Hallo Sternfreunde
Es ist kein richtiger Beobachtungsbericht, sagen wir eher ein kleiner Erfahrungsbericht. Nun gut, bei uns steht so ein Dobson mit satten 470mm Öffnung rum. Das ganze bei unseren Gebirgsbedingungen verspricht schon eine Menge Spaß. Da ich sonst ein C11 verwende, ist der visuelle Unterschied schon gravierend. Aber seit dem letzten Wochenende hat sich das ganze nochmals grundlegend geändert. Meine Kollegen bauten den Dobson für die binokulare Beobachtung um. Wir verwenden das Baader/Zeiss Großfeldbino – dementsprechend wurde der Fokus rd. 115mm nach außen gelegt, damit wir ohne brennweitenverlängernden Maßnahmen auskommen. Momentan haben wir nur 2 Okularpaare zur Verfügung wobei das 35mm eudiaskopische Plössl schon eine recht hohe Austrittspupille von 7,5mm beschert (der Newton hat f/4,67). Das 2. Okularpaar sind 16mm WW-Okulare mit 80° Eigengesichtsfeld.
So, nun die Beobachtungen. Natürlich fährt man zuerst die bekannten Sachen an. So landete eben M57 als erstes an meiner Netzhaut. Was sofort auffällt, die Plössels haben gar keinen Tunnelblick. Es ist in der Tat erstaunlich, denn monokular hat das Okular wirklich den Tunnelblick (bei 45° Eigengesichtsfeld), dessen Eindruck mit dem Bino beinahe verschwindet. Außerdem fällt auf, dass das Okular eine sehr hohe Randschärfe bietet. Ach ja, der Ringnebel schaut beidäugig genial aus. Mit den 16mm Okularen war dann auch der Zentralstern ohne Probleme auch direkt zu erkennen, trotz einer Vergrößerung von nur 136x. Was mir persönlich sehr entgegenkommt ist der Umstand, dass ich mich beim indirekten schauen mit dem Bino wesentlich leichter tue als ohne – ich kann wesentlich entspannter ins „Nichts“ schauen.
M13: hier klappte mein Unterkiefer wirklich zum Boden. Leider kann man das nicht richtig in Worte fassen, aber der Haufen wirkt tatsächlich plastisch. Was allerdings gravierend auffällt: der Haufen erscheint entgegen der monokularen Beobachtung ca. 15-20% größer, obwohl derselbe Bildausschnitt zu sehen ist. Dies fiel mir schon am C11 auf, allerdings schob ich dies immer auf die Verschiebung des Hauptspiegels – was ja beim Newton nicht möglich ist. Ist ja auch egal, das Bild ist einfach nur g… [:p][:p]
NGC7293 – der Helixnebel:
Mit den 35mm Okularen und O-III Filterung eine Offenbarung. Natürlich waren auch hier eine Menge Strukturen zu erkennen, aber in dieser Nacht achteten wir nicht auf alle Einzelheiten, entspanntes beobachten stand im Vordergrund.
NGC404:
Grandioser Anblick mit bet And im selben Gesichtsfeld. Der Galaxie selbst konnten wir nur sehr schwache Details entlocken.
NGC281 – der Pacman:
Ebenfalls mit den 35er und UHC Filterung. Habe ich selbst so noch nie gesehen – natürlich zeigt ja schon die Öffnung alleine eine enorme Detailfülle, aber mit beiden Augen einfach nur zum träumen. Konzentriert man sich auf den offenen Haufen, so scheint der Nebel tiefer im Raum zu stehen. Interessante Interpretation des Gehirnes über das gesehene. Gut, dass noch Mitbeobachter an Bord sind, die dasselbe sehen.
Tja, den Abschluß dieser Nacht bildete ein Blick auf M31, wobei wir dort dann am längsten verweilten, denn (ja, ich weiß dass das kitschig klingt [;)][;)])…..
Mal im Ernst: Diesmal hatten es uns die Staubbänder angetan. Ich wusste bis dato nicht, dass es solch einen 3-D Effekt überhaupt geben kann. Plastisch, mit einem enormen Detailreichtum stachen sie aus dem milchigen Hintergrund raus. Hey, die lassen einen ja nicht mal mehr ans Teleskop…….
Persönliches Resümee:
Mit Ausnahme von Übersichtsbeobachtungen wird es nur mehr das Bino geben, man wird regelrecht süchtig danach.
Verliert man Licht? Das werden Tests mit schwachen Objekten ergeben, bin selbst schon gespannt darauf.
Ach ja, noch allgemeine Daten:
Beobachtungsort auf 1200m – Grenzgröße bei 6,5mag – Temperatur 3°C und ein saugutes Seeing im Bereich 8-8,5/10.
CS aus Innsbruck
Tom