Verbesserungen am großen Dobson

  • Verbesserungen am großen Dobson


    Liebe Astrofreunde,


    in wolkigen Zeiten hat man Zeit, über die Konzeption seines Teleskops nachzudenken und evtl. Schwächen zu beheben. Zahlreiche Anstöße kommen über die Astroforen und andere findet man eben selbst. Ich möchte Euch hier den Werdegang meines 600er Dobsons F 3,3 etwas erläutern; einige Verbesserungen wurden übrigens schon vor einiger Zeit hier kurz vorgestellt. Die Wahl eines 60 cm Spiegels mit F 3,3 stellt für meine Begriffe das Optimum an Bequemlichkeit und Lichtsammelvermögen dar, da man gerade noch ohne Leiter beobachten kann.
    Wer beim Betrachten des Teleskops denkt, es wäre ein Nachbau des Telekops von Rüdiger Heins aus Hamburg, der irrt, denn es handelt sich nicht um eine Kopie, sondern um das Original, das Rüdiger mir vor ein paar Jahren verkauft hat. Anbei ein Foto des Originals, dessen Ästhetik mir damals aufgefallen ist.



    Nun war meine Optik viel lichtstärker mit F 3,3, so dass das Teleskop von Grund an neu gebaut werden musste; es blieben nur der Holzrahmen der Spiegelkiste und ein Teil des Rockers. Die Anforderungen an die Mechanik bei F 3,3 in dieser Größe sind recht hoch – Flexionen werden nicht mehr in mm sondern in Zehntelmillimetern toleriert.
    Ein besonderer Augenmerk wurde auf die sanfte Bewegung in beiden Achsen gelegt. Mehrere Versuche mit den verschiedensten Materialien, die im Dobsonbau üblicherweise verwendet werden, brachten nicht das gewünschte Ergebnis. Ich möchte nämlich schon beim leichten Berühren mit dem Ende eines Zeigefingers das Teleskop bewegen, auch muss der Widerstand in beiden Achsen gleich sein in jeder Beobachtungshöhe und bei Verwendung verschiedenster Okulare bis hin zum schweren Bino. Ich bin mit der Lösung der Kugellager sehr zufrieden. Mithilfe einer kleinen Bremse (siehe Foto) ist die Friktion in der Höhenbewegung leicht einstellbar. Die Friktion im Azimut wird eingestellt durch eine zentrale Schraube, die durch Drehen den Rocker nach oben drückt (siehe Fotos).









    Die seitliche Lagerung des Spiegels ist eine Debatte, die auch hier schon öfters geführt wurde und die Suche nach der perfekten Lösung geht noch an. Die ursprüngliche Stahlschlinge wich einer Wippe mit je zwei Kugellagern, deren Position nach einem Vorschlag von Alois Ortner dann verändert wurde (siehe Fotos).





    Nach dem heutigen Stand der Diskussionen soll die erste Position der Wippe nun doch die bessere sein. Auch ein Stahlseil soll zufriedenstellend sein.


    Anfänglich hatte ich Alurohre (30 mm Außendurchmesser mit 2 mm Wanddicke), die von der Steifigkeit gut waren. Hab’ sie dennoch gegen Karbonrohre derselben Dimensionen ausgetauscht, um eine geringere Dilatation zu haben (siehe link): http://www.astrotreff.de/topic…OPIC_ID=74793&whichpage=2


    Kollimieren bei schnellen Newtons ist eine ständige Aufgabe, und es geht leichter, wenn man nicht jedes Mal nach hinten kriechen muss. Jetzt kollimiere ich beim Beobachten. Mithilfe von zwei Alustängchen und einer Drahtseilkonstruktion (siehe Fotos) werden zwei Auflagepunkte der 18-Punktelagerung kinderleicht nach oben und unten gedreht. Kollimieren wird so zum Vergnügen. Der Sekundärspiegel (15 cm kleine Achse) wird ohne Werkzeug kollimiert.







    Um bei Planetenaufnahmen mit webcam eine Feinkorrektur in der Höhenbewegung am Bildschirm zu tätigen, hab’ ich mir diese Stange (siehe Bild) ausgedacht. Mit dem Feinfokussierer kann ich so bei sehr hohen Vergrößerungen das Bild auf dem Bildschirm des laptop behalten, ohne dass es gleich rausspringt, sobald man das Teleskop berührt.




    Das Teleskop wiegt zusammen 101,3 kg. Der Hauptspiegel alleine bringt es auf 30 kg, und diese 30 kg waren eine Orientierung beim Maximalgewicht der anderen Teile. Sie sollten nicht deutlich schwerer sein. Die Suche nach ständiger Gewichtseinsparung (in meinem Fall z.B. Löcher in Alu bohren)


    ist natürlich immer gerechtfertigt. Doch wenn das Teleskop ohne unnötige Gegengewichte auskommt, ist für meine Begriffe der richtige Kompromiss gefunden. Dies ist hier der Fall. Die Verwendung von Karbonstangen ermöglichten mir letztlich, die noch restlichen 1,3 kg Gegengewichte im Spiegelkasten zu entfernen.


    Gewicht:
    Sekundärzelle mit 8x50 Sucher: 9,7 kg
    Hauptspiegelzelle: 34,4 kg
    Drehbasis: 22,4 kg
    Karbonrohre: 4,8 kg
    Spiegel (60 cm/52 mm Dicke): 30 kg

    Zusammen: 101,3 kg

    Das Teleskop ist in einem normalen PKW Typ VW Caddy transportierbar und wird wie eine Schubkarre bewegt. Den Spiegel transportiere ich grundsätzlich in seiner Schutzkiste und baue ihn jedes Mal ein und aus. Das Auf- und Abbauen geht in weniger als 15 Minuten.




  • Hallo Rolf,
    danke für deinen Bericht. Ich habe ihn mit großem Interesse gelesen. Ein super Teil hast du da gebaut bzw. umgebaut.
    Besonders interessiert mich der Spiegel und seine Abbildung vor allem fürs visuelle Beobachten. F/3.3 ist ja ein extremes, (noch?) nicht alltägliches Öffnungsverhältnis. Die Frage für mich als Hobbyspiegelschleier ist nämlich, wie weit man für die visuelle Beobachtung noch in diese Richtung gehen kann. Interessant wird das ganze natürlich erst bei großen Spiegeln so ab 20". 18" f/4 geht noch ohne Leiter ist aber auch nichts besonderes. 20" und f=180cm ergibt schon f/3.6, wäre aber eine interessante Variante und müßte machbar sein. 24" f/3.3 ist noch extremer, scheint aber zu gehen, wie dein Beispiel zeigt. Ob 30" f/3 noch eine Möglichkeit wäre???
    Wie sind denn deine Erfahrungen in der visuellen Beobachtung mit dem Spiegel? Benutzt du einen Komakorrektor? Auch bei bester Justierung nimmt ja die außeraxiale Koma schnell zu, je schneller das Öffnunsverhältnis ist. Und dadurch wird die Sache irgendwo begrenzt. Aber wo liegt diese Grenze?


    Viele Grüße und schöne Beobachtungen


    Werner

  • Hallo Rolf,


    das Scope konnten wir im anderen Thread erstmal als "preview" sehen. Sieht toll aus - da traue ich mich noch nicht an so einen Monster ran ;) Mir gefällt das mit der Kollimation am besten - wicklich schön! Viel Spass mit dem Gerät.


    Grüße,
    Jacko

  • Hallo Werner,


    wo eine Grenze beim Beobachten vorliegt, kann ich Dir nicht sagen. Es gilt immer: Je mehr Licht, desto mehr Bild.
    60 cm mit F 3,3 ist noch alleine transportierbar und eine kleine Stufe genügt, um auch im Zenit stressfrei zu beobachten. Alles was höher ist, erfordert eine Leiter. Damit habe ich schon des öfteren Erfahrungen gemacht, insbesondere mit 80 cm-Öffnung und fünf/sechs Leiterstufen. Vor lauter Wackelei entgeht einem das, was das Teleskop
    eigentlich zu zeigen im Stande ist. In solcher Höhe kommt auch schon mal die Angst, abzustürzen oder etwas ins Teleskop fallen zu lassen, geschweige denn das Gleichgewicht zu verlieren, sobald das Teleskop sich bewegt. Die entspannte Haltung vor dem Okular bringt zum Teil erheblich mehr Bild als eine größere Optik.
    Ich hatte vorher einen 40cm Dobson. Verglichen mit einem 50 cm-Spiegel sehe ich keinen großen
    Unterschied in der optischen Leistung.
    Einen deutlichen Sprung bringen dann wiederum 60 cm. Der nächste lohnenswerte Sprung wäre für meine Begriffe ein 1-Meterspiegel. Bei F 3 hat der aber dann wieder eine Augenhöhe von 3 m - ohne größere
    Leiter geht da nichts. Bedenke aber, dass die 1-Meterklasse etwas ganz besonderes ist und den allermeisten Amateuren überhaupt nicht zugänglich ist. Ich begnüge mich damit, ab und zu mal durch solche Riesen zu schauen, wenn sie mal glücklicherweise anwesend sind. Der visuelle Eindruck ist aber so überwältigend, dass auch ich vor der höchsten Leiter nicht weiche.
    Was die optischen Probleme bei schnellen Newtons betrifft, so geht visuell mit den Okularen von Nagler sehr viel. Sogar die neuen Ethos mit 100 ° Gesichtsfeld bringen mit dem Televue-Paracorr einwandfreie Bilder.
    Ich selbst benutze gerne ein Bino mit Panoptic 24mm, Nagler 13 und 7 mm. Mono benutze ich am liebsten das Nagler 20 mm.


    Jacko, was ist das für ein thread "preview"?


    Gruß Rolf

  • Hallo Rolf!


    Hochinteressanter Bericht von Dir!


    Dein Teleskop ist natürlich eine Sahneteil.
    Jedoch besonders innovativ finde ich die Kollimierung über Stangen und Übersetzung mittels Rundriemengetriebe!


    Das glaube ich Dir gerne, dass so das Kollimieren ein reiner Spaß ist.



    P.S.: Wird Dein Fangspiegel nur durch die 3 Klammern gehalten? Falls ja, so könnte das Verspannungen hervorrufen. Meiner Meinung nach sind 3 Silikonblobs mit 2-3mm Dicke die optimale Befestigungsmöglichkeit. Die Klammern würde ich nur als "Verliersicherung" verwenden und in jedem Falle einen deutlichen Spalt zwischen Klammern und FS lassen.



    Gruß Harald

  • Hallo Rolf,


    mit "preview" meinte ich, dass wir eine "Vorschau" auf das Teleskop in dem anderen Thread bekommen haben - und zwar der Thread wo es um Rundrohre gegen Vierkant ging ;)


    Grüße,
    Jacko

  • Hallo Rolf,


    besten Dank für die super Fotos, die vielen kleinen aber feinen Details sind eine wahre Fundgrube!
    Den Mirror-Edge-Calculator kannte ich auch noch nicht, wirklich sehr interessant das Teil.


    Eine Bitte hab ich noch, jetzt aber nicht lachen, kannst Du mal bei Gelegenheit ein gutes Plössl, so circa 20mm, einstecken und beschreiben wie sich f3,3 damit so anfühlen?
    Ich denke damit kann man sich am ehesten vorstellen wie gemein nun f3,3 zu den Okularen ist.


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo Kai,


    das will ich gern mal tun, sobald das Wetter besser wird. Ich denke mal, dass die neueren Nagler die zur Zeit besten Okulare für lichtstarke Systeme sind. Auch ohne Korrektor kann man deep sky visuell bei F 3,3 betreiben.
    Ich hatte vor ein paar Tagen die Gelegenheit, ein Ethos 13 mm schnell auszuprobieren. Hier allerdings steht fest, dass die Fokuslage in der Bildmitte nicht mit der am Rand übereinstimmt. Da muss jeweils nachfokussiert werden, sobald man die Augen rollen lässt. Diesen Test habe ich an einer FSQ gemacht, ich gehe davon aus, dass es im Newton das gleiche ist. Das liegt wohl an der kissenförmigen Verzeichnung durch die stark gewölbten Linsen dieses Okulars.


    Gruß Rolf

  • Hallo Rolf,


    danke, da bin ich gespannt drauf!
    Und auch auf den Ethos-Test. Das kann durchaus am Newton anders (besser oder schlechter?) aussehen, weil der Radius der Bildfeldwölbung beim Newton gleich der Brennweite ist, bei 2m ergibt das ein sehr ebenes Bild.
    Deshalb ist f3,3 bei einem Foto-Objektiv, einem schnellen Mini-Newton oder einem ausgewachsenen Trumm für das Okular nicht dasselbe.
    Aber was soll man da theoretisieren, Du siehst ja mit einem Blick was los ist. Denn der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie :o)


    Danke + Gruß
    Kai

  • Konnte gestern nochmal das Ethos 13 mm mit einem Nagler T6 13 mm an der FSQ testen (siehe beiliegendes Bild), das ganze im Baader Bino. Es steht für mich fest, dass die optische Leistung des Ethos in dieser Konfiguration schlechter war als die des Nagler T 6 13 mm. Feine Details bei Tageslicht sowohl als auch in der Nacht auf dem Mond waren im Nagler etwas besser erkennbar.
    Der Unterschied ist nicht weltbewegend, ich möchte es dennoch hier sagen, denn man hört schon mal, dass die Ethos auch optisch deutlich besser wären. Das kann ich also nicht bestätigen.
    Nun denn, ob's an der Transmission (viele Linsen villeicht ... oder Vergütung) liegt, kann ich nicht sagen. Ein Blick auf den Sternenhimmel hat für mich keine deutlichen Differenzen erkennen lassen. Ich konnte auch keine Fokusdifferenz bei den Sternen feststellen im Gegensatz zur Tagesbeobachtung. Im gesamten Bildfeld waren die Sterne scharf.
    Auch muss ich sagen, dass das größere Gesichtsfeld zwar da ist, aber ein Quantensprung ist es für meine Begriffe nicht.


    Diese Information ist ein erster/zweiter Eindruck in der vorliegenden Konfiguration, in der es ja sowieso schon recht viele Optiken gibt (Glaswegkorrektor 2,7 im Baader-Prisma, Prisma im Bino und die Okulare). Auch war das Wetter nicht das beste.


    Ich möchte noch eines hinzufügen:
    Das Ethos 13 mm hat bei Astrofreunden mit einem 600er Dobson F 3,3 (Meisteroptik) und sehr gutem Hochgebirgshimmel einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Sie sprachen von einer Neuentdeckung des Nachthimmels in diesem Okular, nicht nur wegen des größeren Himmelsausschnitts, sondern auch von der optischen Leistung her. Es sind sehr erfahrene Beobachter.


    Gruß Rolf


  • Hallo Rolf,
    hast Du die beiden Okulare auch mal gegeneinander getauscht im Bino? Durch den Lichtteiler im Bino ist meist eine Seite etwas dunkler als die andere.
    Das könnte ev. Deine Beobachtung am Tage erklären.
    Mein Ethos gefällt mir am 18" f/4,5 Dobs und am 4,5" f/4 Newton besser als das 13er Nagler (mehr kleine feine Sterne zu sehen, die im Nagler fehlen).
    Nach meinem Empfinden ist das Ethos auch gut bis zum GF-Rand zu nutzen, obwohl es am Rand nicht 100%ig scharf ist.
    Das GF ist einfach riesig, schaut man in die Mitte, sieht man am Rand noch immer Himmel und keinen schwarzen Rand. Schaut man dann zum Rand, so kann
    zumindest mein Auge soweit nachfokussieren, daß ich nicht zum Fokusser greifen muß und es trotzdem noch ästhetisch aussieht.


    Gruß und cs Ralf

  • Hallo Ralf,


    Du bestätigst die Erfahrungen meiner Astrokollegen hier. Leider konnte ich das Ethos noch nicht am Dobson F 3,3 ausprobieren (Wetter spielt nicht mit ...). Ich werde auch das Ethos behalten für monokulare Beobachtungen. Aber ob ich ein zweites im Bino verwenden werde, ist nicht sicher. Ich habe es bestllt und werde mir ein endgültiges Urteil bilden, sobald die beiden im Bino den Nachthimmel gesehen haben. Ich schrecke auch etwas von der Masse und dem Volumen der beiden im Bino ab.


    Gruß Rolf

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