Linsenfehler verstecken

  • Liebe Forengemeinde,


    viele Astronomen sind hier bereit, ihr Know-how anderen zugänglich zu machen.
    Die Ideen und Erfahrungen haben mir sehr geholfen, zeitweise diesen Planeten zu verlassen und in Galaxien vorzudringen, „die nie ein Mensch zuvor gesehen hat……“ (Hobbyastronomen natürlich ausgenommen).
    Nun habe ich als Laie auch mal eine Frage an die Profis:
    Zusätzlich zu meinem Eigenbau-Dobson wollte ich einen Refraktor bauen, wegen zu vieler Ideen dafür und der störenden Balkonbrüstung. Ich wollte ihn u.a. „asphärisch“ beeinflussen um zu sehen, ob und wie sich die Objektfarbe durch die Entspannung des Strahlenverlaufes und die nun anders zum Ziel geleitete „Reinmischung“ der Randstrahlen in den Schärfebereich verändert, und natürlich die anderen Fehler.....usw spar ich mir....
    Ich weiß, daß grundsätzlich ein neues Design fällig wäre und die Möglichkeiten begrenzt sind....
    Dazu brauchte ich ein unterkorrigiertes,langbrennweitiges Objektiv. Ich fand auch einen Händler, der ein billiges 150/1800 Objektiv verkaufte, rief dort an und wir besprachen die Daten. Der Mitarbeiter war sehr kompetent, freundlich und vor allem ehrlich und das um 18.30 Uhr. Und er lieferte zur Hilfe sogar noch ein Prüfprotokoll.
    Bei der Analyse des Refraktorobjektives (150 x ca.1800) sah ich eine Amöbenstruktur im defokussierten Sternenscheibchen in- und extrafokal (natürlich auch unterschiedlich stark ausgeprägt) sowie eine Unterkorrektur lt. Protokoll von 680nm. Der Linsenabstand war fast null – also Mitte platt oder letztes Drittel abfallend (gute Flintlinse vorausgesetzt) oder fehlerhafter Schliff der Flintlinse selber.... Im Sterntest katastrophal, Mars in noch einem Mars usw. Die Linsen selber waren äußerst glatt.
    Die Unterkorrektur verschwand fast zu schnell nach ca. 16 Stunden Frontlinsenkorrektur (ich wollte eigentlich 20 % des Schliffs auf die letzte Fläche legen). Die Amöbe war aber immer noch da. Ich dachte auch an eine Homogenitätsstörung im Glas – aber sowas habe ich noch nie geglaubt, weil immer schön mittig :)
    Die Qualität des Objektivs war inzwischen schon nicht mehr mit dem Originalzustand vergleichbar UK ca 160nm.
    Den Höhepunkt sollte nach meinem Schleifplan die letzte Fläche der Flintlinse bringen. Die Vergütung verabschiedete sich bei meinem Tool in ca. 40-60min pro Fläche außergewöhnlich langsam. Es handelte sich um eine „Einfachvergütung“ oder was auch immer, wie die immer öfter angebotenen billigen Objektive sie haben.
    Diesmal ging trotz gleichmäßigen Schleifens die Vergütung zuerst in der Mitte weg. Das Schleiftool war dasselbe, das „Schleifmittel“ auch. Doch was war das ? die Mitte war glatt, der Rest der Fläche rauer. Vergrößert sah ich es dann: Die Linse war nicht ausgeschliffen worden und wurde trotzdem mit der merkwürdigen Beschichtung versehen. Dieser Fehler war bei meiner Rauheitsuntersuchung absolut nicht zu sehen und damit hatte ich auch nicht gerechnet. Glücklicherweise wollte ich die Seite ja sowieso umschleifen und hatte noch Freiraum. Ich habe mal versucht, mal ein Foto in bösem Licht zu machen, sieht dramatischer aus als in Wirklichkeit.
    Ein Fachmann hätte es an der Amöbe vielleicht gleich gemerkt. Dass unter einer Vergütung eine Mondlandschaft existieren kann, ohne diese von außen identifizieren zu können hätte ich nicht gedacht.
    Vielleicht findet ja jemand diesen Artikel interessant – und erklärt mir den Vergütungstrick?
    Ich bitte um Entschuldigung für die Länge, wollte den Zusammenhang aber erhalten
    Viele Grüße
    Daniel


    Irgendwie werde ich etwas unruhig (weil keine Antwort trotz vieler Leser) und stelle meine Frage mal anders :
    Kennt jemand eine Glasbeschichtung, die mindestens eine Schleifstufe ersetzt?


    Viele Grüße
    Daniel



    <font color="limegreen">Bildlink repariert. (mintaka)</font id="limegreen">

  • Hallo Daniel,


    Herzlich willkommen im Forum!


    Die Idee eine vorhandenes FH- Objektiv umzuschleifen hatte ich auch schon, bin aber letztendlich beim Neuschliff von Linsen für zwei Schupmann- Mediale gelandet. Das diese eigermaßen gelungen sind kann ich behaupten ein wenig Erfahrung im Schleifen und Prüfen von Linsen zu haben. Um dir vielleicht weiterhelfen zu können brauch ich noch einige Angaben:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Bei der Analyse des Refraktorobjektives (150 x ca.1800) sah ich eine Amöbenstruktur im defokussierten Sternenscheibchen in- und extrafokal (natürlich auch unterschiedlich stark ausgeprägt) sowie eine Unterkorrektur lt. Protokoll von 680nm....
    Die Qualität des Objektivs war inzwischen schon nicht mehr mit dem Originalzustand vergleichbar UK ca 160nm...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nach welchen Methoden hast Du das geprüft?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Diesmal ging trotz gleichmäßigen Schleifens die Vergütung zuerst in der Mitte weg. Das Schleiftool war dasselbe, das „Schleifmittel“ auch...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Was vestehst Du unter Schleifen und mit welchen Mitteln arbeitest Du? Üblicherweise wird erst das Wekstück (hier die Linse) gegen ein Glas- Metall oder Keramiktool geschliffen (Prois nennn es Läppen), Dabei dient loses Karbo (oder andere körnige, harte Partikel) in Wasser als Schleifmittel. Danach wird auf einer angepassten Pechhaut mit <b>Poliermittel</b> (meist Zeroxid) poliert. Ich hab es aber auch schon erlebt dass einige Amateure da etwas ganz anderes machen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Irgendwie werde ich etwas unruhig (weil keine Antwort trotz vieler Leser)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Bei mir liegt die verspäteter Reaktion daran weil gerade in einen andern Tread engagiert bin.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...und stelle meine Frage mal anders :
    Kennt jemand eine Glasbeschichtung, die mindestens eine Schleifstufe ersetzt?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Sorry, ich kann mir nicht vorstellen was damit gemeint ist. Glas erst beschichten um Schleifstufen zu sparen, davon ist mir nichts bekannt. Ich hab nur davon gehört, dass in der professionellen Fertigung die Radien auf Spezialmaschinen mit Diamantwerkzeugen gefräst werden.
    Amateure benutzen für den "Grobschliff" von größeren Spiegeln gerne die "Flex" um den Zeitaufwand zum ausbaggern der Tiefe zu mimimieren.



    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,
    vielen Dank für die Nachricht. Ich denke, ich habe die Lösung gefunden. Die Punkte beantworte ich nachher , ich muß dringend los und ich möchte gründlich antworten, wollte aber reagieren.
    Viele Grüße
    Daniel

  • Hallo Kurt,
    ich habe deine Aktivitäten natürlich schon eine Weile verfolgt – dein Know-How ist schon beeindruckend. Das meinte ich ja auch in den ersten Sätzen meines Beitrages, gibt so einige, wo man sich was abschaut.
    Ich habe habe nicht die technischen Möglichkeiten, bin aber radikal im Umgang mit der Materie.


    Deine erste Frage:
    Nach welchen Metoden prüfen :
    Zunächst hatte ich ja ein aktuelles Prüfprotokoll. Die sphärische Aberration war visuell meßbar. Du hast ja Schärfepunkt und ums Objekt den falschen Fokus. Dazu habe ich mein Teleskop fixiert und in 200m Entfernung ein Stahllineal überlappend an eine weiße Hauswand genagelt. Dann habe ich 500-fach vergrößert und mir die Situation aufgemahlt. Nach jede 3 Stunden Linsenbearbeitung mit Spezialmethode habe ich die Linsen wieder in die Fassung gesetzt und die Änderung verglichen und notiert. Ach so, Koma und Asti waren zuvor beseitigt, hatte ich vergessen. Später habe ich den Nonius eines alten Meßschiebers auf einem Pfahl unter einer Lampe befestigt- mit eingeschlagenen Blech davor...... Weiterhin habe ich natürlich ein Ronchigitter von Wolfi – um immer prüfen zu können, habe ich Nägel, Alukrümelchen usw. an sonnigen Orten befestigt und gegen eine Doppelglasscheibe 2m vor dem Objektiv getestet, Etwas hin und her fokussieren (mit Okular natürlich) Man muß natürlich logischerweise umdenken, intra ist dann extrafokal und umgekeht. Die Abweichung zu Wolfis Ronchi erstaunlich gering. Und du kannst verschiedene Vergrößerungen nehmen
    Weiterhin habe ich an definierten Objekten die Farbänderung im Schärfebereich bei leichtem Fokussieren überprüft und mir alles notiert. Es gibt tatsächlich Unterschiede. Gemein sind dafür schmale grüne Gegenstände im Gegenlicht. Sie wurden im Verlauf tatsächlich grüner, also schien mir blau etwas gezähmt. Weiterhin habe ich mir die ganze Strahlensache vergrößert auf zusammengeklebte A4-Blätter gezeichnet und jeden Schritt notiert.


    Deine zweite Frage:
    Was verstehst du unter schleifen.....:
    Da habe ich mich nicht fachgerecht ausgedrückt. Ich wusste, daß die Korrekturen in minimalsten Bereichen stattfinden müssen. Einfach was entfernen, damit der Randstrahl weiter raus geht ist ja nicht möglich (dachte ich) und du mußt ja auch das „Knickmoment des Strahls“ der letzten Flintglaslinse beachten, und den Brechungsindex und alles, was ich nicht kann. Daher habe ich meine „Spezialtools“ aus Powerknete zunächst verwendet (paßt sich hervorragend dem Radius an und ich kann übergangsneutral zur Mittelfläche arbeiten.
    Die 2 Fläche der Kronglaslinse hatte einen Vergütungsschaden (tiefe Kratzer, aber richtig viele) Diese habe ich einfach mit (angehauchtem!!) Klopapier unter meinem Spezialwerkzeug auspoliert bzw. diese Schicht entfernt. Da das relativ schnell ging, und die Fläche bald noch glatter war als vorher, habe ich auch die „Politur“ der Linse so weitergeführt. Dabei habe ich- wie oben beschrieben- gemerkt, daß das Zeug doch eine ganze Menge wegnimmt. Ich glaube, jemand hier im Forum hat sich mal seinen Fangspiegel mit Papier ruiniert.


    Deine dritte Frage:
    Ich mutmaße einfach mal, daß fehlerhafte Linsen mit einer Hartschicht (geht bis800nm, wie bei Brillen) versehen werden. Das Foto in meinem Beitrag zeigt die Mitte der Linse Blank, den Rest rau. Ich hatte zuvor drei Flächen beschliffen und kein anderes Tool usw. verwendet. Habe ich inzwischen recherchiert. Da das Zeug weicher als Glas ist, kamen die Fehler ans Tageslicht – deshalb hatte die „Vergütung“ auch nicht richtig geglänzt. Ich denke, der Polierprozess lief schief – weil die Radien stimmen ja.


    Mein restliches Schleifzeugs (Ceroxyd usw) kommt erst in zwei Wochen, die Fläche wird dann abgeschlossen.
    Die Abbildungsleistung des Objektivs ist übrigens hervorragend, zumal ich ja auch später max. mein 7mm Ortho verwende...


    So, ich hoffe du bist nicht zu sehr geschockt bezüglich der primitiven Methoden, das Ergebnis stimmt mich letztlich zufrieden. Du siehst den Refraktor in meinem Bild (Schiebetubus 00mm, Schiebe und Rotationsteil 100mm, Taukappe schiebbar und weitere Spielchen (und kann sich trotz schieben nicht verstellen, die opt. Achse meine ich.


    Viele Dank nochmal für deine Nachricht
    Viele Grüße
    Daniel

  • Hallo liebe Forengemeinde,
    ich kann nun einige Fotos zu meinen primitiven Testmethoden einfügen.
    Also, wenn man so nebenbei einen Polierfortschritt o.ä. testen möchte, und kein Ronchigitter und künstlichen Stern zur Verfügung hat,
    wie oben beschrieben, sieht das so aus: Schraube im Sonnenlicht in 350m bei 140fach


    Das geht natürlich auch näher am Fokus und besser! sagt aber einiges aus


    Der Anfangszustand war so:



    Für einen Blausaum wohl zu hell, aber an der schrägen Kante links neben dem gleißenden Sonnenreflex sieht man den Doppelfokus durch die S.A. (hier habe ich etwas defokussiert, denn jetzt ist die S.A. zu gering dafür:


    Dieses nur zum Abschluß, um improvisieren zu können


    Viele Grüße
    Daniel

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