Trip durch die südliche Wintermilchstraße (BB)

  • Hallo Freunde der Nacht,


    in der vorletzten Nacht (14./15.1.) riß endlich auch am Niederrhein der Himmel auf. Leider konnte ich erst recht spät loslegen, weil ich erst um 21:15 nach Hause gekommen war. Also habe ich mich kurzerhand um die Ecke auf den Acker gestellt und auf die einstündige Anfahrt zu einem besseren Platz verzichtet.


    Hier die Eckdaten: 200/1200 Dobson, Okulare TSWA 32 (38x, AP 5,3 mm) und Speers Waler 14 (86x, AP 2,3 mm), 2'' OIII-Filter von Astronomik, Karkoschka "GoTo-System"


    Zeit: 21:45 bis 00:30, fst zunächst ca. 5m0 mit im Zenith andeutungsweise sichtbarer Wintermilchstraße, später nur noch um 4m5


    Zum Warmwerden zunächst der große Orionnebel, hell wie immer, aber schon besser gesehen bei klarerem Himmel, so waren die Schwingen nicht sehr weit zu verfolgen und die matte Pons Schroeteri nicht sicher zu erkennen. Der OIII-Filter machte wenigstens den Hintergrund schwarz und sorgte für mehr Nuancen in der Huyghensregion. (Noch kurz im 9 mm Plössl einen höher vergrößerten Blick auf das Trapez geworfen, danach wanderte das Okular zurück in die Kiste, Einblickverhalten und Gesichtsfeld sind verglichen zum TSWA und vor allem zum Speers doch der pure Graus. Wird Zeit, dass das längst bestellte, neue 5-8mm Zoom von Speers endlich von TS ausgeliefert wird...)


    Direkt nördlich an den großen Orionnebel grenzt der Reflexionsnebel des "Running Man" NGC 1973, hier ließ sich trotz der suboptimalen Bedingungen eindeutig ein schwacher Schimmer der hellsten Nebelanteile erhaschen.


    Anschließend habe ich mich erneut erfolglos am Flammennebel NGC 2024 direkt neben Alnitak versucht, hier hilft wohl nur besserer Himmel... Ebenso konnte ich die schwachen Reflexionsnebel der Plejaden wieder nicht "knacken". M1 hatte ich in meiner Erinnerung auch schon mal besser gesehen, er blieb ein sehr flaues Oval ohne Einzelheiten, der OIII-Filter schadete eher, statt zu helfen.


    M78 wiederum war kein Problem, ein halbrundes Nebelchen, das zwei Sterne enthält. Der schwächere, kleinere Nebelteil war jedoch nicht auszumachen.


    Danach ging es zu zweien meiner Lieblingssternhaufen. M35 in den Zwillingen gefällt mit immer wieder durch seine rautenartige Form, fast wie ein Karo auf einer Spielkarte. (Direkt daneben liegt der ca. 6x weiter entfernte NGC 2158, ein schwaches granuliertes Nebelfleckchen, aus dem beim indirekten Sehen zwei oder drei schwache Sternchen hervorblitzen.) Eine Augenweide ist auch immer wieder M37 im Fuhrmann. Der helle orange Zentralstern wird von in kleinen Grüppchen angeordneten, etwas schwächeren Sternen umstanden, einfach brilliant anzusehen.


    Bei M36 wiederum scheinen die Sterne in Pärchen angeordnet und M38 zeigt eine kreuzartige Struktur in der Übersichtsvergrößerung. Der dazwischen liegende Emissionsnebel NGC 1931 blieb ein kleines rundes Fleckchen ohne weitere Details.


    Danach wollte ich mich die Wintermilchstraße hinunter arbeiten, da die südlichen Anteile inzwischen weiter herausgekommen waren. Doch Karte E7 des Karkoschka "GoTo-System" machte mich zunächst auf den planetarischen Nebel NGC 2392 aufmerksam, der mir noch in meiner Sammlung fehlte. Schnell war das deutlich ultramarinleuchtende Scheibchen eingestellt, das im 14er Speers bereits den kleinen Halo um den sehr hellen Zentralstern erkennen ließ. Der OIII-Filter bringt auch hier nichts, im Gegenteil, aber zum "Eskimo" werde ich mit dann höherer Vergrößerung und Speers Zoom gerne wieder zurückkehren.


    Passend zur Jahreszeit wurde dann der Weihnachtsbaumsternhaufen NGC 2264 im Einhorn erlegt, der im umkehrenden Newton "richtig rum" erscheint. Rund 1 Grad südlich davon steht Hubbles Veränderlicher Nebel NGC 2261, den ich aber trotz angestrengten Suchens nicht sicher ausmachen konnte.


    Wenig beeindruckend war auch der Rosettennebel NGC 2237, der sich nur durch den darinliegenden Sternhaufen NGC 2244 identifizieren ließ. Erst der OIII-Filter zeigte einen ganz schwachen nebeligen Halbkreis nördlich des Sternhaufens.


    Das Milchstraßenfeld in Puppis und dem Großen Hund litt doch sehr unter der dunstigen Horizontaufhellung. Dennoch gaben die beiden offenen Sternhaufen M46 und M47 ein kontrastreiches Pärchen ab. Gerade eben noch gemeinsam ins Gesichtsfeld des TSWA 32 passend besteht M47 aus wenigen, aber hellen Sternen, M46 dagegen aus deutlich mehr dichtgedrängten, aber schwächeren Sternen. Direkt neben M47 steht noch der doppelt so weit enfernte Sternhaufen NGC 2423, der durch eine Sternkette mit M47 verbunden scheint, eine sehr nett anzusehende optische Täuschung. Als wenig berauschend entpuppte sich der Wolf-Rayet-Nebel NGC 2359, hier machte der OIII-Filter den Unterschied zwischen Sehen und Nicht-Sehen aus. Die Form von "Thors Helm" war hingegen nicht zu erkennen, nur ein schwach glimmender Balken zeigte sich im Horizontdunst.


    Den Deep-Sky-Abschluß sollte die Galaxie NGC 2903 im Löwen bilden. Doch die sich verschlechternden Bedingungen zeigten neben dem stellaren Kern nur einen kleinen, gleichmäßigen Halo mit fraglichen, nur blickweise geringen Helligkeitsunterschieden. Unter besserem Himmel sollten mit 8'' Öffnung eigentlich erste Einzelheiten der Spiralstruktur sicher machbar sein... Anschließend habe ich durch einen kurzen Blick auf Saturn mit deutlicher "Bauchbinde" und wenigstens drei Monden meine Dunkeladaptation ruiniert und mit inzwischen doch ziemlich klammen Fingern (+4°C) zusammengepackt.


    Was mich interessieren würde, ist, was vor allem von den nicht oder nur unzureichend vorgefundenen Objekten unter wesentlich besseren Bedingungen zu erwarten sein dürfte. Hat jemand Erfahrung mit z.B. NGC 2261, 2359 oder 2903 unter 8'' Öffnung? Bin gespannt...

  • Hallo Volker,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was mich interessieren würde, ist, was vor allem von den nicht oder nur unzureichend vorgefundenen Objekten unter wesentlich besseren Bedingungen zu erwarten sein dürfte. Hat jemand Erfahrung mit z.B. NGC 2261, 2359 oder 2903 unter 8'' Öffnung? Bin gespannt...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Alle Objekte konnte ich vor Jahren mit einem 20x125 leicht ausmachen, allerdings bei guten Bedingungen. NGC 2261 konnte ich sogar zusammen mit dem Weihnachtsbaumsternhaufen zeichnen. Ich kann mir gut vorstellen, dass unter einem 4m5 Himmel NGC 2359 und 2261 untergehen, NGC 2903 müsste allerdings drin sein.


    Viele Grüße, Uwe

  • Morgen Volker,


    unter halbwegs guten Bedingungen ( fst ~ 5.5 ) sollten weder NGC 2261 noch NGC 2024 ein Problem sein - die hab ich vor Jahren mit meinem 4.5" leicht auffinden koennen ( NGC 2024 geht bei super Bedingungen sogar mit dem 10x50 Feldstecher ). Die Reflexionsnebel in den Pleiaden brauchen m. E. nach allerdings noch bessere Bedingungen, da deren Flaechenhelligkeit doch sehr gering ist.
    NGC 2903 hab ich mit kleiner Oeffnung nicht beobachtet, allerdings schaetze ich, dass du unter brauchbaren Bedingungen schon einiges an Details aus der Galaxie rauskitzeln kannst!


    greetz,


    Matthias

  • Hallo Uwe und Matthias,


    danke für Eure Rückmeldungen. Das macht ja Hoffnung, irgendwann mal unter 5m5 (sollte mit gut 1 Std. Autofahrt in die Eifel erreichbar sein) die Objekte der Begierde besser oder überhaupt erst sehen zu können. Uwes Zeichnung zeigt ja sogar den Reflexionsnebel im "Weihnachtsbaum" sehr deutlich. [:p]


    Btw: Mein Name ist nicht Volker. [;)]

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