Hallo miteinander,
man könnte glauben, Murphy hätte selbst mit Murphy zu kämpfen gehabt. Während normalerweise zu besonderen astronomischen Ereignis unmittelbar davor und danach beste Wetterbedingungen herrschen, währendessen jedoch nix zu sehen ist, war es gestern ausnahmsweise mal umgekehrt der Fall. Doch von Anfang an...
Es stand Arbeit auf der Liste. Arbeit auf der Sternwarte, die drehbare Sternscheibe muss so langsam fertig werden. Zunächst sah das Wetter in Weikersheim kurz nach Mittag etwa so aus...:
Man konnte also durchaus Hoffnung haben...
Danach gings ans Werkeln. Die Stunden vergingen, und mit der Zeit hörte ich von draußen immer wieder so ein Gröhlen. "WTF?", dachte ich. Rausgeschaut...: OH, nein...! Sturm, Wolken und Regen... Das minimierte meine Aussichten auf eine erfolgreiche Mondfinsternisbeobachtung. Aber dennoch gings weiter mit der Arbeit. Die Auftragung der Stunden-, Tages- und Monatsskala stand an.
Das Wetter wurde immer unmöglicher und die Böen kamen durchaus an Kyrill-Böen heran.
Gegen später rief mein Vereinskollege an und meinte, ich solle mal rausschaun. Tatsache... da war er, der Mond. Ein paar Lücken haben sich aufgetan. Dementsprechend baute ich in wenigen Femtosekunden Kamera und Co. auf, und schon konnte der erste unfokussierte, unkontrollierte Schuss erfolgen...:
Von Wolken partiell verfinsterter Mond um 21:55 Uhr
Canon EOS 20D am Vixen NP-80L mit f= 1200 mm und f/15
t= 1/60 Sekunde bei 100 ASA
Es zogen immer wieder Wolken über die Säuferlaterne. Doch aus dem Westen kam ausnahmsweise mal Gutes heran... nämlich eine immer größer werdende Wolkenlücke...:
Die Wolken gaben den Blick langsam auf den Mond frei...
Canon EOS 30D mit EF-S 10 - 22 mm f/3,5 - f/4,5 bei f= 10 mm
t= 30 Sekunden bei 200 ASA
Dann waren sie schlagartig weg, die Wolken und ich konnte in aller Ruhe nochmal den Fokus checken, die Belichtung kontrollieren und nebenher den langsam eintröpfelnden Besuchern der Weikersheimer Sternwarte die Prinzipien einer Mondfinsternis erklären. Der Blick durch den Kamerasucher, das Fernglas oder auf das Display der Kamera ließ die Besucher stetig erstaunen.
Und so schritt die Finsternis weiter fort...:
Partiell verfinsterter Mond um 23:04 Uhr
Canon EOS 20D am Vixen NP-80L mit f= 1200 mm und f/15
t= 1/30 Sekunde bei 100 ASA
Immer mehr Besucher kamen an, auch ein paar Vereinskollegen trafen ein. Die zweite Sternwartenkuppel wurde geöffnet, auch kleinere privat mitgebrachte Teleskope wurden aufgebaut, so dass jeder Besucher voll auf seine Kosten kam.
Dann wurde es langsam spannend. Die Finsternis näherte sich der Totalität, mit bloßem Auge war nur noch eine schmale Sichel am Himmel zu sehen. Mit jeder Minute, die verstrich, kamen neue Sterne hervor, fast hätte man wunderbarste Deep-Sky-Bilder fertigen können...
Partiell verfinsterter Mond um 23:37 Uhr
Canon EOS 20D am Vixen NP-80L mit f= 1200 mm und f/15
t= 10 Sekunden bei 200 ASA
Dann war die Totalität da. Zur Zeit der Finsternis südlich des Sternbild Löwen stehend, passierte der Mond den 5mag hellen Stern 56Y Leonis, der sich auch mit auf die Bilder geschlichen hat...:
Total verfinsterter Mond mit 56Y Leonis um 23:49 Uhr
Canon EOS 20D am Vixen NP-80L mit f= 1200 mm und f/15
t= 30 Sekunden bei 200 ASA
Dann die Mitte der Finsternis. Innerhalb 2 Minuten fertigte ich 13 Einzelaufnahmen durch den 20-Zöller mit der Absicht, ein Mosai zu erstellen. Ich hoffe, man verzeiht mir die Bildbreite von 990 Pixeln... [:)]
Total verfinsterter Mond 23:49 Uhr
Canon EOS 20D am 20-Zoll-LOMO Cassegrain, f= 5000 mm, f/10
Mosaik aus 13 Einzelaufnahmen à 3,2 Sekunden bei 400 ASA
Ein Geschäft, sag ich euch...:
Danach wollte ich mich erst mal vom Fotostress erholen und ging nach draußen auf den Balkon der Sternwarte, wo Vereinskollegen ebenfalls fleißig Fotos machten und zahlreiche Besucher dem Ereignis beiwohnten.
Der Anblick des dunklen Mondes am Himmel war ergreifend...:
Total verfinsterter Mond unter dem Sternbild Löwe um 23:53 Uhr
Canon EOS 30D mit EF-S 10 - 22 mm f/3,5 - f/4,5 bei f= 22 mm
t= 30 Sekunden bei 1600 ASA
Dann ging es auch langsam schon wieder zu Ende:
Austritt aus dem Kernschatten um 01:13 Uhr
Canon EOS 20D am Vixen NP-80L mit f= 1200 mm und f/15
t= 6 Sekunden bei 100 ASA
Dann gings gegen 01:45 Uhr nach Hause. Noch bis 04:00 Uhr die ersten paar Bilder bearbeitet und dann hatte ich aber auch die Nase voll. Es war zwar ein super schöner Abend, aber nach dem ohnehin nicht zu knappen Schlafdefizit von der Saturnbedeckung vom Donnerstag auf Freitag war ich dann froh, endlich in der warmen Falle zu liegen [:)]
Ich hoffe, dieser Bericht hat euch etwas Spaß gemacht. Über Kommentare würde ich mich sehr freuen.
Viele Grüße
Jens