Indirektes sehen........

  • Hallo Sternenfreunde
    Ich möchte wissen was mit <b>indirektem sehen</b> gemeint ist und wie es funktioniert.
    Zum Voraus besten Dank.


    http://www.teleskopeigenbau.ch
    Grüsse
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">So einfach wie möglich,aber nicht einfacher.....A.Einstein<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

  • Hallo Jürg,


    beim indirekten Sehen schaut man (in der Regel ein recht lichtschwaches) Objekt nicht direkt mit der Stelle des schärfsten Stelle des Auges an. Man schaut ganz leicht am Objekt vorbei und kann dadurch viel schwächere Lichteindrücke einsammeln. Im Schwan gibt es den sog. "Blinkenden Planetarischen Nebel". In kleineren Instrumenten kann man dieses Objekt im Wechsel zwischen direktem und indirektem Sehen aus- und anknipsen. Beim direkten Sehen reicht das Licht gerade so nicht aus, um diesen Nebel wahrzunehmen. Schaut man nur ganz leicht daran vorbei, taucht der Nebel im "Augenwinkel" auf.
    Der Trick dabe ist, wirklich nur ganz knapp am Objekt vorbeizuschauen, gedanklich aber trotzdem das Objekt im Augenwinkel zu sehen.
    Die Stelle des Schärfsten Sehens ist leider nicht sehr lichtempfindlich, aber dafür sehr auflösungsstark. Etwas am Punkt des schärfstes Sehens vorbei ist sind die dort vorhandenen Sinneszellen wesentlich lichtempfindlicher, aber haben keine gute Auflösung.


    Die Sichtbarkeit von sehr lichtschwachen Objekten hängt je nach Instrument teilweise davon ab, ob man direkt oder indierekt schaut. Sehr gut kann man das an M31, der Andromedagalaxie mit bloßem Auge testen. Unter sehr guten Bedingungen geht das auch an M13.


    Grüße
    Rolf

  • Hallo Jürg,


    ich will noch ergänzen, dass dieses Vorbeisehen mir am besten gelingt, wenn ich außen an dem gesuchten/beobachteten Objekt vorbei sehe, das Objekt also im übertragenen Sinne zwischen dem Punkt den ich anvisiere und der Nasenwurzel ist.
    Dann sehe ich die Details am besten. Ich meine auch Mal gelesen zu haben, dass dies bei der Mehrzahl der Menschen der Fall ist, oben, unten oder innen vorbei sehen geht aber auch.


    CS
    Günther

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: j.h.</i>
    <br />Hallo Sternenfreunde
    Ich möchte wissen was mit <b>indirektem sehen</b> gemeint ist und wie es funktioniert.
    Zum Voraus besten Dank.


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    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">So einfach wie möglich,aber nicht einfacher.....A.Einstein<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Jürg,


    ich stand wie Du seit langer Zeit mit dem indirekten Sehen auf Kriegsfuss. Ich habe zwar vorbei geguckt, aber immer wieder wanderte mein Fixpunkt zurück auf das Objekt. Ich habe das indirekte Sehen erst beim Guiden durch ein Fadenkreuzokular gelernt. Da hab ich oft so mag12-Sterne als Guidingsterne, die auch regelmäßig im Fadenkreuz noch einiges an Helligkeit verlieren. Also musste ich auf ein Funzelchen guiden. Starrte ich direkt auf den Lichtpunkt, der an der Sichtbarkeitsgrenze lag, hab ich ihn schnell verloren. Wenn ich aber den Kopf bewegte und bewusst an dem Stern vorbei schaute, blitzte er auf einmal auf, richtig hell war er dann. Aber ich konnte ihn erst nicht halten, da ich husch wieder auf den Stern blickte. Erst als ich ihn einfach blitzen lies und versuchte mir einzuprägen wo er gerade im Fadenkreuz war, konnte ich den auch längere Zeit halten. Der Trick ist dabei der, das Objekt "nicht" zu beobachten,sondern irgendwas daneben. Dann muss man nur noch lernen zwar ein falsches Objekt zu beobachten, aber das Hirn muss warnehmen was da im "Augenwinkel" passiert. Dieser Schritt ist nicht so einfach wie es oft klingt. Indirekt warnehmen und Indirekt beobachten, also Details herauszuarbeiten, sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Da hilft nur eines: Üben, Üben, Üben!
    Es ist aber schon erstaunlich, was man sehen kann, wenn man gar nicht sehen will[:D]
    Ach noch etwas: Das indirekte Sehen, also wie ich oben beschrieben habe das herausarbeiten von Details ist eine höllisch anstrengende Sache. Man ist derart konzentriert, daß man nach einer Weile ruhig eine Pause machen sollte. Wenn ich das so 20 Minuten gemacht habe, dann schaue ich mir immer den Sternenhimmel eine Weile an. Nur so ins Nichts starren, das erholt! Und erstaunlicherweise sehe ich dann Sachen, die hätte ich vorher nie gesehen.


    So, nun noch viel Spass beim Fuzzel-gucken!


    CS
    Ulrich

  • Hallo Freunde
    Fasziniert lese ich eure interessanten Praxisberichte.Bei nächster Gelegenheit werde ich das Trainig,vorbei schauen und doch sehen, aufnehmen.Gehe ich recht in der Annahme dass es sich ungefähr so verhält wie wenn man einer schönen weiblichen Person mit tiefem Dekolte gegenüber sitzt, sie jedoch nicht mit direktem Blick kompromitieren will, und ganz belanglos haarscharf an ihr vorbeischielt?
    Allen sei Dank!
    http://www.teleskopeigenbau.ch


    Grüsse

  • Hallo Jürg,
    ja, so in etwa ist es, nur daß du dir eben beim indirekten Sehen bei Nacht den Umstand zunutze machst, daß die Stäbchen, welche ja für das Nachtsehen ausschlaggebend sind, eben in erster Linie in der Peripherie des Auge angeordnet sind und nicht in der Fovea centralis, also dem Ort des schäfsten Sehens.
    Es wurden nun ja schon viele Beiträge gebracht, denen nichts mehr hinzuzufügen ist, es ist allerdings auch einigermaßen schwer, das indirekte Sehen in Worten zu beschreiben, am besten du probierst es bei nächster Gelegenheit mal aus - dazu musst du übrigens nichtmal durchs Teleskop schauen, ein schwacher Stern mit bloßem Auge tut es auch: während er bei direktem Hinsehen fast nicht mehr zu sehen ist, erscheint er hell und deutlich, wenn man knapp dran vorbeischaut!


    Sebastian

  • Hi, mit bloßem Auge kann man das gut an der Andromedagalaxie üben. Da kann man gut sehen, das die Sehzellen zum Rande des Gscihtsfeldes empfindlicher werden.
    An den Plejaden kann man das vrminderte Auflösungsvermögen testen. Man sieht "off-axis" weniger einzelne Sterne, dafür den gesamten HAufen heller.
    Ist meiner Ansicht nach alles eine Sache des Trainings.....
    cs
    jonny

  • Hallo miteinander,
    mich würde mal interessieren, was bei der Grenzgößenbestimmung zählt...
    Berücksichtigt man auch Sterne, die nur über indirektes sehen zu erkennen sind?


    Danke.
    Gruß
    Henrik

  • Hallo Henrik,


    da scheiden sich die Geister.
    Einige zählen nur drektes Sehen, Andere auch indirekt wahrgenommene Sterne.
    Ich finde die Variante, dass man Sterne hinzuzählt, die man "blinken" sieht aber dabei sicher halten kann, sehr sinnvoll.


    CS
    Günther

  • Hallo Günter,


    da muss ich dir widersprechen. Das ist keine Auslegungssache, sondern klar festgelegt:
    Visuelle Stern Grenzgröße fst= schwächste mit dem freien Auge erkennbare Sterne, die man mit allen Tricks noch sicher erkennen kann. Mit allen Tricks meint dabei insbesondere das indirekte Sehen, komplette Dunkeladaption und ausgeruhte Augen. Auch wenn das Objekt nur ab und zu aufblitzt, gilt es noch, solange man sich sicher ist. Erfahrene Beobachter kriegen mit den Jahren ein Gefühl dafür, ob etwas wirklich einwandfrei da ist, auch wenn es vielleicht nur 10% der Zeit bei indirektem Sehen aufblitzt.


    Siehe auch mein Eintrag zu Grenzgröße im Lexikon (das zur Zeit leider nicht funktioniert).

  • Hallo,


    den Vergleich mit dem Dekollete bei einer Dame finde ich Spitzenklasse :)


    Genau so isses. Man sollte der Dame in die Augen schauen, sieht aber dennoch im Augenwinkel noch was anderes.....


    Grüße
    Rolf

  • Hallo Stathis,


    dann sind wir uns eigentlich einig, denn ich zähle auch das "Aufblitzen", aber nur wenn ich 100% sicher bin.
    Man erlebt da schon individuelle Unterschiede, wenn mehrere Sternenfreunde beieinander stehen.
    Wenn dieses "Aufblitzen" überall gilt, was mir nicht bekannt war, ist es aber schon Mal eine Hausnummer.


    Beim Dekollete sind ja die kleinen Unsicherheiten gerade das reizvolle.[:I]


    CS
    Günther

  • Hallo Jürg


    Indirektes Sehen hat nach meiner Erfahrung viel mit Entspannung zu tun. Wenn man ein schwaches Objekt sehen will, das mit direktem Hinsehen nicht erkennbar ist, ist es erstmal wichtig anhand einer Karte genau den Ort auszumachen, wo es denn sein sollte. Dann lässt man den Blick ganz entspannt durch das Blickfeld, um den Zielort wandern. Sehr hilfreich sind schwache Sterne in der nahen Umgebung, die man fixieren kann. Wenn das Objekt nun sozusagen aus dem Augenwinkel auftaucht, hat man alles richtig gemacht. Wenn nicht, kann es sein, dass es einfach zu schwach ist oder man die Position nicht richtig festgelegt hat. Man sollte auf jeden Fall probieren in welcher Richtung (nahe am Objekt vorbei) man es am Besten sieht. Das scheint individuell verschieden zu sein.


    Gruß, Rainer

  • Hi Jürg,


    hier noch ein keiner TIP zum Nachbeobachten. Versuch mal bei höherer Vergrößerung und abgeschalteter Nachführung ein Objekt durch das Bildfeld laufen zu lassen und fixiere dabei nicht das Objekt selbst sondern eher die Bildmitte. Dabei kannst du den Effekt des indirekten Sehens ebenfalls erleben.


    Mache ich schon seit vielen Jahren bei schwächsten Objekten. Bei mir klappt´s .


    Gruß, Jens

  • Hallo Freunde,hallo Jens
    Gestern Dienstag Abend war der Himmel in unserer Region über den Emmentaler Hügeln unbeschreiblich klar und die Sterne blitzten so hell wie Diamanten. Nur mit einem Fernglas 10x50 beobachtete ich von unserem Garten aus. Die ersten Versuche "indirektes Sehen" an den Plejaden, (ohne Fernglas,)funktionierten auf Anhieb, ich war platt! Es ist unglaublich,der Effekt ist so frappant als würde das Licht angeknipst.Hat man diese Sehensweise einmal intus,ist die Gefahr süchtig zu werden nicht ausgeschlossen.
    Jens,
    Die Nachführung ist bei meinem 12.5" f5er truss tube Dobs immer ausgeschaltet weil er <b>(noch)</b>keine besitzt.Ich werde beim nächsten Einsatz des Gerätes Deinen Ratschlag befolgen.
    Dank an alle


    http://www.teleskopeigenbau.ch
    Grüsse

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