Hallo Freunde der Nacht,
am vergangenen Samstag hatte ich mal wieder die Gelegenheit, ein paar Stunden zu beobachten. Vorgenommen hatte ich mir Objekte, die im Karkoschka nicht drinstehen, aber mit 8'' noch einiges hermachen sollten.
Zeit: 06.10. 21:30 Uhr bis 07.10. 01:00 Uhr
Ort: Jüchen-Wallrath
Objekte: NGC 7008, NGC 6888, Stock 23, NGC 1502, NGC 1501, NGC 188, NGC 40
Zum Beobachtungsort ist zu sagen, dass es sich möglicherweise um einen der dunkelsten Orte im lichtverseuchten Städtedreieck zwischen Mönchengladbach, Neuss und Grevenbroich handelt. Dunkel ist hier allerdings reichlich relativ zu verstehen, da die allseitigen Lichtdome der umgebenden Städte bis zu 40 oder 50° Höhe kaum mehr als einen Vorstadthimmel mit ca. 4m5 Grenzgröße zulassen, darüber wird es besser, zenithnah liegt die Grenzgröße sicherlich oberhalb 5m, die Milchstrasse ist eindeutig mit bloßem Auge sichtbar.
Auf dem Programm standen daher zenithnahe Objekte, weiterhin wollte ich meinen Horizont erweitern und hatte mir daher Beobachtungsziele herausgesucht, die nicht im Karkoschka zu finden sind.
Begonnen habe ich im Schwan und als Testobjekt für den Himmel zunächst den Nordamerikanebel NGC 7000 (der steht noch im Karkoschka) aufgesucht. Bei 37x und mit OIII-Filter schwach, aber eindeutig zu sehen, für mich der Indikator, dass sich eine Beobachtungsnacht lohnen könnte.
Von dort aus ging es dann per Starhopping weiter zu <b>NGC 7008</b>, einem planetarischen Nebel im Niemandsland zwischen Schwan und Kepheus. Angeschmiegt an einen recht hellen Doppelstern fand sich bei 37x ein kleines Nebelchen, das bei 150x bohnenförmig imponierte und bei 200x und indirektem Sehen zwei schwache Sterne im Nebel (einer davon offensichtlich der Zentralstern) und einen kleinen Lichtknoten im nördlichen Bereich zeigte. Im OIII-Filter kam dieser Lichtknoten nochmals deutlicher heraus, dafür waren die Sternchen im Nebel verschwunden. Ein interessantes Objekt, das bei besseren Bedingungen sicherlich auch mit kleinerer Öffnung Spaß machen dürfte.
Zurück über alpha und gamma Cygni hangelte ich mich zum bekannten Crescent-Nebel <b>NGC 6888</b> weiter. Dort angekommen hatte ich einige Mühe, den hellsten Nebelanteil zwischen den umgebenden Sternen aufzuspüren. Bei indirekten Sehen war ein schwacher Nebelbogen in Form eines Viertelkreises zu erkennen, der mit OIII-Filter nur wenig deutlicher wurde. Die schwächeren, südlich gelegenen Nebelanteile waren visuell nicht machbar.
Danach Szenen- bzw. Sternbildwechsel. In der Giraffe wollte ich einen Blick auf die einander benachbarten NGC 1501 und 1502 werfen. Gewählt hatte ich eine Starhoppingroute beginnend bei eta Persei. Auf etwa halbem Weg zeigte der SkyMap-Ausdruck eine Raute aus vier eng beieinander stehenden, schwachen Sternen. Dort vorbeikommend war im 8x50 Sucher schwach diffuses Leuchten um diese Gruppe herum zu erkennen. Im Übersichtsokular bei 37x sah ich dann überraschend einen lockeren offenen Sternhaufen mit einer optisch ansprechenden Verteilung der wenigen hellen und zahlreichen schwächeren Mitglieder, insgesamt rund 30 Sterne. Aber warum zeigte mir SkyMap diesen doch recht ausgedehnten Sternhaufen nicht an? Hatte ich etwa eine Neuentdeckung gemacht? [8D] Bei der Nachbereitung per Internetrecherche fand ich schließlich heraus, dass ich zufällig am offenen Sternhaufen <b>Stock 23</b> vorbeigedobst war. [B)]
Kembles Kaskade und damit der offene Sternhaufen <b>NGC 1502</b> waren dann schnell gefunden. Hier haben mir insbesondere die hellen Doppelsterne und eine gebogene Sternenkette im Zentrum sehr gut gefallen. Ein sehenswerteres Objekt als manche Messier-Sternhaufen, wie ich finde. Etwa 1,5° entfernt liegt der planetarische Nebel <b>NGC 1501</b>. Bei 150x und 200x ein blaß graugrünes, fast kreisrundes Scheibchen, das in Momenten ruhigeren Seeings einen teilweise etwas helleren Randbereich herausbrachte. Ein Zentralstern war nicht auszumachen.
Weiter ging es schließlich im Kepheus nahe des Polarsterns. Der offene Sternhaufen <b>NGC 188</b> war das Ziel. Am Rande des Lichtsmogs gelegen entpuppte sich dieses Objekt als ziemliche Enttäuschung, mehr als ein rundes Dutzend ziemlich schwacher Sterne ließ sich kaum wahrnehmen. Aber vielleicht habe ich es auch an den Augen, denn der mit vergleichbar schwachen, aber sehr viel mehr Sternen gesegnete NGC 7789 in der Kassiopeia erschien mir bisher ebenfalls nie sonderlich bemerkenswert. Die Entäuschung des Abends wurde aber der planetarische Nebel <b>NGC 40</b>. Ich habe ihn schlicht und ergreifend nicht gefunden, auch mittels OIII-Blink nicht... An der Helligkeit kann es nicht liegen, diese ist hoch genug. Wahrscheinlich hatte ich NGC 40 an falscher Stelle in den SkyMap-Ausdruck eingezeichnet (leider ist NGC 40 genau wie Stock 23 in SkyMap offensichtlich nicht vermerkt).
Zum Ausgleich habe ich mir schließlich noch einen wabernden Mars mit immerhin hell strahlender Polarkappe gegönnt und danach angesichts der durch die Kleidung kriechenden Kälte und des völlig zugetauten Teleskops zusammengepackt.
Wer ein gescheites Sternkartenprogramm kennt (Guide? The Sky?), darf mir gerne was empfehlen. Oder doch eher was gedrucktes wie den Star Guide Atlas, den Sky Atlas oder gleich die Uranometria 2000?