Konstruktion einer Schweren Montierung

  • Hallo Herbert,


    wie sieht es eigentlich mit der Verwendung von Radlagern aus dem KFZ-Bereich für den Montierungsbau aus?
    Ich habe bei meinem Monti-Bau welche eines VW-Busses verwendet.
    Vorteil dieser Lager: Massenproduktion und Preiswert in vielen Größen zu bekommen.


    Viele Grüsse


    Peter

  • Hallo


    würde nicht Grauguß die Problematik etwas entschärfen? dann könnte man etwas mit der Wandstärke runter und hat einen günstigeren TK und bessere Schwingungsdämpfung bzw. Steifigkeit


    Gruß Frank

  • Hallo Peter,
    Lager bekommst Du günstig bei eBay (Business&Industrie/Metallbearbeitung&Schlosserei/Kugellager). Ich hatte da zwar auch schon Lager erwischt, deren Laufflächemn nicht so gut aussahen, das waren aber Lager zweifelhafter Herkunft. Originalverpackte Markenlager waren in der Regel inordnung. Da die Lager so kostengünstig sind, entsteht kein großer Verlust, wenn man mal ein schlechtes Lager wegschmeißt. Der große Vorteil ist, dass bei eBay sehr viele Lagerarten angeboten werden, wenn man etwas wartet, kann man genau die benötigten Lager günstig bekommen (auch Speziallager, die sonst schweineteuer sind).


    CS. Frank

  • Hallo Herbert,
    Da magst Du auf jeden Fall recht haben. Ich laß mich diesbezüglich auch gern belehren.
    Schließlich hab ich zu meiner Theorie keinerlei pracktische Erfahrung, und die ist ja bekanntlich Gold wert.
    Da hast Du wohl vielen von uns so einiges Voraus.
    Danke und CS, Dennis

  • Hallo Henry,


    hab mal einen Blick auf Deine Zeichnungen geworfen...
    Das ist doch mal ein Paradebeispiel für eien dolle Schweiskonstruktion! Mit irgend welchen Verspannungen hattest Du keine Probleme und nach dem Abdrehen paßten die Gehäuse?
    Bei der Grundplatte sind mir die etwas kurzen Langlöcher aufgefallen. Kannst Du da überhaupt alle 360° klemmen?


    Gruß,


    Daniel

  • Hallo Peter,


    selbstverständlich sind Kegelrollenlager aus dem Kfz-Bereich auch für den Montierungsbau gut geeignet. Bei meiner ersten Montierung nahm ich sogar welche, die schon über 100.000 km gelaufen waren. Ich fotografierte mit dieser Montierung schon recht viel und konnte nichts negatives bei diesen Lagern feststellen. Offensichtlich benehmen sich diese Lager zudem tolerant, wenn die Lagerflucht nicht zu 100% stimmt, wie das bei der Nirosta-Montierung der Fall ist. Um aber auf der sicheren Seite zu stehen, sollte die Lagerflucht schon genau gearbeitet sein.


    Viele Grüße, Herbert
    http://www.zellix.de

  • Hallo Peter, Jogi,


    ich habe schon vor einer halben Ewigkeit eine schwere Montierung mit Autoachsen gebaut. Tatsächlich waren die Achsen der Kristallisationskeim, die Monti ist dann weitgehend nach Staus drumherum konstruiert worden. Die Achsen waren von einem ausgeschlachteten Opel Diplomat, der damals sicherlich mindestens 200000km draufgehabt haben muß. Mein Gedanke war damals simpel: Wenn Autoachsen ein sich dynamisch verhaltendes Fahrzeug von ca 1 Tonne sicher tragen kann, nebst Übertragung von hohen Antriebskräften, dann gilt dies erst recht für ein Teleskop, dessen Gesamtgewicht 200kg nicht überschreitet und dessen Komponenten nur mit geringen Geschwindigkeiten bewegt werden. Im Nachhinein gesehen, war die Überlegung absolut richtig. Einziger Nachteil: Die langen Steckachsen führten zu einer entsprechenden Gesamtlänge der Achsen, entsprachen aber ziemlich den Staus'schen Plänen. Nach dem Bau waren die Konstruktionsfehler von Staus offensichtlich geworden (Schneckenlagerung, lange Hebelwege durch großen Abstand zwischen Achsköpfen und Lagerböcken). Bei der Feststellung und Behebung der Konstruktionsfehler habe ich extrem viel gelernt und bei den nächsten Projekten einfließen lassen (Verbesserung der Schneckenlagerung, Schwingungsdämpfer zwischen den Lagerböcken, bzw. Fernrohrwiege, richtig dimensionierte Polhöhenklemme mit mehreren Schrauben um eine hohe Flächenpressung zu erreichen). Hier der Link:
    Bismarck Observatorium


    Gruß und CS Haley

  • Hallo Daniel,


    die Gehäuse passen 100%ig. Ich hatte ja noch so meine Bedenken, das sie sich beim Anschweißen der Bleche doch noch verziehen, doch es ist nichts passiert. Glücklicherweise ist die Materialstärke genügend groß. (Das waren mal Hydraulikzylinder)
    Die Langlöcher der Grundplatte 2 sind sicher ausreichend, sie sind ja nur zum einnorden der Monti. Ich muß bloß die 20mm Gewindebolzen richtig in den Beton bekommen! Dauert nicht mehr lange... :)


    Grüße, Henri

  • Hallo,


    (==>) Henri: Prima, ich hatte wegen den häufigen Aussagen "Schweisen nur bei der Säule, oben verzieht´s Dir alles" schon eine Schweiskonstruktion von vorne herein ausgeschlossen, aber das ändert natürlich einiges. -Denn schließlich ist der Aufwand für den Formenbau beim Gießen auch nicht unerheblich. Viel Glück noch bis zum "First Mount"!


    (==>) Haley: Schön, daß so ein "Oldie" noch tadellos läuft. (Staus war etwas vor meiner Zeit, also hab ich ein paar Fragen) Wenn ich die Bilder richtig deute, dann ist doch Dein Aufbau gar nicht so verschieden zu dem von Henry: -die Lager sind in Rohren, in die eine "Stufe" reingedreht wurde. Nur sind die Rohre nicht angeschweist, sondern durch eine Art Schelle gehalten. -Stimmt das so???
    Klar, daß da einige überkragende Teile dabei sind, aber wenn es nicht um jedes Kilo geht...
    Das mit der Polhöhenklemmung kommt auch aus dem einen Bild gut raus.
    In Deinem letzten Post erwähntest Du aber auch etwas von Schwingungsdämpfern zwischen Lagerböcken. -Was soll das sein?


    Wenn irgend etwas schwingt, dann hätte ich das jetzt auf die langen Achsen geschoben, aber dann müßte doch eine gedrungenere Konstruktion die Lösung sein und nicht noch ein "weiches" Element im Kraftfluß?! Oder versteh ich da was falsch?


    Grübelnde Grüße,


    Daniel

  • HE leute, ich bin sehr erfreut.


    Genau so eine diskussion hatte ich mir erhofft. Klar in erster linie will ich mir informationen holen, aber es sollte auch ein Thread werden, bei dem die allgemeinen probleme einer konstruktion diskutiert werden.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Nirosta</i>
    <br />Hallo Dennis,


    meine Nirosta-II-Montierung ist gerade teilweise zerlegt, da ich Versuche mit einem Reibradantrieb mache (erste Funktionstests sahen recht vielversprechend aus, ich bin aber noch lange nicht fertig damit). <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Nirosta
    Kannst du mal den reibrad antrieb genauer erklären. Habe da schon oft gegoogelt, aber leider nichts gefunden. Er würde mich auch sehr interesieren. Wäre mir fast lieber als in Schneckenrad antrieb.


    einer von euch hat mich gefragt, wie ich denn die rutschkupplung gestallten würde.


    Wenn wir uns die bilder betrachten, dann sind hinten am ende der achsen das Schneckenrad und auf beiden seiten des rades je eine runde braune scheibe zu erkennen. Das ist ein 2 geteilter Schneckenrad sitz. Auf den letzten stummel der achse, der auf dem ersten bild zu sehen ist, ist ein feingewinde auf dem eine klemmmutter sitzt. Drehe ich die mutter auf den Schneckensitz, wird das schneckenrad zwischen die beiden braunen scheiben geklemmt. Nun kann nur durch den antrieb die achse gedreht werden. Löse ich die mutter, kann sich das schneckrad in seinem Klemmkäfig drehen, und ich habe eine frei zum antrieb drehbare achse.


    Den unterschiedlichen längenausdehnungskoeffizienten der unterschiedlichen materialien der achse und des gehäuses werden durch plattfedern ausgeglichen. Da der eigentlich unterschied sich im hundertstel millimeter bereich bewegt, sind hier ein plattfedern packet wohl vollkommen ausreichend.



    Die Kritiken an dem Polblock habe ich schon fast befürchtet. Es war auch nur ein grobentwurf. Der gelbe zylinder, ist die achse und wird ohne lager montiert. Die klemmunge wir dann sicherlich durch 1-2 schrauben je seite ( die in langöchern laufen ) geklemmt.

  • Hallo Jogi,


    vielleicht ist das jetzt etwas platt, aber ein Reirad ist nix Anderes als ein Zahnrad ohne Zähne. Das führt zu einer geringeren Übersetzung als beim Schneckengetriebe. Darum müßte das Rad wohl größer sein. Dann ist es aber schwieriger zu kapseln, Kurzum, mich hat das Konzept nicht begeistert, aber ich lasse mich gerne überzeugen.


    Die Dehnungsdifferenz beträgt durchaus 1-2/10 mm, wenn man einfach die Differenz der Wärmedehnungen von Alu und Stahl mit z.B. 50 °C und mit der Gehäuselänge multipliziert. Das wäre natürlich nur der Spannungsfreie Zustand. In Wahrheit ändert sich eben die Vorspannkraft. Problematisch sehe ich eigentlich nur, daß sich das Schneckenrad ja gegenüber der Schnecke (die am Gehäuse montiert ist) verschiebt. -Und da wären 1/10 schon beachtlich viel, wenn der Kerndurchmesser der Schnecke gut zum Rad paßt.


    Diese ganzen Überlegungen beinhalten allerdings auch nur den Gleichgewichtszustand. Dabei ist es ja nicht auszuschließen, daß sich ein Alugehäuse viel schneller aufwärmt als eine Stahlachse.


    Aber, wie gesagt, den einzig kritischen Punkt sehe ich in der Schneckenradverschiebung.


    Gruß,


    Daniel

  • Hallo Daniel,


    Nach Staus (Bismarck ist hier angelehnt an die "Siegfried Montierung" aus seinem Buch "Fernrohrmontierungen und ihre Schutzbauten") besteht jede der Achsen aus der Welle, einem Kugellager an jedem Ende, einer Lagerbüchse und einem Rohr, das beide Lagerbüchsen aufnimmt. Büchsen und Rohre sind ineinandergesteckt und verschraubt. Diese Konstruktion steckt in den eigentlichen Lagerböcken (bei Staus sind diese Böcke viel windiger, als beim Bismarck). Ich habe die Konstruktion dahingehend abgeändert, daß ich die Rohre in denen die Lagerbüchsen stecken, aus Stahl gemacht habe und zusätzliche Verbindungsstücke zwischen dem Rohr und den Lagerbüchsen (aus Alu). Dies ist dann wieder alles verschraubt. Geschweißt habe ich nur an den Laschen, die den Polblock aufnehmen und an Teilen der Dek-Klemmung. Heute würde ich garantiert nicht mehr so umständlich bauen. Heute bestünde die Achsaufnahme vermutlich aus einem einzigen Teil. (Christina ist eine Ausnahme, da gehts auch ums Design). Nach Staus und auch beim Bismarck ist der Abstand zwischen Lagerbock und Flansch ziemlich groß. Als das Teleskop fertig war, habe ich festgestellt, daß die Kiste schwingt wie Tier. NAch dem Umbau des SChneckenlagers wars besser, aber beim 13Zöller wiegt allein Optik-Tubus schon 70Kilo, also mußte ich was unternehmen. Lösung waren die Schwingungsdämpfer: Eine Konstruktion aus großen Lagerbüchsen, in denen große Nadellager stecken, sie liegen direkt am Lagerbock auf, und Verbindungsstreben, die am anderen Lagerbock, bzw. an der Fernrohrwiege ansetzen. Mit diesen Streben, ausgeführt aus Gewindestangen, läßt sich die Andruckkraft auf das Nadellager einstellen. Ziel: Teilweise Übertragung der Kräfte über diese Konstruktion, die einen größeren Achsdurchmesser simuliert, in den Unterbau und Entlastung der Achsen, außerdem Dämpfen der Schwingungen zwischen den einzelnen Komponenten. Das Ganze ist so umständlich, weil ich es ja auf die bestehende Konstruktion gewissermaßen aufpropfen mußte. (das hatte ich nun davon, daß ich keine Ahnung von Maschinenbau hatte [V]). Die Konstruktion erfüllt aber ihren Zweck, das Gerät ist viel steifer geworden. Hätte ich damals die Montierung gedrungener gebaut, hätt's das alles wahrscheinlich nicht gebraucht. Beim Bau von Christina habe ich den Schwingungsdämpfer wieder mit einfließen lassen (trotz nun viel kompakterer Konstruktion) und auch verbessert. Wieder sorgt ein Nadellagerkranz für eine große Auflagefläche und eine direkte Übertragung von Gabel zu Polblock, zudem werden dort die Kräfte gleich unter teilweiser Umgehung des Polblock direkt ins Stativ eingeleitet. Das Ganze hat sich sehr bewährt. Christina steht bombenstabil [8D].


    Gruß Haley

  • Hallo Jogi,


    erstmal möchte ich den Reibradantrieb fertig bauen, dann wird er ausgiebig getestet. Vorher will ich noch keine Einzelheiten verraten. Falls dann mal alles richtig funktionieren sollte und die Laufabweichungen ausgemessen sind, würde ich die Konstruktion im VdS-Journal und später auf meiner Webseite veröffentlichen.
    Ich habe die Art meiner Konstruktion noch nirgends gesehen. Dass sie aber neu ist, glaube ich wiederum auch nicht. Ich möchte vorerst nur soviel sagen: Dieser Antrieb ist so gebaut, dass kein seitlicher Druck auf die Polachse wirkt, also ähnlich wie bei einem herkömmlichen Schneckengetriebe. Die Mechanik ist so weit fertig und funktioniert schon mal recht gut. Jetzt kommt die Arbeit mit dem Schrittmotor und dem Untersetzungsgetriebe dran. Bis zum ITV (Immer Total Verregnet) werde ich voraussichtlich noch nicht fertig sein.


    Viele Grüße, Herbert
    VdS-Fachgruppe Amateurteleskope/Selbstbau: http://www.zellix.de/selbstbau/index.htm

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