Hallo zusammen,
ich wollte mal wieder einen kurzen Bericht abgeben.
Die Geschichte beginnt mit etwas Wehmut. Um mein seit einem Jahr wieder neu entfachtes Interesse an der Astronomie zu finanzieren, schichte ich nach für nach das Kapital meines anderen Hobbies - Keyboards und Synthesizer der 70ger und 80ger Jahre - um. D.h. seit einem Jahr muß immer mal wieder ein Instrument aus meinem kleinen Heimstudio in bare Münze umgesetzt werden, um mir Dinge für die Astronomie leisten zu können. Vor lurzem ergab sich für mich die Möglichkeit einen 16" Dobson für relativ kleines Geld zu bekommen. Um diesen finanzieren zu können ohne die Familienkasse dauerhaft zu belasten war es mal wieder an der Zeit "adieu" zu einem Instrument zu sagen (bald is nix mehr da [B)]). Diesmal war es mein heißgeliebter E-mu Emulator II+, der dann gestern auch vom neuen Besitzer abgeholt wurde. Als ich ihm half das Keyboard sammt altem Macintosh Computer und diversem Zubehör ans Auto zu bringen bemerkte ich, daß es sternenklar draußen ist. Prima dachte ich mir. Das bringt mich auf andere Gedanken und tröstet mich vieleicht etwas über den "Verlust" hinweg.
Ich also noch schnell was zu Abend gegessen, den 8" Dobson und den 6" Newton mit Montierung und EOS geschnappt und zu meinem Beobachtungsplatz gefahren. Auf dem Weg dorthin bin ich schon durch zwei Nebelfelder gefahren, die mich schlimmes erahnen ließen. An meinem bevorzugten Spechtelplatz angekommen war zwar in Richtung Zenit eine gute Durchsicht, aber egal in welche Himmelsrichtung ich mich auch drehte - aufkommender dichter Nebel. [B)]
Noch mehr gefrustet habe ich mich nach Checken der Lage während einer Zigarettenlänge wieder ins Auto gesetzt und bin noch ca. 2km in südliche Richtung gefahren mit einem Fünkchen Hoffnung doch noch etwas Sternenlicht auf den Sensor meiner EOS bannen zu können. Das konnte es einfach nicht gewesen sein, wollte ich mich doch mit dem Astrokram etwas ablenken.
Schon nach wenigen 100m war es wieder klar. Ich also noch etwas weiter gefahren, mir ein nettes Plätzchen mit guter Sicht in Richtung Süden gesucht und erstmal mein Fotoequipment bestehend aus EQ-EM10-Montierung, 6" f/5 Meade LXD75 Newton, EOS1000D (unmodifiziert) und selbstgebauter EOS-Controllbox, die meine Belichtungsserien steuert, aufgebaut.
In Richtung Nord/Nordwest konnte ich die ganze Zeit die riesen Nebelwand beobachten, die sich aber nur von Ost nach West bewegte und nicht auf mich zukam, was mich natürlich sehr freute. Somit konnte ich mich doch noch an den Versuch machen, das Hottepferdchen im Orion mitsammt Flamme abzulichten. Nach zwei Probebelichtungen entschied ich mich dazu, 35-Sekunden-Belichtungen mit ISO1600 zu schießen. Dabei sollten trotz unpräziser Monti ein paar verwendbare Einzelbelichtungen übrig bleiben.
Während die Kamera, gesteuert von der EOS-Controllbox, begann so vor sich hinzubelichten, baute ich den 8" Dobson auf um einfach ein bischen Standardkerzen zu beobachten: M31, M33 mit NGC604 standen schon nicht mehr so hoch am Himmel, trotzdem war der Anblick mal wieder ganz o.k. Danach versuchte ich den Pacmannebel, den ich nur anhand des Karkoschka sicher ausmachen konnte. Der Himmel war also doch nicht ganz perfekt, sodaß mir die Aufhellung des Nebels erst gar nicht so recht auffiel. Da ich schon mal in der Nähe war peilte ich noch M76, den kleinen Hantelnebel und h+chi an, welche im 20mm TS SWM mal wieder `ne Wucht war. So simple und easy das Objekt ja ist. Ich finds immer wieder gnadenlos schön und der Doppelsternhaufen gehört einfach zu meinen Lieblingsobjekten. Im 2" TS WA32 war mir gestern der Himmel zu hell, was auch zeigt, daß die Bedingungen nicht perfekt waren. Auch der kleine Hantelnebel zeigte schön seine charakteristische Form. Dann ein Schwenk zu den Plejaden. Ebenfalls ein immer wieder schöner Anblick, wenn auch längst nicht so schön wie h+chi, wie ich finde.
Dann schaute ich mal nach meinem Fotoequipment und mußte mit Überraschung feststellen, daß auf dem Display die vorher noch recht gut erkennbare Flamme schon kaum noch zu erahnen war. Ich also meine Belichtungsserie gestoppt, die Rotlicht-Stirnlampe an den Sucher der EOS gehalten und in den Hauptspiegel des Newton geschaut. Wie ich befürchtet hatte, der Fangspiegel war nicht nur zugetaut, sondern bei -2°C natürlich zugefroren. mir fiel ein, daß ich noch so ein Wärme-Gelpad im Okularkoffer hatte. Eins von der Sorte, die man mit kochendem Wasser zu Hause "auflädt" und vor Ort durch knicken eines innliegenden Metallblättchens zur Wärmeabstrahlung bringt, wobei das Gel dann hart wird. Dieses Pad hielt ich dann an den Fangspiegel, nochdazu die Finger der zweiten Hand. Nach ca. 10 Minuten war der Fangspiegel wieder frei und nach kontrollieren des Fokus startete ich die Belichtungsserie wieder.
Weiter gings am 8"er mit M42, wo ich dann auch gleich mit höherer Vergrößerung versuchte die e- und f-Komponente des Trapez zu finden, was auch relativ einfach gelang. Lediglich eine der beiden konnte ich bei 200fach nicht permanent halten, was wohl auch aufs Seeing zurückzuführen ist. Danach noch ein Schwenk zum Leo-Triplett und zum Saturn, welcher natürlich noch ewtas niedrig stand - es war mitlerweile ewta 23.45Uhr. Trotzdem gingen zwischenzeitlich mal für kurze Momente 200fache Vergrößerung ganz gut. Auch die Fast-Kantenstellung hat ihren Reiz. Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber ich meine das die Monde Mimas und Thetys immer mal kurz auf der Ringkante aufblitzten. Zumindest passen die Mondpositionen, die ich heute bei calsky.de nachgeschaut habe schon auch in etwa mit meiner Beobachtung überein. Die Monde (wenn es denn die onde wirklich waren) blitzten immer mal wieder lustig auf der Ringkante auf. Sah irgendwie klasse aus und hat bestimmt auch direkt was mit dem Seeing zu tuen. Nachdem ich mich am "Herr der Ringe" erfreut hatte machte ich noch eine kurzen Abstecher in den großen Bären. M81 und 82, die ja mitlerweile wieder schön hoch am Himmel stehen, waren wiedermal schön anzuschauen. Spiralarme konnte ich zwar an M81 nicht ausmachen, aber die Zerklüftung in M82 war indirekt wieder schön zu beobachten.
Danach baute ich dann mein Equipment wieder ab, während die EOS noch ein paar Darks schoß. Die Nebelwand, die ich ca. 1,5 bis 2km nördlich von mir noch immer gut sehen konnte, hatte mich in Ruhe gelassen, worüber ich mich doch sehr gefreut habe. Es wäre schon übel gewesen, wenn ich unverrichteter Dinge mit meinem Astrogerödel wieder hätte nach Hause fahren müssen. So habe ich aber doch wieder schöne Beobachtungen gemacht und zu Hause angekommen stellte sich dann am heimischen Laptop auch raus, daß 35 Belichtungen verwertbar waren. Die restlichen ca. 60 Stück hatten zu starke Strichspuren. Da es aber schon spät war und ich wieder um 6 Uhr raus mußte, habe ich die Bearbeitung erst heute Abend durchgeführt.
Die 35 Sekunden Belichtungszeit sind schon arg knapp, was man an dem Restrauschen im roten Hintergrundnebel von B33 auch gut sehen kann. Das Pferdchen schimmerte nur ganz sacht auf den Rohbildern, fast nicht wahrzunehmen. Mehr Belichtungszeit ist aber mit meiner Monti und 762mm Brennweite kaum möglich. Wie zu erwarten hab ich natürlich `ne Menge Ausschuß produziert. Trotz allem find ich das Foto ganz nett. Die Bearbeitung ist natürlich wie immer wieder ein Mittelweg aus vielen Details und trotzdem noch relativ natürlichem Aussehen.
Ich hoffe es gefällt Euch.
So, jetzt hab ich Euch genug aufgehalten und ich müßte eigentlich auch längst wieder in der Kiste liegen - der Wecker geht wieder gnadenlos um 6Uhr. [}:)]
Gruß und CS
Heiko