Warum Leitrohr exakt parallel zum Teleskop?

  • Hallo Astro-Freunde,


    vielleicht eine doofe Frage:


    Warum wird immer geschrieben, das Leitrohr müsse exakt dahin zeigen, wo auch das Foto-Fernrohr hinzeigt, damit es keine Nachführprobleme gibt?


    Alle Objekte (also zumindest Sterne und Galaxien) bewegen sich doch mit der gleichen radialen Geschwindigkeit (bzw. die Erde unter ihnen weg). Also sollte das doch keine Rolle spielen, ob ich exakt den selben Stern (den ich fotografieren will) oder einfach einen fürs Nachführen etwas günstigeren *daneben* mit dem Leitrohr anpeile.


    Erhellt mich bitte.


    CS,
    Ralph

  • Moin,
    na ich denke, wenn der Nachführstern eine bestimmte Bewegung macht, wird genauso viel nachgeführt. Der Stern auf dem Chip macht aber bei z.B. weniger Deklination einen größere Bewegung, es wird aber nur die kleine Bewegung des Leitsterns korrigiert. Oder so?
    Ganz so exakt muss das wohl nicht auf die Bogenminute sein.

  • Hallo Ralph,
    ich habe ganz brauchbare Ergebnisse bei einem Versuch erzielt als ich z.b. den Pferdekopf mit dem Hauptrohr anvisiert habe und mit dem Leitrohr auf dem mittleren Gürtelstern nachgeführt habe. Also bis zu einem gewissen Grad darf das Leitrohr sicher etwas schielen. Wie weit das gehen kann, müsste man eventuell rausfinden.

  • => Stefan


    Das hab ich mir auch überlegt, aber wenn ich mit dem Leitrohr "weiter unten" (also kleinere DEC) gucke, und mein Foto guckt "oben", und ich mache die "kleine Bewegung" mit dem Leitrohr nach, dann macht ja das Foto-Rohr trotzdem die grosse Bewegung - irgendwie stimmt das dann doch wieder, oder nicht? Die "Polarkoordinaten" stimmen - was die RA-Achse angeht - ja trotzdem überein.


    Uebrigens: es geht mir nicht darum, mit dem Leitrohr völlig woanders hinzuschielen, aber manchmal findet sich beim Foto-Objekt kein guter Stern zum Nachführen, und dann will ich eben "schielen".


    ???
    Ralph

  • Der Leitsterns soll möglichst näher am Äquator liegen als das Objekt. Vorausgesetzt die optischen Achsen bleiben starr zueinander ergeben sich keine Abweichungen. Du könntest im Orion den Leitstern suchen und die Polregion problemlos fotografierern..aber nicht umgekehrt.


    Gruss Sepp

  • Hallo Ralph,


    ich weiß nicht, wo das "immer geschrieben" steht, aber es stimmt einfach nicht. Solange die Polachse exakt auf den Pol ausgerichtet ist, ist es egal, wohin das Leitrohr zeigt. Problematisch wird es aber, wenn die Polausrichtung (wie in der Praxis üblich) eine gewisse Fehlausrichtung hat. Dann ergibt sich eine Bildfeldrotation um den Punkt, auf den das Leitrohr zeigt. Klarerweise ist es dann vorteilhaft, mit der Fotooptik zumindest in die Nähe der Blickrichtung des Leitrohres zu schauen. Die Stärke der Bildfeldrotation ist abhängig von der Größe der Fehlausrichtung, der Dauer der Belichtung und von der Größe des Bildfeldes. Da man bei längeren Brennweiten eine höhere Auflösung, aber kleineres Bildfeld hat, hat man mit dem Effekt sowohl bei Weitwinkelaufnahmen als auch bei Fokalaufnahmen durch das Teleskop in etwa gleicher Weise zu kämpfen.
    Wenn man nicht ganz flusig auf den Pol ausrichtet, dann kann man meist einige Grad von einer exakten parallelen Ausrichtung abweichen, ohne dass es zu merkbarer Bildfeldrotation kommt. Das geben verstellbare Leitrohrschellen dann auch her.


    Grüße,


    Carsten

  • Hallo Ralph,


    das siehst du richtig: Bei exakt ausgerichteter Polachse ist es theoretisch völlig egal, wohin das Leitrohr zeigt.
    Es geht ja nur darum, 2 Kreisbewegungen mit idealerweise parallelen Achsen zu synchronisieren.


    Eine Polmissweisung zeigt sich aber als mehr oder weniger grosse Bildfelddrehung um den Leitstern.
    Praktisch wird man also nicht allzu weit vom Objekt entfernt guiden, speziell bei etwas unsicherer Polausrichtung.


    Der Tipp von Sepp ist auch sinnvoll, da äquatornahe Sterne mit maximaler Winkelgeschwindigkeit unterwegs sind (15 Bogensekunden/Zeitsekunde) und deshalb Geschwindigkeitsabweichungen der Montierung leichter erkannt und korrigiert werden können.


    Gruss
    Günter

  • Moin,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Bei exakt ausgerichteter Polachse ist es theoretisch völlig egal, wohin das Leitrohr zeigt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nicht ganz...


    In Horizontnähe werden die Sterne/Objekte durch die Horizont-Refraktion "hochgezerrt". Je tiefer ein Stern steht, umso stärker ist dieser Effekt. Probleme gibt es also, wenn man z.B. im Osten in Horizontnähe fotografiert und der Leitstern über oder unter dem Objekt steht. Mit der Zeit - also bei steigendem Abstand zum Horizont - entfernen sich dann Leitstern und Objekt von einander. Das führt natürlich zu Strichen...


    Dabei und auch bei der schon angesprochenen Bildfeldrotation kommt es natürlich darauf an, wie groß der Abstand ist und vor allem, wie lange (am Stück) belichtet wird. Bei mehreren verhältnismäßig kurzen Belichtungen korrigiert das (richtige) Programm das beim Stacken.


    Gruß
    Klaus

  • Hallo zusammen,


    super, danke! Das mit der Rotation und den unterschiedlichen "Rotationszentren" leuchtet mir nun ein. Auch der Tip, den Leitstern mehr Richtung Horizont zu suchen ist sehr nützlich.


    Danke an alle, die mich nun wieder etwas schlauer gemacht haben. Hoffentlich weiss das auch meine Canon und hält sich nun daran ...


    CS,
    Ralph

  • Nee Ralph,


    so ist es mit der Horizontnähe nicht gemeint. Wenn Du hoch am Himmel fotografierst und den Leitstern am Horizont suchst, dann kann es Probleme geben, wenn sich die Position des Leitsterns wegen sich stärker ändernder Refraktion andersartig ändert, als die des Objekts. Daher sollte sich der Leitstern zumindest in der Nähe des Objekts befinden.


    Gruß


    Kurt

  • Hallo Leute,


    wie viele von Euch wissen, habe ich mich vor zwei Jahren viel mit dem Thema beschäftigt. In der Theorie und auch von der Logik her ist an den Überlegungen sicher etwas Wahres dran, aber:


    Als ich noch mit Leitrohr gearbeitet hatte, konnte ich zu keiner Zeit irgendeine Bildfelddrehung auf Grund eines zu weit vom Aufnahmeobjekt entfernten Leitsternes entdecken. Selbst bei Belichtungen mit 20 Minuten Einzelbilder war nur die nervige Leitrohrdrift zu sehen, keine Bildfelddrehung.


    Die Leitrohrdrift konnte ich beseitigen (Leitrohr gegen andere Technik getauscht), somit waren zumindest die Nachführfehler beseitigt.


    Wenn Ihr natürtlich jetzt 60 Minuten pro Einzelbild belichtet, würde ich mich auch weiter mit der möglichen Feldrotation beschäftigen, aber unter 20 Minuten wäre es schade um die Zeit.


    Gruß und cs,


    René


    PS: Ist vielleicht auch eine Sache der Brennweite, wann die Rotation sichtbar wird?

  • Hallo


    kurzer Weg im Zenit? langer am Äquator? ist falsch gedacht, man muß da in Winkeln denken, die Stundenwinkel liegen nach Wegstrecke natürlich am Polaris am Dichtesten, die Winkel bleiben die gleichen.
    Irgendwann wenn man es ganz übertreibt kommt noch atmosphärische Refraktion ins Spiel, das kann dort bei Aufnahmen über längere Zeit schon zu Bildfeldverzerrungen führen.
    Sonst spielt auch noch der Einnordungsfehler mit.
    Natürlich auch Verwindungen, manche Teleskope sind aber auf Umschlag schon dejustiert und bei Foto kämpft man im Bereich von 20my und weniger, das sieht man am Justierlaser nicht mal, da nützt dann auch keine stabile leitrohrmontage.


    Gruß Frank

  • Klugscheissermodus an;
    War das nicht so?
    die montierung so genau wie möglich einnorden und den leitstern so dicht wie möglich an das zu fotografierende objekt.....
    bei diffusen objekten gibt´s ja oft keinen leitstern im selbigen, sondern eher einen "leitfleck".
    ein selbstgebastelter excenter für den materialpreis von 4.-€ aus einer ausgemusterten eschenbach-barlow reicht aus, um 1-3° abweichung zu kompensieren, ohne das leitrohr selbst verstellen zu müssen.erlaubt eine wesentlich stabilere kopplung, welche dann sogar leichter ist als alle möglichen verstellbaren varianten.
    Klugscheissermodus aus;
    das mit der brennweite und belichtungszeit sind nach meiner meinung die wichtigsten parameter, welche ein foto verunglücken lassen.
    ein beispiel;
    meine erste lyra:
    Montierung EQ1 motorisiert,grob ausgerichtet(so +-3°genau)
    29mm Öffnung, 50 mm Brennweite
    200x3,2 s.
    kein guiding(wie auch?)
    fitswork


    geht also auch ohne mörderaufwand(irgendwie).


    gruss,
    tom

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