Auf der Suche nach dem Universalglas...

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier, habe schon einige Diskussionen zum Thema verfolgt und bitte nun schließlich selbst um Rat beim Fernglaskauf.


    Vorgeschichte:


    Ich besitze ein altes, gebrauchtes Taschenfernglas (8x21) eines mir unbekannten Herstellers (ein fast abgeriebener Schriftzug endet auf "LUX"), dass ich eigentlich noch nie verwendet hatte, bis ich vor zwei Wochen damit mal einen Blick auf den zunehmenden Mond riskierte. Ich konnte die schon teils erleuchteten Kraterringe an der Tag-Nacht-Grenze erkennen und fragte mich begeistert, warum ich das nicht schon viel, viel früher getan habe (z.B. als ich als zwölfjähriger vor zwanzig Jahren mit der Sternscheibe in der Hand den Nachthimmel betrachtete).


    In diesem Moment beschloss ich jedenfalls, mich wieder der Himmelsbeobachtung zu widmen und mich mit einem Fernglas auszustatten, welches mir einen größeren Sehgenuss beschert, als jenes 8x21. Bitte helft mir bei der Auswahl :)


    Hier einige Informationen und Anforderungen:


    * Preisgrenze: gut 1000 Euro, soll "was fürs Leben" sein


    * Vergrößerung maximal 8x; 10x50 habe ich mal ausprobiert und es war mir zu verwackelt.


    * Auf jeden Fall möchte ich gängige Deep-Sky-Objekte beobachten können.


    * Ich lebe in Berlin, habe kein Auto. Mehrmals im Jahr habe ich die Gelegenheit fern der Stadt zu beobachten, z.B. auf dem Land oder in den Alpen, am häufigsten aber doch nur im Park oder vom Balkon.


    * Das Fernglas sollte möglichst reisetauglich sein. Das Dilemma scheint mir hier, dass ich den Himmel für große Öffnungen nur auf Reisen sehe, dann aber lieber nur ein kompaktes Glas mitführen würde.


    * Wo es schon mal da ist, würde das Ferglas auch tagsüber zur Naturbeobachtung verwendet werden (nur so kann ich vor mir die Ausgabe rechtfertigen ;)) und Wasser, Sand, Schnee und Stößen widerstehen können.



    Ein 8x32 der Oberklasse scheint mir zunächst das ideale Glas zu sein. Doch wie verhält es sich da mit astronomischen Beobachtungen, Deep-Sky etc.? Schließt die Öffnung diese prinzipiell aus? Ich würde ja immer denken, wenn man 10x42 dafür verwenden kann, dann vielleicht auch 8x32, wegen fast gleicher AP.


    Sonst wären wohl ein 7x42 oder 8x42 die nächstkompakte Alternative, oder? Welche Modelle könnt ihr da empfehlen? Was ist von den ICS-Dachkants zu halten, von denen ich im Intercon-Katalog las?


    Oder wäre der Kauf zweier sich ergänzender Ferngläser sinnvoller? Z.B. könnte ich mein 8x21 durch ein besseres 8x24 oder 10x24 ersetzen (Steiner? Leica? ICS?) und letztlich doch ein 7x50 Porro (Fujinon) hinzukaufen? Wäre wiederum fürs Reisen mit kleinem Gepäck nicht ganz ideal.


    Also, meine Präferenz wäre der Kauf eines einzigen richtig guten Fernglases, doch vielleicht ist das ein Irrweg, an dem schon viele gescheitert sind ;)


    Ich freue mich auf eure Meinungen und Ratschläge.


    Marc

  • Hallo Marc,


    ich würde mir ein 10fach vergrößerndes Glas kaufen. Erste Feldstecherbeobachtungen am Nachthimmel sind immer sehr wackelig, die Ruhe kommt mit der Übung. Und da mehr Öffnung auch mehr Licht sammelt, hier meine Vorschläge im gegebenen Preisrahmen:


    Fijinon 10x70 FMT-SX (etwa € 770,-)


    oder mit etwas weniger Vergrößerung:


    Docter Nobilem 8x56 (etwa € 760,-)


    Grüße von Michael (beobachtet selbst mit Zeiss Pentekarem 15x50).

  • Hallo, ich würde mir eines von Docter kaufen super Qualität zu einem vernünftigen Preis.
    Ich bin auch gerade am überlegen, das 10x50 oder das 15x60. für Tagsüber habe ich ein 8x30 Carl Zeiss und ein 8x20 Eschenbach.
    Gruß Erich

  • Hallo Marc,


    erstmal willkommen hier.


    Deepsky aus Berlin heraus *räusper* und mit einer kleinen Öffnung *hust* oder gar einem Fernglas *hustenanfall*, o weia... [xx(]



    Also ich will ja nicht deine neue Flamme, die Astronomie, wieder gleich auspusten... Die Frage ist aber, wie gut bzw. wahrscheinlicher schlecht dein Himmel ist (Stichwort Lichtverschmutzung). Wenn du von deinem Balkon die Milchstrasse nicht wenigstens halbwegs erkennen kannst, dann kannst du Deepsky mit Fernglas gelinde gesagt, leider vergessen! [:(]


    Ich war noch nie ein Freund der gängigen Empfehlung, mit einem Fernglas in die Astronomie einzusteigen, aber hier würde ich noch vehementer als üblich davon abraten!


    Für dein Budget kannst du auch z.B. gebraucht ein gutes Fernglas und ein gutes kleines Teleskop mit Zubehör kaufen, dann hast du das Fernglas für den mobilen Einsatz und Natur usw. und das Teleskop vom Balkon aus (der wird ja hoffentlich nicht nach Norden gehen) für Sonne, Mond und Planeten und auch für diverse hellere Deepsky-Paradeobjekte. Das würde in der Stadt viel viel mehr Sinn machen! [:)]


    Auch aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Anblick von Sonne, Mond, Venus, Mars, Jupiter und Saturn in einem anständigen kleinen Teleskop den Anfänger bei weitem am meisten beeindruckt, weil man da sofort und immmer wieder was schönes sieht. Dafür braucht es für den Anfang Vergrößerung bis ca. 150x-200x (sofern das bei Stadtseeing überhaupt noch Sinn macht) und kein Fernglas, in dem dann alles weiterhin viel zu klein wäre, deshalb meine Abneigung gegenüber Ferngläsern als Einstieg!


    Deepsky braucht besonders in einem kleineren Teleskop etwas Erfahrung beim Beobachten und, das allerwichtigste überhaupt, dunklen Himmel! Ersteres hast du offensichtlich noch nicht, letzteres wirst du aus der Stadt heraus wohl leider nie haben.


    Also überlege dir das gut, was du willst und was unter deinen Bedingungen Sinn macht; und nur für die Schnittmenge daraus würde ich dann was kaufen...


    Viele Grüße
    Christian

  • Ich schwanke zzt bei der Fernglasastronomie zwischen einem nahezu perfektem Zeiss/Jena 10x50 Dekarem (190 Euro, gebraucht) und einem Revue 8x40 (1,99 Euro, Ebay).
    Letzteres sticht vor allem durch sein geringes Gewicht und eine wirklich hervorragende Optik!

  • Hallo Marc,
    für mich und unter Deinen Voraussetzungen wäre das Swift ED 8,5x44 für 449.- €
    ein ganz heißer Kandidat.
    Ein sehr gutes kompaktes und reisetaugliches Fernglas für alle Fälle.
    Habe gerade im FG-Board unter "Ungewöhnlicher Fernglastest zwecks Anschaffung"
    auch Erfahrungen mit diesem Fernglas geschildert.
    CS
    Günther

  • Zunächst einmal bin ich sehr erfreut über die Vielzahl der Antworten. Fühle mich hier gleich wohl :)


    Angesichts der wiederkehrenden Empfehlung von 10x Gläsern: Wie lange muss man denn üben, bis man's ruhig hält? Ich habe das 10x50 sogar im Liegen ausprobiert, und dennoch nicht genügend Ruhe ins Bild bekommen, um mich so entspannt dem Himmel zu widmen, wie dies mit nur achtfacher Vergrößerung möglich war.


    Christian,
    danke für die ausführlichen Tipps. Keine Sorge, meine neu entfachte Begeisterung wirst Du so schnell nicht auspusten :) Du hast natürlich vollkommen recht, und ein Fernrohr steht auch auf der Wunschliste, doch im Moment geht es mir also mit dem genannten Budget nur um ein oder zwei Ferngläser, da Reisen in die Alpen und die schwedische Wildnis anstehen.


    Ich merke auch, dass ich mich mit meinen Infos wohl etwas missverständlich ausgedrückt habe. Die Deep-Sky-Fähigkeit des gesuchten Fernglases bezieht sich auf jenen guten Himmel, zu dem ich vier bis fünf Wochen im Jahr "Zugang" habe - dass ich in Berlin mit einem 32er nicht so gucken kann, ist mir natürlich klar :)


    Mein Frage müsste also eher lauten:
    Was ist das kompakteste Glas (oder die kompakte Glas-Kombo), mit dem ich mich unter gutem Himmel (Land, See, Alpen) an einer angemessenen Menge Deep-Sky-Objekten erfreuen kann? Da ich in Berlin eben nicht unter besagtem Himmel testen kann, bin auf eure Hinweise dazu angewiesen.


    Wenn dies schon mit einem 8x32 der ginge (z.B. Leica Ultravid), wäre dies, wie schon geschrieben, die beste Lösung, weil es sich auf jeden Fall auch zum Wandern/Snowboarden eignen würde. Ansonsten würde ich mich in der 700-Euro-Region umschauen (gute Dachkants dabei?) oder das Swift unter die Lupe nehmen, und mit einem guten 8x24 für tagsüber kombinieren.


    Danke nochmals für die Hilfe
    Marc

  • Hallo Marc,
    die Handruhe üben geht, denke ich, nicht. Entweder Du kannst 10x gewinnbringend einsetzen oder eben nicht. Bei mir geht das nur, wenn ich absolut ruhig, ausgeruht und unangestrengt bin und auch nicht mit jedem Glas. Ein gewisses Gewicht (etwa ein Kilo darf´s schon sein) und eine ausgewogene Lage in der Hand sind sehr wichtig.
    Da hat auch nichts mit Kraft zu tun. Ich habe jemanden gesehen, der ein schweres 12x70(?) Glas mit stoischer Ruhe hielt. Der Junge war die Hälfte von mir.
    CS
    Günther

  • Hallo Marc,


    du suchst also ein Fernglas für Freihandbeobachtung in der gehoben Preisklasse. Da würde ich das Fujinon FMT-SX-2 10x50 (neue Version) näher in Betracht ziehen. Es macht ein unglaublich helles, kontrastreiches und scharfes Bild, sowohl für Tagbeobachtung als auch Nachts unter den Sternen. In meinen Augen ist es in optischer Hinsicht mindestens so gut wie die weitaus teureren Dachkants von Leica / Zeiss / Swarovski.


    Nachteile sehe ich in der Ergonomie:
    - Sehr robust, aber mit 1.400 g ziemlich schwer
    - Einzelfokusierung. Bei Astro und Landschaften ist das egal, da man in Ruhe beide Okulare einzeln scharf stellt und fertig, aber nix für ständige schnelle Entfernungswechsel wie z.B. für Vogelbeobachtung
    - Dicke Okulare. Bei meinem geringen Augenabstand von 56 mm kriege ich die Nase nicht mehr dazwischen. Für mich das k.o. Kriterium, die Kumpels mit "dickerem Schädel" schwärmen hingegen vom schönen Einblickverhalten.


    Falls du mit 10x absolut nicht klarkommst, es gibt auch eine 7x50 Version, die aber am Sternhimmel deutlich weniger Grenzgröße erreicht (Austrittspupille zu groß) und außerdem weniger scheinbares Gesichtsfeld hat.


    Am Teleskoptreffen Vogelsberg(ITV) ist ICS mit der vollen Produktpalette vertreten, ideal zum Vergleichen.

  • Was haltet Ihr von einem Großfernglas, z.B. 20x90 von TS ?
    Zuzüglich Stativ.
    Hab so ein Teil und bin auch zufrieden.
    Dazu hab ich noch ein 20 x 88 erworben (mit Schrägeinblick 90 Grad).
    Das 20 x 90 hat aus meiner Sicht eine ganz gute Optik (für den Preis).
    Hab auch einige 7x50, 10x50 von Zeiss und Steiner.
    Als Empfehlung würde ich ein 7x50, sowie ein 10x50 von Revue nehmen, dazu ein 20x90 von TS.
    Zu dem TS noch ein Fotostativ.
    Macht ca. 200 € insgesamt (Ebay).
    Dazu noch ein kleines Rohr mit ner einfachen, aber stabilen
    Montierung.
    Gesamtkosten ca. 500 € (Ebay)
    Erfahrung sammeln und dann was "tolleres" kaufen.
    Ich seh es genauso, der Unterschied zwischen Revue und
    Zeiss Ferngläser ist zwar vorhanden.
    Der Unterschied beim Preis aber auch und der ist astronomischer.


    P.S. Ich muß mich korrigieren:
    Der Unterschied zwischen Zeiss & Revue ist doch sehr deutlich.
    Aber muß es immer ein neues Glas sein.
    Für ein gut erhaltenes "DDR Zeiss" legt man bei Ebay um die 150.
    Die Optik dieser Gläser ist kaum zu übertreffen, wenn diese in Ordnung ist.
    Muß noch was hinzufügen:


    Nach langem hin und her testen würde ich zu einem 7x50 Zeiss Glas raten. Bei gebrauchten besteht die Gefahr der Dejustierung.
    Aus dem Grund -Vergleich Zeiss gegen Steiner - geb ich grad ein gutes Steiner Glas (7x50 Admiral) bei Ebay ab.
    Obwohl das Steiner deutlich teurer war (liegt derzeit bei ca. 1.900),
    hat das Zeiss im Vergleich gewonnen.
    Das Zeiss stammt aus der Vorwendezeit (Zeiss West) und hat auch Einzelfocussierung.


    Es ist

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">zu einem 7x50 Zeiss Glas raten. Bei gebrauchten besteht die Gefahr der Dejustierung.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ich habe auch ein solches DDR Glas vor langen Jahren erworben, es musste auch zur Justierung. Das waren dann insgesammt ca. 300,- DM damals. Ist aber ein tolles Glas.

  • Also ich habe mich jetzt doch für die Kombination aus zwei Ferngläsern entschieden. Ein Docter 8x42 B/CF für den Sternenhimmel und Unternehmungen, bei denen ich eine Tasche dabei habe, wird hoffentlich diese Woche eintreffen. Und dann möchte ich für alle anderen Gelegenheiten, insbesondere um beim Snowboarden Tiefschneestrecken auszukundschaften, noch ein wasserdichtes, N2-gefülltes Taschenfernglas kaufen, vermutlich ein Nikon HG-L 8x20.


    Nochmals vielen Dank für die Ratschläge. Ich hoffe, dass ich - mit den neuen Ferngläsern Himmel und Erde beobachtend - mich mal mit sinnvollen Beiträgen revanchieren kann.


    Marc

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