeit eröffnet wird.
Die Erde wird noch 4.6mar Jahr existieren, mit uns oder ohne uns das stehet außer Frage, es ist nicht an uns die Erde zu schützen, das macht sie schon ganz von alleine, hat sie schon immer und wird sie auch immer - wie egozentrisch kann man eigentlich sein; es ist einzig und allein an uns den Lebensraum der Spezies Mensch zu schützen um unser aller Überleben zu sichern, nicht die Erde, die ist und wir, von unserm bescheidene Standpunkt aus, immer sein und mit Mars über vergangene Zeiten plaudern; Menschen? Jo, hat ich auch das geht vorbei. Oha – ich schweif schon wieder dermaßen derb ab.
In diesem Sinne, all time CS