Mein 7 Minuten Problem (Autoguiding)

  • allo zusammen!


    Eine Frage an alle Guiding-Erfahrenen:
    Ich guide mit Leitrohr einen 8" Newton. Bei Aufnahmen mit 6min sitzt jeder Frame zu 100%, ab 7min leider nur mehr jeder zweite. Anfangs dachte ich an mangelhaftes Einnorden. Nur läßt sich der Effekt in jeder Nacht nachstellen. Nun ist die Frage wo ich anfangen soll zu suchen. Leitrohrbefestigung? Spiegelshifting? Doch das Einnorden mit Polsucher?
    Die Montierung ist an sich recht genau, eine MAM-20 mit 6 Bogensekunden Fehler peak to peak. Hier noch ein Bild des Setups. Ich wäre über ein paar Hinweise dankbar, wo ich ansetzten könnte, um das Problem in den Griff zu bekommen.


    Grüße und cs,


    Uli


  • Hallo Ulli,
    deine Probleme sind bestens bekannt. Du bist nicht der Einzige, der sich mit so etwas rumschlägt. An deiner Montierung wird es kaum liegen. Und man kann wohl davon ausgehen, dass du richtig eingenordet hast.
    Es ist ganz einfach das leidige Problem mit dem Shifting des Leitrohrs oder eines der anderen Komponenten. Auch dein Newton ist ein heißer Kandidat wenn es um die Schuldfrage geht.
    Ich habe vor einiger Zeit mal diesen Bericht dazu geschrieben.
    Vielleicht hilft der etwas? http://www.gwaquarius.com/oag.htm

  • Hallo Jürgen, hallo Gerarld!


    Danke für eure Unterstützung. Ich habe bei Aufnahmen ab sieben Minuten Strichspuren. Da meine Montierung sonst sehr genau läuft, denke ich es liegt an einer mechanischen Verschiebung zwischen Haupt- und Leitrohr, so wie von Gerald angesprochen. Dein Artikel ist sehr aufschlussreich Gerald!
    Ich muss mal sehen, wie ich das besser in den Griff bekommen kann. Da mir fürs erste zehnminütige Einzelbelichtungen reichen, werde ich zuerst das Leitrohrsystem ohne Schellen mit verstärkter Mechanik testen. Ich guide mit 355mm, in der Regel nehme ich die Verstellmöglichkeit sowieso nicht wahr. Ein Leitstern ist in 95% der Fälle vorhanden. Wie gesagt, wenn ich damit fürs erste auf 10min komme reicht dass. Unter meinem Himmel zuhause ist das Einzelbild dann sowieso durchbelichtet. In den Alpen wie vor Kurzem ginge sicher mehr. Die Geschichte mit dem OAG klingt auch sehr interessant. Allerdings werde ich diese Technik vorerst umgehen, solange meine Kamera noch eine DSLR ist. Eine sehr wahrscheinlich zukünftige, richtige CCD hat dann wohl auch eine Systemumstellung Richtung OAG zur Folge. Aber das hat noch Zeit bis großformatige CCD-Chips in preislich attraktiverer Regionen fallen.


    Grüße und cs,


    Uli

  • Hallo Uli,


    habe mich genau mit dieser Problematik über ein Jahr beschäftigt und alles (wirklich alles) probiert, am Ende weicht das Leitrohr immer vom Hauptrohr ab, es ist ein in Abhängigkeit von Belichtungszeit und Brennweite aufretender Summenfehler verschiedenster Herkunft.


    Auch wenn Du die Schellen DIREKT ohne Verstellung befestigst, keine Chance, da der Hauptspiegel während der Belichtung verkippt.


    Trotzdem wünsche ich Dir viel Erfolg und hoffe, Du kommst auf 10 Minuten (war stehts auch mein Ziel, blieb aber unerreichbar).


    Gruß und cs,


    René


    PS: Es ist schon sehr interessant, wie oft ein Thread mit diesem Thema eröffnet wird, so langsam wird der Begriff "Leitrohr" zum Schreckgespenst?

  • Hallo,


    da ich mich ja neulich auch mit Euch über das Thema unterhalten habe, möchte ich auch noch mal was von meinen Erfahrungen schreiben, die ich inzwischen "experimentell" nachvollzogen habe.


    Nach meiner Erfahrung ist die Mechanik das kleinere Übel bzw. das kann man je nach verwendeter Mechanik in den Griff bekommen.
    Das Hautproblem ist die optische Achse, dies kann man beweisen und messen, da 2 Achsen die nicht 100% aufeinander ausgerichtet sind sich "immer" weiter voneinander entfernen und sich bei 90 Grad wieder annähern und nach 180 Grad wieder kreuzten usw. (2 Kreise die versetzt übereinander liegen)


    Ein Beispiel zum Verständnis was gemeint ist, 20*10 Minuten Belichtungszeit zeigt jedes aufgenommene Bild einen leichten Versatz in die gleiche Richtung nach dem 20. Bild kann je nach Brennweite das schon im Bereich von Bogenminuten liegen, und man kann an der Mechanik "rütteln und biegen" wie man will, man kann eindeutig feststellen das man die Gesichtsfelder nie wieder aufeinander bekommt.(Im Vergleich zur Anfangsposition. )


    D.h. die anfänglichen Gesichtsfelder der beiden Optiken haben sich tatsächlich voneinander "entfernt", weil Sie 2 unterschiedliche Kreisbahnen "folgen" die sich 90 Grad lang entfernen. (wie oben beschrieben)


    Natürlich kann man auch das Problem in den Griff bekommen, wenn viele viele Faktoren 100% stimmen oder man hat Glück an einem Abend wo es beim Aufbau zufällig grade stimmt bzw. nicht so grafierend ist. Aber wenn man jedes Mal neu Aufbauen muss ist das eigentlich fast unmöglich, dies 100% genau auszurichten, und dann kommt event. erst der mechanische Faktor durch verbiegen durch Gewichtsverteilung dazu (je nach verwendetem Equipment).


    Die Haupt Fehlerquelle die Auftritt trotz großer Sorgfalt an das man an das Problem herantritt dürften die OAZ und die Kameraadaption selber darstellen (vorausgesetzt die Teleskope stimmen) es müsste theoretisch genau die Pixel in der Mitte auch tatsächlich genau auf der optischen Achse liegen, und das bei 2 Teleskopen, und dann könnte man erst die 2 zueinander ausrichten... was ja nun auch nicht wirklich leicht währe soll es den Pixelgenau sein.


    Soo, habe fertig !

  • Lieber Uli,


    wir reden hier ja von wirklich kleinen Abweichungen. Ich habe mal das Gesichtsfeld meines 4"/900 mm-Refraktors durch die Y-Pixelanzahl der EOS 350 D geteilt und kam auf 1/5000 Grad pro Pixel. Wenn also nach sieben Minuten das Bild der DSLR und der Nachführkamera am "Leidrohr" um nur 1/1000 Grad voneinander abweichen, hätten wir eine mindestens 5 Pixel lange Strichspur.
    Wenn man davon ausgeht, dass sich der gesamte Aufbau pro Minute 0,25 Grad (pro Tag 360 Grad) um die Teleskopachse dreht, dann kriegt man diese kleinen Ungenauigkeiten schnell zusammen.
    Nun müsste man gucken, welche Fehler man verringern kann:
    a) Spiegelshifting (das sind ja zwei Faktoren, einmal eine Verkippung durch sich ändernden Schwerkraftangriff und ein "Rollen", da sich der Tubus ja um sich selbst dreht) -> nix zu machen
    b) Leitrohrschellen -> drauf verzichten (Gerald schreibt ja auf seiner HP, dass das was bringt)
    c) Tubusinstabilitäten -> nix zu machen
    d) OAZ, hier könnte man vielleicht noch einmal gucken, speziell die Newton-Auszüge sind ja kürzer als beim Refraktor. Aber auch der OAZ des Leitrohres muss bombenfest sein. Vielleicht könnte man da eine Barlow einsetzen, damit man den OAZ nicht so weit rausdrehen muss.


    Du guidest anscheinend nicht mit dem Notebook, zumindest kann ich auf dem Bild von Deinem Setup keinen sehen. Da der Fehler einigermassen linear zu sein scheint, müsste ein "state-of-the-art" Autoguiding-Programm ihn anhand von zwei Deiner 6-Minuten-Aufnahmen eigentlich berücksichtigen können. Will meinen, man berechnet die "warum-auch-immer"-Verschiebung anhand von zwei Bildern am Serienanfang und guidet dann entsprechend verschoben.


    Mit einem OAG wärest Du Deiner Nachführprobleme wohl ledig und würdest keine Beobachtungszeit opfern, aber hier ist vielleicht auch der Weg das Ziel.


    Viele Grüsse


    Martin

  • Hi Uli,


    Auch ich stand vor einiger Zeit vor diesem Problem und die Lösung kann ich gleich vorweg nehmen: OAG.
    Ich nachhinein ist es mir ein Rätsel daß es Leute gibt die mit Leitrohr guiden können. Wie man es
    schafft das mechanisch so stabil hinzubekommen und noch dazu die verschiedene Temperaturdrift
    von zB Newton gegen Refraktor kompensieren kann...es ist mir ein Rätsel.
    Die einzig wahre Lösung für mich heißt OAG. Nur dann hat man die Chance gut nachzuführen.


    lg,
    Michael

  • Hallo Martin,


    das Problem wollte ich schon damals mit Hilfe der FS2-Funktion "Kometennachführung" lösen, da aber sehr viele Berechnungen notwendig sind, welche sich täglich unterscheiden, macht es auf Dauer keine Freude. Wenn es am Ende mal klappt, ist es trotzdem Glücksache, der Driftwinkel ist ja nicht immer gleich.


    Gestern Abend habe ich vier Stunden auf NGC891 (Bild folgt später) gehalten, das erste Bild liegt exakt auf dem letzten Bild. Beim Leitrohr wäre das Objekt bereits (fast) aus dem Gesichtsfeld gelaufen. Beim OAG kann man gar nicht erkennen, wenn die Kamera das "frische" Bild bringt, ich beobachte das immer wieder mit großer Freude, wenn keine Drift zu sehen ist...


    Es bleibt also nur die Verwendung von einem OAG.


    Gruß und cs,


    René

  • Lieber René,


    naja, ich dachte mit dieser "Nachführkorrektur" auch eher daran aus Ulis 7 Minuten- ein 10 Minutenproblem zu machen.
    Ich bastele seit ein paar Monaten an einem kleinen Autoguider und suche nach Features, die ich da reinstopfen kann :)
    Dachte mir, dass man da zwei DSLR-Frames mit n Sekunden Abstand anguckt, Drift in Pixeln berechnet und dann über das
    Brennweiten- und Kamerapixelgrössenverhältnis eine Korrektur in Webcampixeln ermittelt.


    Mit einem OAG scheints mir so zu sein wie damals mein Umstieg von der Lidl-Monti auf die ADM. Man ärgert sich, dass mans nicht schon viel früher gemacht hat.


    Viele Grüsse


    Martin

  • Hallo Martin,


    ja genau, wenn ich heute überlege, welch ein Aufwand ich betrieben habe, nur um aus 7 Minuten etwa 10 Minuten zu machen, so ein blödsinn. Am Ende hat es nichts gebracht, weil aus meinem 8-Zöller wegen Aufrüstung plötzlich ein 12-Zöller wurde, da beides F/4 hatte, war die Brennweite nun länger und ich war wieder bei meinen 7 Minuten...?



    Dann wollte ich noch die Schuld der OTE-Montierung geben... Jetzt habe ich eine ALT-5, der kann ich keine Schuld geben, Schneckenfehler, falls meßbar unter 2".


    Die unendliche Geschichte hatte erst mit dem OAG ein Ende, ganz klar und praktisch über Nacht (im wahrsten Sinne)!


    Welcher OAG jetzt in Frage kommt, ist dann zweitrangig, es muss nicht meiner sein...


    Gruß und cs,


    René

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