BB noch aus dem alten Jahr

  • Hallo Freunde der Nacht,


    die spätweihnachtliche Schönwetterkatastrophe konnte von mir an drei Tagen (25./27./29.12.) genutzt werden, sodass eine Menge an beobachteten Objekten zusammengekommen ist. Vielleicht ist ja die eine oder andere Anregung für Euch dabei.


    Bedingungen: Bortle 6 bis 7, fst in UMi zwischen 4m9 und 5m2, Seeing am 25. und 29.12. durchschnittlich bis schlecht, am 27.12. zum Teil sehr ruhig
    Standort: zwischen MG und NE auf dem Acker bzw. in Sonsbeck auf dem Berg
    Hardware: 8’’ f/6 Dobson, TSWA 38 (32x), Vixen LVW 22 (55x), Speers Waler 9,4 (128x), Astronomik OIII-Filter


    Vorgenommen hatte ich mir einige bisher noch nicht beobachtete Objekte aus dem Karkoschka, ein paar andere Objekte, für die ich mir in Cartes du Ciel Aufsuchkarten erstellt hatte sowie natürlich zum Warmsehen und für zwischendurch die üblichen Standardkerzen. Um nachfolgend die Übersicht nicht komplett zu verlieren, werde ich nach Sternbildern sortiert vorgehen und die "üblichen Verdächtigen" wie h und chi, M31 oder M35 nicht weiter erwähnen.


    Kepheus
    NGC 40: Kleiner planetarischer Nebel mit hellem, sofort sichtbaren Zentralstern. Der Nebel selbst erscheint leicht elliptisch und ist an der Außenkante angedeutet heller als innen, allerdings lässt sich das bei 128x nur so gerade erkennen. Höher zu vergrößern wäre sinnvoll gewesen (nicht nur bei diesem Objekt), aber ich hatte angesichts der Kälte und der klammen Finger keine Lust auf das Speers Zoom.


    NGC 188: Offener Sternhaufen nahe dem Himmelspol, leicht zu finden aber schwer zu beobachten, regelmäßig verteilte, teils sehr schwache Sterne vor grieseligem Hintergrund, aus dem bei indirektem Sehen noch einige Fünkchen mehr herausblitzen. Insgesamt sehr homogen und "weit draußen" wirkend.


    NGC 7510: Dieser OC liegt in einer Linie hinter M52 und NGC 7635 (s.u.) an der Grenze zur Kassiopeia. Die vielen schwachen und eng stehenden Sterne verlangen eine hohe Vergrößerung, um die gestreckt-dreieckige Form einigermaßen erkennen zu können. Selbst 128x war noch etwas zu wenig.


    Drache
    NGC 4236: Eigentlich hat der Drache keine Saison mehr, aber über diese Galaxie hatte ich einige vielversprechende Berichte im Internet gelesen, so sollen mit 8’’ bereits Strukturen zu beobachten sein. Unter den üblichen niederrheinischen Bedingungen kann man jedoch froh sein, überhaupt einen Hauch von irgendetwas vorzufinden. Hier hilft nur besserer Himmel.


    Schwan
    NGC 7008: Nachdem ich spaßeshalber kurz den Nordamerika- und den Cirrusnebel eingestellt hatte (schon lustig, man beobachtet Sommerobjekte bei Minusgraden), stocherte ich im Niemandsland nach diesem kleinen, aber feinen planetarischen Nebel herum. Als er endlich gefunden war, schälte sich mit etwas Geduld und indirektem Sehen doch ein wirklich schönes Objekt heraus, geformt wie eine kleine Banane mit einem helleren Knoten an einem Ende und zwei am Rand stehenden Sternchen am anderen. Den Zentralstern konnte ich nicht sicher ausmachen.


    Giraffe
    NGC 1502: Kemble’s Kaskade mündet an ihrem einen Ende in diesen kleinen offenen Sternhaufen, gezählt habe ich knapp 20 Sterne, reizvoll sind die beiden Doppelsterne im Zentrum. Letztlich diente der Haufen aber nur als Startpunkt für


    NGC 1501: Dieser fast kreisrunde, leicht grünlich schimmernde planetarische Nebel lässt sich per Starhopping recht einfach von NGC 1502 ausgehend auffinden, bei indirektem Sehen wirkte die Nebelscheibe leicht strukturiert und es blitzte bei ruhigem Seeing gelegentlich der schwache Zentralstern durch.


    Kassiopeia
    NGC 7789: Dieser OC ist für mich bei jeder Gelegenheit ein Muss. Viele schwache Sterne, teils spiralig auf engem Raum gewunden, daher bei fst 4m9 deutlich weniger schön als bei 5m2.


    M52: Auch dieser bekannte OC leidet unter den niederrheinischen Standardbedingungen, lässt sich aber gut als Ausgangspunkt für


    NGC 7635 nutzen. Natürlich ist es schon ziemlich frech, den Bubble-Nebel bei besagter Grenzgröße beobachten zu wollen, aber mit OIII-Filter ließ sich wenigstens der hellste Teil als schwaches unregelmäßiges Viereck neben dem benachbarten Stern wahrnehmen.


    NGC 663: Für mich der auffälligste OC in der zentralen Kassiopeia. In 2/3 bzw. 1/3 geteilt wirkend, mit jeweils zwei hellen Sternen am gleichen Ende. Sieht fast aus wie zwei Eulen, die nebeneinander auf einem Ast sitzen.


    M103: Aufgrund der dreieckigen Form und der unterschiedlichen Sternfarben reizvoll, sonst eher unauffällig. Viele schwache und ein paar hellere Sterne.


    NGC 654, 659 und 559: Drei kleine OC in direkter Nachbarschaft zu NGC 663 und M103. Alle drei bestehen aus schwachen Sternen, die nicht viel hermachen. NGC 559 sieht bei niedriger Vergrößerung aus wie an der Kette aufgezogen, da die hellsten Sterne in der Mitte in einer Linie stehen.


    NGC 281: Der Pacman-Nebel, wie immer für mich ein schwieriges Objekt. Selbst mit OIII-Filter habe ich keinen Anhalt, wo die Dunkelwolke hineinzieht, vielleicht kann ich den durch sie abgeteilten schwächeren Nebelanteil auch gar nicht wahrnehmen.


    Dreieck
    M33: War bisher immer für eine Enttäuschung gut. Die hellste HII-Region NGC 604 ist neben dem benachbarten Vordergrundstern am Ende des einen Spiralarms zwar schnell erkannt, die Spiralstruktur selbst war aber nur im 12'' Dobson eines Spechtelkameraden, der zwischenzeitlich eingetroffen war, einigermaßen zu erahnen.


    Andromeda
    NGC 891: Theoretisch leicht zu finden, aber unter besagten Bedingungen sehr schwierig zu beobachten. An der richtigen Stelle schimmert ein schwaches, in der Mitte leicht verdicktes Etwas, das sich bei indirektem Sehen deutlich verlängert und bei 128x blickweise den größten Teil des Gesichtsfeldes einnimmt. An eine Sichtung des Staubbandes ist natürlich überhaupt nicht zu denken.


    Eridanus
    NGC 1535: Dieser planetarische Nebel sieht wie ein kleiner Bruder des Eskimonebels NGC 2362 in den Zwillingen aus. Der Zentralstern ist spürbar schwächer, aber noch gut auszumachen, der Halo ist auch hier zweigeteilt mit dem helleren Anteil innen.


    Fornax
    NGC 1360: Da sich die wegweisende Sternenkette des Eridanus noch einigermaßen freisichtig erkennbar aus dem Horizontdunst herauskämpfte, wollte ich diesen eigentlich hellen und großen planetarischen Nebel versuchen. Der hellste Anteil ließ sich vor hellgrauem Hintergrund sogar ohne Filter erstaunlich klar abgrenzen, von Mallorca aus war aber im Februar mit nur 72 mm Öffnung deutlich mehr zu sehen gewesen.


    Orion
    M42: Bei Augenblicken guten Seeings ließen sich die Komponenten E und F im Trapez mit 128x so eben erkennen, mit 12'' war es erwartungsgemäß deutlich einfacher.


    NGC 2024: Der Flammennebel, wie immer fast nicht zu machen. Im TSWA 38 zu heller Himmelshintergrund und zu starke Randunschärfe, wenn Alnitak aus dem Gesichtsfeld gefahren wird. Wenigstens im Vixen LVW 22 zwei schwache Nebelkleckse. Auch definitiv ein Objekt für einen anderen, besseren Himmel.


    NGC 2174/5: Ein paar Sterne, drumherum ein fast kreisrunder Nebel, nicht spektakulär, aber mit OIII einfach sichtbar. Firmiert unter "Affenkopfnebel", was ich aber visuell nicht nachvollziehen kann. Könnte genauso gut auch Tennisballnebel heißen.


    Stier
    M1: Mal wieder ein Versuch, hier irgendwelche Details auszumachen. Die Fläche wirkte gleichmäßig grau, nur ganz vereinzelt und kurzzeitig (Seeing?) schien sich eine leichte Strukturierung abzuzeichnen. Kann aber auch Einbildung gewesen sein. Der OIII-Filter brachte gar nichts, weil er zuviel Licht wegnimmt.


    NGC 1647: Dieser sehr offene Haufen neben den Hyaden ist eigentlich ein reines Fernglasobjekt, ist aber durch seine in Pärchen und kleinen Grüppchen angeordneten Sterne auch formatfüllend bei 32x sehr schön anzusehen.


    Fuhrmann
    IC 410: Dieser Emissionsnebel benötigt den OIII-Filter, zeigte sich dann als unregelmäßiger, dreieckiger Hauch um die eingehüllten Sterne. Der benachbarte IC 405 war erwartungsgemäß nicht auszumachen.


    M36, 37 und 38: Zum Abschied mit durchgefrorenen Fingern und Zehen noch schnell die OC-Parade eingestellt, wie immer finde ich M37 mit dem hellen gelb-orangen Stern in der Mitte und den vielen Sternen drumherum mit Abstand am schönsten. NGC 1907 neben M38 konnte als bisher noch nicht bewusst wahrgenommenes Objekt ebenfalls abgehakt werden.


    So, das war's, hoffentlich nicht allzu langatmig. Euch allen wünsche ich ein frohes, gesundes und allzeit wolkenfreies neues Jahr 2009.

  • Hallo Volkmar,


    Da hast Du ja im AT-Niederrhein nicht zu viel versprochen, Sehr schöner Bericht, macht richtig Spaß diesen zu Lesen. [:)] Ihr Dobsonauten könnt halt BBs schreiben[;)]


    Was mich wundert ist, das Du vom Bubble überhaupt was siehst, ich habe da genau das Problem wie bei der Flamme und M31, liegt aber auch wieder an den schlechten Bedingungen hier am Niederrhein.[xx(]


    Nuja, auf weitere Berichte.


    CS und Frohes neues
    Stefan

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