Problem mit Newton 114/900

  • Hallo an alle!


    Ich habe letzte Nacht bei der Beobachtung einige merkwürdige Erscheinungen gehabt, die ich, mangels Erfahrung, nicht so richtig einordnen kann :


    1. Der Sterntest an Polaris zeigt mir intrafokal ( defokusiert Richtung in des Tubus ) schönde runde Kreise, wobei der äußerste Kreis heller und dicker ist als alle anderen. Alle Kreise sind nicht unterbrochen oder schief und der innerste Kreis ist ebenfalls genau im Zentrum. Ein Schönheitsfehler zeigt sich jedoch : An einer Stelle ist der Kreis etwas "eingedellt" und zieht scharfe Spikes nach außen hin. Extrafokal bekomme ich überhaupt keine definierten Kreise hin. Was kann man hier zu den Phänomenen (Delle, Spikes, extrafokal) sagen?


    2. Ich bekomme selbst mit kleinster Vergrößerung keine vernünftigen kreisförmigen Abbildungen der Sterne (vorallem helle) hin. Es zeigen sich kurze Spikes drumherum und/oder der Stern ist aufgebläht.


    3. Bei höchster Vergrößerung zeigen sich (helle) Sterne als ein Häufchen von Beugungslinien und das gleichmäßig in alle Richtungen. Sehr helle Sterne zeigen einen deutlichen Halo um den Stern herum (Fast so, als wenn man die Halo von Holmes zu seiner besten Zeit über den Stern legt).


    4. Als ich gestern versuchte den Mars zu Beobachten, hatte ich vorallem mit der kleinsten Vergrößerung drei weitere Abbilder des Mars im Okular, die um das Original herumtanzten. Außerdem zeigte sich bei allen Vergrößerungen ein einzelner Lens-Flare in der Abbildung. Als ich versuchte den Flare über das Marsbild zu legen (indem ich RA/DE an der Montierunge leicht änderte) huschte immer wieder ein heller, breite Lichtpunkt durchs Bild. Als man Jupiter beobachten konnte hatte ich diesen Effekt nie, obwohl er ja mindestens genauso hell ist wie Mars im Moment.


    Ich bin momentan bei allen Punkten komplett ratlos. Bei 4. geht meine Vermutung in Richtung Lichtreflexionen, die im Tubus/OAZ entstehen.


    Meine Ausrüstung besteht aus TS 114/900 Newton, Kellner 25mm, Kellner 10mm und TS SWM 6mm. Alle Okulare sind 1 1/4".

  • Hallo Jürgen.




    Zu 1: Einen Zacken im ansich runden Beugungsscheibchen, das deutet auf eine verspannte Opik hin.
    wahrscheinlich ist eine der 3 Klammern des Hauptspiegels (oder eine der Druckschrauben von der Hauptspiegeljustierung) zu stark angezogen oder FS in seiner Fassung verspannt.


    Zu 2: das könnte eine Folge von 1 sein


    Zu 3: das klingt für mich nach dem Halo eines beschlagenen Okulares oder Fangspiegels.


    Zu 4: könnte eine Folge von 3 sein oder ein "Geisterbild" im Okular. Haben mehrere Okulare diese Erscheinung gezeigt?


    Keine Sorge, wahrscheinlich ist der "Schaden" behebbar.

  • Hallo,


    eine Ferndiagnose ist da immer schwierig. Irgendwie liest sich das alles wie eine verspannte Optik. Entweder ist die Optik zu fest eingespannt (sowas erklaert z.B. multiple Bilder) oder sie ist nicht richtig ausgekuehlt.


    Ich habe einen Skywatcher 200/1000er Newton, der waehrend der Auskuehlung auch Helligkeitsausbrueche an Sternen zeigt. Mit der Auskuehlung verschwinden die aber. Wie lange war Dein Rohr draussen, als Du die Beobachtung machtest ? Im Zweifelsfall lieber sicherstellen, dass das Rohr eine volle Stunde ohne Abdeckkappen draussen steht - sind die Fehler dann noch da, ists nicht die Auskuehlung.


    Beim Halo wuerde ich bei kurzen Newtons ja auf sphaerische Aberration tippen, aber der 114/900er hat einen sphaerischen Spiegel, der normalerweise ordentliche Bilder liefern sollte.


    Vielleicht nochmal von einem ortsansaessigen Sternfreund die Justage ueberpruefen lassen. Wenn das Geraet neu ist, ist unter Umstaenden eine Reklamation ins Auge zu fassen. Ist das Geraet aelter, vielleicht mal den Hauptspiegel herausnehmen und die Spiegelhalteschrauben lockern - vielleicht verspannen die bei den derzeitigen Temperaturen den Spiegel.



    PS: Da war der Silvio wieder schneller !

  • Danke für die Antwort Silvio.


    Ob eine Schraube am HS zu stark angezogen ist, werde ich nachher mal testen.


    Der Fangspiegel sollte nicht beschlagen sein, da ich mit einer Tauschutzkappe (Eigenbau, vignettiert nicht) beobachte und der FS auch bei -6C und viel Tau/Wasser in der Luft noch nie beschlagen hat. Die Okulare waren ebenfalls nicht beschlagen; Den Effekt kenne ich schon gut und das war es nicht ;)


    Die Geisterbilder waren am stärksten im 25mm zu sehen und am geringsten im 10mm. Bei 6mm bekam ich den Mars nicht ganz scharf.

  • Hallo Jürgen.


    Also ausgekühlt war es definitiv, da ich die Beobachtungen im Zeitraum von 6 Stunden gemacht habe.


    Die Justage sollte eigentlich auch stimmen, aber da ich ja eh schauen wollte, ob da eine Schraube verspannt ist...

  • Hallo
    1. Intrafokal mehr Kontrast in den Ringen als Extrafokal heißt Unterkorrektur. Das ist so bei einem sphärischn Spiegel. Ist aber nicht weiter schlimm, dieser Test ist brutal empfindlich.
    Die Delle: Ragt der Okularauszug in den Strahlengang? Wenn nicht, ist es eine Deformation im Spiegel ==> verspannt.
    2+3+4: Deutet auf Asttigmatismus durch Verspannungen. Wie schon geschieben wurde, alle 3 Halteschrauben lockern und Luft zum Spiegel lassen. Der Spiegel muss in seiner Halterung leicht drehbar sein.
    Wenn das nicht hilft, umtauschen.
    4: Durch das Bild huschende Lichtpunkte sind Reflexe. Treten je nach Blickrichtung mal auf, mal nicht. Billige Okulare mit nicht hochwertigen Vergütungen machen gerne solche Reflexe. Ansonsten: Durch die leere Okularauszughülse gucken. Alles was da glänzt muss matt geschwärzt werden.

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