Galaxien-Marathon in der Eifel

Endlich kam mal (fast) alles zusammen: praktisch Neumond-Wochenende, überraschend klarer Himmel, ich hatte Zeit, und ich hab endlich einen guten dunklen Platz in der Eifel gefunden. Da kann man sich dann getrost ins Galaxien-Gewimmel am Herbsthimmel stürzen.

Nachdem der Himmel hier gestern Abend überraschend aufgeklart war, hab ich meinen neuen Beobachtungsplatz bei Lind in der Eifel ausprobiert. Der bewährte sich sehr gut: noch in erträglicher Zeit erreichbar, dunkel, menschenleer, 450m hoch gelegen und gute Rundumsicht. Lustigerweise kam doch glatt der Bauer, dem die angrenzenden Wiesen gehören, in der Aufbauphase vorbei und konnte sich über mein Hobby und mein Teleskop gar nicht genug wundern.
Sehr lästig war gestern der Südwind. Zwar trieb der die Temperaturen auf +10°, was im November sehr ordentlich ist, aber kalt war's trotzdem, die Sterne enorm große Matschflecken, und das Fernrohr wurde mehr als einmal verblasen, als ich zu Sternkarte huschte.
Neben einigen "Satisfaktionsobjekten" (M 31, M 42, M 45, NGC 7331), die ich mir zwischendurch gönnte, um das Auge etwas aufzumuntern, habe ich mich vor allem mit schwachen Galaxien in And, Ari, Tri und Tau abgegeben.

Gerät war mein neuer 14.5" f/4.7 Dobson.
Okulare: 24,5mm SWA, 16mm Nagler, 6mm Ethos, 5mm Nagler.

Zu den Objekten: (wer sich für schwaches Galaxien-Gefummel nicht interessiert, sollte hier vielleicht aufhören zu lesen [:D])
NGC 160: recht helle Galaxie, klein, mit auffallend hellem Kern, deutlich länglich; liegt nahe an einem Stern 7mag.
NGC 169: recht schwach, klein, etwas länglich, wobei das Halo sehr schwach war. Deutlich jedoch der Doppelkern. Der südlichere Kern wird von der Galaxie IC 1559 gebildet. Auch hier ein Stern 7 mag dicht dran.
NGC 228: sehr schwach, ziemlich klein, etwas länglich, mit recht hellem Kern, nahe einem Stwern 10mag
NGC 229: schwer zu knackende Nuß mit 15.0 mp; extrem schwach, sehr klein, rund, mit hellem sternförmigen Kern; noch dichter an dem vorher erwähnten Stern stehend. Erschwerend kommt das schlechte Seeing hinzu, sodass die Luft nur selten ruhig genug für die sehr kleine Galaxie ist.
NGC 855: rech hell, klein, etwas länglich, mit hellem Zentrum
NGC 865: schwach, klein, deutlich länglich, mäßig heller Kern, steht in einer Linie mit 2 Sternen 11mag.
NGC 928: sehr schwach, klein, etwas länglich, helles sternförmiges Zentrum, nahe an einem Stern 11mag
NGC 919: recht schwach, klein, rund, leicht aufgehelltes Zentrum
NGC 915: schwach, klein, rund, leicht helles Zentrum, bildet ein Paar mit NGC 916
NGC 916: schwach, klein, rund, leicht helles Zentrum
NGC 904: recht schwach, klein, rund, heller Kern
NGC 903: das schwierigste Objekt der Nacht: extrem schwach, sehr klein und rund, sternförmiges Zentrum. Ich habe bestimmt 10 Minuten gebraucht, um die Galaxie sicher zu sehen und sie von einem Stern zu unterscheiden, was auch wegen des Seeings schwer war. Aber ich habe dieses Objekt mit einer Helligkeit von 16.7 mp zweifelsfrei gesehen.
Interessanterweise war es im 6mm Ethos nicht zu erkennen, jedoch im 5mm Nagler eindeutig. Dies ist das zweite Mal, dass ich den Eindruck habe, dass das 5mm Nagler etwas schärfere Bilder liefert als das 6mm Ethos.
NGC 900: recht schwach, klein, rund, mit hellem Kern
NGC 901: ziemlich schwach und klein, rund, diffus
NGC 962: recht schwach, ziemlich klein, rund, sehr heller Kern
NGC 1056: recht schwach und klein, rund, heller Kern
NGC 1156: recht hell und groß, auffallend länglich, etwas aufgehelltes Zentrum, nahe an einem Stern 12 mag
NGC 1615: recht schwach und klein, etwas länglich, heller Kern, bildet ein Dreieck mit 2 Sternen 6-7mag
NGC 1497: recht schwach und klein, rund, recht helles Zentrum, nahe bei 2 Sternen 11m, mglw. liegt ein schwaches Sternchen direkt an der Galaxie.
NGC 1508: schwach, klein und rund, leicht helles Zentrum
NGC 1539: sehr schwach, sehr klein, rund, leicht heller Kern, mit einem kleinen Sternchen direkt an der Galaxie.
Versucht habe ich auch NGC 1555 (Hind's variable Nebula), aber da war wirklich nichts zu sehen, trotz Fotografie und Kenntnis der genauen Position.

Häßlichste Beobachtung der Nacht: NGC 2024. Als ich mit den Nebel anschaute, flog doch genau über ihn ein Flugzeug, das auch prompt meine Dunkeladaption für die nächsten Minuten zerstörte...grrrr.
Gegen Mitternacht kamen dann die Wolken des angekündigten Regengebietes, sodass ich mit "reicher Beute" wieder abbaute und heimfuhr.

CDS

Stefan

Hallo Mike,

ich habe die Grenzhelligkeit mit bloßem Auge diesmal nicht bestimmt. Ein Gerät dafür habe ich nicht, ich benutze eher Polsequenz bzw. Pegasus-Sternzahl oder ähnliches. Diesmal wollte ich die Zeit für Spechteln nutzen, bevor das Tief mit den Wolken kam.
Ich schätze die Grenzhelligkeit jedoch deutlich besser als 6mag ein, auch wenn sie im Laufe der Nacht deutlich schwankte bzw. besser wurde. Zumindest der Kontrast nahm deutlich zu.
Die Milchstraße war natürlich nicht nur im Schwan zu sehen, sondern auch ganz gut im aufgehenden Fuhrmann und Orion. Jedenfalls war der Himmel deutlich dunkler als an meinen bisherigen Plätzen am Rand der Eifel hin zum Rheintal.
Ich werde aber das nächste Mal mir die Zeit nehmen, um diese zu bestimmen.

CDS

Stefan

Hallo Nico,

nein, hattest Du leider das letzte Mal, als Du auf meinen Beobachtungsbericht geantwortet hast, nicht. Und Din Deinem Profil war keine E-Mail vorhanden.

Schick mir doch mal eine PN, damit wir uns vielleicht das nächste Mal zum Spechteln verabreden können.

CDS

Stefan

Servus Michael und Nico,

für direkte Absprachen oder schon mal vorweg-Kontaktaufnahme:

Spechtler (äd) aol.com

CDS

Stefan

(==>) Hajü: Naja 20 Objekte ist jetzt nicht unbedingt viel. Ich war ja alleine unterwegs, konnte die zeit also selber nutzen, hatte sehr gute Aufsuchhifen (selbst erstellt!), aber nur 3 Stunden Zeit, bis die Wolken kamen.

Eine lange Winternacht sollte bestimmt über 100 Deep-Sky-Objekte liefern.

CDS

Stefan

Servus HaJü,

ich habe mir, nachdem ich mit den mir zugänglichen Sternkarten und Computerprogrammen immer unzufriedener wurde, selbst erstellte Aufsuchkarten gemacht. Diese sind zwar auch computergestützt (im Original Power-Point, aber auch als PDF verfügbar), aber von Hand korrigiert, und beinhalten die für mich wichtigen Daten.
Auslöser war vor allem, dass die Datenqualität der Deep-Sky-Dateien bei den einschlägigen Werke (u.a. Uranometria, TheSky) doch sehr zu wünschen übrig liess. Da waren Objekte falsch bezeichnet, an der völlig falschen Stelle usw. Die Autoren/Programmierer können dafür nichts, sie haben einfach nur Datenbanken mit mäßiger Qualität benutzt.
Ich habe mir mittlerweile eine eigene Datenbank (derzeit noch nur für NGC und IC) zusammengestellt, die als Grundlage für meine Aufsuchkarten dient.
Falls Du Dir eine solche Karte mal anschauen willst:
Auf der HP der Astronomischen Vereinigung Augsburg habe ich die bisher von mir erstellten Karten zum Download eingestellt.
http://www.sternwarte-diedorf.de -> dort auf "Artikel" -> Astron. Listen und Objekte -> Deep-Sky Aufsuchhilfen.

CDS

Stefan