Ritchey-Chretien-System? Spiegelschliff?

  • Hallo Astrofreunde,


    es würde mich interessieren, ob jemand sich schon einmal an einem Ritchey-Chretien-System versucht hat - also den Spiegelschliff insbesonders natürlich des Sekundärspiegels. Oder kennt jemand Seiten im Netz die zu diesem Thema etwas hergeben - Berechnung der Optik usw.


    Grüße & CS


    Klaus

  • Hallo Leute!
    Rudolf Pressberger hat in den 70er Jahren RCs gebaut und
    was für welche. Das größte mit Hauptspiegeldurchmesser 100cm
    (aus Duran 50, Gewicht rund 300kg), Sekundärspiegel aus Zerodur,
    Gesamtbrennweite 890cm.
    Zuvor hatte er schon ein 60cm RC gebaut.
    Die Schwierigkeit beim RC liegt darin, dass beide Spiegel
    hyperbolisch sind, um sphärische Abberation und Koma
    gleichzeitig zu korrigieren. Da Pressberger das 1m RC
    in die schon vorher selbst gebaute 5m Kuppel stellen wollte,
    musste er dem Hauptspiegel ein extremes Öffnungsverhältnis
    geben. (Ich glaube es ist 1:2.5) Der notwendige Polierabtrag
    beim Hyperbolisieren muss also gewaltig gewesen sein.
    Trotzdem hat er die Fläche auf lambda/15 bis lambda/18
    hinbekommen. Die Restfehler konnte er teilweise noch
    über den Sekundärspiegel korrigieren.


    Mehr dazu hier:
    http://members.ping.at/astbuero/pressberger.htm
    http://www.astro.univie.ac.at/~fzi/pressberger.html


    Was das 1m RC leistet, kann man hier sehen:
    http://www.harpoint-observatory.com/deutsch/hale_bopp.htm


    M.f.G.,
    Robert

  • Hallo Klaus,


    > also den Spiegelschliff insbesonders natürlich des Sekundärspiegels


    Die beste Seite um einen Überblick über das Testen des Fangspiegels
    zu bekommen war für mich diese: http://www.users.bigpond.com/pjifl/page13.html



    >Berechnung der Optik usw.


    zum Durchspielen der Varianten haben ich mir
    dieses Programm gemacht:
    http://otterstedt.abflug.de/atm/cassegrain.zip
    Für nähere Berachtungen benutze ich dann OSLO.


    Alle wichtigen Artikel (auch die von Ritchey und
    Chrétien selbst) finden sich hier: http://adsabs.harvard.edu



    Ciao, Heiner

  • Der ATM- Kumpel Gert aus Kalifornien macht gerade einen 10" Ritchey als Vorbereitung für einen 20" Hier zur Herstellung der Optik und hier der Carbon Gittertubus dazu.
    Den Hauptspiegel hat er nach viele Wochen andauernen Zonentanz fertig (heftige f/2,6 und dann auch noch 117% Hyperbel Korrektur), der Fangspiegel steht ihm noch bevor.

  • Hallo zusammen,


    - Ulrich, Stathis, Robert
    vielen Dank für die Antworten und Links,


    -Heiner
    vielen Dank für den Cassegrain-Calculator und die Links, hast du selbst schon eine solche Optik fertig gestellt ? - und welche Erfahrungen hast du gemacht ?


    Grüße Und CS


    Klaus

  • Hi Klaus,


    > hast du selbst schon eine solche Optik fertig gestellt ?


    nein, ich plane auch gerade einen grösseren Ritchey-Chrétien mit
    einem kleinen Cassegrain als als Sucher.


    Ciao, Heiner

  • Hallo Leute,


    interessant zu lesen was hier getüftelt wird. Ich habe selber gerade einen 60cm Spiegel in Arbeit. Es wird aber eine Newton. Hatte selber vor einiger Zeit mal den Gedanken, einen RC zu machen. Mich hat aber die Herstellung des Sekundärspiegel abgeschreckt. Da ich nun auch wieder vor der Aufgabe stehe, eine neue Kuppel zu bauen (meine letzte Sternwarte mit einer 3.5m Kuppel mußte ich leider aus familären Gründen aufgeben), werde ich wohl eine 5-6m Kuppel bauen. Da ich mich kenne, wird es nicht beim 60er Spiegel bleiben. Aber einen 80cm oder 1m Newton bringt man in einer 5m Kuppel nicht unter. Also muß man sich doch wohl etwas in Richtung RC überlegen.
    Ich hatte deswegen auch mal mit dem Herrn Busch (Busch Immersionsobjektiv) ein längeres Telefonat. Er sagte mir, daß Zeiss zb. seine RC Sekundärspiegel von der Rückseite prüft. Die Polieren zuerst die Rückseite des Optik wie einen Planspiegel. Dann kann man bequem von der Rückseite mit den üblichen auch für den Amateur machbaren Methoden prüfen.


    Viele Grüße
    Gierlinger Richard
    http://www.gierlinger.cc

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: gierlinger</i>
    <br />
    Ich hatte deswegen auch mal mit dem Herrn Busch (Busch Immersionsobjektiv) ein längeres Telefonat. Er sagte mir, daß Zeiss zb. seine RC Sekundärspiegel von der Rückseite prüft. Die Polieren zuerst die Rückseite des Optik wie einen Planspiegel. Dann kann man bequem von der Rückseite mit den üblichen auch für den Amateur machbaren Methoden prüfen.


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo,
    Stimmt, das geht. Aber man muß natürlich genau berechnen wie die Linse, die da entsteht, die Schnittweite und die Korrektur verändert. Ich würde das mit einem Designprogramm wie OSLO machen.Ich hab das aber bislang aber noch nicht versucht.
    Grüße Martin

  • Hallo Leute!


    Mich würde interessieren, wie groß der Schwierigkeitsunterschied
    bei der Herstellung einerseits und der Performanceunterschied
    andererseits zwischen "Classic Cassegrain" und RC ist.
    Texereau gibt ja die Formeln für alle Cassegrain-Varianten an
    und vergleicht die Systeme auch. Danach ist das RC zwar komafrei,
    Astigmatismus und Bildfeldwölbung sind aber größer als beim
    Cass. Man braucht daher wohl einen Korrektor nahe der Fokalebene
    für sehr große Bildfelder.


    Zwei Standpunkte dazu habe ich hier gefunden:
    http://www.harpoint-observator…u/bildfehlervergleich.pdf
    http://www.astrooptik.com/Komplettgeraete/Cassegrains.htm


    Unbestritten scheint zu sein, dass das RC aufgrund seiner runderen
    außeraxialen Bildfehler, besser für astrometrische Aufgaben geeignet
    ist.


    Weiters liest man, dass das RC sehr empfindlich auf Zentrierfehler und
    Verkippung reagiert. Ein sehr stabiler Tubus ist also Voraussetzung.
    (http://www.harpoint-observator…h/eigenbau/bau_rc50_2.pdf)


    Der Streit zwischen "Classic Cassegrain" und RC hat übrigens eine
    amüsante Vorgeschichte, die dazu geführt hat, dass die großen Teleskope
    auf Mt.Wilson und Mt.Palomar vom Typ Cassegrain und nicht wie fast alle
    später errichteten Großteleskope vom Typ RC sind.
    (http://www.resonancepub.com/optical.htm)


    Der Vollständigkeit halber noch eine Korrektur zu meinem vorigen Beitrag.
    Der 1m Hauptspiegel von Pressbergers RC hat ein Öffnungsverhältnis von
    f/2.6 statt f/2.5. Wesentlich einfacher wird die Sache damit aber auch nicht. [:D]


    M.f.G.,
    Robert

  • Hallo Richard,


    eine 6 m Kuppel ist natürlich schon ein gewaltiges Projekt für einen ATM - aber genau die Frage , solche Monster noch handhaben zu können, führt einen früher oder später auf die Machbarkeitsfrage von RC oder Cassegrains.
    Mit Sicherheit sollte man lange genug darüber brüten, um die Rückschläge in Grenzen zu halten, andererseits sucht man ja auch gerade die Herausforderung die Grenze des Machbaren hinauszuschieben.


    Auch wenn meine Überlegungen im Moment noch rein theoretischer Natur sind, bin ich mir ziemlich sicher dass ich mich in einem späteren Projekt an einem Cassegrain oder RC versuchen werde - deshalb mein Interesse an den Daten, um so ein Projekt reifen zu lassen - und von wem kann man besser lernen und Fehler vermeiden, als von Gleichgesinnten, die schon Ihre Erfahrungen gemacht haben.


    In diesem Sinne vielen Dank nochmals an alle die sich an dieser Diskussion beteiligen.


    Grüße und CS


    Klaus

  • Hallo Leute,


    ich würde mal gefühlsmäßig sagen, man kann ruhigen Gewissens einen Cassegrain machen. Mit den verfügbaren Korrektoren lassen sich die Fehler bestens beheben. Dann steht der Cassegrain dem RC um nichts nach. In füheren Zeiten war es sicher wesentlich schwieriger, einen normalen Cassegrain mit einem Korrektor die gleiche Leistung wie einem RC zu entlocken.
    Man sollte aber den guten alten Newton auf keinen Fall vernachlässigen. Das Öffnungsverhältnis n=4.5 ist beherrschbar in der Herstellung. Weiters gibt es bei Keller tolle Korrektoren, um damit den Newton auch für CCD voll tauglich zu machen. Große Bildfelder gehen aber leider nicht (Pluspunkt für den RC). Ein 80cm Newton dürfte grob geschätzt eine Baulänge von 340cm haben. In einer 5.5m Kuppel könnte man das Teil noch unterbringen, wenn man auf einen gewissen Horizontstreifen verzichtet (tieferlegung des Instrumentenschnittpunktes unter die Kuppelunterkante). Damit kann man leben. Wer würde denn wohl mit einem 80er am Horizont beobachten?!?
    Ich persönliche habe vor, mit dem Teleskop vorwiegend nur mit CCD zu beobachten. Ein hoher Eiblick würde mich daher absolut nicht stören. Die Kuppel bekommt natürlich einen Antrieb, und im Sternwartengebäude ist ein Beobachterraum integriert. Also ich habe mir schon einiges überlegt, was ich damit machen will. Ich werde daher wahrscheinlich auch den 80er als Newton ausführen.


    Viele Grüße
    Richard

  • <font color="red"><i>Da Gert nicht hier angemeldet ist, von Stathis für Gert ins Forum gestellt</i></font id="red">



    Hallo Forum,


    Stathis hatte von meinem Projekt 10" RC geschrieben. Die Idee fuer das
    Projekt wurde geboren, als ich einen 21zoll Pyrex Rohling billig
    bekommen konnte. Da ich kein grosser Fan von Dobsons bin und eine grosse
    Montierung habe, habe ich von Anfang an nach einer Loesung gesucht, das
    Teleskop so kurz und kompakt wie moeglich hizukriegen. Selbst bei unter
    F4 ist der Tubus als Newton noch 2m lang. Die Hebelarme ueberfordern
    selbst meine (erwartete AP-1200). Generell als 2-Spiegel-System kann man
    das Geraet praktisch in einen Kubus hineindesignen. Dann kommt die
    Montierung noch gut damit zurecht. Die Oeffnung des Hauptspiegels geht
    dann so gegen 2.5 bis 2.7. Das ist hart. Ich hatte schon einen 16zoll F4
    und zwei 13zoll F4 Newtons gemacht. Ich hatte mir auch zuerst fest
    vorgenommen das System als RC zu machen (ist eben sexier und
    'en-vogue'). Beim Nachdenken mit kuehlerem Kopf, ist auch der klassische
    Cass. nicht schlecht. Takahashi macht ja auch Dall-Kirkhams, aber da
    sehen die Aberrationen doch schon grauslich aus. (Siehe Vergleich in
    Rutten-Venroij Buch)
    Den 10zoeller wollte ich sozusagen als Prototyp machen. Ich hatte schon
    mal einen 17zoeller (Coulterspiegel) mit einem Sekundaerspiegel in einen
    F12 Cass. umgemodelt. Das resultierende Monster war aber kaum zu
    beherrschen und ohne viel Erfahrungen zu sammeln wurde der verkauft. Die
    Korrektur des Fangspiegels habe ich damals mit einer Passcheibe gemacht.
    Das ging ganz gut. Generell kann man sagen, dass konvexe stark
    korrigierte Flaeche immer am Rand Probleme kriegen. Das Beste ist das
    Glas 1cm groesser zu machen und dann den Rand wegzunehmen. Anderfalls
    kriegt man nie eine gute Kante.
    Beim 10zoeller ist der Hauptspiegel F2.66 und der Fangspiegel ein
    4zoeller. Die Korrektur des Fangspiegels ist beim RC noch hoeher als
    beim vergleichbaren klassischen Cass. (vielleicht ein Grund doch einen
    klassischen Cass zu machen?) Dankenswerterweise habe ich von einem
    Sternfreund einen 12zoll Planspiegel geliehen bekommen. Mein Plan ist
    dass ich erstmal den Hauptspiegel fertig mache und verspiegele. Beim
    Fangspiegel werde ich den Test mit einer Passplatte machen und dann mit
    dem Planspiegel ueberpruefen. Da kann man mal eine Testmethode mit einer
    anderen ueberpruefen. Ausserdem ist es wohl schwierig fuer den 21zoeller
    einen Planspiegel zu bekommen. Fuer den hochkorrigierten Haupspiegel
    benutze ich den Lateral-Wire-Test. Der gibt sehr gute Ergebnisse bei
    diesen stark korrigierten Flaechen. Foucault wuerde da nicht mehr gehen.
    Wer will, kann den Fortschritt auf den Webseiten verfolgen, die auch
    Stathis schon zitietert hat.
    http://www.trivalleystargazers…testing/RC10_testing.html
    http://www.trivalleystargazers…t/rc10_technik/rc_10.html


    Clear Skies,


    Gert

  • Hallo Stathis, Gerd,


    sehr interessanter Bericht und Links, danke dafür, werde die Seite gespannt weiterverfolgen.
    Mir scheint inzwischen auch der Cass als erstes Ziel sinnvoll.


    Eine praktische Frage an die Schleifexperten - unabhängig ob Cass, RC oder Gregory - sollte man die Zentral-Bohrung des Primärspiegels bereits am Rohling ausbohren, oder besser erst nach dem Grobschliff/Feinschliff oder gar erst (scheint mir unwahrscheinlich) nach der Politur am fertigen Spiegel ? Wer hat Erfahrungen ?


    Grüße und CS


    Klaus

  • Die Zentralbohrung im HS wird üblicherweise nach der Politur, aber vor der Korrektur durchgeführt.
    Zwar habe ich keine Erfahrungen, aber das scheint mir logisch zu sein. Der Scleifvorgang wird durch das Loch beeinträchtigt, und man bekäme mit der Politur keine gute Form mehr hin.
    Was mich wundert - warum sollte man mit Foucault keine starke korrektur eines schnellen Spiegels mehr messen können? Und wie funktioniert der Lateral Wire Test genau?


    Fragend


    ullrich

  • Hallo Gerd,


    danke für den sehr interessanten Bericht und auch für deine ausserordentlich
    hilfreichen Internetseiten!


    &gt; Ich hatte mir auch zuerst fest vorgenommen das System als RC zu machen
    &gt; (ist eben sexier und 'en-vogue').


    Ja, das mit dem aktuellen Rirchey-Chrétien-Hype sehe ich ganz genau so! Obwohl ich
    mich nur ungerne dem Verdacht aussetze ein Teleskop zu bauen, nur weil es "in" ist,
    tendiere ich aber auch dazu mich für einen RC zu entschieden. Man erreicht mit ihm
    einfach ein wesentlich größeres Feld mit akzeptablen Fehlern. Dadurch kann man das
    ganze Teleskop etwas lichtstärker bauen.


    &gt; Ausserdem ist es wohl schwierig fuer den 21zoeller einen Planspiegel zu bekommen.
    Ich habe nicht genau verstanden, mit welcher Methode du den Fangspiegel des
    21zöllers prüfen möchtest. Die Passplatten Methode alleine könnte für die letzte
    Korrektur nicht ausreichend sensibel sein, aber das wird sich ja demnächt bei
    deinem kleinen Fangspiegl herausstellen. Wahrscheinlich erhöht sich die Genauigkeit,
    wenn man den Interferenztest mit regelmäßigen Tests am Stern verbindet.


    Ciao, Heiner

  • Hallo Ulrich,


    danke für die Antwort, bis zum Feinschliff (Sphäre) dürfte ein Zentralloch keinen Einfluß haben, bei der Parabolisierung wirds dann aber wahrscheinlich schwierig, da hast du sicher recht. Andererseits sehe ich natürlich das große Problem einen polierten Spiegel dem Bohrmehl auszusetzen müssen da nicht zwangsläufig Kratzer entstehen ???


    - kann jemand aus der Praxis berichten ?


    und gleich noch eine Frage ?


    das Ausbohren mit den präparierten -Blechdosen-Werkzeugen- kenne ich aus entsprechenden Berichten.


    Ich habe noch solche Diamantbohrkronen rumliegen, mit denen man aus Fliesen die Rundlöcher für Elektroinstallationen ausbohrt - kann man die auch dafür verwenden - oder ist das zu brachial ?


    Grüße und CS


    Klaus

  • Hallo zusammen,


    Bei der Wahl zwischen Cassegrain und RC würde ich auch eher zum Cassegrain tendieren. Hier mal ein schönes Design für einen f/10 Cassegrain. Den Datensatz habe ich vor einiger Zeit auf irgendeiner Internetseite gefunden, leider habe ich mir den Autor nicht notiert.
    Viel Spaß beim rechnen und adaptieren!


    *LENS DATA
    CC11
    SRF RADIUS THICKNESS APERTURE RADIUS GLASS SPE NOTE
    OBJ -- 1.0000e+20 1.0000e+14 AIR


    AST -7.0000e+03 -2.5153e+03 508.430000 A REFLECT * -1.00000


    2 -3.1158e+03 2.3610e+03 156.527500 REFLECT * -4.53740


    3 -695.280000 15.000000 62.524500 BK7 C
    4 -215.490000 39.426100 62.567000 AIR


    5 -175.950000 20.000000 56.466500 BK7 C
    6 -695.280000 249.996000 56.918000 AIR


    IMS -- 0.618958 52.638000

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