Frage zu Lichtenknecker-Cassegrain (Bilder-update)

  • Hallo zusammen!


    Ich richte mal diese Frage an unsere Lichtenkneckerspezialisten.


    Habe die Möglichkeit ein gebrauchtes 30 cm Cassegrainteleskop zu kaufen und bin mir über dessen Herkunft nicht im Klaren. Fotos davon habe ich noch keine, werde sie aber nachliefern.


    Woran kann ich erkennen, ob dieses Cassegrainteleskop ohne erkennbare Aufschrift von Lichtenknecker sein könnte. Gibt es da irgend ein Erkennungsmerkmal, was die Herkunft verrät.


    Das System ist ca 100cm lang, besitzt einen Hartpapiertubus (Pertinax)und einen Zahntrieb-Okularauszug der älteren generation, der mich sehr an Oberndörfer erinnert. Die Rohrschellen und alle Metallteile sind schwarz Eloxiert.


    Das Teleskop weist zudem einen Frontscheibe auf, bei der ich aber nicht erkennen kann, ob es sich um eine Schmidtplatte oder nur um eine BK7- Halterung für den Sekundärspiegel handelt. ich hatte auch den Eindruck, dass die Frontscheibe vergütet war.


    Wie ich herausgefunden habe, gab es auch SC-Optikbausätze von Lichtenknecker für den Selbstbauer.


    Vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen und mir ein paar Tipps geben.


    Freundliche Grüße, Thomas

  • Hi Thomas,


    ist aus der Ferne ohne Bilder schwer zu sagen. Ich tippe mal auf einen Selbstbau mit Lichtenknecker-Optik.


    LK hatte Cassegrains als Optikset und komplette Schmidt-Cassegrains im Angebot, letztere mit wahlweise gewoehnlicher oder SCL-Schmidtplatte und in Grundausstattung unverguetet. Die SCL-Platte war auf beiden Seiten gewoelbt, wodurch reflexbedingte Geisterbilder nicht in der Fokalebene fokussiert wurden.


    Spaeter gab es dann das MPT - das war ein vielseitig einsetzbares Baukastensystem, in dem sich die Schmidtplatte abnehmen liess. Das System liess sich als f/12-Cassegrain, als f/3.2-Schmidtkamera mit planem Bildfeld im Cassegrainfokus (also eher eine Art Slevogtsystem), und als echte Schmidtkamera mit innenliegender Filmebene um f/2 konfigurieren.


    Mit Hartpapiertubus und normaler Zahn/Trieb-Fokussierung (also nicht das schwarz eloxierte, ziemlich klobige System 64) wuerde ich, wie oben erwaehnt, auf einen Selbstbau tippen.


    Ob es ein klassischer Cassegrain mit Planscheibe ist, vermag ich nicht zu sagen. LK verbaute optional Planplatten in seinen 150/1200mm-Newtons, um die Beugungseffekte durch die Spinne loszuwerden. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Planplatte fuer andere Systeme serienmaessig angeboten wurden.


    Ist der Tubus 1 m lang, muss der Hauptspiegel um f/3, maximal f/4 sein. Die SCTs waren kuerzer, allerdings weiss ich nicht wie kurz ...

  • Hallo Jürgen!


    Danke für die schnelle Antwort!


    Das sind ja schon ein paar tolle Infos, die sich sehr interessant anhören. Die Länge habe ich gestern in der dunklen Gartenhütte nicht so recht abschätzen können. Das hätten auch 700 oder 800mm sein können, zumal noch eine recht lange Selbstbautaukappe angeschraubt war.


    Gibt es noch Prospekte, Fotos oder weiter Infos zu den Bausätzen. Bei Lichtenknecker selbst lohnt sich eine Nachfrage sicher nicht mehr.


    Grüße, Thomas

  • Hi Thomas,


    ich habe zuhause noch alte Printkataloge - sowohl die Listen ueber erhaeltliche Optiksets als auch die Praesentationen von Komplettgeraeten durch KOSMOS und LK (letztere bekam ich im Fruehjahr 1986). Leider habe ich keinen Scanner, aber ich koennte sie abfotografieren und Dir zuschicken. PM genuegt. [;)]


    Nochwas zur Platte: Ist sie deutlich in eine Richtung gewoelbt - konkav nach aussen, dann ist es eine SCL-Platte. Du solltest bei Lichteinfall die Reflexion an der Vorderseite irgendwo vor der Platte gebuendelt auffangen koennen - fast schon wie beim Maksutov, auch wenn es sich hier um eine Asphaere handelt.


    Erscheint die Vorderflaeche plan, lasse mal die Reflexe einer geraden Kante an Vorder- und Rueckseite ueber die Schmidtplatte laufen und schaue sie Dir genau an. Bleiben beide Reflexe exakt gerade, ist es eine planparallele Frontglasplatte. Kruemmt sich eine der Linien bzw. aendern sich die Abstaende der Reflexe, dann ist eine Seite plan und die andere mit der Schmidt-Kurve ausgestattet - eine Standard-SC-Platte.

  • So miteinander!


    Nachdem ich nun das Teleskop mein Eigen nennen darf, hier ein paar weitere Infos und vor allem ein paar Fragen.


    Die Komponenten des Teleskops schauen mir nicht danach aus, als ob es sich um einen kompletten Selbstbau handelt. Gerade die aufwändige Spiegelzelle und die eloxierten Aludrehteile sehen nach größeren Stückzahlen aus. Die Kunststoffeinlagen auf den Halteschrauben des Spiegels und die Frontplatte würde ein Amateur so wohl auch nicht herstellen.


    Ein logo wie z.B. "LO" für Lichtenknecker-Optics ist auf keinem der Spiegel zu finden. Das es sich um ein SC-Cassegrain handeln könnte, verrät eine Aufschrift auf der Rückseite des Sekundärspiegels, die lautet SC 300. Der Sekundärspiegel ist der Farbe nach zu urteilen aus Duran, der Hauptspiegel ist deutlich gelber. Ob es sinn macht zwei unterschiedliche Spiegeltypen in ein Teleskop zu bauen, glaube ich nicht. Deshalb gehe ich mal ebenfalls von Duran aus.


    Hier ein paar Angaben, von Lichtenknecker, die zu meinem System passen:


    d-Schmidtplatte 300mm, d-Spiegel 305mm, Dicke Spiegel- 49mm, Dicke der Schmidtplatte 12mm, sowie Durchmesser des Sekundärspiegels 80mm.


    Was überhaupt nicht mit den Angaben von LK zusammen passt, ist der Abstand des Schmidtplatte (Sekundärspiegels) zum HS. Da gibt LK ein Maß von 578mm an, bei mir liegt der Wert bei 700mm (673mm).


    Der Krümmungsradius des sphärischen HS liegt bei 1855mm...


    Deshalb würde mich interessieren, ob jemand Teile wiedererkennt, die auf den folgenden Fotos abgebildet sind.


    Hier ein paar Bilder des zerlegten Systems:


    Freundliche Grüße, Thomas









  • Hi Thomas,


    ich war am Wochenende offline, sehe erst jetzt die Bilder. Der OAZ sieht irgendwie den alten OAZen von Kosmos/Wachter aehnlich, auf jeden Fall nicht das System 64 - und vermutlich haette jemand, der sich ein derart grosses Teleskop leisten konnte auch fuers System 64 entschieden, wenn es denn erhaeltlich gewesen waere.


    SC300 klingt nach LK. Die klassischen SCTs wurden "SC", die mit der speziellen Schmidtplatte "SCL" benamst. Ist die Platte verguetet ? Normalerweise verguetete LK seine Platten nicht. Relativ bekannt war das SC200, das auch von Kosmos vertrieben wurde. Das SC300 wird wohl eine Sonderanfertigung gewesen sein, schon wegen seiner Groesse und seines damals sicher hohen Preises.


    Ich schaue mal in die Unterlagen und schicke Dir dann was zu. Kann aber ein paar Tage dauern (Sternwarten-Baustress [:)]).

  • So, jetzt isser wieder ein Teleskop!


    Nach umfangreichen Lackier- und Reinigungsarbeiten steht der SC nun wieder da wie eine "1". Das Justieren war auch eine interessante Angelegenheit. Geht am besten zu zweit, wobei einer justiert und der andere aus ca. 4m Entfernung von vorne in den Tubus schaut.


    Die Schmidtplatte hat einen leicht bläulichen Schimmer und sollte demnach vergütet sein.


    Hier noch ein paar Bilder.


    Grüße, Thomas





  • Hallo Thomas,


    schaut wirklich schick aus das neu lackierte Röhrli!
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...der Hauptspiegel ist deutlich gelber<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Kann natürlich auch Zerodur sein. Da gibt es von hellgelb-durchsichtig bis trüb-braun einige Zwischentöne. Es wirkt sehr homogen und nicht so schlierig wie manche gegossene Rohlinge, einige wenige Blasen sind evtl drin. Macht schon Sinn, weil an den kleinen Fangspiegel insgesamt geringere Anforderungen gestellt sind.


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo Kai!


    Ja, er gefällt mir auch und ich bin gespannt, wie die Abbildung ist. Ich habe leider keine freie Montierung, die das Instrument tragen könnte. Deshalb werde ich ihn einfach mal provisorisch auf den 20" packen, um wenigstens einen Stern anscheun zu können. Das wird noch mal sehr spanend.


    Ich denke es besteht eine 50%ige Chance, dass es sich beim HS um einen Zerodurspiegel handelt. Habe nach dem reinigen ein Foto gemacht und kann das gerne mal zeigen. Ganz sicher sein kann man nur, wenn man die Dichte bestimmt.


    Habe nicht vor, das Teleskop zu behalten in Ermangelung einer geeigneten Montierung...;-)

  • Hi Thomas,


    Glueckwunsch zum "neuen" Teleskop ! Sieht verdammt gut aus ... und ich werde dieses Wochenende mal die Lichtenknecker-Optiklisten heraussuchen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Habe nicht vor, das Teleskop zu behalten in Ermangelung einer geeigneten Montierung...;-)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nanana, sowas behaelt man ! [:p]

  • Hallo Jürgen!


    Ja, das wäre wirklich supernett, wenn du das am Wochenende machen könntest. Ich schätze das Gewicht des Teleskops mal auf 30-35kg und da müsste schon so etwas wie eine Alt AD5 Montierung her. Ich wiege das Teil aber noch mal. Der Schwalbenschwanzschiene nach zu urteilen, war das Teleskop auf genau so einer Montierung befestigt.


    Freundliche Grüße nach England!


    Thomas


    Grüße, Thomas

  • Hallo Thomas,


    zufällig bin ich auf dieses Thema gestossen....


    Falls es noch aktuell ist :
    Ich habe hier noch einen Lichtenknecker Prospekt von ca. 1984 von dem ich dir mal die Seite eingescannt habe, auf der das MPT-System ( leider nur sehr kurz ) vorgestellt wird. Geht Dir per mail zu.


    Mit freundlichen Grüßen Michael

  • Er hat`s doch getan...


    Jetzt bin ich der neue Eigentümer und sinniere darüber nach, wie ich das Trumm erleichtern kann, meine Monti trägt "nur" 30 kg.


    Es scheint kein SC zu sein, ich habe die "Schmidt"-Platte mal ausgebaut, nachdem beim ersten Betrachten derselben keinerlei bildverändernde Wirkung zu erkennen war.
    Ergebnis: egal, wie man die Platte dreht und wendet, nichts zu erkennen.
    Wenn das Teil nur den Fangspiegel hält, dann dürfte doch was wesentlich dünneres genügen oder ich bau das Dingens mit Spinne...


    (==&gt;) Jürgen, könntest Du mir die Unterlagen bitte auch zukommen lassen?


    Gruß Claus

  • Hi Claus,


    Glueckwunsch zum "neuen" Teleskop. Ich hatte Unterlagen und Kataloge von der Zeit um 1985, und ich hatte Thomas vor einigen Monaten zugesagt, diese abzufotografieren und ihm zukommen zu lassen. Als ich dann in dem Aktenordner nachschaute, waren die meisten der Prospekte weg. In einem der 6 Umzuege muss er wohl verloren gegangen sein ... [}:)]


    LK bot fuer seinen serienmaessigen 150/1200mm Newton als Spinnenersatz eine planparallele Glasplatte an, um die Spikes loszuwerden und die Tubusturbulenzen zu reduzieren - mit letzterem stimme ich nicht ueberein, da sich Turbulenzen des Auskuehlens am schnellsten im offenen System erledigen lassen.


    Vielleicht ist es wirklich ein klassischer Cassegrain mit Planplatte. Eine Moeglichkeit, die Planplatte von der Schmidtplatte zu unterscheiden, ist die Reflexbetrachtung. Du laesst den Reflex einer geraden Kante (z.B. von einem Lineal) durch Winkelaenderung ueber die gesamte Platte laufen und beobachtest dabei die Reflexionen von Vorder- und Hinterseite der Platte.


    Laufen beide Reflexlinien exakt parallel und gerade ueber die Platte, ist diese plan.


    Bei einer klassischen Schmidtplatte sollte eine Linie gerade bleiben, wahrend die andere sich ein bisschen kruemmt - dies abhaengig von der Zone, die gerade reflektiert.


    Bei der Lichtenkneckerschen SCL-Platte sind beide Linien leicht gekruemmt. Die Platte hat beidseitig eine schwache Sphaere, die auf einer Seite mit der Schmidtkurve ueberlagert ist. Idee war ein Unterbinden der Reflexe, die bei der standardmaessig unverguetet gelieferten klassischen Schmidtplatte zu Geisterbildern fuehren konnte. Siehe auch LK-Broschuere "Entgeisterte Fernrohre - Begeisterte Sternfreunde".

  • Danke für die schnelle Antwort,
    der Ausbau der Platte hatte zum Sinn, deren optische Eigenschaften zu prüfen, ein wenig Ahnung sollte ich da als gelernter Fotograf schon haben[;)]
    Wie gesagt, das Dingens ist nach meiner Erkenntnis planparalell.
    Schade, dass Du da nix mehr hast, da wären alte Prospekte sehr interessant...
    ...werd mal Meister Ruland anmailen, für meine M100B hatte ich die Originalunterlagen nach einer Woche...


    Gruß Claus

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">der Ausbau der Platte hatte zum Sinn, deren optische Eigenschaften zu prüfen, ein wenig Ahnung sollte ich da als gelernter Fotograf schon haben
    Wie gesagt, das Dingens ist nach meiner Erkenntnis planparalell.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hi Claus,


    mein Hinweis bezog sich darauf, die Platte in Reflexion zu pruefen. In Transmission ist bei der Schmidtplatte in der Tat nicht viel zu erkennen.


    LK hat sich aber auch auf Sonderanfertigungen eingelassen, und der Tubus sieht nicht LK-typisch aus. Eventuell war es also ein Optikset mit Planplatte, um das System nach vorn abzuschliessen.


    Nebenbei: Hier in England an unserer Uni hatten wir ein Luton-Newtoncassegrain von ca. 1965, das die Nachteile von Frontplatte und Spinne erfolgreich kombinierte: Die Frontplatte liess die warme Luft nicht raus, und trotzdem gab es eine separate Spinne fuer den Fangspiegel ! Als das Geraet nach "Verschrottung" in einer Volkssternwarte landete, stellte sich heraus, dass die Frontplatte offenbar aufgrund von Restkruemmung wie eine schware Linse wirkte, sodas man mit 2"-Anschluss bei angesetzter Frontplatte nicht mehr in den Fokus kam. Die Platte wurde daraufhin einfach weggelassen ... [:)]




    EDIT: Oops, sehe gerade, dass ich das mit den Reflexen damals schon weiter oben im Thread geschrieben hatte !

  • Also,
    Lichtenknecker hat selber keine Daten mehr zu so alten Optiken, Herr Ruland meinte, wenn die Platte nicht Schmidt hiesse, wäre es wohl ein reines Cassegrain, das hats mal gegeben...


    Aber die Rücksprache mit dem Vorbesitzer ergab, daß es sich definitiv um ein SC-System handelt.
    Dann hab ich mich wohl geirrt[:D]
    Bleibt die Frage, wie man die Baulänge einordnen soll, 578 zu 700 mm sind doch etwas mehr als ein Toleranzausgleich[}:)]
    Hat irgendwer Ahnung, ob es Sonderanfertigungen gab, auf die meine Maße passen könnten?


    Gruß Claus

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