Sternbeobachtung im Atlas (Marokko)

  • Weil ich vom 12.-19.April bei einem Freund in Marokko zu Besuch war, konnte ich auch die Gelegenheit zur Beobachtung des fantastischen Sternenhimmels, wie er sich auf 1800m am Fuss des Atlas präsentiert, nutzen. Wir reisten "landestypisch" mit PW, Taxi und Minibus ins malerische Berberdorf Agerd nissil, wo mein Freund als Arabischlehrer wirkt. Allein die tollen Ockerfarben der Landschaft sind eine Augenweide. Nachts spannt sich ein sehr dunkler Himmel auf, um ca. 22 Uhr gehen die Lichter der Wegbeleuchtung aus (die Menschen gehen früh zu Bett oder gönnen sich noch ein wenig Satelliten-Fernsehen). Bereits die Wintermilchstrasse leuchtet hell, wenn ein Stern am Bergkamm untergeht, geschieht dies von einem Augenblick auf den andern, gerade die Untergänge der Plejaden und der Venus waren sehr eindrücklich. Weil ich im Gepäck ziemlich Material für die Schule dabei hatte (Occasions-Notebook, Schreibzeug u.a.m) hatte gerade der kleine und leichte 62mm Scopos-Refraktor noch Platz, dies mit der Giro-mini auf einem kurzen Stativ zur Beobachtung im Sitzen. Das Seeing war stundenweise extrem ruhig, so dass z.B. Sirius kaum funkelte. Beste Durchsicht herrschte in einer Nacht mit ziemlich kaltem Fallwind aus dem Atlas, das Ausharren wurde aber belohnt mit dem Blick auf Omega Zentauri, der gut 15 Grad über den Südhorizont steigt, auch Centaurus A konnte ich sehen. Hier ein paar Eindrücke:

    Das Leotriplett mit 20mm Okular

    M83 in der Hydra mit 20mm Okular

    Omega Zentauri im 20mm Okular.
    Tagsüber war ich in der Schule zu Besuch, genoss die Ruhe im und ums Haus, dann wanderten wir in die Nachbardörfer oder gingen zu Besuch bei Freunden und Verwandten meines Freundes - so konnten einige erstmals in ihrem Leben den Ring des Saturn sehen! Das Dorf verfügt über keine touristischen Einrichtungen, Wasser ist vorhanden (in der Zisterne) und Strom verfügbar (wenn auch nicht immer). Einkaufen kann man am Sonntag auf dem "Souk" in einem Nachbardorf.

  • Hallo Heinz,
    gigantische Details mit 66mm Öffnung[:p]
    Ich war 1994 mit meinem 10,1" Dob in Marokko.
    Am südlichsten Punkt unserer Reise ,Zagora im Draatal, war meist der Himmel dunstig.
    Etwas südlich von Agadir hatte ich mehr Glück und eine recht gute Nacht.
    Damals beobachtete ich u.vielen a. Omega Centauri, Centaurus A, und den Bug-Nebel im Scorpion[:D]
    Ich kann Dein Erlebnis sehr gut nachvollziehen[:)]

  • Hallo Martin und Gerd,
    die Zeichnungen wollen einfach einen Eindruck von dem geben, was ich gesehen habe. Dass M83 deutlich höher über den Horizont steigt als hierzulande, ist ein wesentlicher Faktor. Ich konnte mit dem 62mm Spektiv auch in UMa M97, 108 und 109 sehen, was an meinem Beobachtungsort, wo es sehr gut ist, kaum so leicht geht. Als ich vorletztes Jahr in Marokko unterwegs war, während ein paar Tagen am Rand der Wüste, war es tagsüber schön, nachts aber ziemlich diesig, was manchmal auf hohe Staubwolken zurückzuführen ist, wie sie auf den Satellitenbildern zu erkennen sind. Persönlich favorisiere ich Beobachtungsstandorte am/im Atlas gegenüber solchen in der Wüste, was aber nicht heissen will, dass es dort nicht auch sehr gute Nächte gibt. Bei Wind aber hat die Lage in der Höhe eindeutig Vorteile. Meine Reise hatte nicht die Beobachtung des Sternenhimmels zum Hauptziel, standen der kulturelle Aspekt und die Freundschaft im Vordergrund, ich scheine einfach Glück zu haben, dass jedesmal schönes Wetter ist, wenn ich Gelegenheit habe, nach Marokko zu reisen.
    Falls jemand reisen will, kann ich gerne Tipps geben[:)].
    Freundliche Grüsse
    Heinz

  • Hallo Heinz


    Dein Bericht hat mich an den Sternenhimmel in der algerischen Sahara erinnert, den ich vor 24 Jahren erleben konnte. Danach habe ich zwei Jahre kein Teleskop in Deutschland angerührt.
    Die Erinnerung daran ist eindrucksvoller als die Erinnerung an den Sternenhimmel in Namibia, den ich auch schon zwei mal erlebt habe.
    Die Wintermilchstraße schwebte über dem Horizont - das Schiff Argo segelte komplett und gut als Bild erkennbar und wurde unvermittelt durch einen Horizont abgeschnitten, der sich eigentlich nur durch das Abschneiden der Sterne bemerkbar machte.
    Als dann der Hamatan (Wüstenwind der die Luft mit feinstem Staub sättigte) aufkam, war es allerdings vorbei mit der Pracht.
    Nach Deinen Zeichnungen waren auch Deine Teleskoperlebnisse gigantisch.


    Gruß, Rainer

  • Hallo Heinz,


    Hubert hatte mir schon von deinen mehrfachen Expeditionen ins nördliche Afrika berichtet. Deine Beschreibungen machen Lust, die Gegend mal selber zu probieren - wenn du den Vergleich mit Namibia machen müsstest - schreib bitte mal ein paar Worte dazu.


    Was du durch deinen 62er Scopos siehst und zeichnest bedarf ja sicher keines Vergleichs - ganz grossen Respekt! Der kleine Scopos hat mich ja schon mehrere Male angelacht, beim nächsten mal wird der wohl über die ganze Linse grinsen :) - für das ganz kleine Gepäck scheint der ja sicher optimal.


    Grüsse, auch an Monika


    friedl

  • Hallo Rainer und Friedl,
    der Vergleich mit anderen wunderbaren Standorten ist "über den Daumen gepeilt" kaum zu machen, es präsentiert sich auf ca. 33 Grad Nord der Himmel fast 15 Grad "tiefer" als hierzulande. Wenn die Luft trocken und ruhig ist, wird sich die Durchsicht wohl kaum wesentlich von derjenigen unterscheiden, wie ich sie in Namibia erleben durfte. Es ist genau so, wie es auf der Seite vom "Saharasky" steht: Die südmarokkanischen Städte geben nur wenig Licht ab, auf dem Land und in abgelegeneren Gebieten wie im Bergdorf am Fuss des Atlas geht die spärliche Beleuchtung vor 22 Uhr aus, es gibt weder Hotels noch Restaurants, die Menschen gehen früh zu Bett (und stehen früh auf), die Stimmung habe ich jedesmal als sehr entspannt und absolut ruhig erlebt, die Stille muss man aushalten können!
    Die Woche war ein bisschen eine "spirituelle Reise", wenn einem bewusst wird, wie stark die Menschen in ihrem Glauben verwurzelt sind und wie sie daraus Kraft schöpfen können - auf eine kurze Formel gebracht: Während bei uns die Devise "money keeps the world go round" gilt, hatte ich im Bergdorf den Eindruck, dass es die Gebete sind, die die Welt am Drehen erhalten. Diese Art des Reisens ist bestimmt nicht für jedermann geeignet, es lohnt sich aber auf jeden Fall, die Begegnung mit der Kultur mit der Betrachtung des Sternenhimmels zu verbinden.
    Freundliche Grüsse
    Heinz

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