Tubuslänge kürzen

  • Hallo,


    ich habe seit gut einem Jahr einen Williams Optics APO Refraktor 110f7.7. Bis jetzt bin ich mit der mechanischen und optischen Leistungsfähigkeit ganz zufrieden. Was mich nur stört ist der meiner Meinung nach immer noch zu geringe Back-Fokus. Um bei der Binobeobachtung mit meinem MaxBright auf einem 90° Zenitspiegel überhaupt in den Fokus zu kommen, muß ich einen 2.6fach Korrektor einsetzen. Problematisch ist auch die Verwendung einer 2fach Barlowlinse. Dort wird die Fokuslage gerade so erreicht. Ähnlich knapp geht es auch bei der Fotografie mit dem Vixen-Klappspiegel, der 2fach Powermate und CANON-DSLR zu. Platz für einen zusätzlichen OffAxisGuider bleibt da nicht mehr.


    Prinzipiell ließen sich die Probleme durch eine Kürzung der Tubuslänge um gut 50-80mm beseitigen. Hat soetwas von Euch schon einmal jemand gemacht? Ist dieser Umbau optisch und mechanisch überhaupt sinnvoll? Was ist besser, Nacharbeit am Originaltubus oder anfertigen eines neues Tubus mit beidseitigem Aussengewinde? Gibt es im Forum jemand der soetwas macht?


    Auf eine anregende Diskussion hoffend


    CS
    Dirk

  • Hallo Dirk,


    ich besitze selber zwei gekürzte Tuben um binokular in den Fokus zu kommen. Ist eigentlich ganz easy:


    Auszug und Linse entfernen - mit dem nackten Tubus zu einer feinmechanischen Werkstatt und die gewünschte Länge absägen lassen. Vorher den Tubus mit Papier abkleben, damit keine Kratzer beim Auflegen auf den Sägetisch entstehen können.


    Zum Schluß noch drei Bohrungen im 120° Winkel, entgraten und fertig !


    Dann sparst Du Dir diesen blöden Korrektor und kannst auch noch Okulare die einen entsprechenden Backfocus benötigen einsetzen.


    Gruß


    Copernicus

  • Hallo Copernicus,


    vielen Dank für deine Rückmeldung. Demnach scheint es wohl keine weiteren Probleme zu geben. Bei mir brauche ich aber schon eine entsprechend große Drehbank, da der Tubus beidseitig Gewindeanschlüsse hat. Muß halt mal in einer Werkstatt meines Vertrauens nachfragen.


    Gruß und Danke
    Dirk

  • Hallo Dirk!


    Drehbank brauchst Du keine dazu! Isolierband o.ä. an der Sägestelle ringsrum aufkleben und absägen, wie Copernicus schon sagte. Ich habe das bei dem "Aldi"-Reflektor so gemacht vor zwei Jahren, weil ich mit der Webcam nicht in den Fokus kam. Den Tubus schön drehen beim Sägen, dann geht das bestimmt nicht schief!


    Gruß


    Gerhard

  • Hallo Dirk,


    wird der Okularauszug aufgeschraubt ??? Bei mir waren es nur jeweils die Linsenfassungen ! Der Auszug wurde mittels dreier Schrauben am Tubus befestigt.

  • Servus Dirk,


    eine mechanische Werkstatt müsste Dir auch wieder das Gewinde reindrehen können.
    Du solltest aber den Tubus gegen Kratzer beim einspannen schützen, evtl mit einem Paketklebeband abkleben. (nur so ne Idee)


    Gruß
    Gerd

  • Ist das Gewinde fuer den aufgeschraubten OAZ wirklich direkt im Tubusmaterial, oder ist es in einem Ring untergebracht, der seinerseits durch drei Schrauben am Tubus steckt ? Kann mir kaum vorstellen, dass der OAZ direkt auf ein Tubusgewinde aufgeschraubt ist.


    Wenn dem so ist (also Gewinde wirklich im Tubus), dann brauchst Du wirklich eine grosse Drehbank.

  • Hallo Dirk.


    Wenn der Tubus OAZ-Seitig ein grosses Gewinde hat (wo der OAZ festgeschraubt wird), dann brauchst Du eine Drehbank (wer hat schon ein Schneideisen für M128 oder so...[;)]) - und diese sollte von einen erfahrenen(!) Dreher bedient werden.


    Grund: das Tubusrohr muss ja am "anderen Ende" eingespannt werden, um an "jenem Ende" das Gewinde drauf zu drehen! Wenn das nicht eiern soll, braucht's nahe der zu bearbeitende Stelle eine mitdrehende(!) Führung des Tubus; welche das ganze dann auch sauber zentriert!


    In dem Fall täte ich mich mal mit dem "Jogi" in Verbindung setzen, ob er sowas macht (bzw. was er dafür will; die Arbeit ist nicht trivial!)



    Wenn aber der OAZ mittels 3 Schrauben am Tubus verschraubt wird, dann brauchst Du (mit etwas Geschick) dafür nur eine Laubsäge (!) und etwas Zeit/Geduld....


    Ich habe mal den Tubus meines 80/1200 FH gekürzt, der ist aus Alurohr mit 3mm Wandstärke, das ging folgendermassen:


    1. OAZ abbauen (3 Schrauben rausdrehen)
    2. Microfasertuch tief in den Tubus stopfen, um das Objektiv vor Staub/Spänen zu schützen
    (2b. richtig gelesen, ich habe das Objektiv nicht angebaut!)
    3. Tubus waagerecht auf den Werktisch legen, mit 2-4 Lagen Badetuch polstern (*)
    4. mit der Schiebelehre die gewünschte Verkürzung direkt in den Lack reinkratzen, einmal rund um den Tubus
    (4b. dabei nicht abrutschen; es soll nur 1 Kratzer im Tubus entstehen, wo nachher die Sägestelle ist!)
    5. mit der Laubsäge (Bogen steht senkrecht nach oben, Sägerichtung "nach unten") den Kratzer etwas aufweiten, dabei
    5b. Tubus nach einigen Sägehieben immer wieder um ein Stückchen drehen


    (*Liegt das Badetuch nicht bis unter die Sägestelle, dann fallen die Späne nicht in das Tuch sondern auf den Tisch runter. Sie hängen also nicht im Tuch, wo sie beim Drehen des Tubus letzteren zerkratzen könnten...)


    6. Geduld, Geduld, Geduld. Einige Sägehiebe, Tubus n'Stückchen drehen. So wird der ursprüngliche Kratz-Markierung allmälich zur Furche und die wird immer tiefer.


    7. Bis das abzutrennende Teil einfach "abbricht", dann gibt's nur noch einen leichten Grat zu entfernen (bei Alu kann man das mit'm Messerrücken machen; aber mit'm Finger nicht auf die Schneide drücken, gell!) und die Sägekante schaut fast so aus, wie vom Dreher. [;)]


    Anschliessend werden noch die neuen Befestigungslöcher gebohrt (Masse kann man gut vom abgesägten Stück übernehmen) und der Tubus vom Tuch genommen.
    GANZ WICHTIG: Objektivseite nie nach unten halten, damit keine Späne auf's Objektiv fallen! Dann werden die Späne ausgeschüttelt und der Tubus noch ausgeblasen / ausgewischt.
    Dann erst (Objektiv immer noch oben) wird das Microfasertuch wieder entfernt und nochmals gründlich ausgewischt/ausgeblasen.


    Nun kann der OAZ wieder montiert & justiert werden -
    Fertig.


    Dem Tubus und auch dem Objektiv meines 80-L hat man absolut keine "Nachwirkung" von der Operation angesehen; sie dauerte mehrere Stunden.
    (Ich habe mir beim Sägen wirklich Zeit gelassen!)


    So tät'ich das wieder machen, egal, wie "edel" das Teleskop auch ist; es ist schonend und sicher. (Okay, bei einem Tak/TMB oder generell kurzem Gerät, da tät'ich das Objektiv wohl abbauen.)


    Obwohl: so lange man den offenen /verstaubten Tubus nicht "Objektiv nach unten" hällt, wird kein Sägespan weit in den Tubus hinein gelangen - schon garnicht an allen Innenblenden und dem reingestopften Microfasertuch vorbei bis zum Objektiv. [^]


    Man muss sich hald bewusst sein, was man da in'n Händen hat und wie man damit hantieren sollte. Ob nun das Objektiv dran ist, oder nicht, das macht dabei keinen Unterschied.


    (...liegt das abgeschraubte Objektiv geschützt auf'm Werktisch und zittert wegen der Sägerei langsam der Tischkante entgegen - oder es liegt "sicher" auf'nem Gestell im Nachbarszimmer, aber während man am Sägen ist kommt nebenan die Katze oder der Nachwuchs....[B)])

  • Hmmm - mit einer Laubsäge würde ich da nicht hantieren wollen. Wird nich´t so schön passgenau wie mit einer Bandsäge mit Anschlag. Geht in 5 sek über die Bühne und der Schnitt ist 1a.

  • Hallo Swen.


    Du kennst meine Bandsäge(und meine Künste mit der Laubsäge) nicht... [;)]


    Bei einer Bandsäge wär'mir zu viel Masse in Bewegung und das Risiko des Verkantens (gerade, wenn man den Tubus noch auf eine Polsterung legt) wäre mir zu gross.
    Dann lieber "Zug um Zug", ich bin an der Laubsäge meistens sehr geduldig (bearbeite ab&zu auch mal 18mm Multiplex damit).


    Die Stirnfläche (bzw. Schnittkante) ist nachher gleichmässig matt. Aber um ihr Aussehen mach'ich mir eh keinen Kopf, die verschwindet nämlich unter einem "Kragen", wenn ich den OAZ aufstecke. [;)]



    Zur Präzision: da man ja (ähnlich wie beim Drehen) rundrum arbeitet, also eine Furche zieht und auf unzählige Umdrehungen des Rohres immer weiter vertieft (also nicht "in die tiefe sägt"), kann der Schnitt eigentlich garnicht schief geraten... [8D]


    Ich gehe sogar soweit und behaupte: Sollte an der Bandsäge der Anschlag nicht *wirklich präzise* 90° ausgerichtet sein, dann wird die Laubsägemethode präziser!
    (Aber, ich kenne ja Deine Bandsäge auch nicht...[;)])



    Naja, jedem das seine. Hauptsache, das Resultat stimmt.

  • Hallo Silvio,


    ich habe gar keine Bandsäge ;) Ich bezog meine Aussage auf ein Gerät wie es in der industriellen Fertigung Verwendung findet - meine eigenen Versuche von Hand waren nicht so wie ich es mir gewünscht hatte ;(
    Aber ich traue Dir wahrlich zu mit der Laubsäge super Ergebnisse zu erzielen ;)


    Viele Grüße


    Copernicus

  • Hallo an Alle,


    da ist man mal 24 Stunden nicht im Netz und dann die vielen Rückmeldungen - einfach toll!


    Also nun zur Aufklärung. Ja, der 5mm starke Alutubus hat beidseitig - für das Objektiv und OAZ - je ein Aussengewinde. Die Gewindedaten hab ich noch nicht genau ausgemessen, werden aber so um M115x2 liegen. Damit fällt das einfache Absägen aus. Für den Dreher heißt das dann wohl, das er das Rohr beidseitig einspannt, das Gewinde weiter auf den Tubus schneiden und anschließend den Tubus auf Länge kürzen muss. Das Ganze natürlich nur mit vorher demontiertem Objektiv und OAZ! Die im Tubus eingesetzten Blenden sind natürlich auch zu entfernen, da diese nur leicht klemmend in den Tubus eingeschoben sind. Ich glaube so wird die Sache schon klappen, werde mal bei "Jogi" nachfragen.


    Gruß und Danke an alle
    Dirk

  • Hallo Dirk,


    bevor du die Säge ansetzt, zeichne dir den Strahlengang und die neue Position des OAZ inkl. des OAZ-Blendrohres auf ein Blatt Papier. Es kann nämlich sein, daß du bei einem langen OAZ-Rohr erhebliche Vignettierung bekommst. Das hängt vom Öffnungsverhältnis ab und von der Länge des OAZ-Rohres. Das Öffnungsverhältnis von 7.7 ist weniger kritisch, aber William verwendet gerne besonders lange OAZ-Rohre, das könnte ein Problem geben.


    Sollte das der Fall sein, bekommt man bei Harry Siebert einen Glaswegkorrektor mit Null(!) Brennweitenverlängerung.

  • Hallo Tom,


    vielen Dank für den Tip! Das wäre genau das Richtige, wußte gar nicht das es soetwas gibt. Bei einem guten Dollarkurs ist das Teil sogar recht günstig zu haben.


    Deine Aussage zum langen OAZ beim William ist korrekt. Hatte da auch so meine Befüchtungen, rein Geometrisch dürfte der Strahlengang noch ohne Vignettierung hindurchpassen. Ich scheue aber den mechanischen Umbau.


    CS
    Dirk

  • Hallo Dirk,


    ich wollte ebenfalls vor kurzem noch zwei meiner Refraktortuben kürzen. Da ich den Zero-Mag-Korrektor von Siebert-Optics aber ohnehin für meinen Newton benötige und dieser Korrektor auch an den Refraktoren funktioniert ist das Kürzen somit hinfällig geworden. Zudem hätte ich für meinen F5-Refraktor nach dem Kürzen noch einen neuen 3"-Auszug gebraucht, da ich sonst Vignettierung bekommen hätte.


    Von daher alles Gut gelaufen, Arbeit gespart,die Wirtschaft der Amis angekurbelt und Vignettierung vermieden.

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