Saukalt wars ,aber durchaus lohnend

  • Hallo Freunde der Nacht,
    trotz eisiger Kälte konnten wir (Mike Tomitsch,Stefan Grüner und meine Wenigkeit)
    nach langer Enthaltsamkeit nicht mehr wiederstehen und haben gestern abend unseren 30 Zoll Aludob
    (Eigentum der Backnanger Sterngucker) aus der Garage geholt.
    Nach halbstündiger Fahrt kamen wir auf unserem Spechtelplatz im schwäbischen Outback an.
    Das Thermometer zeigte -10°C, bei kaltem Ostwind lag die gefühlte Temperatur nochmals 10° tiefer.[:o)]
    Schon der Aufbau ging zäh, die Riemen an der Anhängerpersenning waren steifgefroren und liessen sich nur mit Mühe öffnen.
    Nach nochmals 30 Minuten schrauben , Optikcheck , Montage von 8 Zoll Sucher und Telrad stand der Dob nun beobachtungsfertig vor uns.
    Ein Schluck heisser Tee mit karibischer Zutat und der Orion wurde aufs Korn genommen.
    Der Orionnebel im 31er Nagler haute mich nicht so von der Leiter, vielleicht zuviel erwartet?
    Die fast 8mm AP sind in hiesigen Landen ohne Filter doch etwas überzogen?
    Das olle 20er Nagler T2 ,mein Lieblingsoku am dicken 30"F4 brachte dann die Offenbarung.
    Strukturen, räümlich gestaffelt bis rein ins Trapez.
    Das Zentrum leuchtete in einem zarten grün, die Schwingen des Orionnebels in einem leuchtenden Rose.[:p]
    Die E-und F-Komponente wegen deutlicher Luftunruhe schon bei 150 fach nicht zu erhaschen.
    M43 zeichnet sich durch einen dunklen Schlauch von M42 ab, zeigt Form(ähnlich Packman) und Strukturen.
    Der Running Man (NGC 1973)darüber ist deutlich und mit gutem Kontrast als verzweigter Dunkelschlauch im zartem Nebelleuchten auszumachen.
    Das nächste Objekt ist M46 und M47 im Einhorn.
    Bei M46 zeigt sich bei 100fach ohne Filter auf Anhieb der Planetary im Sternhaufen ab, bei 220fach ist eine dunkle Mitte und das Leuchten eines Zentralsternleins deutlich zu erkennen.
    Thors Helm im Einhorn NGC 2359 macht bei 150fach und UHC Filter seinem Namen alle Ehre.[:X]
    Das Schwächere untere Horn des Helms ist deulich zu sehen,im 8 Zoll Sucher ist dieses nicht sichtbar.
    Das Objekt füllt etwa 1/3 des Gesichtsfelds im 20er Nagler aus.
    Mike und Stefan sind vom Anblick genauso begeistert wie ich.
    Der Rosettennebel ist das nächste Objekt unserer Begierde.
    Schon im 8 Zoll Sucher mit OIII Filter formatfüllend,
    kann man im grossen Dob nur den Ring in Teilstücken abfahren, der Nebel ist etwa 3 Gesichtsfelder gross.
    Dunkle Strukturen im Nebelring sind ohne Schwierigkeit deutlich auszumachen.
    Mit viel Motivation stellen wir nun den Pferdekopf Nebel ein.
    Mit dem 31er Nagler und 2 Zoll H-Betafilter ist quer durch das Gesichtsfeld ein zarter rosafarbener Vorhang auszumachen,
    und Mittendrin schaut das Gäule(Schwäbisch für Pferdchen) mit der Schnauze nach links aus der Stalltür.
    In den Hochalpen ist dieses Objekt noch einiges deutlicher auszumachen,
    aber für das schwäbische Outback ist diese Qualität der Sichtung
    durchaus zufriedenstellend.[8D]
    Der Flammennebel(NGC2024)neben dem linken Gürtelstern ist das nächste Objekt.
    Beim Herausfahren des hellen Sterns aus dem Gesichtfeld leuchtet
    schlagartig der Flammennebel auf.
    Das Einschrauben des UHC Filters verbessert den kontrast deutlich,
    und man kann von Fotos bekannte Einzelheiten ohne Schwierigkeiten sehen.
    Der Weihnachtsbaum Sternhaufen NGC 2264 ist das nächste Objekt.
    Am der Spitze des Baums ist ganz schwach der Konusnebel sichtbar.
    Ganz zufrieden bin ich nicht, ich kann mich an eine deutlich bessere Sichtung erinnern.[:(]
    Aufkommende starke Ostwinde behindern unsere Beobachtung,
    und beschleunigen das Auskühlen.
    Gefühlte Temperatur etwa -30°C
    Den Eskimonebel im Einhorn bekommen wir wegen starken Vibrationen unseres Teleskops bei heftigen Windböhen nicht mehr über 200 fach
    zitterfrei zu sehen.
    Coma leuchtet im Osten auf, aber wir beschließen nun, es ist 01:30
    abzubauen.
    Klamme Finger verhindern flotte Abbauarbeit, und so ist es kurz nach 02:00 als wir wieder Abreisefertig sind.[xx(]
    Um 02:30 kommen wir durchgefroren aber zufrieden Zuhause an.[:)]

  • Hallo Gerd,


    schöner Bericht und klasse Öffnung [:D] Hab gestern auch 8 Stunden draußen ausgeharrt, die Bedingungen waren klasse, Bericht folgt.
    Habt ihr für den Konus UHC oder Hß genommen und waren beide Kanten zu sehen? Das Objekt konnte ich leider noch nie mit Hß probieren, sondern leider nur mit UHC, und da mit negativem Ergebniss.
    Nochmal zu NGC 2438, dem PN in M 46. Den habe ich mir gestern mit 16" auch angeschaut. Wieviel Sterne hast du mit 30" im PN gesehen? Von den drei hellsten Sternen ist keiner der ZS. Der ZS hat knapp 17mag und könnte eventuell bei euch im 30" gehen. Mit 16" sind die beiden hellsten Sterne, die wohl zum Vordergrundhaufen M 46 gehören zu sehen. Ein schönes Bild gibt es z.B. hier Aber wie gesagt, ich möchte nicht zuviel vorwegnehmen, das Paar NGC 2438 und M 46 soll bald genau im Deep-Sky-Spezial (nach unten scrollen) behandelt und vorgestellt werden.


    Viele Grüße, Uwe

  • Also : Ich muß da mal ein ganz dickes Kompliment loswerden für alle, die sich bei dieser arktischen Kälte oft stundenlang ind Freie begeben haben um Sterne und Planeten zu kucken. Ich hatte es gerade mal geschafft auf der Terrasse den Nordpol mit dem Kompass anzupeilen und meine Goto-Plastikschüssel kurz und erfolglos zu justieren. Dann wurde es mir zu kalt und ich verschwand wieder im Wohnzimmer. Also : Meine absolute Hochachtung für alle Eskimos unter Euch !

  • Hallo Uwe,


    beim Konus habe ich beide Kanten schemenhaft mit UHC gesehen.
    Auf die Idee mit dem H-Beta bin ich nicht gekommen,
    kann mir aber vorstellen, daß dies erfolgreicher ist.
    Zum PN:-Uuuuuups, ich dachte es ist einer der drei Sterne![B)]
    17m geht vermutlich mit dem 30er schon, aber nicht an unseren Heimat-Standorten,
    dazu muss man in die Alpen.
    Es ist ein Top- Seeing notwendig, um mit 30" auf eine förderliche Vergrösserung zu kommen.
    Habe es bisher nur einmal geschafft mit dem Nagler Zoom 3-6 gewinnbringend auf Anschlag zu fahren.

  • Hallo Gerd!


    Toller BB, echt fesselnd zu lesen.


    Hoffentlich werde ich Euren 30"er auch mal zu Gesicht bekommen - nach dem, was ich jetzt gehöhrt, gelesen und an Bildern gesehen habe ein Wahnsinnsteil!


    Also, am 2. DCT-Sued will ich Deine Anhängerkupplung nicht unbenutzt sehen...[;)]


    So ein Gerät, unter so einem Himmel, das muss abartig sein. Schon der Anblick von M13 in Roland's 21"er hat sich in meine Netzhaut eingebrannt, wie muss dann erst M42 oder M51 oder so in Eurem 30"er aussehen....


    (das grösste Gerät, mit welchem ich schon mal gespechtelt habe, ist das 85cm Cassegrain der Sternwarte Bülach ( http://buelach.astronomie.ch/ ) Das steht aber, keine 10 KM nordöstlich vom Flughafen Zürich, denkbar ungünstig. Da bin ich besser dran, wenn ich mit meinem 12"er in'n Schwarzwald raus fahre...)

  • Hi Gerd,


    danke für die interessante Info mit dem Konus. Ist ja eigentlich ein "reinrassiges" Hß-Objekt ähnlich wie IC 434 (B33). Aber bei 30" geht dann wahrscheinlich auch der UHC...klasse [:)]
    Das mit der Vergrößerung kann ich mir gut vorstellen...ist beim 16" ja schon schwierig auf AP 1mm zu kommen. Aber wenn die Luft mal steht wie auf dem Großglockner diesen Jahres, dann brennt die Luft. Wir konnten uns mit über 1000-fach an Yves seinem 24" an unbekannten Mini-PN's und Mars vergehen, ohje...da muss die Leiter gut gegründet sein [:D]


    Viele Grüße, Uwe

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