Braucht die Spiegelreflex-Kamera die Mattscheibe?

  • Hallo Zusammen,


    ich versuche mich langsam der Astrofotografie zu nähern - und zwar auf Chemiefilm. Leider habe ich ein Problem mit meiner Spiegelreflexkamera:


    Ich habe mir, nachdem mir bei einer halbwegs modernen SLR-Kamera beim Langzeitbelichten ständig die Batterie verreckt ist, endlich eine uralte Minolta zugelegt, die mit Sicherheit noch nie eine Batterie gesehen hat.
    Leider hat diese eine hundsmiserabel grobe Mattscheibe, so dass ich mich ausserstande sehe, irgendetwas zu fokussieren. Ich weiß, dass es durchaus andere Mattscheiben zum Auswechseln gibt - aber leider nicht für solche Uralt-Modelle.


    Darum meine Frage: Braucht's diese dämliche Mattscheibe eigentlich? Bei Tag ist es ja ganz praktisch, wenn durch diese unterschiedlichen Prismeneffekte die Fokussierung erleichtert wird. Bei Nacht wäre ein ununterbrochener Strahlengang aber doch viel nützlicher.


    Ich habe mir den Strahlengang (so wie ich ihn mir vorstelle - ich bin kein Optiker:-) mal aufgemalt:



    Links ist es so, wie in der SLR-Kamera. Im geraden Strahlengang der Film - wenn der Spiegelzuschläg geht's nach oben auf die Mattscheibe und dahinter kommt dann ein Prisma und eine Okularlinse.
    Wenn ich mir die ganze Mimik wegdenke (rechter Kreis), sieht das ganze einfach aus wie ein klappbarer Zenithspiegel (Flip-Mirror) mit einem Okular drauf. Kann ich also auf die Mattscheibe verzichten?


    Gruß
    Klaus

  • Moin Klaus,


    zunächst einmal ist Deine Skizze des Strahlenganges korrekt.


    Und man kann auf die Mattscheibe prinzipiell verzichten. Allerdings hast Du dann das Problem, dass das zu fokussierende Bild "frei im Strahlengang schwebt" - Du hast keinen Bezug mehr, wo denn nun exakt die Filmebene liegt und wie Du genau fokussieren musst.


    Du brauchst also eine Markierung. Lass Dir vom Glaser 2-3 Glasplättchen in exakt der Größe Deiner Einstellscheibe zurechtschneiden und facettieren.


    Wenn möglich, soll er auf die Mitte jeder Scheibe ein kleines Kreuzchen mit seinem Diamantwerkzeug ritzen.


    Beim Fokussieren dient diese Markierung dann als Anhaltspunkt. Das von Objektiv erzeugte Bild muss exakt in der Ebene der Kreuzchens scharf sein. Man kontrolliert das, indem man z.B. genau beobachtet, ob sich Objektbild und Markierung bei einer Bewegung des Auges parallel zur Objektebene noch gegeneinander verschieben.



    Scharfe Gruesse


    Matthias<hr noshade size="1">


    Kleiner Nachtrag:


    Das unten abgebildete Foto machte ich nach dieser Methode. Als Einstellscheibe diente eine Mattscheibe mit klarem Bereich in der Mitte und eingeätztem Fadenkreuz.



    (Bild anklicken zum Vergrößern)

  • Ahoi Ralf,


    japs ... beim Teleskop rastet die Fokussierung bei unendlich ja nicht ein [:D]


    Übrigens kann man auch sehr große Teleobjektive etwas "über unendlich" scharfstellen, um Wärmeausdehnungseffekte zu kompensieren.

  • gruß


    @matthias
    super mondbild
    wer hat dir die mattscheibe eingebaut ?
    oder hast du das selber gemacht ? ich würde sowas auch gerne haben wollen, traue mich aber nicht ran...hab angst, ich mach da was kaputt.


    cs uwe

  • Ahoi Uwe,


    da ich da auch nicht rangehen wollte, besorgte ich mir bei EBAY eine Nikon F3, für diese SLR gibt es sehr viele verschiedene Einstellscheiben, Lupensucher, Lichtschacht ... alles, was das Astronomenherz begehrt [8D]


    Der Austausch der Scheiben ist da perfekt gelöst und auch im Finsteren am Teleskop möglich.


    Einfach mal Gebraucht- und Fotoflohmärkte durchstöbern[:)]

  • Matthias,


    &gt; Wenn möglich, soll er auf die Mitte jeder Scheibe ein kleines Kreuzchen mit
    &gt; seinem Diamantwerkzeug ritzen.


    solche mattscheiben kenne ich. problem: im dunkeln sieht man das eingeritzte kreuz nicht! das mag bei mond-, sonnen- und evtl. noch planetenaufnahmen nicht der fall sein, aber wie sieht es mit DS-objekten aus? sollte man die mattscheibe mit eingeritztem kreuz beleuchten (aufwendig!)?


    andere vorschlaege?


    zudem sehe ich ein anderes problem. wenn Klaus die orig. mattscheibe ersetzt, wie kann er sicherstellen, dass sich seine neue scheibe auch wirklich in der schaerfenebene befindet? es geht ja nicht darum, irgendwo eine mattscheibe zu haben, sondern da ist absolute praezession erforderlich.


    gruss
    stefan

  • Moin Stefan,


    ja, einfach ist's wohl nicht ... aber dann könnt es ja auch jeder [:D]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">solche mattscheiben kenne ich. problem: im dunkeln sieht man das eingeritzte kreuz nicht! das mag bei mond-, sonnen- und evtl. noch planetenaufnahmen nicht der fall sein, aber wie sieht es mit DS-objekten aus? sollte man die mattscheibe mit eingeritztem kreuz beleuchten (aufwendig!)?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Da hast Du recht, man muss sich was einfallen lassen. Funktionieren könnte bei langen Brennweiten eine (Vor)fokussierung an einem Planeten ... die sind ja flächenhaft und hell genug.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wie kann er sicherstellen, dass sich seine neue scheibe auch wirklich in der schaerfenebene befindet<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Da sollte man vorher schauen, ob die vorhandene Mattscheibe bereits irgendwo fest aufliegt (bei der F3 sind das geschliffene Auflagepunkte. Somit wäre die Lage definiert - wichtig ist dann auch, dass die Selbstbau-Mattscheibe möglichst plan ist.


    Wahrscheinlich ist es ratsam, sich ein Modell mit auswechselbaren Mattscheiben zuzulegen. Oft wird die Minolta OM empfohlen - diese halte ich wegen des nicht wechselbaren Suchers aber nur für bedingt geeignet. Eine gebrauchte Praktica VLC (oder VLC2, VLC3) wäre eine gute und sehr günstige Alternative zur Nikon F3. Zumal die "alten" Prakticas mit ihrem M42 - Anschluss leicht zu adaptieren sind und man sehr günstig an Zubehör und Objektive rankommt.

  • Matthias,


    &gt; Oft wird die Minolta OM empfohlen


    ups. du meinst die Olympus OM, nicht wahr?


    aber der vertipper war nicht schlecht: es gibt auch eine minolta, die in jeder hinsicht optimal fuer astro-photographie geeignet ist: die Minolta XM (baugl. X-1 und XK), die benutze ich.


    mehr infos zu dieser (historischen) kamera:
    http://www.mir.com.my/rb/photo…wares/classics/minoltaxk/


    abgebildet ist die version mit fest angebautem motor (sehr selten). aber es gab natuerlich auch eine version ohne motor.


    u.a.:
    - wechselbarer sucher
    - lupensucher verfuegbar
    - wechselbare mattscheibe
    - klarglasscheibe mit kreuz verfuegbar
    - "B" ohne batterie
    - vorausloesbarer spiegel
    - seidenweiche ausloesung
    - sehr robust


    gruss
    stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: nafpie</i>
    ups. du meinst die Olympus OM, nicht wahr?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ja [:I]

  • @Matthias
    ups !
    Klaro nee? Teleskop gleich Objektiv ! Logo !
    Ich denke in "Schweinrucksack" Dimensionen.
    Da stimmts doch, oder?
    Objektiv rauf und schlafende 8 [:)]


    Hab mir vor ein paar Tagen eine OM1 ersteigert,
    bin schon gespannt........
    Ralf

  • Hallo Zusammen,


    ich hab's jetzt probiert. Ich habe einfach die Mattscheibe in der Mitte durchbohrt (...war ein Plastikteil...). Dort habe ich jetzt ein absolut klares Bild im Sucher. Man muß halt ein bisschen mit der Position des Auges aufpassen - genau wie bei einem schlechten Okular. Jedenfalls ist es in der klaren Mitte scharf, wenn's drumherum auf der verbliebenen Mattscheibe auch scharf ist. Das müßte eigentlich reichen.
    Na ja, mal sehen, ob's am Wochenende Sterne hat - dann werd' ich's ja sehen.


    Gruß
    Klaus

  • also ich ahtte auch schon mal das problem mit meiner alten exa exakta. nach einem anruf bei der herstellerfirma gab es 1 möglichkeit. der einfachste weg war die linse auszubauen und mit einem fusselfreiem lappen und mit zahnpastaein ein wenig polieren bis die linse durchsichtig ist. ich war natürlich auch erstmal etwas skeptisch aber es funktioniert wirklich. jetzt habe ich einen top durchblick ,ich arbeite aber eher selten noch mit der exa da ich auf webcamtechnik umgestiegen bin.


    hier noch ein wenig werbung



    http://www.astronomischer-verein-schwerin.de

  • @ Klaus (Watchgear)
    Du könntest neben der angebrachten Bohrung (da die Mattscheibe nun eh hin is) auf der Unterseite der Mattscheibe ein Stück Tesafilm in der Abm. 8 x 5 mm draufkleben. Auf diesem Stück wird dann das ankommende Licht quasi so durchgelassen, daß die Mattscheibe weniger Licht schluckt, Du siehst praktisch wie ohne Mattscheibe, aber die Schärfenebene ist noch erhalten. So könntest Du an dieser Stelle auch die Fokussierung vornehmen.
    Viel Erfolg,
    Robert

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