Hallo Sternfreunde!
anbei ein kleiner Beobachtungsbericht vom letzten Wochenende:
Das war wieder mal eine sehr gute Deep-Sky Nacht mit von mir noch nie beobachteten Objekten. Eigentlich denkt man beim Sternbild Zwillinge wohl eher an die bekannten offenen Sternhaufen oder den Eskimonebel, aber es gibt in diesem Gebiet auch eine Reihe von Galaxien, die für die meisten visuellen Beobachter wohl eher unbekannt sind.
Beobachtungsbedingungen:
Allem voran steht eine visuelle Grenzgrößenklasse von 6,7mag im Zenit (Beobachtungsort auf 1500m). Leider liegt an dieser Stelle schon Schnee, so dass die Umgebung nicht so dunkel wie gewohnt ist. Die Temperatur liegt bei angenehmen -4°C, die Luftfeuchtigkeit bei unglaublichen 25%. Einziger negativer Punkt ist bei uns, wie so oft, das Seeing.
Die Objekte:
NGC2274 und NGC2275:
NGC2274 fällt interessanterweise schon bei 50facher Vergrößerung als indirekt zu haltendes „Nebelchen“ auf. Die 2. Galaxie, die nur rd. 2 Bogenminuten nördlich steht, ist erst ab 200facher Vergrößerung indirekt zu halten. Sie wirkt wesentlich schwächer, dafür kann man erkennen, dass sie eine Spur „länglich“ wirkt (Elogation geschätzt auf ca. 1:1,2). Beiden Galaxien haben keinen ausgeprägten Kern, sondern weisen nur einen sehr leichten Helligkeitsanstieg Richtung Zentrum auf. Zwar kein Hingucker, aber ein durchaus interessantes Paar. Erwähnenswert ist vielleicht der Umstand, dass nach rd. 20minütiger Beobachtung bei 108x NGC2274 direkt gesehen werden kann und auch deren Begleiter an der Grenze zum direkten schauen erscheint.
NGC2289, 2290, 2291 und 2294
NGC2289 und 90 sind sehr schnell erkannt worden, wogegen sich die beiden anderen noch etwas bitten ließen. Alle 4 Galaxien liegen in einem Umkreis von 6,5 Bogenminuten (wäre sicher eine interessante Gruppe für Öffnungen ab 400mm). Nachdem ich die Vergrößerungen desöfteren hin und her wechselte, waren letztendlich alle 4 Galaxien eindeutig auszumachen, wobei NGC2294 die mit Abstand schwächste ist.
Einzeldarstellung:
NGC2290: deutlich länglich, nur marginaler Helligkeitsanstieg Richtung Zentrum
NGC2289: eine Spur schwächer als 2290, aber exakt dieselben Merkmale
NGC2291: kreisrund mit deutlichem Kerngebiet; wird von 3 schwachen Sternen eingerahmt
NGC2294: die schwächste im Bunde erscheint nur Blickweise indirekt, wirkt aber ebenfalldeutlich elongiert (ca. 1,5-2:1)
NGC2341 und NGC2342:
NGC2342 fällt sofort auf und ist beinahe direkt zu sehen; Allerdings wie so viele Galaxien (bei dieser Öffnung und Helligkeit) ohne jegliche Strukturen. Erscheint ebenso kreisrund wie die 2. Galaxie, die sich rd. 2,5 Bogenminuten südöstlich befindet.
NGC2365:
Das ist am heutigen Abend die auffälligste Galaxie. Schon bei 50x deutlich als länglicher Schimmer zu erkennen. Bei 200facher Vergrößerung scheint ein schwacher Vordergrundstern die Galaxie am südwestlichen Ende zu berühren. Weiters wirkt die Galaxie von der Helligkeit zweigeteilt. Das südliche Ende erscheint mir deutlich heller als der Rest der Galaxie. Vielleicht lässt sich dieser Effekt auf einem Foto der Galaxie erklären.
Grüße aus Innsbruck
Tom