Hallo an alle Astrofotografen ...und die, die es werden wollen.
Die Hürde um überhaupt Deep Sky Fotografie zu betreiben liegt sehr hoch. Die Ansprüche an Montierung, Teleskop, Kamera und Bildverarbeitung sind nicht gering. Dazu kommen Investitionen fürs guiden, einen Laptop für draussen und und und...da lassen manche lieber gleich die Finger davon. Ich möchte hier zeigen, dass es auch anders geht.
Vor ca. einem Jahr ersteigerte ich mir so ein oranges C8 auf einer unmotorisierten SP-Montierung. Um überhaupt erst einmal zu einem brauchbaren Foto zu gelangen befestigte ich probehalber einen uralten Schrittmotor an die RA -Achse. (Gehalten von einigen Streifen Gewebeband klebt der da heute noch) Von Guiding, Leitrohren, Astrokameras, Filterausbau ect. hatte ich- und habe bis heute-, keine Ahnung.
Ich belichtete 30sec und siehe da, auf dem Foto war tatsächlich etwas zu erkennen. Ganz wichtig fürs stacken war, dass der Himmelshintergrund schon eine leichte Zeichnung aufwies. Hier am Niederrhein bei visuell so um 5 mag ist das allerdings auch nicht besonders schwierig. Aber noch wichtiger: Die Sterne waren scharf ! 30Sec.lang konnte ich also ohne Nachführkorrektur belichten. Lediglich 10-15% der Bilder waren unbrauchbar. Mit dieser einfachen Technik arbeite ich bis heute und kann sie jedem Anfänger nur empfehlen. Die einzigen Investitionen im Vergleich zur visuellen Beobachtung: T-Ring zur Befestigung der Kamera, Winkelsucher mit Lupenfunktion zum fokussieren und ein Telekompressor zur Erhöhung der Lichtstärke auf F 6,3. Kamera und Rechner mal vorausgesetzt sind das nicht mehr als 220.-- € . Zusammen mit dem gebrauchten C8 lag ich bei unter 1000.- €.
Seit neuestem besitze ich eine EQ6 und einen 25 cm Foto-Newton. Als erstes hielt ich auf M110 eine oft fotografierte Galaxie, nur leider weiß kaum jemand wie sie aussieht, da sie ja immer im Schatten der großen Schwester M31 steht. Selbst bei der Suche nach einem vernünftigen Referenzbild hatte ich Probleme. Ich belichtete ca. 1400 mal 30sec. in 3 Nächten. Meine Kamera erzeugte automatisch alle 7 Bilder ein Dark und wendete dieses auf die letzten Bilder an- sehr schön,sehr einfach-. Einen Timer, eine externe Stromversorgung und schon konnte ich mich schlafen legen. Hier das Ergebnis:
Die beiden kleinen Sternchen rechts oberhalb der kompakteren Dunkelwolke haben einen Abstand von ca. 5“ (und da ist noch Platz!). Die Grenzgröße dürfte so bei mag 20 liegen.
Die körnige Struktur erinnert an Artefakte, dem ist aber nicht so. Ich konnte zig Details mit Hilfe der Aufnahme des Capella Teams identifizieren. Ein Foto mit voller Auflösung habe ich hier hinterlegt.
http://www.fotos-vom-eigenen-stern.de/rk_m110_1400.jpg
Angeregt durch das „Capella-Foto“ habe ich dann gleich ein Panorama von M31 begonnen. Nun habe ich aus beruflichen Gründen eine Vollformat-Kamera zur Verfügung. Das Gesichts.- bzw. Bild-Feld ist so groß, dass ich nur 3 Bilder montieren musste. Jede Seite ca.700 mal 30 sec belichtet, das Zentrum leider nur 450 mal (und dabei hatte ich auch noch Fokusierfehler). Irgendwann einmal werde ich daran weiterarbeiten...
hier das Bild in „Groß“ (ca.3 MB)
http://www.fotos-vom-eigenen-stern.de/rk_m31_700_pano.jpg
Ich möchte euch auch das Foto von M57 nicht vorenthalten. Dieses habe ich noch mit dem besagten C8 gemacht. Im DSS Katalog (ohne Ha) war schwach die äußere Gashülle zu erkennen. Da wollte ich auch hin. Nach 2100 Belichtungen erreichte ich mein Ziel und zwar mit einer unmodifizierten Kamera.
In größer hier:
http://www.fotos-vom-eigenen-stern.de/rk_m57_2100.jpg
Noch ein Wort zur Gesamtbelichtungszeit. 2100 Belichtungen, das sind 17,5 Std. und das ist viel!
Sicherlich verliere ich einige Photonen durch die kurzen Einzelbelichtungen. Aber wenn man bedenkt, dass ich nicht auf Kreta oder in Namibia wohne,dann relativiert sich dieser Wert schnell. Eine Größenklasse mehr reduziert die Belichtungszeit um ca. das 6 fache. Hinzu kommt, dass ich die Bilder im Sommer gemacht habe. Ich habe gelesen, dass sich das Ausleserauschen alle 7°C verdoppelt,das muss man erst mal "weg-stacken" ...und im übrigen habe ich ja die meiste Zeit geschlafen...
Ich kenne wenige bis gar keine Leute, die so arbeiten wie ich. Sichertich ist das nicht der Weisheit letzter Schluß aber die Ergebnisse sind vernünftig und ich würde mich freuen, wenn ich den ein oder anderen motivieren könnte mal zur Kamera zu greifen.
Einen klaren Himmel wünsche ich,
Ralf