Hallo Allerseits!
Gestern war das Wetter ja endlich wieder mal bereit uns den Blick auf die Sterne zu gewähren- so trafen Daniel (DaRestem) und ich die Entscheidung ins Eggegebirge aufzubrechen.
Als wir eintrafen, stand ein Bauer mit seinem Trecker auf dem anvisierten Platz. Nach einem Plausch war er wohl überzeugt mit uns keine üblen Rabauken auf seinem Land zu haben. Er bot uns sogar an, uns bei seinen Scheunen hinstellen zu können. Allerdings lag der Platz in einer Senke, und etwas feucht war der Boden auch. Also blieben wir, wo wir waren und bauten unsere Röhren auf. Daniel hatte seinen 16“ Dobson dabei, ich mein C11 auf der EQ-6.
Während es so langsam dunkel wurde, wurde es rund um das kleine Dörfchen, in dessen Nähe wir uns befanden immer ruhiger. Die Venus leuchtete strahlend hell und zog die ersten neugierigen Blicke auf sich. Obwohl sie schon sehr tief im horizontnahen ‚Siff’ stand, sichtlich flackerte und deutliche Zeichen der atmosphärischen Lichtbrechung zeigte, war der Anblick der wirklich sehr schmalen Sichel sehr schön.
Angeregt durch ein paar Fotos hier im Forum habe ich kurzerhand auch meine alte 10D aufs Stativ gestellt und einfach mal auf den Horizont gehalten. So konnte man kurz später noch den tief stehenden Orion am Horizont bestaunen und natürlich konnten wir uns einen Blick auf M42 nicht verkneifen.
Mit dem UHC konnte ich den Schwingen dieses Nebels weit folgen. Das Zentralgebiet zeigt auch die e und f-Komponenten des Trapezes. Der Nebel wirkt irgendwie geisterhaft und wunderschön zugleich.
Ein Programm im eigentlichen Sinne hatte keiner von uns, aber Daniel hat einfach immer wieder klasse Beobachtungsideen. So wurde zuerst Lulin bespechtelt, der aber nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Den Schweif konnten man jedenfalls nur mehr ahnen als sehen.
Schon mal in den Zwillingen angekommen kam als nächstes der Eskimo ins Rohr. Mein C11 zeigte die Schalenstruktur sehr deutlich – und das ich mich mal wieder der Justage widmen könnte. Also erst mal bei etwa 280x vorjustiert. Mehr hatte aufgrund des Tubusseeing keinen Sinn.
Also vom C11 zum Dob und der zeigte neben der Schalenstruktur des Nebels auch noch feine Verästelungen des inneren Ringes. Das enspricht etwa dem Mund des Eskimogesichtes.
Eskimo? Fell? Katze! Also ab zum Katzenaugennebel. Dieser zeigte sich leicht oval, offenbarte aber auch etwas von seinen Strukturen. Daniel meinte an einer Stelle sogar eine Aufhellung des äusseren Halos zu sehen. Die konnte ich leider nicht erkennen.
Nach den PNs habe ich dann eine weite Justage-Session eingelegt und bei etwa 400x – nun ohne Tubusseeing – zu ende justiert.
Nachdem wir so weit in die Galaxis vorgedrungen waren, haben wir einen Blick vor die Haustür geworfen und uns Saturn geangelt. Der Anblick der schmalen Ringkante ist schon ungewöhnlich. Allerdings haben wir beide in beiden Röhren noch die Cassini-Teilung gesehen. Dazu gab es dann noch deutlich sichtbare Wolkenbänder, den Schatten der Ringe auf den Planeten und das Spiel der Monde. Als wir nämlich etwa eine Stunde später erneut auf den Staurn zielten, war die Positionsänderung der Monde überdeutlich sichtbar!
Nach dem Herrn der Ringe sind wir bei Kugeln geblieben und ein paar Blicke auf M3 und M13 geworfen. Beide waren wunderschön aufgelöst und zeigtne im 16“ Dob natürlich deutlich mehr – die höhere Grenzgröße macht’s möglich.
Galaxien kamen natürlich auch an die Reihe. Wirklich umgehauen hat mich wieder mal ein Klassiker: M82! Die zeigte in meinem C11 dermaßen viel Struktur, wie ich es so mit der Tonne noch nie gesehen hatte. Die Ausbruchsstrukturen und Knoten waren mehr als deutlich sichtbar. Unheimlich viele Knoten umgeben von tiefen dunklen Einbuchtungen. Wow!
Auf dem Bild sieht man die aufgehende Leier und rechts oberhalb Herkules
Ein paar andere Galaxien kamen auch noch dran:
M51 mit seinem Begleiter: das C11 zeigte mir auch schemenhaft die Spiralarme
Blackeye: die ‚Träne’ im Kern war gut zu sehen, etwas unterhalb schemenhaft eine etwas unruhige schemenhafte Struktur, aber ein weit ausladender Galaxien-‚körper’
Der Walfisch mit seinem Begleiter: Auch hier im C11 wieder diese unruhige knotige Struktur, aber etwas feiner als bei M82. Den Begleiter, der im 16er Dob gut zu sehen war, deutete das C11 soeben an.
Ganz in der Nähe findet sich auch der Hockey-Schläger, den das C11 noch recht gut zeigt, aber im 16er richtig Struktur und Helligkeit gewinnt.
Ausserdem hatten wir noch einen Bipolaren PN, der auch im C11 unterschiedlich helle Kerne zeigte. Der Nebel selbst kam auch recht gut heraus.
Neben diesen intensiver beobachteten Objekten hatten wir noch einige andere versucht, allerdings waren die meist an der Grenze der Reichweite meines C11 in dieser Nacht.
Daniels SQM mass Werte um 20,2 und das trotz der durchziehenden Zirren. Richtig gestört haben die aber irgendwie nie.
Waren wir so gegen 19:00 am Beobachtungsplatz verflog die Zeit danach geradezu. Ich habe irgendwann gegen 22:30 mal auf die Uhr geschaut und war ein paar Minuten später völlig baff, dass es schon 01:30 sein sollte. Da es sich nun merklich zuzog beschlossen wir so kurz später die Spechtel-Session abzubrechen und einzuräumen.
Insgesamt war die Nacht erstaunlich trocken, allerdings glitzerte auf den Autos denn doch eine Eisschicht. Nachdem die Röhren wieder in den Autos verstaut waren machten wir uns an die etwa einstündige Rückfahrt. Irgendwie bin ich dann gegen 2:30 totmüde ins Bett gefallen.
Gelohnt hat sich die Tour allemal. Endlich wieder Sternenlicht, das C11 zeigte sich nach der Justage wieder von seiner besten Seite und ich habe vieles gesehen, was ich vorher noch nie bespechtelt hatte.
Eine lockere SAZ ist halt immer wieder was Feines.
CdS
Andreas