Campbell's Star

  • Hallo,


    ich bin mir nicht sicher, was der 10,5mag helle Campbell's Hydrogen Star sein soll. Während er hier als PN angegeben wird und der eigentliche Zentralstern schwächer sein soll, finde ich im Netz Beobachtungen mit Zeichnungen des Objekts, die den Nebel nur als schwaches Scheibchen bezeichnen.


    Meine Frage ist folgende: Wenn ich das Fernglas auf Campbells Stern halte, sehe ich dann den Nebel (wie bei M57 der Fall) oder sehe tatsächlich den Zentralstern?


    Gruß - Nico

  • Hi Nico,
    "Campbell's star" ist meines Erachtens der Stern selber, um den sich dann ein Nebel befindet. Die Nebelhülle wird kein wirklicher PN sein, er wird als Proto-PN (also noch im Vorstadium zum eigentlichen PN) gehandelt. Das macht auch aus praktischer Sicht Sinn, denn er spricht überhaupt nicht auf [OIII] an und erscheint auf Aufnahmen sehr rot.
    Im Teleskop bei hoher Vergrösserung schaut das Teil so etwa aus:

    "Mit 100x Vergrößerung (4mm AP) fällt zunächst ein im Vergleich zu den Nachbarsternen deutlich rötlicher, mittel-heller Stern in dieser schönen Milchstraßengegend auf, der von einer sehr eng angliegenden Hülle umgeben ist. Da es sich bei dieser Hülle um einen Proto-Planetarischen Nebel handelt, sind hier UHC und [OIII] Filter nicht sinnvoll einzusetzen, allenfalls ein Hß-Filter zeigt bei diesem Objekt Wirkung.
    Mit 600x Vergrößerung (0,65mm AP) und sehr gutem seeing kann man die unregelmäßig helle Scheibe gut auflösen, der ZS erschwert aber die Wahrnehmung von Details. In den zuerst einfach nur heller erscheinenden Gebieten deuten sich nach einiger Zeit immer wieder zwei feine Ringfragmente an. Der östliche Ringabschnitt ist etwas länger und ausgeprägter als sein nicht exakt gegenüber liegendes Pendant. An diesen inneren Teil mit Ringstruktur schliesst ein recht schwaches und diffuses Halo an. Im Nebel konnte Farbe nicht zweifelsfrei erkannt werden (ZS aber rötlich). Aufgrund seiner Natur und der schwierigen Details ist Campbell’s Star ein sehr interessantes Objekt!"


    Im Teleskop ist der ZS also deutlich heller als der Nebel - der wird hier ja aber auch aufgelöst, anders als im Fernglas.
    Im FG kannst Du den Nebel nicht vom Stern auflösen, deswegen siehst Du wohl das aufsummierte Licht des Nebels und des ZS, denke ich...


    Ich muss weg![;)]
    Daniel
    http://www.astro-visuell.de

  • Hallo Daniel,


    ich denke nicht, dass man hier von aufsummieren reden kann, denn du sagst selber, dass die Nebelhülle schwierig und nur schwach zu sehen ist - selbst bei großer Öffnung. Was meinst du oder andere?


    Obwohl Campbell's Star in der Literatur als PN angegeben wird, gebe ich dir Recht mit der Bezeichnung Proto-PN. Gerade fand ich noch in dieser Arbeit von Li, Harrington und Borkowski ein Alter zwischen 600 und 800 Jahren!


    Eine farbige Zeichnung findest du übrigens in diesem Beitrag von Bernd Gährken.


    Gruß - Nico

  • Hi,
    wie kommt íhr drauf, das es sich um einen Proto-PN handeln soll? Er zeigt zwar keine bedeutende [OIII] Emission, das kann aber verschiedene Ursachen haben (habe mich noch nicht eingelesen) und ist zumindest kein Grund ihn als PPN zu stufen. Immerhin hat er ja bedeutende Emissionslinien (ich glaube vorallem [NII]) im Gegensatz zu PPNs. Ein vergleichbares Beispiel ist M 1-67 in Vul. Das ist (nach aktuellem Stand) ein Wolf-Rayet Nebel, der aber anderes als man es von WR-Nebeln gewohnt ist (NGC 6888, NGC 2359) keine [OIII] Emission zeigt sondern sehr starke [NII] Emission.


    Gruß
    Martin

  • Hi Nico und Martin,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wie kommt íhr drauf, das es sich um einen Proto-PN handeln soll?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Wie ich drauf gekommen bin ist ganz einfach. Bei messier45.com steht "Protoplanetary?".
    Da ich nicht bei jedem Objekt die genauen Hintergründe recherchiere, hab ichs einfach so geglaubt[B)][:D]
    Hab grad aber auch mal genauer nachgeschaut und in der Fachliteratur wird er als junger PN beschrieben...


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">ich denke nicht, dass man hier von aufsummieren reden kann, denn du sagst selber, dass die Nebelhülle schwierig und nur schwach zu sehen ist - selbst bei großer Öffnung. Was meinst du oder andere?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Theoretisch wird das Licht des Sterns und des Nebels "aufsummiert" , da Du ja die beiden Ursprünge des Lichts nicht voneinander trennen kannst. Praktisch wird der Stern das Licht des Nebels sicher bei weitem überstrahlen...
    Wenn Du also im FG an der Stelle ein sternförmiges Objekt siehst, dann wird man in diesem Fall wohl nicht davon sprechen können, dass Du den PN selber gesehen hast[;)]
    War wohl etwas schlampig von mir ausgedrückt...


    Viele Grüsse,
    Daniel
    http://www.astro-visuell.de

  • Hallo Leute,


    ansich alles schon gesagt zu diesem Objekt. Fuer Interessierte noch: Ich hab vor kurzem einen sehr empfehlenswerten Artikel gefunden, der sich mit den Eigenschaften von PNes in unterschiedlichen Entwicklungsstadien beschäftigt:


    F. Sabbadin et al., The structure of Planetary Nebulae: theory vs. practice.


    Bibcode weiss ich jetzt keinen ( ist irgendwann 2006 auf A&A erschienen, glaub ich ), allerdings gibts eine Kopie auf arXiv.org.


    greetz,


    Matthias

  • Hallo Martin,


    dass es doch ein junger PN ist, hätte mir nach dem Text zu deinem PPNe-Projekt auch selber auffallen müssen. Immerhin ist der Zentralstern zwischen 40.000 und 50.000 Kelvin heiß. Also war der PN noch vor vielleicht 800 Jahren ein PPN.


    Gruß - Nico

  • Hallo Nico


    Campbell's Hydrogen Star ist, wie jeder, der ihn als PN beobachtet sofort sehen kann, etwas sehr ungewöhnlich. Soweit ich weiß, hat sich die Fachwelt da noch nicht endgültig festgelegt, die Tendenz geht zu einem sehr jungen PN. Die Temperatur des Zentralsternes, die etwa bei 25.000K liegen soll ist gerade hoch genug, um zu beginnen den Nebel anzuregen. Deswegen gibt es auch keine [OIII]-Emission, dafür brauch es höhere Temperaturen. Aber versuch mal den PN mit Hb-Filter zu blinken. Der Effekt ist schwach aber erkennbar.
    Das Objekt ist eines der schönsten, die es am Himmel gibt, wenn... ja, wenn man eine richtig große Schüssel hat. Im 112cm Melle Teleskop bei 320x konnten Peter Riepe und ich einen leuchtend roten Ring um den ZS sehen. Das war ein verblüffender Anblick!
    Im 14,5" Newton ist bei ruhiger Luft der Ring (740x) zu sehen, nicht aber die Farbe. Frank Richardsen hat die Farbe im 20" gesehen.
    Lustig ist es auch mal einen Orangefilter an dem Objekt auszuprobieren. Während alles andere nachtschwarz wird, bleibt Campbell's Star sichtbar.


    Gruß, Rainer

  • Hallo,


    eines wüsste ich aber noch gern. Wieso fiel der Stern durch sein seltsames Emissionsspektrum auf, so dass er als Wasserstoffstern bezeichnet wurde? Alle Sterne bestehen doch aus Wasserstoff.


    Noch merkwürdiger wird es, da heute bekannt ist, dass PNe-Zentralsterne des WR-Typs keine Wasserstoffschicht mehr besitzen.


    Wer kann mir diese Fragen beantworten?


    Gruß - Nico

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