Liebe Sternfreunde,
Beinah hätte ich gestern kapituliert, dann ging mir der Asteroid aber doch noch ins Netz, besser gesagt auf die Netzhaut.
Teleskop: Gitterrohrdobson von Starsplitter 18", f/4,45
Datum: 29.01.2008
Uhrzeit: 19:00- 22:30
Mondalter: 22 Tag (nicht da)
Grenzgröße: 6,3 mag, am Ende 5,5 (sehr feucht)
Seeing: 3/6 (1=sehr gut)
Außere Bedingungen: windstill, 1°
Beobachtungsort: Tertiäres Hügelland in Niederbayern, nächste Kleinstadt 14km entfernt (Pfarrkirchen), 48,3°n.Breite, 480mNN
Objekte: Komet Wirtanen, Asteroid TU24
Diesmal bin ich zeitig raus, um den Kometen 46P/Wirtanen nicht wieder zu versäumen. Nach ein paar Minuten hatte ich ihn dann eingestellt. Die vorrausgesagte Helligkeit von etwa 9mag kann ich bestätigen. Der Komet erscheint als beinah kreisrundes Wölkchen von etwa 3' im Durchmesser. Die Koma ist nicht scharf begrenzt, sondern verliert sich allmählich im Himmelshintergrund, zur Mitte steigt die Helligkeit stark an. Einen sternartigen Kernbereich konnte ich nicht ausmachen, auch keine Spur von Schweif. Na das war doch schon was, nachdem ich tags zuvor nur Pech hatte.
Überaus optimistisch ging ich daran den Asteroiden aufzustöbern, hatte die entsprechende Stelle auch bald eingestellt. Aber da war nix...das gib's doch ned. Habe dann rund um dieses Feld jeden Stern eine Weile angeguckt ob sich da was bewegt... nix gor nix, zäfix. Entnervt ging ich nach einer Stunde (bei perfektem Himmel) rein an den PC um die Karten zu überprüfen. Ein neuer Download der Bahndaten ergab keine Änderung. Nach Recherchen im Netz hatte ich den Verdacht, dass mein Sternkartenprogramm (Cartes du Ciel) die Positionen um eine Stunde verschob. Und so war es dann auch. Die Differenz war sogar etwas mehr als eine Stunde. Zudem war die tatsächliche Bahnlinie um 6' nach Osten verschoben. Ich bin verwirrt. Bisher hatten die Karten immer bis auf Sekundenbereiche gepasst, z.B. bei Stern- oder Planetenbedeckungen von Mond, auch die letzte Annäherung eines Asteroiden, den ich letzten Sommer beobachten konnte, passten die Karten exakt mit der Beobachtung überein. Habe eben nachgeguckt, die Sonnenauf und -untergänge stimmen, auch der Standort ist richtig eingegeben. Na jedenfalls war die Erleichterung riesig, als ich ihn dann gefunden habe und erstaunt zugleich. Selbst bei geringster Vergrößerung (78fach) fiel die Bewegung gleich auf. So schnell war noch keiner unterwegs, den ich bisher beobachtet habe. Ich konnte eine Winkelgeschwindigkeit von 2,3° pro Stunde messen. Er befand sich zum Ende meiner Beobachutng in UMa etwa 3° von M81 entfernt. Die Helligkeit schätzte ich auf etwa 10,5mag. Gegen halb 10, als ich so auf den Asteroiden starrte, flog ein Flugzeug genau mittig durchs Gesichtsfeld. Im ersten Moment war ich mords erschrocken, durch die plötzlich auftauchenden hellen Lichter. Der Flieger füllte auch das ganze Gesichtsfeld aus.
Es war eine sehr interessante Beobachtung, aber warum meine Karten nicht stimmten muss ich noch herausfinden, hat da vielleicht jemand einen Tipp?
Viele Grüße
Rudi