BB: Die Triangulum-Region

  • Bericht vom 27.11.2008; 20.45h – 22.10h
    Ausrüstung: Newton-Teleskop, Öffnung 428mm, Brennweite 1830mm, (f/4,25) ADLER
    Dobsonmontierung


    verwendete Okulare: 26mm Nagler Typ4 ; 13mm Ethos, 9mm Nagler Typ6, 7mm Nagler Typ6
    Ort: ca. 2km außerhalb Obernesselbach, ca. 400m ÜNN
    Temperatur: 19.35h +4 C ; 22.00h +1 C
    Seeing: 3



    Wetter: tags sonnig, wolkenlos


    Beobachtete Objekte:
    Galaxien:
    TRI : M33, NGC670, NGC684, NGC672, IC1727, NGC784, NGC925,
    PER : NGC1023
    AND: IC239
    NGC1003, NGC891
    Planetarische Nebel: -


    Mein erster Beobachtungsbericht seit dem Trip zum Südhimmel im Juni. In der Zwischenzeit war ich zwar einmal beobachten, nur konnte ich mich nicht zum Schreiben aufraffen. Auch diesmal gibt es ob der Objektauswahl keine Notwendigkeit – alles mehr oder weniger bekanntes, teils prominentes – doch habe ich festgestellt: wenn ich nichts aufschreibe, war die Nacht ‚verloren’, verschwindet schnell aus dem Gedächtnis.


    Der Tag war sehr sonnig, eine Wohltat nach all den trüben Himmel, Regen, Nebel in den letzten Wochen. Aus meinem Bürofenster im 3. Stock (grob Südblick) konnte man beim und nach dem Sonnenuntergang ein sehr intensives Farbspiel beobachten: alle gelb, orange, rot, lila-Schattierungen, bis es dann ins lichtblau und anschließend ins dunkelblau überging. Ein eindeutiges Indiz: in der Atmosphäre sind sehr viele Schwebepartikel. Staub aus der Sahara? Aerosole? Vulkanasche? – ich weis es nicht. So war aber schon vor dem Heimfahren klar: Horizontnahe Objekte werden nicht angesteuert.


    Zu Hause angekommen wird schnell noch die frisch gelieferte Laserdiode gecheckt (muss mein Bath-Interferometer verbessern, um Huberts Spiegel damit vernünftig messen zu können), gegessen, alles eingepackt und gegen 19.10h losgefahren. Ziel ist mein Standardplatz am südlichen Rand des Steigerwalds. Bei der Anfahrt zeigen sich erste Nebelfetzen in den Senken, dort ist die Luft nur noch 2 Grad warm, leicht erhöht sind es noch 4 Grad. Angekommen wird alles aufgebaut, die Routine hierfür ist nicht verloren gegangen.


    Der Blick schweift: Hell und deutlich die Milchstraße im Zenith, von O nach W ausgerichtet. Hell leuchtet Jupiter, der Gasriese hat bereits kulminiert und befindet sich auch dem Weg hin zum SO Horizont. Pegasus dominiert den NO, Andromeda, Perseus schließen sich an. Ich freue mich alte bekannte wieder zu sehen. Unterhalb der Andromeda das bekannte nördliche Dreieck, die Region habe ich als Zielgebiet auserkoren. So beginne ich mit

    M33 - GX - Tri (mag 5,7 – 14,2; 68’ * 41’) SQM20,83
    Nichts für das bloße Auge, ein deutlicher, flächiger Schemen im 8*50-Sucher. Im 26er erkennt man die Spiralstruktur auf den 2. Blick, mit etwas Geduld dann auch recht deutlich. Bei gut 6mm AP ist der Hintergrund noch gräulich, nicht richtig schwarz. Trotzdem beginne ich eine Skizze. Dicht neben dem leicht ovalen, verglichen zur Gesamtgröße relativ kleinem Zentrum fällt ein mag10-Feldstern auf. Nach Norden startet der deutlichste Spiralarm, der bald nach NO abknickt, und einen ca. 100 Grad Bogen bildet. Der Arm weist mehrere Verdickungen auf, am äußeren End auffällig hell eine H-II-Region mit eigener Katalognummer, die ich aber nicht griffbereit habe. Kurz dahinter ein relativ heller Feldstern. Ein weiterer Arm, weiter ausholend aber merklich weniger einrollend startet nach NNW, um NNO auszulaufen. Der nach S ansetzende Gegenüberliegende innere Arm ist nur nach O deutlich abgegrenzt, nach W flächig ohne sich deutlich vom flächigen GX-Körper abzuheben. Ähnlich auch der äußeres S-Arm, der sich etwas weiter als sein Gegenpart im N vom Zentrum wegbewegt. Im GX-Körper sind eine ganze Reihe knotiger Bereiche auszumachen, die im O-III-Filter noch deutlicher werden. Durchs 13er Ethos betrachtet wird das Bild deutlich ästhetischer, der Hintergrund nun schwarz, die Kontraste merklich schärfer, wesentlich mehr Feldsterne. Nun kann die GX jedoch nicht mehr als ganzes betrachtet werden. Sicherlich 15min habe ich mit dem alten Bekannten verbracht.


    Es geht kurz zu Metallah, Alpha Tri um den 3 Grad Starhop hin zur nächsten GX aufzusetzen. In bewährter Manier mit dem Netbook und dem 8*50-Sucher ist das nächste Ziel auch gleich gefunden:


    NGC684 - GX - TRI (mag 12,4 – 12,9; 3,4 * 0,7’) SQM21,84
    Eine kleine sehr längliche GX. Ca. 5 Bogenminuten SW 3 dicht beieinander stehende Feldsterne, die eine leicht gebogene Linie bilden. Die GX selbst von W nach O ausgerichtet, mit hellem Zentralbereich. Nach N mit leichtem Bulgenansatz, nach S so scharf abgegrenzt, das ich Staubband mit Fragezeichen notierte. Meine Skizze zeigt eine max. 4:1 Ausdehnung, verglichen mit den ‚technischen Daten’ habe ich somit die auslaufenden Enden nur teilweise erfassen können – es wird nicht dunkel genug gewesen sein.
    !



    Nun geht es weiter zu



    NGC670 - GX - TRI (mag 12,1 – 13,6; 2,5 * 1,7’) SQM20,83
    Einem Objekt, über das nicht viel zu schreiben ist. Am Interessantesten eine benachbarte Sternengruppe ca. 8’ westlich mit mag 8 bis 13 Komponenten, die mich an das Sternbild Bootes erinnert. Die GX selbst ein längliches oval mit relativ hellem Kernbereich, schnell auslaufenden Halo, auf der Seite hin zur Sternengruppe sich etwas kräftiger abhebend. Notiert hatte ich: helle Linse, nahe Edge on. Beobachtet im 9er bei 202-fach.


    Die Katalognummer des nächsten Objekts verrät: ich bleibe ganz in der Nähe. Diesmal mit zwei Objekten gemeinsam in Okular:


    NGC670 - GX - TRI (mag 10,9 – 13,9; 7,5 * 2,6’) SQM21,00
    IC1727 - GX - TRI (mag 11,5 – 14,7; 7,1 * 2,8’) SQM21,00
    Die NGC fällt sofort auf, die nur ca. 10’ entfernte IC ist im 26er unsichtbar. Im 13er mit mehr Kontrast zeigt sich diese GX nun auch, wenn auch nur ein geringer Teil der tatsächlichen Ausdehnung. Hier kann ich die Hauptachse, welche im ca. 80-Grad Winkel zur jenen von NGC670 steht ausmachen. Der GX-Halo bleibt unsichtbar. In meiner Skizze hatte ich ein sehr lang gezogenes ‚S’ eingezeichnet. Die Nachbereitung stützt dies leider nicht. NGC670 zeigt etwas Details, ein merklich länglicher Zentralbereich (ca.2,5: 1 , umfasst von einem merklichen Halo, der auf der NW-Seite der grob von O nach W elongierten Hauptachse etwas kräftiger ist, ebenso auch auf der SO-Seite. Ca. 2’ westlich ein 12,5er Feldstern, 3’ eiter eine nette leicht gebogene 5er Sternenkette mit 13 … 14,5er Fünkchen.


    NGC784 - GX - TRI (mag 11,7 – 14,1; 6,6 * 1,6’) SQM21,00
    Ist – wieder von Alpha Tri ausgehend in 2 Minuten eingestellt. Ich hatte das 9er Oku noch im OAZ, nach kurzem ‚Rühren’ die zarte GX dann im Gesichtsfeld. Die Region ist relativ reich an Feldsternen, ab mag 11 bis zur Wahrnehmungsgrenze ist einiges zu erkennen. Die GX steht fast auf der Spitze, sehr lang gestreckt, mit ebenfalls länglichem, etwas kräftigeren Zentrum, seitlich praktisch halofrei. Dieser erscheint entlang der Hauptachse leicht zerfasert, der Zentralbereich selbst leicht unruhig. Eine 10’ lange Sternenkette durchschneitet die GX schräg. Nicht spektakulär, aber doch interessant.




    Nun geht es ans andere Ende des Triangulums, der Starhop ausgehend vom mag4 hellen Gamma Tri, hin zu


    NGC925 - GX - TRI (mag 10,1 – 14,4; 10,9 * 6,2’) SQM21,00
    Na, da zeigt sich ja richtig etwas. Als ich die Skizze beginne ist es schlag 9Uhr – das habe ich vermisst, gedämpfter Glockenklang aus den umliegenden Dörfern in windstiller Nacht unter Sternenhimmel. Das GX-Zentrum ist merklich hell, liegt im GF 45 Grad schräg, von links-unten nach rechts-oben. Auf der unteren Seite fast platt, auf der oberen etwas gewölbt. Aus den Enden des Zentralbereichs gehen je ein Arm ab, jener nach links-unten etwas blasser, der gegengleiche etwas kräftiger, sich nach links zu den Enden hin eindrehend. Die GX eingefasst von zwei mag 12 Feldsternen im Halo. Unterhalb des Zentrums und einen ähnlich hellem etwas oberhalb. Schwer tue ich mich zu beurteilen, wo der Halo endet, sind doch die Außenbereiche sehr zart. Die angegebenen knapp 11 mal 6 Bogenminuten konnte ich nicht erfassen. Beobachtet mit dem 9er Oku bei 202-fach.


    Nun steht



    NGC1023 - GX - PER (mag 9,4 – 12,8; 8,1 * 3,4’) SQM21,00
    Auf dem Plan. Nach der Sternbildgrenze Triangulum – Andromeda – Perseus.
    Recht hell, von den Eindrücken her aber eher enttäuschend. Eine klassische Linsengalaxie, mit ovalem, hellen Zentralbereich. Hmm … der innere Halo ist leicht zum Außenhalo gekippt, auf der östlichen Seite etwas ungleichmäßig? So ist doch zumindest etwas festzustellen. Ciel zeigt noch NGC1023A im Halo an, die ich aber nicht gesichert erkennen kann. Ganz nett sind die zahlreichen Feldsterne im Gesichtsfeld, die das Bild beleben.



    Das nächste, benachbarte Objekt liegt jenseits der Grenze, schon in der Andromeda. Für mich deutlich spannender:


    IC239 - GX - AND (mag 11,1 – 14,2; 4,6 * 4,2’) SQM21,08
    Auf der östlichen Seite steht eine markant helle Sternengruppe aus mag 10.. 11-Komponenten. Drei in einer leicht gebogene Linie von N nach SSW, jeweils ca. 3’ separiert. Auf Höhe des südlichsten, ca. 3’ nach West ein heller Stern 9. Klasse. Etwa 2,5’ oberhalb das kleine, rundliche Zentrum der recht blassen Face-on Spirale. Wie so oft fällt es mir schwer, bei blassen, eng umschließenden Spiralen einzelne Arme Dingfest zu machen. Ich erkenne die Drehrichtung (im Uhrzeigersinn), kann aber nicht sagen, wie viele Arme. Auf jeden Fall ein sehr interessantes Objekt, da wünscht man sich merklich dunkleren Himmel.




    Auf dem Weg zu meinem abschließenden Ziel mache ich einen Abstecher hin zu


    NGC1003 - GX - PER (mag 11,4 – 13,8; 5,7 * 2,2’) SQM21,08
    Eine GX ohne merkliche Zentralaufhellung, etwa 2,5 : 1 elongiert, von W nach O ausgerichtet. Dafür mit etwas Strukturen. Die GX wirkt insgesamt etwas unruhig, feine Lichtknötchen verteilen sich im Halo. Knapp innerhalb noch ein mag 14-Feldersten, am südlichen Rand.


    Das Finale bildet


    NGC891 - GX - AND (mag 9,9 – 13,6; 13,1 * 2,8’) SQM21,08
    Die bekannte Spindel ist das Highlight des Abends. Einfach wunderbar, wie das gemottelte zentrale Staubband die GX über einen Großteil der Länge zerteilt. Ein Diskus in Edge-on, ohne zentrale Bulge. Trotzdem der Zentralbereich merklich heller, strukturiert. In der südlichen Hälfte der von NNW nach SSO ausgerichteten GX ist das Staubband stärker akzentuiert, an dessen Grenze 3 oder 4 feine Vordergrundsterne. In Worte schwer zu fassen, am besten selbst bewundern! Im 9er bei 202-fach GF-füllend, im 7er bei 260-fach werden schon die Spitzen beschnitten. Ich wünsche mir noch etwas mehr Kontrast – es ist doch etwas dunstig.


    Haupt- und Fangspiegel sich nach wie vor ohne Tau, frei im Halter steckenden Okulare beginnen Probleme mit Beschlag aufzuweisen. Verwundern tut mich die beschlagende rote Plexiglasscheibe am Netbook- hat diese doch eigentlich eine (leichte) Heizung. Das ist jedoch kein echtes Problem, die ebene Fläche ist schnell mit einem Taschentuch abgewischt. Kurz nach 22.00h wird abgebaut und heimgefahren. Stellenweise ist es nun nebelig, aber keine dichten Bänke.


    Das wars für die Nacht - Viele Grüße


    Achim


    p.s. mein letzter Besuch in diesem Forum ist schon einige Monate her – sicher gibt es viele tolle Berichte, die mir entgangen sind. Wenn ich mich wieder mehr aufs Spechteln konzentrieren kann gelobe ich Besserung.

  • Hi Achim


    Ein wirklich schöner Bericht.


    NGC 891 hatte ich gestern Nacht auch drin. Ist schon klasse, mit 18" auf diese wunderschöne Gx draufzuhalten. Ich hab mich gestern auch mehr mit "normalen" Objekten aufgehalten. Aber hat ziemlich viel Spaß gemacht.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">mein letzter Besuch in diesem Forum ist schon einige Monate her<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Grad vor ein paar Tagen hab ich mich gefragt, wo du steckst und schon gibts einen tollen Bericht von dir. [:D]


    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo Achim,


    ein toller Bericht und ja, wenn die Kirchturnmuhr unterm Sternenehimmel aus der Ferne schlägt, ich hatte das Gestern im Garten wieder, es ist einfach schön. Nur meine zehn zoll sind halt bei Galaxien schon ein bissl knapp. Schön isses aber trotzdem immer wieder.


    Aber: der 27.11.2008? Wie kommst Du denn bitte zu DEM Datum?


    Gruß


    Markus



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    Quidquid agis, agas prudenter et respice finem!
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    DANUBIA - OBSERVATORIUM


    Markus A. R. Langlotz
    Dr.-Bruno-Sahliger-Str. 8
    D-93096 Köfering


    Die Astroseite: http://www.N-T-L.de
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    Die Mailadresse: ntl.observatory (at) freenet.de

  • Hi Achim


    Schön wieder von dir zu hören! EIne schöne Tour hast du da mit deinem "Adler" ausgesucht! Ich fischte gestern im gleichen Gewässer, landete aber mal wieder im Perseus Gx Haufen!


    Da sind dir schöne Beobachtungen gelungen und deine Berichte sind dann immer wieder die Highlights in diesem Forum!
    Danke dafür!
    Lg von Hajü


    PS: NGC 925 eine verflixte Gx, ich finde diese Gx mit dem 12 Zöller nicht!Vielleicht klappts heute Nacht!

  • Hallo,


    vielen Dank für die freundliche Resonanz.


    (==&gt;) Lotz: das kommt davon, wenn man einen alten Bericht als Vorlage nimmt, um die Kopfdaten nicht jedes mal schreiben zu müssen und dann vergisst, das Datum abzuändern


    (==&gt;) Hans-Jürgen: NGC925 ist in den Kernbereichen relativ hell, deutlicher als die mag14,4 Flächenhelligkeit vermuten lassen. Mit deinem 12er unter ordentlichen Bedingungen ganz sicher ein lohnenswertes Objekt


    (==&gt;) Christian: nun muss ich endlich mal auch deinen Bericht ansehen - der ist absolut sicher wieder lesenswert. Nach längerer Abstinenz beobachte ich gerne 'einfachere' Objekte, nach meinem Eindruck leidet das Wahrnehmungsvermögen nach ein paar Monaten Pause.


    Ich hoffe ab 21. Dezember Urlaub zu haben, dann will ich mich dem Hobby Astronomie wieder mehr widmen.


    Viele Grüße


    Achim

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