Sonnenfilterfolie - ACHTUNG?

  • Hi alle,


    ich habe mir Sonnenfilterfolie bestellt. Nun kommen mir folgende Gedanken: wir wissen ja, wie heikel es ist, das Teleskop auf die Sonne zu richten. Ich denke an den Einsatz eines Mondfilters bei meinem 4,5" Newton beim Mond. Dieser Filter war bei meinem 8" einfach zu schwach, es blendet immer noch.


    Weiterhin habe ich sowohl den 4,5" als auch den 8"er auf die Sonne gerichtet, und das was beim Okular rauskam auf Papier abgelichtet. WOW, wurde das heiss! Klappte optisch zwar gut, aber ob der Temperatur liess ich es lieber wieder.


    Nur eins war nicht zu übersehen ->Der 8"er sammelt wesentlich mehr Licht!


    Boah, werden jetzt viele sagen, der Junge hat was bemerkt!


    Bei aller Trivialität frage ich mich, warum man darüber nichts bei der Sonnenfilterfolie liest. Jedenfalls konnte ich noch nichts finden. Wenn ich also die Folie auf Teleskope verschiedener Grössenordnung spanne (4,5" über 12" bis zum n"er), dann frage ich mich, wie die eingehende Strahlung eingeschätzt werden muss???


    Woher weiss ich, ob die Folie mir bei meinem 8"er noch genügend Abschwächung bringt? Wie kann ich feststellen, ab wann es kritisch wird? Hab ich einen Denkfehler, so dass die Öffnung egal ist?

  • Hallo Jörg -
    die Solarkonstante (Lichtleistung incl IR-Strahlung) ist auf dem Boden bei senkrechter Einstrahlung etwa 800 W / qm
    20cm Öffnung sind etwa 0,0314 qm, macht also ca. 25 W, bei 1m Brennweite (f/5) wird das auf etwa 10mm abgebildet. Das ergibt eine Leistungsdichte von 320kW / qm
    Anders: wird im Glas des Okulars nur 2% absorbiert, sitzt da eine Wärmequelle von 0,6W - und jeder weiß, wie gut das Glas die Wärme ableitet....
    Mit einer Sonnenfilterfolie jedoch wird das bei einer Dichte von 3,8 auf 1/7.000 verringert, bei einer Dichte von 5 auf 1/100.000. Diese Strahlungsdichten können keinen Schaden mehr anrichten.


    Hoffe, das jetzt verständlich ausgedrückt zu haben...


    Gruß


    ullrich

  • Hi Ullrich,


    deine Beschreibung ist sehr informativ, danke!


    Jedoch komme ich noch nicht restlos klar, was meine Frage angeht. Entweder ist mit einer Folie beim 4,5er alles Schwarz, während ich beim 12"er eine tolle Abbildung habe, oder ich sehe beim 4,5er alles super und werde beim 12"er...tja, was: geblendet wie beim Mond?


    Ich will mal nicht übertreiben, aber wieso sollte der von mir beschriebene 'Mondeffekt' bei der Sonnenbeobachtung nicht ebenso eintreten?


    Weiterhin beobachte ich bei TeleskopService, dass fertige Filter den Lichteinlass klar verkleinern. Wozu, wenn hier soviel abgeschwächt wird, wenn doch eh 'nix' übrig bleibt?

  • Hallo Joerg,


    >Nur eins war nicht zu übersehen ->Der 8"er sammelt wesentlich mehr Licht!


    >Woher weiss ich, ob die Folie mir bei meinem 8"er noch genügend Abschwächung bringt? Wie kann ich feststellen, ab wann es kritisch wird? Hab ich einen Denkfehler, so dass die Öffnung egal ist?


    Der Denkfehler könnte darin liegen: Du machst gedanklich, glaub ich, keinen Unterschied, wo der Filter liegt.
    Die Folie ist ja die gleiche wie in der SoFi Brille. Aufsetzen und in die Sonne schauen.
    Es kommt nur noch ein geringer Anteil Sonnenlicht durch.
    Ebenso beim Newton. Die Folie kommt über die Tubusöffnung und läßt nur noch einen kleinen Anteil durch. Dieser kann problemlos verarbeitet, sprich gebündelt werden, ohne daß der Fangspiegel oder Okular oder Augen in Mitleidenschaft gezogen werden.
    Wenn Du die Folie, Filter etc Am OAZ anbringst, bündelt der Hauptspiegel ja das volle Licht auf den Fangspiegel, das könnte nicht gut sein......[:(]
    Aber bei der Folie auf der Tubusöffnung kommt ja gar nicht erst soviel Licht rein. deswegen, denke ich, macht die Öffnung nichts aus. Wohl aber die Art der Folie, es gibt glaub ich 2 Ausführungen.
    Eine für visuelle Beobachtungen, die stärker abschwächt und eine für photographische Zwecke. Diese läßt mehr durch. Darauf also achten.


    Gruß


    Gunnar

  • Hallo nochmal -
    die Öffnung ist natürlich nicht wurscht.
    Mal ein Gedankenexperiment: Nimm einen 4 1/2 Zöller mit f/5 und eine Dichte 5 Folie. Dann siehst Du mit einem 20er Okular die Sonne angenehm, aber nicht zu hell. Nimmst Du das gleiche Okular an einem 8" mit der gleichen Folie, siehst Du die Sone genauso hell, aber eben doppelt so groß. Nimmst Du das die gleiche Vergrößerung (also mit einem Okular 40mm), erscheint die Sonne genauso groß, aber viermal so hell.
    Viermal so hell? ja, denn die gleiche Sonnenintensität verteilt sich auf ein Viertel der Fläche.


    Klar? [8D]


    ullrich

  • Hi Ullrich,


    die Theorie die Du erläutert hast ist mir schon klar.


    Irgendwie habe ich entweder andere Erfahrungen gemacht, oder aber diese sind einfach auf die Filterfolie nicht anwendbar. Wenn ich beim Mond bereits Blendeffekte habe (und die habe ich!), obwohl er ja nur hätte doppelt so gross sein dürfen, dann frage ich mich, ob ich bei der Sonnenbeobachtung vorsichtiger sein muss als beim Mond.


    Werde ja bald diesbezüglich eigene Erfahrungen sammeln.

  • Also ich bin auch der Meinung, daß bei der Sonnenfilter-Folie Öffnung keine Rolle spielt da schon das abgeschwächte Licht auf die Optik/Hauptspiegel trifft.


    Ich habe noch gut das Bild des 42" Dobsons vom letzten ITV in Erinnerung. Der hatte auch einen Folienfilter für die Sonnenbeobachtung und zwar über die gesamte Öffnung. Leider bin ich nicht dazu gekommen durchzuschauen, aber jene die mir davon berichtet haben waren schwer beeindruckt.


    Klaus.

  • Hallo nochmal -
    Blendeffekte entstehen auch durch größere Abbildung mit gleicher Helligkeit. Allerdings sind diese nachts gravierender als tagsüber.
    Ein Beispiel: in meinem 15" ist der Jupiter bei 270fach ein echter 'Blender'. Tagsüber jedoch könnte ich mit dem Scope auch den Mond ohne Filter beobachten, was nachts <b>schmerzhaft</b> ist.


    Gruß


    ullrich

  • Hallo Jörg,


    ich weiß nicht ob es schon jemand erwähnte, aber wir wäre es wenn du eine Pappabdeckung für deinen 8"er machst und dann in diese Abdeckung ein rundes (aber wirklich rundes) Stück rausschneidest (vielleicht so 3" im Durchmesser) und dann die Sonnenfolie darunter befestigst? Dann dürftest du das Problem mit zu großer Hitze usw. gelöst haben [?]


    Gruß,
    Tobias

  • Hallo Jörg Borchardt.


    Der Mond blendet dich deshalb so, weil du mit deinen auf dunkel adaptierten Auge auf eine sonnenbschienene Fläche schaust.Da ist die Pupille auf 7 mm offen und wenn du ein lichtstarkes
    Fernrohr hast das eine Vergrößerung die über das ganze Gesichtsfeld reicht dann hast du eine
    ganz schöne Menge Licht zu verkraften.
    Das ist bei der Sonne anders.
    Verwendest du eine Folie die die Sonne so abdunkelt das du mit dem freien Auge auf die Sonne schauen kannst, dann ist sie im Teleskop auch nicht heller sondern nur größer, aber die Augenpupille wird auf 2 mm bleiben als würdest du auf eine sonnenbeschienene Wand schauen.
    So stark soll die Folie Die Flächenhelligkeit der Sonne reduziern und sie kommt vor die Teleskopöffnung.Dann kann dir nichts passieren außer die Folie ist beschädigt, aber das dürfte wohl selbstverständlich sein.


    Viele Grüße
    Alois

  • Hallo JoergB


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">ich denke nicht an Hitzeprobleme! Ich denke an mein Augenlicht!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    und was denkste macht das Augenlicht kaputt, wenn nicht die Hitze?


    Ciao,
    Stefan

  • Ich denke, dass mein Kollimationslaser total kalt ist. Den kann ich nicht einmal an empfindlichsten Hautstellen spüren. Aber er ist recht stark, verglichen mit meinem 'Zeigelaser' für Vorträge.


    Dennoch ist dieser Laser gefährlich für die Augen.


    Weiterhin kann ich ja ohne Probleme direkt in die Sonne schauen, ohne das ich wegen irgendwelcher Temperaturen aufschreien würde.


    Was denkst DU denn nun, was die Augen gefährdet?


    Beim Teleskop kommt die Hitze dazu.

  • Hallo Joerg,


    die Hitze... immer noch....
    denn
    die Netzhaut ist schmerzunempfindlich, also spürst Du die Verbrennung nicht, auch wenn Du direkt in die Sonne schaust UND dein Laser erzeugt eine nicht unerhebliche Wärmeenergie, die von der Linse Deiner Augen ja auch noch gebündelt wird. Wieso sonst sollten die Hersteller der Laser vor "Netzhautverbrennungen" warnen und nicht vor 'Netzhautüberbelichtungen'? [;)]


    Und dass Du ohne Schutz direkt in die Sonne schauen kannst (jedenfalls öfter als ein paar Mal), wage ich auch zu bezweifeln [:)]


    Ciao,
    Stefan

  • Hi uepsie,


    ich habe ja nicht gesagt, dass ich in die Sonne schauen kann. Dies sollte nur der Veranschaulichung dienen.


    Das man die Verbrennung nicht spürt halte ich für ein Gerücht! Schon mal Schneeblind gewesen? Nein? Ich auch nicht, aber mein Bruder, der hat laut geheult vor Schmerz und hat schließliech ein _Schmerzmittel_ vom Notarzt bekommen.


    Klar, man kann rosten auch als verbrennen bezeichnen. Tut man sogar. Nur wollte ich über solche Feinheiten nicht diskutieren. Mir ging es nur um die Frage, ob es gewisse Gefahren beim Gebrauch der Sonnenfilterfolie geht. Und mir ist nun mal aufgefallen, dass das gebündelte Licht beim Teleskop erhebliche Hitze, nicht nur Wärme, sondern schon Hitze erzeugt.


    Das man da nicht reinschaut ist irgendwie klar.


    Bei anderen Phänomenen, auch bei Lasern, kann man da leicht anders denken. Die wirken einfach harmlos. Ich weiss nicht, ob ich mich derart unklar ausdrücke:
    Schau doch mal in eine Glühlampe, ziemlich dicht vor deinem Gesicht. Da habe ich _wesentlich_ mehr Wärme als bei meinem Laser, das SPÜRE ich, hier bedarf es keiner Formeln und keinerlei Theorie, auch keiner verschiedener Meinungen.


    Der Laser ist kalt! Auch das spüre ich. Er hat nur eine Menge Energie, die ich _nicht_ als Wärme empfinde. Wegen dieser scheinbaren Harmlosigkeit dachte ich bis vor kurzem es sei ungefährlich mit meinem Präsentationslaser in die Augen anderer zu leuchten! Ich habe das natürlich nie getan, aber die falsche Einschätzung war schon fatal.


    Und aufgrund all dieser Beobachtungen und Erfahrungen, habe ich gedacht es ist besser mal nachzufragen.


    Deswegen ziehe ich nun für mich den Schluss, dass es nicht die Hitze ist, sondern das das Licht zu intensiv ist. So ähnlich wie mit dem Rost. Gerne kann man sagen: mein Fahrrad ist verbrannt. Ich bleibe bei: Mein Fahrrad verrostet. Ist letztlich eine Frage des Sprachbegrauchs, korrekt ist letztlich beides.

  • Hallo Jörg,
    Deine letzten Ausführungen sind nicht nachvollziehbar.


    Ullrich, Gunnar, KLaus, Tobias, Stefan und insbesondere Alois haben Deine Frage(n) erschöpfend beantwortet.


    Deine bestellte Sonnenfilterfolie wird Dir sicher schöne - und gefahrlose - Sonnenbeobachtungen mit Deinem 8"-Teleskop ermöglichen.


    Viel Erfolg wünscht,
    Guido - der diese Diskussion nun schließt

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