Gegen 18.00 Uhr erfolgte noch eine kurze Abstimmung mit Rene per Telefon – hmm – was meinst Du – sollen wir es wagen ??? Mittlerweile waren im Westen Wolken aufgezogen – auch der Rest des einsehbaren Himmels war von Cirren durchsetzt.
Hmm – schwierig. Egal wohin das Auge blickte – vom wolkenfreien Nachmittag den ich im Garten auf der Liege genoß keine Spur mehr.
Ach egal – “no risk, no fun” dachte ich bei mir. [;)]
Gegen 19.20 Uhr traf ich am Beobachtungsplatz ein. Schon auf der Fahrt war von den auf-kommenden Wolken im Westen nichts mehr zu sehen. Der Horizont färbte sich orange – ein schöner Anblick. Leider nur für kurze Augenblicke – immer wieder versperrten Bäume und Büsche den Blick gen Westen auf der Fahrt gen Reinsehlen.
Angekommen wurde die Giro samt 115er TMB aufgebaut und Jupiter angepeilt. Aufgrund seiner bereits sehr niedrigen Stellung kein lohnenswertes Objekt mehr. Auch die sichtbaren Monde konnten nicht mehr scharf gestellt werden – es war einfach zu unruhig.
Während ich dem Refraktor Zeit ließ um sich der Außentemperatur anzupassen genoss ich den Sternenhimmel mit dem 7x50 Fernglas.
Als es bereits völlig dunkel war und die Milchstrasse wie ein matt glimmendes Band den Ze-nit einnahm trudelte Rene ein.
Schnell wurde sein 10er Dobson startklar gemacht und die Reise im Meer der Sterne be-gann.
Alle Details und Objekte die wir uns anguckten würden hier den Rahmen sprengen... aber es war eine absolut geniale Nacht. Während die vorherige Nacht recht kalt und feucht war (und am frühen Morgen bereits die Nässe auf dem Tubus und dem Stativ gefror sowie der Sucher und Peiler immer wieder freigewischt werden mussten) wehte nun ein leichter Wind, der dafür sorgte, dass wir ohne diese Einschränkungen die Nacht genießen konnten.
Die Transparenz war phantastisch und etliche Galaxien zeigten Details die ich bei diesen Geräten bisher so nicht gesehen hatte. Aber nun der Reihe nach.....
Bereits der Nordamerika Nebel war ohne Filterung direkt gut zu erkennen, ein UHC brachte natürlich die Struktur deutlicher heraus. Aber der O3 war noch deutlich besser. Deutlich zeichneten sich die Umrisse – vor allem aber die Bucht von Mexiko im 35er und 22er Panop-tik. Auch der Pelikan-Nebel war kein Problem. Sowohl im 10“ert als auch im kleinem Refrak-tor war die Betrachtung ein Genuss. Der Hammer aber dann war der Cirrus – Nebel. So viele „Verwirbelungen“ entlang der Hexenklaue hatten wir bis dato bei diesen Öffnungen noch nicht erleben dürfen. Während wir dieses Objekt im Dobson bei hoher Vergrößerung immer wieder genussvoll „abfuhren“ zeigte sich bei schwacher Vergrößerung im TMB sowohl der Sturmvogel als auch die Hexenklaue im Gesichtsfeld. Beide Teile waren in den Geräten eine Augenweide. Jetzt ein 20“er schoss es uns in den Kopf ![:p][:p]
Nun folgte M31. Alle drei (M32, M31 und M110) auf Anhieb und komplett im GF. Aber was war das – M31 konnte ich selbst bei 16-facher Vergrößerung nicht komplett unterbringen – so ausgedehnt zeigte er sich mir selten. Der Kern extrem hell – im Zentrum ein kleines noch helleres Gebiet und nun kommt’s; [:p][:p] Im Dobson konnten wir deutlich und direkt zwei Staubbänder beobachten – wow – was für ein Erlebnis. Zwischen den beiden Bändern immer wieder helle, diffuse Partikel des Nebels. Auch der 4.5“er zeigte das größere Staubband wenn man von indirekter zu direkter Beobachtung wechselte. Das war krass. [:p][:p]
Auch M32 und M110 deutlich wie selten zuvor. Wird es auch möglich sein M33 als Spirale zu erkennen ??? Rene peilte in die Richtung und fing M33 ein. Ein Lachen entfuhr ihm und die Bemerkung „das ist der Wahnsinn – komm mal schnell rüber“. Ich erinnere mich nicht daran jemals M33 in 10“ spiralförmig gesehen zu haben. Hier war diese Struktur direkt sofort zu erkennen – wie eine Sonnenblume entfuhr es uns. Wir konnten uns gar nicht satt sehen – wechselten ständig vom 10“er zum 4,5“ – verglichen, stellten schwache und hohe Vergröße-rungen ein und probierten so ziemlich alle Okulare durch.
In der Regel hörte der Genuss bei den Glx so ab etwa 100-fach auf – doch diese Nacht war was besonderes. M31 wurde mit knapp 200-fach im Nagler bei entsprechendem GF abgefahren – immer wieder genossen wir ander Ansichten und Darstellungen. Es war phantastisch. Warum – ja warum nur konnte das WE nicht noch den MONTAG beinhalten ??? Rene murmelte zwischendurch .... „und Morgen melde ich mich krank“ [;)]Dann kam Rene eine verwegene Idee – ich habe ihn schon auf Teneriffa gesucht aber auch dort nicht wahrgenommen – den California Nebel. Warum sollten wir es nicht mal probieren – Perseus erhob sich bereits im Osten und der Bereich wurde angepeilt. Wegen der gr. Ausmaße des Nebels verwendeten wir meinen Refraktor der mit einem 40mm Okular bestückt wurde. Wir guckten beide immer wieder hintereinander rein – konnten aber nicht deutlich sagen ob wir dort nun war oder nicht. Lediglich eine leichte Aufhellung (im O3) war erkennbar – aber sehr diffus ohne irgendwelche Struktur. Das sollte nun doch nicht sein – aber immerhin genossen wir noch zum Schluss die Plejaden, welche sich bei 16-fach komplett im GF eines 50er Okulares abzeichneten. Um die hellsten Sterne herum konnte man eine leichte nebelartige Aufhellung beobachten – aber nur leicht und un-deutlich. Aber immerhin.
Auch dieser Eindruck war neu für mich.
Natürlich wurden noch diverse M und NGC Objekte eingestellt, darunter der Omega – Nebel, M20, M11, M37, M36, M38, M57, M3, M13, M92, M5, M15, M81, M82, M97, Albireo und viele andere. Aber hier wollte ich nur die Objekte die uns am meisten fesselten beschreiben.
Die KS und OS zeigten sich wie eh und je – am Schönsten in mittlerer und hoher Vergrößerung.
Während ein 10“ naturgemäß etliche KS bis in das Zentrum hinein auflöst bleibt im 4,5“ das Zentrum leicht verwaschen. Aber auch das hat seinen Reiz – ein majestätisches Glimmen – bei schwächerer Vergr. Mit zunehmend körniger Struktur bei ansteigender Vergrößerung.
M36, M38 und M37 gefielen bei etwa 100-fach mit dem SW-Zoom bei 8mm und riesigem GF.[:p]
So bleibt noch genügend „Luft“ drum herum welche für einen schönen Eindruck wichtig ist.
KS beobachtete ich bis hin zur 230-fachen Vergrößerung – mehr war dann doch nicht drin.
Als sehr angenehm haben sich neben den Festbrennweiten wieder die Zoom’s bewährt. Es ist einfach eine Freude das Objekt ohne dem Wechsel der Okulare bei unterschiedlichen Einstellungen zu betrachten.
Gegen 1.00 Uhr bauten wir dann ab – der Wind hatte gedreht und nun doch deutlich zuge-nommen.
Immerhin wollte ich noch wenigstens zwei Stunden schlafen bevor der Wecker mich unsanft aus den Schlaf reißt.[}:)][}:)]
Viele Grüße
Copernicus