Hallo liebe Gemeinde.
Gestern, am Dienstag 23.01.07 sah es gegen 19Uhr noch sehr trist am Himmel aus, Dunst von Zirren zog und nur die hellsten Sterne waren schemenhaft zu erkennen. Trotzdem kam der Dobbie, 10“ f/5 (Martini Holzbau-Gitterohr mit 248mm/1252mm GSO HS und Protostar 2.14“ FS sowie KineOptics HC-2 Auszug und Light-Shroud) auf den Balkon zum temperieren: es hatte schon -1.3°C. Vorgestern, am Montag, war es von den Gegebenheiten theoretisch besser: Sonnenuntergang 17h06, AD 19h03, Monduntergang 21Uhr38 und gegen 20Uhr45 nur noch 7° überm Horizont mit 16,7% Phase und die Temperaturen lagen weit milder, über 0 Grad.
Gestern waren’s dann schon 26,6% beleuchtete Scheibe, und erst gegen 22Uhr25 stand der Mond nur noch 5° überm Horizont und ging erst um 23h04 endgültig unter. Keine idealen Bedingungen also. Um 21h30 wollte ich entscheiden, ob der Dobbie wieder ins Warme kommt oder ob ich ihn stehen lasse, und mich warm einpacken sollte und das Beobachten starten solle. Der Mond war dabei sehr hilfreich, denn ich konnte erkennen, dass der Cirrendunst recht kräftig abgenommen hatte und der Orion im Gürtelbereich und darüber der Stier schon schön sichtbar war.
Also, rein in den warmen Anorak mit Pelz-verbrämter Kapuze, Wollsocken an die Füße, Okulare und Filter in die Jackentasche und erst mal Antares 8x50 Winkelsucher mit 6°GF (den Schnapp vom letzten ATT) und Telrad miteinander justiert. (Wenn’s richtig ist, sieht man im Sucher die Telradkreise als rote Zielkreise eingeblendet!). Erst mal auf M42 mit dem 25mm TAL PL. Ja, das sieht doch schon mal sehr gut bei 2,3° Minus aus. Der Nebel erscheint in leichtem Grün und schon wunderschön strukturiert. Als erstes den UHC rein, noch besser wird’s, das macht Spaß. Dann auf das 15mm Skywatcher 66°, das ist schon sehr toll, mit dem 10mm SWA von Antares (82°) sieht es topp aus, auch mit dem UHC. Dann das selbe Spiel mit dem TV OIII 2“ und danach mit dem 2“ Lumicon OIII. Das ist wirklich toll. Die Regio Huygheniana erscheint schön gefleckt und gescheckt.
Plötzlich ein heftiger Schreck, ein startender Düsenflieger zischt voll beleuchtet durchs Bildfeld….UFF, bin fast geblendet.
Dazu dann noch das 7mm HS (Harry Siebert Standard 65°), bringt zwar fast nur noch die helle Zentralregion, aber unheimlich detailliert und nuancenreich, die Pons Schroeteri über dem Dunkelnebel Sinus Magnus wird blickweise indirekt sichtbar. Die 4 sichtbaren Trapezsterne wirken heute sehr fein, deshalb OIII aus dem 1,25“ Adapter rausgeschraubt und filterlos mit dem HS 7mm weiter. Tatsächlich die Komponente E leicht sichtbar, und: toll ab und zu auch die Komponente F. Auf das 6mm TMB Planetary (208x) gewechselt, wird die Komponente F noch deutlicher, nachdem das von drinnen geholte TMB etwas temperiert hat. Jetzt wird geprüft, ob sich die Nebel 1975/77 und Co. Sehen lassen, ohne und mit UHC und OIII’s. Am besten zeigen sie sich im UHC und im breitbandigen TeleVue OIII (26nm HWBreite).
NGC 2024 ist aber wieder ein Kummerobjekt: nix zu sehen. Dafür aber M78. Dann weiter zu M1, ein Vergleich mit den Okularen von 25mm bis 7mm runter. Am besten isser mit 15mm und mit dem 19mm Intes 65°. UHC bringt wenig, am besten scheint noch der TV OIII von den Filtern, aber ohne ist er besser.
Jetzt mal eine Pause im Warmen, meine Füße in den Schlappen fühlen sich schon ziemlich durchfroren an, draußen hat’s gegen 22Uhr45 gut -3,0°C..aber die Sicht ist viel besser geworden, es geht gegen 5mag fst!! Freu!!!! Der Orion ist schon gegen 21h50 kulminiert, schade, zu spät für lange Spechtelsitzungen an M42, Ende Dezember ist das Timing besser……..
Ich schau mir im Deep-Sky Reiseatlas die Gegend in Puppis und im Großen Hund genauer an, Karte 18 und 26??, während ich mir die Pfoten auftaue.
Um 23Uhr wieder raus, leider leuchtet mein Gegenüber in 50 Metern Abstand im WSW immer noch mit ihrem Kronleuchter (kennt man ja schon). Erstmal Sirius angepeilt und dann im Sucher nordöstlich hochgehangelt. Da steht im Sucher ein Haufen, macht sich schön im Okular, ist aber ein alter Bekannter: M50 nämlich. Mehr östlich und etwas tiefer eine bekannte Anordnung von 3-4 engeren Sternen: jawoll, da steht M47 und etwa 1° weiter nach OSO: M46. Heute doll klar zu sehen. Na, dann mal den UHC rein und richtig, da steht er der PN NGC 2438. Und jetzt wird es mühsam: auf der DS Reiseatlas Karte sieht alles so übersichtlich aus, aber im Sucher erscheinen irgendwie mehr Sterne. Es kostet fast 20 Minuten, bis ich ihn im 25mm TAL PL mit UHC habe: NGC 2359, den Enten (Duck)Nebel oder auch Thors Helm genannt. Ohne UHC fast nix zu sehen. Im 30 mm Widescan-III 2“ mit Lumicon OIII wird der aber richtig hell und man erkennt in etwa einen Entenkopf mit Schnabelfortsatz indirekt, mit Kapuze weit über der Optik und abschirmenden Händen um das Gesicht gehalten. Zum Himmel gepeilt: Toll, mindestens 5,2mag fst und gerade der beobachtete Bereich fast dunstfrei!!! Selten so zu sehen, hier im dunstgeplagten Flachland. Und noch steht er nicht im Süden, da wo Düsseldorf Airport leuchtet. Der Nebel mit 15mm Okular ist nicht so toll (UHC eingeschraubt), mit 25mm aber recht ordentlich. Da es nun fast Mitternacht ist, Minus 3.5°C und ich morgen früh raus muss und mir die Zehen schon wieder weh tun, wird danach spontan abgebaut. Als ich alles wieder drin habe, klatsche ich mir fast an den Kopf: Mensch, bei der Durchsicht hätt’ste doch noch mal den Rosettennebel probieren können und vor allem den Medusanebel, Abell 21.