eine halbe Stunde klarer Himmel

  • Wir am Bodensee haben momentan wieder mal Dauerbewölkung. Als ich dann am Samstag gegen Mitternacht so zufällig zum Fenster rausgesehen habe, ist mir Orion so richtig ins Auge gestochen. Eine halbe Stunde klarer Himmel!!! Ich bin natürlich gleich auf die Terrasse gerannt und hab das Ungetüm (8" Newton) aufgebaut. Die halbe Stunde Auskühlzeit habe ich natürlich ausfallen lassen. Das Seeing nach einiger Zeit war trotzdem so gut wie noch nie, seit ich das Teleskop habe. Schnell auf M42 gepeilt (dazu braucht man ja keine Karte), und voila! Ein Traum! Der Nebel wurde immer deutlicher, während sich meine Augen (viel zu langsam...) an die Dunkelheit adaptierten. Dann einen kurzen Schwenk zum Saturn. Bei 250x war die Luftunruhe im Tubus allerdings noch zu stark. Deswegen habe ich mich dann wieder auf Deep Sky verlegt. Zur Feier des Tages dachte ich mir, ich müßte mal was Neues ausprobieren. Da ich bisher nie spät genug für den Orionnebel war, dachte ich auch gleich an den Pferdekopfnebel. Nach einigen Minuten Suche stieß ich auf zwei unscharfe Sterne. Hmmh, das sieht etwas verdächtig aus... Auch bei stärkerer Vergrößerung war ich mir nicht ganz sicher, das richtige Objekt gefunden zu haben. Glücklicherweise sind im Astrobyte - Programm recht gute Bilder (nahezu so, wie man sie visuell sieht), und ich konnte nach dem Beobachten meinen Fund bestätigen. Leider kamen langsam wieder Wolken auf, und ich wollte unbedingt noch etwas entdecken. Gerade kam der große Wagen hinter meinem Haus hervor, und ein kurzer Blick auf die Sternenkarte bestätigte mir, dass M81 und M82 dort in der Gegend sein müßten. Auch sie waren nach einer Weile gefunden. Was für ein Anblick! Beide Galaxien im gleichen Blickfeld! Als ich dann einen Vergleich zwischen meinem 1,25"/25mm/1,25" und meinem 2"/28 stellen wollte, zogen leider langsam Wolken durchs Blickfeld. Aber auch so war ich mit der Ausbeute einer halben Stunde zufrieden. [:D]

  • Hallo Paladin


    also ich glaube kaum, daß das was du gesehen hast der Pferdekopfnebel war denn der ist mit 8" nicht drin. Was du aber gesehen haben könntest war der hellere nördliche Teil ganz in der Nähe von Zeta Orionis. Aber das ist doch schonmmal was.


    Gruß
    Klaus.

  • Naja den Pferdekopf-Nebel selber sowieso nicht, aber das, was man so als M78 bezeichnet, müßte es gewesen sein. Soviel ich weiß, ist der Pferdekopf-Nebel ja ein dunkler Nebel, den man nur zufällig wegen dem Emissionsnebel dahinter sieht. Ich nehme an M78 müßte dieser Emissionsnebel sein, nicht? Oder bin ich da ganz falsch?

  • M 78 ist nicht der Pferdekopfnebel, auch nicht der Emissionsnebel drumherum. Dieser ist IC 434, der Pferdekopfnebel ist katalogisiert mit B 33 (Barnards Dunkelnebel)
    Um IC434 zu sehen braucht man nicht notwendigerweise große Öffnung, wohl aber einen H-beta Filter und einen 6m Himmel. Wenigstens.


    Ich hoffe, diesen Winter mal einen Blick drauf werfen zu können und den wohl markantesten Nebel des Winterhimmels erkennen zu können.


    Gruß


    ullrich

  • Hallo Paladin und Klaus!


    Ich vermute wie Klaus, dass Du den Pferdekopfnebel so nicht gesehen hast, denn Deine Aussage "stieß ich auf zwei unscharfe Sterne" will ich mal versuchen zu erläutern: ca. 15 Bogenminuten nordöstlich des Pferdekopfnebels liegt der Stern SAO132464 mit einer Helligkeit von 7,85mag. Dieser Stern ist vom Reflexionsnebel NGC2023 umgeben, der den Stern tatsächlich "unscharf" erscheinen lässt. Ca. 8 Bogenminuten nörlich des Pferdekopfnebels steht der Stern SAO132451 mit 7,5mag. Nur rd. 50 Bogensekunden westlich dieses Sterns befindet sich die Nebelgrenze des hellen Gebietes von IC434 in dessen helles Gebiet sich der Pferdekopfnebel projeziert. Von beiden Sternen aus liegt der Pferdekopfnebel also eindeutig südlich.
    Allerdings möchte ich Euch auch unsere Erfahrungen mit diesem Objekt nicht vorenthalten, denn ohne diese könnte ich Euch auch nicht in dieser Form antworten: Auszug aus unserem damaligen Beobachtungsbericht:


    Nachdem wir oben angeführte Objekte beobachtet hatten, meinte einer von uns eher scherzhalber, daß wir den Pferdekopfnebel probieren sollten. Gesagt, getan. Schnell war die betreffende Stelle im Telrad eingestellt. Das 35mm-Leitz Okular wurde mit dem Hbeta-Filter bewaffnet, fokussiert und dann.....
    Man muß sich das ungefähr so vorstellen, wenn der Unterkiefer auf den Boden fällt und vor lauter Verzückungen nicht mehr zurück kann. Was sah man jetzt wirklich im Okular?
    Alnitak lag im oberen Drittel des Okulares, war aber durch den Hbeta Filter sehr geschwächt. Darüber zog sich NGC2024 (Flammennebel) bis zum Rand des Okulares dahin. Knapp unter dem Hauptstern zog sich der
    Nebelkomplex IC434 mit S277 bis fast zum unteren Gesichtsfeldrand. Und dann sah man ihn. Eine dunkle Einbuchtung im zarten Nebelkomplex. Nicht schemenhaft, oder mit indirektem schauen. Nein, nur mit normalen
    direktem hinschauen hob er sich deutlich von der Umgebung ab. Sogar der Verlauf des Pferdekopfes konnte richtig angegeben werden. Aber auch im gesamten Nebelkomplex konnten Verdichtungen und
    Helligkeitsvariationen direkt erkannt werden. Nachdem wir uns sattgesehen hatten, probierten wir den Nebel auch ohne Filter. Erwartungsgemäß erschienen der Flammennebel und NGC 2023 wesentlich kontrastreicher.
    Anders dagegen der Pferdekopfnebel. Man sah zwar immer noch den Dunkelnebel, aber nur mehr mit indirektem schauen. Der Verlauf könnte allerdings ohne Kenntnis davon nicht mehr 100%ig angegeben werden. Die
    Beobachtung wurde von allen anwesenden bestätigt. Nach dem 35mm Leitz Okular probierten wir das 40mm-Pentax Okular. Überraschenderweise war mit diesem Okular in Verbindung mit dem Hbeta Filter der Nebelkomplex wesentlich schwieriger zu sehen. Jedenfalls war das Kontrastverhalten dieses Okulares ausgeprägt schwächer als das des Leitz-Okulares.


    Ich persönlich sehe die Sichtung dieses Nebels eher abhängig von den Bedingungen. An jenem Abend hatten wir im Orion eine visuelle Grenzgröße von 6,7mag, aber dafür "nur" einen 150mm Refraktor. Aber ohne Hbeta traue ich mich nicht zu sagen, dass ich bei einer "Erstbeobachtun" diesen Nebel eindeutig erkannt hätte.


    Also, beim nächsten Neumond nochmals ran an die Geräte, vielleicht....


    Schöne Grüße aus Tirol
    Tom

  • Hi,
    ja ich habe nochmal in "The Sky" nachgesehen. Ich weiß auch nicht, wie ich daraufgekommen bin, dass der Pferdekopfnebel M78 sein könnte... (peinlich) Naja, vielleicht schaffe ich es ja mal fotografisch...
    Danke auf jeden Fall für die Auskunft. Ist der HBeta-Filter wirklich so wichtig? Ich hatte einen OIII-Filter, den ich an den ganzen Nebeln (Leier, Hantelnebel,...) ausprobiert habe. Aber ich habe ohne Filter in jedem Fall mehr gesehen als mit. Deswegen war ich von der ganzen Sache etwas enttäuscht. Einzig die Farbfilter für die Planeten verwende ich regelmäßig.
    CS,
    Peter

  • Hi Peter,


    Peinlich braucht Dir das nicht zu sein, ist nur Übungssache. Zum H-beta Filter: Dieser wirkt leider nur bei sehr wenigen Nebeln ausgezeichnet (die bekanntesten sind sicher der Pferdekopf und der Californianebel, wobei dich letzterer bei einem dunklen Himmel in Verbindung mit 2°-Gesichtsfeld und Filter wirklich von den Beinen haut). Aber eben die Tatsache, dass er nur bei wenigen Nebeln weiterhilft, ist vielleicht der Grund, dass dieser Filter nicht so stark in Verwendung ist, wie z.B. der UHC oder der O-III Filter.


    Noch ein Wort zum O-III: M57 und M27 schaue auch ich lieber ohne Filter an, da sie von Haus aus sehr hell und detailreich erscheinen. Nur fördert der O-III eben noch mehr Details zutage. Aber abschließend noch einen Tipp: Da leicht zu finden, probiere mal den PN Abell 12 (bei mu Ori). Hier wirst Du meines Erachtens einen deutlichen Unterschied mit und ohne O-III feststellen.


    Derweilen schöne Grüße aus Tirol
    Tom

  • Danke mal für den Tipp. Dann werde ich mir das Ding mal ansehen. Wenn bei mir der Orion durchs Fenster strahlt, kann ich sowieso nicht widerstehen, das Teleskop auf die Terrasse zu schleppen... [;)]
    Von wo aus in Tirol beobachtest Du eigentlich? Ich bin ab und zu bei meiner Freundin in Innsbruck und hab mir schon öfter überlegt, das Teleskop mitzunehmen... Kennst Du dort in der Gegend gute Beobachtungsorte?
    Schöne Grüße aus Vorarlberg,
    Peter

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!