Bringt mehr Öffnung wirklich immer was?

  • Gemeiner Titel, was? Da kommen sicher viele. Ist aber ernst gemeint!


    Also, die Frage an die Experten:


    Ich lese, vorwiegend auf Händlerseiten, immer wieder, dass man mehr als 12" in unseren Breiten nur an sehr wenigen Tagen im Jahr ausnützen könne, da man 'perfekte' Bedingungen bräuchte.


    Ja, das muss doch bestimmte Personen (ich denke unter anderem an Stathis Kafalis) auf die Palme bringen. Wozu verschwenden die soviel Zoll, unnütze Öffnung, macht nur Ärger: mehr Gewicht, bekommste in der Wohnung nicht mehr unter, Transportstress, nicht mehr Reisefähig, was reitet diese Leute???[;)]


    Spass beiseite: solche scheinbaren Widersprüchlichkeiten machen mir immer etwas zu schaffen. Was sagt ihr Grössen-Sinnigen dazu? Kann man das auch nicht so platt diskutieren? Wenn ja, kann mir einer von Euch etwas Tiefe verleihen?[:D]


    Es stehen zwei gebrauchte Truss auf dem Tresen. Warum sollte ich mir so einen kaufen, wenn sich besagte Warnung bereits bei 14" Newton lesen lassen? Nur um zweimal im Jahr besser als andere zu sehen. Was stimmt hier nicht?[}:)]

  • hallo Jörg,


    zu dem Thema möchte ich einfach mal einen Link angeben:


    http://www.astrooptik.com/Projekte/Melle.htm


    Dort wird das 1.1m Telekop von Melle vorgestellt.


    Zitat:
    "Das Teleskop kann als endgültiger Beweis betrachtet werden, daß viel Öffnung auch in Deutschland Sinn macht."


    Ok, die Jungs sind natürlich voreingenommen, aber es gibt genug Aussagen von Besitzern von "Großen", daß Öffnung auch bei uns Sinn macht. Die Grenzgrösse steigt einfach kontinuierlich an.


    Etwas anderes ist natürlich die Frage, ob man mit dem mechanischen Handling und dem Preis klarkommt.


    clear skies


    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    vielen Dank für den Link! Genau genommen war mir das klar, nur was ich nicht weiss: vielleicht sagen die 'Grossbesitzer' ja tatsächlich, dass sie nur an einigen Tagen wirklich viel mehr von ihrem Gerät haben, ihnen das aber die Sache wert wäre.


    Mich interessiert, wie relativ der Vorteil ist und hoffe dass noch viele 'Grössensinnige' mir sachlich (möglichst wenig Glückshormone bitte[;)]) von ihrem Vorteil berichten.

  • Aus eigener Erfahrung:
    Mehr Öffnung bringt immer etwas.
    Bei schlechtem Seeing weniger Auflösung, aber <b>immer</b> mehr Licht. Abblenden (wenn genug Licht vorhanden) kann man immmer.
    Ich habe mehrfach durch einen 42" Dobson schauen können - auch die Sonne (!!!) kommt meiner Meinung nach nirgends so geil (sorry - eine treffendere Beschreibung fällt mir dazu nicht ein). Ich selbst habe einen 15" Dobson - den ich auch fotografisch nutzen kann auf einer parallaktischen Montierung. Trotz der Größe habe ich das nie bereut. Manchmal hätte ich gerne 20" oder sogar 24"
    Die Entscheidung, wie groß die Öffnung sein soll, hängt davon ab, ob:
    1. man mobil sein muß, weil vor dem Garten eine Straßenlampe hängt
    2. wieviel Geld man ausgeben will
    3. was man beobachten will (dazu gehört auch wieder Punkt 2.)

  • hallo Jörg,


    ich wollte dann doch noch mal was aus eigener Erfahrung dazu beitragen.


    Ich habe einen 18" f/4.5 Newton und habe mich zu Anfang längere Zeit mit dem Thema Grenzhelligkeit rumgeschlagen. Von den theoretischen ca. mag 16.5 war ich immer so eine Größenklasse entfernt. Dann habe ich im Web einen Onlinecalculator entdenkt:


    http://astro.geekjoy.com/calcs.html


    Dort kann man unter Telelcop Limiting... die Grenzhelligkeit unter allen möglichen Einflüssen berechnen.


    Dabei sieht man, daß neben der Grenzgröße für das bloße Auge auch die Vergrößerung und das Seeing eine Rolle spielen. Das ist auch klar, denn bei stärkerer Vergrößerung wird der Hintergrund immer dunkler und die punktförmigen Sterne bleiben gleich hell. Bei Spiegeln über 10" ist das Seeingscheibchen fast immer größer als die Airydisk. Da bringt dann stärkeres Vergrößern nichts mehr. So ist wohl auch die Meinung über eine sinnvolle obere Grenze für die Öffnung entstanden.


    Trotzdem bringt die größere Öffnung immer die größere Grenzhelligkeit, nur vielleicht nicht mehr direkt proportional zur Vergrößerung der Spiegelfläche.


    Der oben angegebene Calculator trifft die Realität nach meinen Erfahrungen ganz gut.


    Die maximale Grenzhelligkeit erreicht man neben einem dunklen Himmel nur bei guter Tranzparenz <u>und</u> gutem Seeing. Diese Bedingungen sind bei uns selten zusammen erfüllt.


    clear skies


    Wolfgang

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