16" Alu - Gitter - Newton sinnvoll?

  • Hi,


    der Tubus für meinen 8"f8 sieht inzwischen so aus:
    http://www.geocities.com/suessenbergerde/8ertubus.html
    Er wiegt ohne Spiegel ca. 8kg. Die Steifigkeit ist m.E. sehr gut (auch torsionsfest). Er soll sowohl als Newton als auch als Dob (Höhenräder sind mit wenigen Schrauben an den CfK-Platten anzubringen) genutzt werden.
    Nun habe ich noch einen 16" f4,3 Spiegel, und möchte diesen ähnlich wie den 8"er unterbringen. Ist aber eine solche Konstruktion mit diesen Materialien in dieser Größenordnung überhaupt sinnvoll bzw. machbar? Der 16"er soll ausschließlich stationär bzw. zum fotografieren verwendet werden, muss also kein Dob werden. Mit welchem Gesamtgewicht (der 16"er Spiegel wiegt ca. 16 kg) wäre zu rechnen?
    Gibt es Hartpapier oder Kunststofftuben in dieser Größenordnung?
    Oder wäre sowas als Dob mit äquatorialer Plattform (autoguiding in beiden Achsen?) am sinnvollsten zu lösen?


    Freundliche Grüße: Uwe

  • hallo Uwe


    mit steigender Öffnung wachsen die Anforderungen an die Stabilität des Tubus und der Montierung extrem schnell an.


    Als Beispiel kann ich dir mal den Tubus meines 18"lers auch als Alustrebenkontruktion zeigen:


    Der Tubus mit Spiegel (18.5kg) wiegt schon ~80kg.


    Mit der grossen Gabelmontierung, die jetzt demnächst fertig ist, wird das ganze Teleskop ca. 250kg wiegen. Das ist dann schon schön stabil, auch für Fotographie.


    Für eine Leichtbauversion würde ich mal über CFK als Baumaterial nachdenken.
    Das wird nicht ganz billig, aber den Mehrpreis spart man bei der Montierung sicher wieder ein.


    Für Fotographie ist die parallaktische Montierung ziemlich zwingend.
    Ich will das Ganze mit einer azimutalen Monti realisieren. Dazu muss man dann allerdings die Feldrotation ausgleichen und man kriegt Probleme, wenn der Leitstern nicht in der Mitte des fotographischen Gesichtsfeldes liegt. Ich habe aber schon Ideen, wie man das in den Griff bekommt.


    Insgesamt ein 16"ler für die Fotographie schon eine ziemliche Herausforderung. Ich würde erst einmal ausführlich im Web suchen, was andere so gemacht haben.


    clear skies


    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    > Als Beispiel kann ich dir mal den Tubus meines 18"lers auch als
    > Alustrebenkontruktion zeigen:

    Wow, das ist beeindruckend! Von welcher Firma sind die Profilteile, die Du benutzt hast?


    > Der Tubus mit Spiegel (18.5kg) wiegt schon ~80kg.


    Das ist natürlich ein Brocken. Damit ist meine Gemini G41 bei weitem überfordert.


    > Für eine Leichtbauversion würde ich mal über CFK als Baumaterial
    > nachdenken.
    > Das wird nicht ganz billig, aber den Mehrpreis spart man bei der
    > Montierung sicher wieder ein.


    Das sehe ich genauso. Würdest Du das mit CFK-Rundstangen aufbauen?


    > Für Fotographie ist die parallaktische Montierung ziemlich zwingend.


    Oder Hufeisenmonti mit "wedge". Dann hat man das Problem der Bildfeldrotation nicht.


    > Ich habe aber schon Ideen, wie man das in den Griff bekommt.


    Kannst Du das näher erläutern?


    > Insgesamt ein 16"ler für die Fotographie schon eine ziemliche
    > Herausforderung. Ich würde erst einmal ausführlich im Web suchen,
    > was andere so gemacht haben.


    Deshalb hatte ich die Frage ja hier gepostet, weil ich dazu relativ wenig gefunden habe.


    Freundliche Grüße: Uwe

  • Hallo Ullrich,


    > Hartpapier ist bestens geeignet und bei recht hoher Festigkeit noch
    > relativ leicht.


    herzlichen Dank für den link! Wie schwer würde denn z.B. ein HP-Tubus für Dein 15"er Dob ausfallen?


    > er wird auch äquatorial montiert für die Fotografie verwendet.


    Ist hierbei Bildfeldrotation ein Thema?


    Freundliche Grüße: Uwe

  • hallo Uwe,


    Die Profile sind von der Fa. ITEM in Solingen.


    Ich verwende diese Profile auch beruflich im Sondermaschinenbau.
    So habe ich sozusagen eine günstige Quelle dafür.


    Das schöne bei Alu ist, das das Ganze absolut wetterfest ist. (Nach Benutzung kommt natürlich eine Folie über das Teleskop.)


    Bei Alu hat man allerdings das Problem der relativ grossen Wärmeausdehnung.
    1 Grad Temperaturänderung bringt bei mir ca. 1/100mm Fokusverschiebung. Das kann bei der schnellen Öffnung schon bemerkbar werden.


    Da der Fokus ohnehin elektrisch gesteuert wird, ließe sich das auch softwaremässig kompensieren.


    Ich habe auch aus beruflichen "Altbeständen" mehrere Präzisionsgetriebe von Harmonic Drive. Diese werden dann über Zwischengetriebe mit Schrittmotoren als Antriebe für Alt und Az eingesetzt. Grundsätzlich könnte ich meine Gabel auch noch schräge aufstellen für eine parallaktische Montierung. Das ist aber nur als Notlösung vorgesehen, wenn das Andere nicht geht.


    Die Altaz-Monti hat neben der besseren Statik auch noch die Vorteile, dass man die klassische Spiegelzelle nach David Kriege einsetzen kann und vor allem dass man einen festen Einblick-Winkel am Tubus hat. Bei der parallaktischen Monti wandert der OAZ halt überall hin, nur nicht da, wo man bequem reingucken kann. Dafür kann man den Tubus drehbar machen, dass ist bei 16" mit fotografischer Stabilität aber nicht mehr ganz einfach.


    Den OAZ habe ich nach Crayford selbstgebaut. Das ist nach meinen Erfahrungen eigentlich kein Problem. Der OAZ ist über ein grosses Kugellager mit 60mm Durchlass am Tubus befestigt. Über einen Riemenantrieb wird dann der ganze OAZ zur Feld-Derotation gedreht.


    Als Steuerungssoftware verwende ich die Software von Mel Bartels.
    Diese PC-Software (am besten unter MS-DOS verwenden!) liefert neben den Schrittmotorimpulsen für die Altaz-Nachführung auch Impulse für die Feld-Derotation. Ausserdem kann man noch die Impulse für den elektrischen Fokusantrieb erhalten.


    Das tolle an der Mel Bartels - Software ist vor allem, dass man über eine serielle Schnittstelle nach assen auch ein LX200-Protokoll erhält. Damit lässt sich dann über einen zweiten PC alles Mögliche an weiterer Steuerungssoftware einsetzen.


    Ich möchte zur Ansteuerung das Programm TeleAuto der Franzosen einsetzen. Dies Programm kann dann meine Audine-Kamera steuern und das Autoguiding übernehmen. Hier soll auch das Problem mit der Leitsterndrift bei Abweichung vom Drehmittelpunkt des Feld-Derotators gelöst werden.
    Aber das ist noch Work in Progress.


    Das finde ich aber das Schöne an der Arbeit als Amateur, dass man einfach mal was Neues ausprobieren kann, ohne vorher 100% wissen zu müssen das alles auch funktioniert. Obwohl diese Vorgehensweise neuerdings auch bei den Profis vorkommen soll (siehe LKW - Maut - System[:D]).


    Bei der Fotografie mir grossen Öffnungen haben wir wohl ein Gebiet, wo man entweder sehr viel Geld mitbringen muss, um auf fertige Lösungen zurück zu greifen, oder man muss sich halt als Bastler im besten Sinne des Wortes betätigen.


    clear skies


    Wolfgang

  • Der Tubus für den 15er wiegt dann etwa 16kg bei 5mm Wandstärke, 460mm Tubusdurchmesser und 1900mm Tubuslänge. Das HP ist wetterfest und läßt sich bestens ohne Spezialwerkzeug bearbeiten - für meine Begriffe besser noch als Holz, da es keine Faserrichtung gibt.


    Auch anlaminieren von Aluschienen mit Epoxy bzw GfK ist möglich. All das werde ich bei meinem Projekt verwirklichen.
    Das Problem mit der Bildfeldrotation habe ich nicht, da ich ja eine äquatoriale (parallaktische) Montierung verwende. (AOK WAM 650)


    Gruß


    ullrich

  • Hallo Ullrich,


    der Tubus für meine Zwecke würde lt. Krüger & Sohn 14,4 kg wiegen. Dürfte mit Alu / CfK kaum so leicht hinzubekommen sein. Und der Preis (255€) ist auch noch im Rahmen. Danke nochmal für die Info.


    > Auch anlaminieren von Aluschienen mit Epoxy bzw GfK ist möglich.


    Warum laminieren statt schrauben?


    Freundliche Grüße: Uwe

  • Hallo Uwe -
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Warum laminieren statt schrauben?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Weil man damit die Festigkeit an den stärker belasteten Stellen erhöht. Da kommt es auf ein oder 2kg nicht mehr an.
    Außerdem müsste ich sonst den Radius des Rohres in die Alu-Wangen reinfräsen, was nicht so einfach ist.


    Gruß


    ullrich

  • Hallo Ullrich,


    &gt; Da kommt es auf ein oder 2kg nicht mehr an.


    na gut, wenn das so ist... ;)
    Wollte nämlich gerade fragen, ob man nich durch gezieltes "Lochen" des Krupax-Rohres noch Gewicht einsparen könnte.
    Hast Du die Spiegelhalterung selbstgebaut - wie sieht sie in etwa aus?


    Grüße: Uwe

  • Ich nehme die ursprünglichen Einbauteile wie Spiegelzelle, Spinne und FSP-Halter aus dem vorhandenen Teleskop, alles von Discovery. Dessen Tubus ist 'auf' - weil aus Pappe. Die HS-Fassung hat ein paar Mängel, die ich beseitigen will.
    Dazu habe ich zwar Ideen, aber noch keine endgültigen Lösungen.


    Da ja auch mein 8" Bino-Dob 'Zwilling' auf Weiterbau wartet, muss der 15" halt etwas warten.


    Gruß


    ullrich

  • Entschuldigt die Einmischung,
    aber gehört zur Tubusfrage nicht das Thema Tubusseing? Zumal ein Argument gegen einen offenen Tubus -die Körperwärme- wegen des Haupteinsatzes Fotografieren ja entfällt.
    Wenn Gitter, dann ist das Verhältnis Stabilität/Gewicht bei Anwendung von v-förmig angeordneten (nicht gekeuzten!) Streben erwiesenermaßen das beste.
    es grüßt Lutz

  • hallo Uwe,


    der Hartpapiertubus sieht ganz interessant aus.


    Was ich aber vorher klären würde ist die Frage der Steifigkeit.


    Bei 460mm Tubusdurchmesser und einem Gewicht des Spiegels mit Zelle von über 20kg kriegst du gerade bei einseitiger Befestigung bei einer parallaktischen Monti schon ganz schöne Kräfte auf den Tubus.


    Bei einem schnellen Newton sollte die Änderung der Justage zwischen Waagegerecht- und Senkrechtstellung wohl nicht mehr als 0,5mm betragen. Bei meiner Strebenkonstruktion lässt sich keine Änderung der Justage zwischen Senkrecht und Waagerecht erkennen.
    Ob der Hartpapiertubus so stabil ist, da hätte ich doch Zweifel.


    Vielleicht hat jemand anderes dazu Erfahrungen.


    Ausserdem würde ich noch mal durchdenken, ob du mit der Einblickposition bei starrer Befestigung des Tubus immer klarkommst. (Du willst sicher nicht nur Fotografieren.)



    Der Ullrich plant mit seiner WAM 650 schon eine ziemlich gewaltige Lösung (kostet über 5000 €).
    Das ist aber wohl auch nötig.


    Überhaupt ist die Monti wohl eher das zentrale Problem.
    Hast du da schon Ideen dazu?


    clear skies


    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    &gt; Vielleicht hat jemand anderes dazu Erfahrungen.


    ja, würde mich auch interessieren.


    &gt; Überhaupt ist die Monti wohl eher das zentrale Problem.


    Du hast Recht. Da war ich hinsichtlich der Tragfähigkeit meiner Gemini G41 doch etwas blauäugig.


    &gt; Hast du da schon Ideen dazu?


    Ja: 16"er vorerst als Dob belassen und Umbauprojekt verschieben, bis eine größere Monti "drin" ist.


    Freundliche Grüße: Uwe

  • Moin,
    ich kann den Einwand von Lutz mit Tubusseeing nur unterstützen.
    Mein Keck III Teleskop hat einen Volltubus (16" f5), und ich habe praktisch immer seeing Probleme. Heck-Lüfter hilft, aber ich werde noch seitliche Löcher in den Tubus reinbohren und dort ebenfalls Lüfter ansetzen.


    Das Thema Tubussteifigkeit kann man vielleicht verbessern, wenn Du die Streulichtblenden etwas dicker ausführst, z.B. aus Multiplexholz. Gewicht war ja nicht das Hauptproblem.


    Weiterhin viel Spass beim Bauen,

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