Hallo Leute!
Weiß nicht, ob das hierher oder ins Optikbord reinpasst...
Als stolzer Besitzer eines 10“ Binonewtons mit 2“-Anschluss hatte ich immer die Frage im Hinterkopf, wie eigentlich der Vergleich mit einem Newton mit Binoansatz ausfällt. Klar ist natürlich, dass ein Binoansatz nicht mit 2“-Okularen mithalten kann, wie siehts aber bei höheren Vergrößerungen aus?
Meine theoretischen Überlegungen waren dahingehend, dass zur unmittelbaren Vergleichbarkeit dieselbe Lichtmenge pro Auge zur Verfügung stehen muss und dann auch mit derselben Vergrößerung beobachtet werden muss. Da ein 10“ dieselbe Fläche wie ein 14“ mit Binoansatz hat, wo das ankommende Licht in 2 Bilder gespalten wird, und mein Spechtelkollege Herwig zufällig gerade seinen 14“ für Binonutzung umgebaut hat und einen Baader Binoansatz mit 1,25x Glaswegkorrektor sein Eigen nennt, stand einer praktischen Erprobung nichts mehr im Weg (beide Geräte haben f/5).
Zufällig hatten wir auch Okularpaarungen welche ähnliche Vergrößerung ergaben (10,5mm Pentax,/16mmWW und 26mm Meade 5000 Plössl/17mm Nagler). Meine Erwartungen waren eigentlich, dass bei Kugelsternhaufen der 14“ den 10“ wegen der größeren Öffnung abhängt, bei Galaxien der 10“ vorne ist. Die Bedingungen waren mit fst >6m recht gut, folgende Testobjekte wurden angeschaut,
M 15 (10,5mmP/16mmWW)
Die erste Überraschung ist, dass der Anblick in beiden Geräten ident ist! M15 ist im Kernbereich gleich gut aufgelöst, im Außenbereich scheinen mir im 14“ marginal mehr Sterne sichtbar. Das Bild im 10“ hat laut Herwig mehr Tiefe
M57 (10,5mmP/16mmWW)
Wiederum gleiche Helligkeit, ein Mitbeobachter meint, im 10“ die schwächeren Sterne im Umkreis von M57 etwas deutlicher zu sehen.
M27 (10,5mmP/16mmWW)
Ebenfalls sehr ähnliche Bilder, M27 wirkt aber im 10“ dreidimensionaler, man kann fast um die Hantel “herumsehen“.
NGC891 (10,5mmP/16mmWW)
Ich war der festen Überzeugung, hier muss der 10“ den 14“ abhängen, aber das Staubband war in beiden Geräten gleich.
NGC 6946 (10,5mmP/16mmWW)
Nach langem Hin und Her meinte ich, dass der 3. Spiralarm im 10“ etwas deutlicher zu sehen ist
M31 (17mm/26mmPl)
Das Staubband erscheint im 14“ erstaunlicherweise etwas schwärzer, aber mit dem 10“ und den 17mm Naglern mit 82Grad fällt man richtig ins Bild rein. Da kann der Binoansatz zumindest vom Gesichtsfeld her nicht mehr mit.
Eulenhaufen in der Cassiopeia (mir fällt die NGC-Nummer nicht mehr ein, 17mm/26mmPl)
Identische Bilder, im 10“ wirkts allerdings räumlicher.
Für mich eher überraschendes Fazit von der Beobachtungsnacht: Die Praxis bestätigt eigentlich die Theorie, dass bei gleicher Vergrößerung ein 10“ Bino einem 14“ Newton mit Binoansatz ebenbürtig ist. Von der Transportabilität und der Justierstabilität ist die Lösung mit Binoansatz sicher besser. Gerade bei Okularen mit kurzer Brennweite ist durch den ziemlich überflüssigen Messingspannring die Deckung beider Bilder manchmal etwas problematisch, beim Binoansatz kann man einfach eine Barlow vorschalten.
Natürlich kann ich im 10“ den Nordamerikanebel mit OIII-Filter und 40mm Pentax formatfüllend anschauen, was beim Newton mit Binoansatz technisch nicht möglich ist, wenn ich allerdings mein Bino nur für 1,25“-Okulare ausgelegt hätte, wäre eine Investition in einen etwas größeren Newton mit gutem Binoansatz die bessere Wahl gewesen. Andererseits – ein 14“ Echtbino wäre dann äquivalent zu einem 21“-Newton mit Binoansatz, was schon ein ziemlicher Pragger ist. Wäre vielleicht was für das nächste Selbstbauprojekt [:D].
Grüße
Martin