Vorstellung Spiegelschleif-Maschine

  • He, klasse bericht.



    Das muss ich mir merken, vielleicht kann ich ja mal sowas bauen, wenn mich wieder der Bastelwahn packt.
    Doch dazu sollte ich dann doch ein bisschen was von Spiegelschleifen verstehen, und sollange ich das nicht tu, wird auch so ne Maschine nicht angefangen.
    Und vom Spiegelschleifen werd ich vermutlich nie was verstehen, denn dazu fehlt mir die Zeit.


    Ergo, nie ne Maschine. Aber irgendwie täts mich schonmal in den Fingerspitzen jucken.


    Gruß Jürgen

  • Fr. 8.08. PH angepasst + erste Polierversuche per Hand
    19.00 - 21.30 Uhr
    Die im kalten Wasser gelagerte PH zunächst im Wasserbad erwärmt und
    an den Spiegel (Fehler: war so kalt wie im Keller, hätte ihn auf die
    gleiche Temperatur bringen sollen) angepresst.
    Zunächst mal Gleit-Versuche mit massig Spülmittel gemacht, ich bin erschrocken, wie abrupt sich der Gleitwiderstand ändert. Von jetzt auf gleich, innerhalb von Sekundenbruchteilen, fühle ich einen dauernden Wechsel zwischen sanftem, fast widerstandslosem Gleiten und knackiger Klemmung. Völlig unberechenbar! So kann ich die Kombination definitiv nicht der Maschine überlassen. Was kann passieren, wenn Spiegel/Tool klemmen -> die Maschine reisst einen Keilriemen ab, der Motor läuft heiss, der Toolträger wird vom Spiegel gerissen etc. -> kann ich nicht verantworten. Und: Marcus will ja auch noch seinen 30er hier schleifen.
    Ich entschliesse mich, zunächst mal ToT per Hand auf drehender Maschinenachse zu polieren. Thomas ist dazu gekommen, auch er fühlt die sich schnell ändernden Widerstände. Sowohl Wasser- als auch Ceroxid-Beschickungen ändern in den nächsten 45min wenig an dem weiter unkontrolliert bleibendem Widerstandsverhalten - mal leicht gleitend, mal fast festsitzend. Ich stelle fest, dass noch langsamere Bewegung auf der sich drehenden Spiegelachse weniger Widerstandsunterschied bewirkt.
    Mache also gezwungenermassen nur ca: 1/4-Striche mit wenig Überhang.
    In den Büchern steht ja, dass man sich die PH zuerst mal polierenderweise anpassen soll, das machen wir abwechselnd, immer noch manuell, für 45min. Danach der Spiegel auf den Messtisch : Erstaunliche Wandlung! Die vorher im Feinschliff noch fein matt erscheinende Oberfläche hat sich im 50%igen Randbereich in eine mit dem blossen Auge perfekt glatte Glasfläche verwandelt, der Mittenbereich ist stumpfer, aber deutlich glatter als im Feinschliff. Erstaunlich, wie schnell das geht.
    Bin erfreut, da die meisten Schleiftagebücher zunächst ein Auspolieren der Mitte erwarten liessen, also werde ich mit dem Rand keine Probleme haben. Hoffe ich. Muss mich jetzt mehr um die Mitte kümmern. Glücklicherweise kann ich mit dem Taschenmikroskop die Oberflächen genau sehen und die Unterschiede zwischen Rand und Mitte vergleichen, ich verstehe, was Meister Stathis mit seinen Polier-Klassifikationen meint:
    Zitat-
    5. Mittleres Sternfeld
    6. Lockeres Sternfeld
    7. Ausgedünntes Sternfeld
    8. Vereinzelte Pits
    9. Ab und zu Pits noch zu finden
    10. Auspoliert.
    Zitat Ende-
    Denke mal, dass ich am Rand ein lockeres Sternfeld habe, in der Mitte noch eine Namibia-Milchstrasse bei 10x5min mit 50er-Normalobjektiv. Massig Pits.
    Nachdem ich 45min ToT gearbeitet habe, wage ich es jetzt, MoT weiterzumachen. Weiterhin per Hand, bei zT. laufender Maschinenachse (Tool). Es wird leichter, die Widerstandsunterschiede einzuschätzen, langsam bekomme ich ein Gefühl, wann Wasser notwendig wird. Stabil ist die ganze Angelegenheit noch nicht, immer wieder gibt es urplötzliche Klemmer, sie werden allerdings immer seltener. Nach 25min MoT per Hand auf laufender Drehachse, 3xWasser beschickt, 1xPoliermittel, beschliesse ich mal wieder durchs Mikroskop zu sehen. (Es fällt auf, dass 1.die Fönzeit viel kürzer wird 2.wesentlich weniger Flusen vom Haushaltstuch zurückbleiben, klar, die Oberfläche nimmt nicht mehr soviel Wasser auf - und wird glatter, also weniger abrasiv.)
    Wunderbar, die Mitte ist deutlich glatter geworden, fast wie der Rand, erstaunlich, wie schnell das geht.
    (Stathis hat darauf hingewiesen, dass Feinschleifen runter bis 3my zwar Kratzer herausfordern, aber die Polierzeit verkürzen würde. Nachdem ich die Beschickung geändert hatte (nach jedem 2ten Strich eine Pinsel-Ladung) + Wasser, gabs keine Klemmer mehr.
    Auch war wohl mein Fehler, dass ich Lutz´ Rat vergessen habe, in das Glastool Rillen zu fräsen.
    Der Aussenbereich glänzt jetzt schon, ist völlig durchsichtig, kein Laie würde vermuten, dass weitere Politur nötig ist. (Im Mikroskop deutliche Unterschiede Rand-Mitte sichtbar.)
    Um mit der Maschine zu arbeiten, muss ich den Widerstand 1.senken und 2.verlässlich gleichmässig gestalten. Also werde ich morgen versuchen, eine Mikro-Struktur (Gardine?) beim Warmpress-Anpassen auf die Tooloberfläche zu bekommen.
    Andererseits: Wenn die Oberfläche sich so schnell per Hand verändert, brauche ich unbedingt einen gleichmässig bleibenden Widerstand (für die Maschine)? Könnte ja halbmanuell weitermachen.


    Sa. 9.08 Tüll - Brautmoden, Fliegengitter, Maschine jetzt möglich
    Im riesigen neuen EKZ Limbecker*** gibts keinen Gardinen-Laden, im
    Prakti*** Werden Fliegengitter besorgt und warm eingepresst. Fotos.
    Das Gleitverhalten ändert sich grundlegend, keine abrupten Unterschiede wie gestern, fest gleichbleibend-saugend. Teste ausführlich per Hand, bevor ich zuerst 15min, dann 45min ToT weiterlaufen lasse. Vor der 2.Sitzung Strichlänge umgestellt auf 1/4 + Überhang auf 5mm. Zwischendurch auf den Messtisch, Lasereinfallspunkt + Mikroskop beobachten. Im umgedrehten Okular sind keine Pits zu erkennen, alles einheitlich grau, an der Fase und an Flusen scharfgestellt, nichts zu sehen. Im Mikroskop deutlich: der Unterschied zwischen Mitte+Rand geringer-lockeres Sternfeld aussen, mittleres innen. Es gelingt, durch das Mikroskop ein Foto einer Zeitschrift zu machen, auf dem Spiegel versagt leider der Autofocus - hätte gern ein Bild, um Experten zu befragen. Der Gleitwiderstand bleibt nahezu gleich, ab und zu ein Quietschen zu hören. Mit Otmar Test Durchmesser Sonne 8mm, das passt. Vergessen, mit Lupe Sonnentest ala Meister Trittelvitz zu machen.
    Hoffentlich ist morgen gutes Wetter. Foucault-Test erstmals am trockenen Spiegel, die Fläche sieht gleichmässig aus, suche Randhelligkeit, nichts zu sehen.
    Wenn das so weitergeht, habe ich das Ding morgen auspoliert, kaum zu glauben.


    So, 10.08. Bilder durchs Mikroskop, mehrmals FT,
    Zuerst mal wieder warm angepresst, diesmal auch den Spiegel erwärmt.
    Beim Handpolieren ToT spüre ich einen deutlichen Unterschied zu gestern, entweder hat die PH trotz Lagerung im kalten 18°Wasser sich
    verändert (Stathis hat uns eine 28er-PH geschickt) oder ich habe beim Warmpressen die Mikrostruktur zu platt gemacht. Erst nach 20min Handpolitur wird der Gleitwiderstand langsam gleichmässiger, sodass ich es wagen kann, die Maschine einzusetzen. 15min ToT, danach FT, um mir ein heutiges Ausgangsbild einzuprägen - keine Änderung zu gestern. Danach 45min MoT, braucht etwas mehr Wasser als ToT - ich überlege, ob ich Spülmittel einsetzen soll, um durch die aufsteigende Blasenbildung eine stetigere Benetzung zu erzielen.
    Erfolg! Ich kann die Maschine, deren Drehwiderstand ich natürlich anfangs laufend kontolliere - bis ich sicher bin - ohne weiteres 10min ohne Wasserzugabe laufen lassen. Ganz im Gegensatz zum Ende des Feinschliffs, alle paar Striche war da eine Neubeschickung/Wasserzugabe nötig, sonst wurde es gefährlich schwergängig.
    Also nach einer weiteren Stunde Polierens Spiegel auf den Messtisch: Die Anzahl der Pits wird sowohl mittig als auch am Rand geringer, die Differenz zwischen den Bereichen wird kleiner, auch die Helligkeit nimmt insgesamt ab, mancherorts sehe ich überhaupt keine strahlenden Pünktchen mehr. Auch der Laserreflex lässt keine Veränderung von Mitte zu Rand erkennen. Nachmittags für einige Minuten Sonnenlicht, per Lupe die Sonne schräg einfallen lassen - es ist schwierig, die zuerst vermuteten Strahlstellen stellen sich im Mikroskop als Flusen heraus, lassen sich abwischen. Nochmal raus, ein paar Kleinststrahler-Stellen
    gemerkt, ab unters Mikroskop, wenn ich sie suche, finde ich noch welche. Inzwischen ist es gelungen, durch das Mikro-Okular freihändig Aufnahmen zu machen. Ziemlich kniffelig, zumal ich heute erstaunlicherweise keine ruhige Hand habe - zuviel Kaffee ? Oder die Aufregung? Otmar hilft beim Zielen, richtet die Kamera aus. Flusen, die vielleicht 0.3mm gross sind braucht meine Kamera (10J alte Ixus) zum Scharfstellen. Viele Bilder gemacht.
    Nach also 15min ToT und 45min MoT erneut FT, sowohl Otmar als auch ich sehen nicht die geringsten Oberflächenunterschiede, auch keinen strahlenden Rand. Mich beschleicht der Gedanke, dass ich zu unerfahren bin, das, was ich sehe, nicht bewerten kann. Also verpacke ich den Spiegel sorgfältig und werde ihn mit nach HEF nehmen. Dort kenne ich zwei Sternfreunde, die schon einige Spiegel geschliffen haben.
    (Oliver, der vor 5Jahren zuletzt hier geschiffen hat, ist in Finnland.)
    Bei Kurt+Mario werde ich meinen Spiegel einem FT unterziehen, das Mikroskop nehme ich mit (Danke Otmar!). Kurt hat sich vor kurzem einen Planeten-Newton 200mm/f8 gebaut, er hat auch noch unseren WHS-200mm/f10, den können wir ja auch gleich mit meinem zusammen beurteilen, ob es sich lohnt, einen Tubus dafür zu bauen.
    Mario hat seinem 10Zoll/f8 inzwischen per Distanzhülsen+Paracorr die Coma fast abgewöhnt (mault immer rum, weil der äusserte Bild-Bereich noch nicht perfekt scharf ist - meinem Rat - schneid sie doch einfach weg - will er nicht folgen - will unbedingt überall perfekte Schärfe haben), muss ich mir sowieso mal ansehen. Er macht automatische Serienaufnahmen incl. Filterwechsel (motorisch) während er schläft.
    Wertet morgens, oder nach Dienstschluss aus. Beneidenswert, er hat seine eigene Sternwarte (selbstgebaut, Rodenberg), an einem vergleichsweise dunklen Standort. Auch ich habe hier in HEF sogar auf meinem Vorplatz deutlich dunklere Bedingungen (nach 22Uhr-wenn die Strassenbeleuchtung abschaltet) im Randbereich von HEF, als auf unserem Beobachtungsplatz in Essen.


    Viele Grüsse,
    Axel
    PS: sende getrennt die Bilder zum Text.

  • Hier einige Bilder für die (noch) Interessierten.
    Hatte ja schon mal angedeutet, meine Vermutung, dass die erfahrenen Spiegelschleifer hier belustigt + mitleidig mitlesen, verstärkt sich.
    -
    Ich beende heute also meinen Bericht, den ich sowieso für mich
    allein als Erinnerung gedacht habe. Werde allein weiterarbeiten.
    -
    Meine Wenigkeit, simuliertes Betrachten <grins> :

    -
    Der Messplatz :

    Mikroskop-Bild vom Mittelbereich:
    -

    -
    Schon besser :
    -


    -
    Fluse zum Scharfstellen :

    -
    Noch ne Fluse 0,3mm höchstens.

    -
    Kratzer oder nicht ?

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    Fliegengitter Pressung

    -
    Fliegengitter Pressung

    -
    Das erste Spiegelbild plus Laser

    -
    Pressung mit massivem Bleiklotz


    Viele Grüsse,
    Axel

  • Hallo,


    wenn ich das richtig gesehen habe, hast Du den Tragkörper vollflächig auf den Spiegelrohling gekittet. Das ist ungünstig, da Verspannungen auftreten können. Günstiger wäre eine Punktkittung.


    Viel Spaß
    Sven

  • Hallo Sven,


    mach doch den Axel nicht so verrückt.
    Erstens wäre es jetzt eh zu spät, zweitens muss es ja auch halten und darf auf *keinen* Fall abgehen, drittens ist der Spiegel vom Dickenverhältnis im grünen Bereich und viertens ist das ganze mit weichem Pech aufgeklebt was sich definitiv anpasst solange man nicht extrem und ständig die Temperaturen ändert.
    Ich hätte es exakt genauso festgeklebt.


    Viele Grüße
    Kai

  • HAllo Kai,


    ich mach doch niemanden verrückt. Eine richtig ausgeführte Punktkittung hält auch. Man soll doch nicht nur 3 oder 4 Punkte machen sondern viele kleine. Auch wenn das Pech weich ist kann es zu Verspannungen kommen.


    Viele Grüße
    Sven

  • Hi Sven,


    sorry, so sollte das nicht ankommen.
    Aber wenn Du sowas in der Art schon ausprobiert hast bin ich auch sehr an den Details interessiert.
    Soviel ich weiß macht man eine Kittung mit Rohklebekitt, oder?
    Da gehts schon los, es gibt bei Pieplow und Brandt jede Menge Auswahl. Welchen nehmen?


    Dann die Klebepunkte, die sollten ja wenigsten gleich groß sein. Ohne Gießmatte schon eine Aktion für sich.
    Also mir ist schon klar, daß man mit professionellen Vorgehen und Ausrüstung auch beste Ergebnisse erhält. Aber darum geht es gar nicht, ich für meinen Teil möchte die untere Grenze des Aufwandes austesten. Ich hatte in meinem Spiegel (18" Dicke 25mm), der auf Pech geklebt war etwas Asti drin, aber ich kann nicht mal sicher sagen ob er von der Verklebung herrührt.


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo Kay,


    wofür denn sorry? Ich habe das bestimmt nicht so aufgefaßt wie Du es meinst, keine Angst. Ich kenne jetzt die Kittsorten von Pieplow und Brandt nicht. Ich habe aus Zeiss Jena Zeiten immer noch ein bischen C-Kitt übrig, der nimmt nur leider auch immer mehr ab. Du kannst auch recht hartes Pech nehmen. Die Punkte sollten so etwa 1cm groß sein und soweit auseinander dass sie nicht zusammen laufen. Abstand so etwa 3cm. Die müssen nicht alle genau gleich groß sein. Mache Dir am besten aus hartem Pech eine lange Stange und diese machst Du dann am Ende mit einem Brenner vorsichtig warm. das Pech fängt an zu laufen und dann mache 2-3 Tropfen pro Kittpunkt. Bischen üben, dann geht das recht gut. Du musst drauf achten dass das Pech nicht zu dünn wird. Übrigens habe ich teilweise meine Freundin das machen lassen, weiss nicht wie so aber Ihre Kittpunkte waren bald noch gleichmäßiger als meine und für mich schön streßfrei ;)

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